Die PRG-Rechner von NUMERIK

(PRG=Programmiergerät)
Das Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaus entwickelte nacheinander eine Reihe von Rechnern auf Basis des K1520-Systems zur Programmierung von Maschinensteuerungen PC600, EFE700, MRS700, IRS700 sowie PMC600 (dem speicherprogrammierbaren Anpassungsteil der CNC600 und CNC-H600).
Produziert wurden die Rechner dann im VEB Numerik. Einerseits konnten die PRG-Rechner EPROMs brennen, die dann in den Steuerungen verbaut wurden, andererseits war auch eine Online-Programmierung (per Verbindungskabel) möglich. Als dritte Variante bestand die Möglichkeit der Erstellung von Lochbändern für die Steuerungen.


Computer der PRG-Serie (PRG700)

Der VEB Numerik befand sich hierbei in einem Dilemma, da die Entwicklung und Produktion von Bürocomputern dem Kombinat Robotron zugeordnet war und somit nicht in die Kompetenz des Kombinat Automatisierungsanlagenbau fiel. Die Übernahme der Entwicklung eines Programmiergerätes wurde durch Robotron jedoch abgelehnt. In dieser Situation entschloss man sich im "Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaues Karl-Marx-Stadt", die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und begann im April 1979 mit der Entwicklung des Programmier- und Inbetriebnahmegerätes PRG600.

Die Verbreitung der PRG-Rechner war trotz ihrer Universalität nur gering. Möglicherweise waren der hohe Preis (ca. 22.000 Mark) und die geringen Produktionszahlen die Ursache.


Hardware

Die PRG-Rechner basierten auf dem K1520-Standard. Typisch für die Rechner von Numerik war die Verwendung von K1520-Platinen mit direkten Steckverbindern. Die Sloteinheit hatte dafür sowohl Steckplätze für direkte als auch einige für indirekte Steckverbinder.


EPROM-Programmierung

Auf dem an der Frontplatte befindlichen eingebauten EPROM-Programmiersockel konnten EPROMs der Typen U555 und U2716 programmiert werden. Die entsprechende Programmiersoftware existierte unter den Betriebssystemen BS600, UDOS.PRG und SCP1526/710.
Zum Löschen von EPROMs war in der Frontseite der Rechner ein Schubfach eingebaut, welches bis zu acht EPROMs aufnehmen konnte. Die Löschzeit darin betrug 20 bis 40 Minuten.
Unter BS600 war die softwaregesteuerte Einschaltung der EPROM-Löschkammer möglich, während unter UDOS und SCP1526/710 die Löschung manuell per Schalter an der Geräterückwand zu aktivieren war.


Schnittstellen

Die Kopplung mit den Steuerungen PC600 und EFE700 erfolgte über eine IFSS-Schnittstelle. Die CNC600, CNC-H600 und MRS700 wurden stattdessen über eine V.24-Schnittstelle angekoppelt.
Im Zusammenspiel mit den Maschinensteuerungen verfügten die PRGs meist über eine SIF1000-Controllerkarte zum Ansteuern eines Lochbandlesers daro 1210 und eines Lochbandstanzers daro 1215. An diese Schnittstelle konnte auch ein Drucker SD1156 gekoppelt werden.
Als eher ungewöhnliche Schnittstelle ist die Anschlussmöglichkeit für einen Fernschreibdrucker F1100 oder F1200 für die Druckerausgabe zu erwähnen. Möglicherweise eine Verlegenheitslösung, weil Robotron nicht die benötigten Drucker liefern konnte und Fernschreiber leichter beschaffbar waren.


Start der Rechner

Die PRG-Rechner waren mittels des Schlüsselschalters an der Frontplatte einzuschalten.


Computer PRG600

(Alias PRG 600, PRG-600)

Das PRG600 diente im wesentlichen der Online-Programmierung der PC600 Maschinensteuerung und wurde wahrscheinlich ab 1984 in drei Varianten gebaut: 16 KByte RAM und 25 KByte ROM bildeten den Speicher.
Ein Merkmal der PRG-Serie war der eingebaute winzige Bildschirm, der beim PRG600 mit 48x10 Zeichen geschrieben wurde. Im PRG600 wurde er mit der Leiterplatte des K7221-Bildschirms angesteuert.

Die Tastatur K7609, die auch am PRG700 und PRG710 verwendet wurde, besaß keine Elektronik, sondern bildete eine einfache Schaltermatrix, die per PIO-Schnittstelle im Rechner eingelesen wurde.


frühes PRG600/2 im Ganzmetallgehäuse

Rückansicht des PRG600/2

PRG600/2, Rückseite mit abgenommenen Gehäuse.

Bildschirmmodul des PRG600

Innenansicht des PRG600/2, linke Seite

Innenansicht des PRG600/2, rechte Seite

Das PRG600 gab es in zwei Gehäuseformen: im Ganzmetallgehäuse (EGS) und im Gehäuse aus PUR-Schaum-Platten (wie beim PRG700).


Computer PRG600/4 im Purschaumgehäuse

Rückansicht des PRG600-4

PRG600/4, Draufsicht bei abgenommenen Gehäuse.

PRG600/4, Ansicht von unten bei abgenommenen Gehäuse.

Sloteinheit des PRG600/4, alle Platinen entfernt

Ausgeklappte Bildschirmplatine des PRG600/4


Platinenbestückung PRG600/1

K-Name Platine Kürzel Bedeutung des Kürzels Erläuterung
K3620 012-7035 OFS Operations- und Festwertspeicher 2k RAM + 6k ROM
K2521 012-7105 ZRE Zentrale Verarbeitungseinheit CPU + 3 KByte ROM+ 1 KByte RAM
K3525 012-7125 OPS Operationsspeicher 16k RAM
K3820 012-7045 PFS Programmierbarer Festwertspeicher 16k EPROM
- 4720-9 AS ANA Anschlusssteuerung für alphanumerische Ausgabe Bildschirmkarte
- 590068 ATP Adapter für Tastatur und Programmierzusatz EPROMer + Tastaturanschluss
- 590069 ASS Anschlusssteuereinheit seriell Drucker + EPROMer + IFSS

Beim PRG600/2 kam noch der Magnetkassettencontroller K5020, beim PRG600/3 und PRG600/4 der Diskettencontroller K5120 hinzu. Als Speicher für Anwenderprogramme konnte eine zweite RAM-Karte 012-7125 nachgerüstet werden


Software

Als Betriebssystem BS600 wurde speziell für diesen Rechner entwickelt und befand sich im ROM. Nach dem Einschalten testete das Betriebssystem zunächst die Hardware, brachte ggf. entsprechende Fehlermeldungen auf dem Bildschirm und ging anschließend ins Hauptmenü. Die gesamte Bedienung des Gerätes war menügeführt, wobei aufgrund der geringen Bildschirmauflösung von 40x10 Zeichen nicht allzuviel gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt werden konnte.


Selbsttest: Fehlermeldung wegen defekter Tastatur.

Hauptmenü des PRG600-4

Anzeige eines Diskettenkopfsatzes

Anzeige eines Disketteninhalts

Eingabemenü

Auswahl eines Eingabegerätes

Monitor-Menü

Speicheranzeige

Disketten oder Magnetkassetten wurden nur benötigt, um weitere Programme nachzuladen oder um Daten (Maschinensteuerprogramme) zu speichern oder zu laden.


Verbreitung

Vom PRG600 sind heute nur noch drei Exemplare (1x PRG600/2, 2x PRG600/4) bekannt, eins davon erfreulicherweise wieder in funktionsfähigem Zustand.


Computer PRG700

(Alias PRG 700, PRG-700)

Das PRG700 war die Weiterentwicklung des PRG600. Er war mit zwei 40-spurigen Diskettenlaufwerken K5600.20 ausgestattet, von denen das Betriebssystem BS600 oder das neue Betriebssystem UDOS.PRG geladen werden konnte. Um letzteres zu realisieren, wurde der Speicher gegenüber dem Vorgängermodell auf 64 KByte erhöht.
Die Bildschirmauflösung wurde auf 64x16 oder 80x24 Zeichen erhöht, was allerdings die Anzeigequalität wegen der sehr kleinen Bildröhre verschlechterte. Als Tastatur kam wieder die K7609 von Robotron zum Einsatz. Gegenüber dem Vorgängermodell wurde die Anzahl der Schnittstellen um eine V.24-Schnittstelle sowie zwei oder drei IFSS-Schnittstellen erhöht. Mit ihnen wurde auch die Programmierung der Maschinensteuerungen EFE700, MRS700, IRS700 sowie die Offline-Programmierung der PMC600 (speicherprogrammierbares Anpassungsteil der CNC600 und CNC-H600) möglich. Ebenso der Anschluss von Druckern.


Computer PRG700


Rückansicht des PRG700,
unten in der Mitte der EPROM-Löschschalter.

Innenansicht des PRG700,
links oben der Fernschreiberanschluss.

Platinenbestückung

K-Name Platine Kürzel Bedeutung des Kürzels Erläuterung
- TRAM 3702 OPS Operationsspeicher 64 k RAM
K2521 012-7105 ZRE Zentrale Verarbeitungseinheit CPU + 3 KByte ROM+1 KByte RAM
- 590068 ATP Adapter für Tastatur und Programmierzusatz EPROMer + Tastaturanschluss
- 590069 ASS Anschlusssteuereinheit seriell Drucker + EPROMer + IFSS
K5120 062-8250 AMF Adapter für Minifolienspeicher Floppycontroller
K8025 062-8440 ASS Adapter für serielle Schnittstellen V.24 + IFSS
K7024 012-6820 ABS Adapter für Bildschirm Grafikkarte


Verbreitung

Das PRG700 kostete 50.000 Mark.
Von diesem seltenen Rechner ist heute noch 1 Exemplar bekannt.


Computer PRG710

(Alias PRG 710, PRG-710)

Mit diesem Rechner wurde ein weiterer Schritt in Richtung Bürocomputer gemacht. Als Diskettenlaufwerke fanden zwei K5601 Verwendung, die Speicherkapazitäten bis 780 KByte gestatteten. Als Tastatur kam wieder die K7609 von Robotron zum Einsatz. Um die anstrengende Arbeit mit dem kleinen Bildschirm zu verbessern, bauten sich einige Anwender eine zweite Bildschirmkarte ein, an die dann ein externer Bildschirm K7222 angeschlossen wurde.


Computer PRG710

PRG710, Gehäuse abgenommen

PRG710, Rückseite

PRG710, Rückwand abgekommen

PRG710, innen von links

PRG710, innen von rechts


Platinenbestückung

K-Name Platine Kürzel Bedeutung des Kürzels Erläuterung
- 939702 OPS Operationsspeicher 64 k RAM
K2521 012-7105 ZRE Zentrale Verarbeitungseinheit CPU + 3 KByte ROM+ 1 KByte RAM
K7024 062-8620 ABS Adapter für Bildschirm Grafikkarte
- 590068 ATP Adapter für Tastatur und Programmierzusatz EPROMer + Tastaturanschluss
- 590069 ASS Anschlusssteuereinheit seriell Drucker + EPROMer + IFSS
K5122 062-8390 AFS Adapter für Folienspeicher Floppycontroller
K8025 062-8440 ASS Adapter für serielle Schnittstellen V.24 + IFSS
K6022 012-7090 ADA Adapter für Datenaustausch SIF1000


Software

Als Betriebssystem wurde für diesen Rechner außer den bereits bewährten BS600 und UDOS.PRG das Betriebssystem SCP1526/710 entwickelt. Unter SCP konnten herkömmliche Büroprogramme, wie Datenbankprogramme oder Textverarbeitungen ausgeführt werden.

Es gab zwei unterschiedliche Urlader im PRG710: der eine konnte nur UDOS und BS600 booten, der andere UDOS.PRG, BS600 und SCP, was im wesentlichen durch die akzeptieren Sektorlängen der Bootspuren bestimmt wurde.


System SCP auf dem PRG710

Der Rechner durchlief beim Einschalten einen Selbsttest und meldete sich mit der Ausschrift "NKM-Loader". Nach Drücken von ET wurde das Betriebssystem vom linken Laufwerk geladen.


Verbreitung

Von diesem Rechner sind derzeit noch fünf Exemplare bekannt. Ein funktionsfähiges befindet sich im Rechenwerk Halle.


Computer PRG710-1

(Alias PRG 710-1, PRG-710-1)

Dieser Computer unterschied sich von seinem Vorgänger PRG710 durch die Verwendung einer anderen Tastatur samt Controllerkarte. Beim PRG710-1 wurde jetzt die Tastatur K7672.03 verwendet, die auch am Computer A7150 benutzt wurde. Im Gegensatz zum PRG710 benötigte diese serielle Tastatur nur noch ein dünneres Kabel und wesentlich weniger Platz.


Computer PRG710-1

Rückansicht des PRG710-1

Innenansicht des PRG710-1

Arbeit am PRG710-1. Als Drucker fungiert hier eine Erika S6006


Platinenbestückung

K-Name Platine Kürzel Bedeutung des Kürzels Erläuterung
K2521 012-7105 ZRE Zentrale Verarbeitungseinheit CPU + 3 KByte ROM+ 1 KByte RAM
- 939702[B3] OPS Operationsspeicher 64 k RAM
K7024 012-6820 ABS Adapter für Bildschirm Grafikkarte
- 590068 ATP Adapter für Tastatur und Programmierzusatz EPROMer
- 590069 ASS Anschlusssteuereinheit seriell Drucker + EPROMer + IFSS
K5122 062-8390 AFS Adapter für Folienspeicher Floppycontroller
- 591247

Tastatur + V.24
K6022 012-7090 ADA Adapter für Datenaustausch SIF1000


Software

Als Betriebssystem wurden wiederum BS600, UDOS.PRG und SCP1526/710 eingesetzt, die aber aufgrund der geänderten Tastatur nicht mit den Versionen der Vorgängermodelle identisch waren.
Der Rechner durchlief beim Einschalten einen Selbsttest und meldete sich mit der Ausschrift "NKM-Loader". Nach Drücken von ENTER wurde das Betriebssystem vom linken Laufwerk geladen.


Verbreitung

Von diesem Rechner sind derzeit noch 8 Exemplare bekannt.


Computer PRG720

(Alias PRG 720, PRG-720)

Über diesen Computer ist nicht viel bekannt. Möglicherweise war es nur eine andere Bezeichnung für das PRG710-1.

Wer hat Informationen zum PRG720?


Computer PRG7000

(Alias PRG 7000, PRG-7000)

Ende der 1980er Jahre entwickelte Numerik noch ein weiteres Programmiergerät, das vornehmlich mit den Steuerungen SPS7000, SPS7100, SPS7010,, CNC700, CNC-H und MRS700 benutzt und ab 1991 gefertigt werden sollte die Ablösung des PRG710 darstellen. An der Entwicklung waren neben Numerik auch das Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaues, die Ingenieurhochschule Mittweida, EAB, WPU Rostock und MME beteiligt. Gegenüber den Vormodellen erfolgte die Zeichnung der Leiterplatten nicht mehr mit dem Zeichenbrett, sondern per Leiterplatten-CAD (OrCAD).


früher Entwurf des PRG7000

späterer Entwurf des PRG7000

Innenansicht des PRG7000

Arbeit am PRG7000

PRG7000-Bildschirminhalt

Das PRG7000 basierte auf dem 16-Bit-Mikroprozessor K1810WM86 / i8086. Um außerdem eine Nutzung bestehender 8-Bit-Software (Betriebssystem SCP) zu ermöglichen, wurde eine Koprozessorkarte KOPRG auf Basis des Prozessors U880 entwickelt, dieses Konzept aber später wieder fallen gelassen.

Das Gehäuse wurde beim PRG7000 verkleinert und sein Gewicht sank auf 15 kg, was im Hinblick auf einen mobilen Einsatz günstig war. Während die Tastatur (K7672 aus Auerbach, eingebaut in ein spezielles Gehäuse) bei den Vorgängermodellen lose war, konnte diese beim PRG7000 vor der Gerätefront befestigt werden, wodurch letztere Schutz beim Transport kam. Außerdem konnte das Gerät hochkant betrieben werden, wobei die Tastatur seitlich angesetzt war: dies kam Arbeiten in der Industrie an Stellen entgegen, wo kein Tisch vorhanden war.

Das Gerät sollte einen 9"-Farbbildschirm bekommen (Import von Tungsram, mit der Option, einen größeren externen Bildschirm K7229.21 anzuschließen), der im Textmodus mit 80x25 Zeichen angesteuert werden sollte. Eine vollgrafische Ausgabe (VGA) war auch im Gespräch.

Ein Novum war der Einsatz von 3,5"-Diskettenlaufwerken K5603. Auf der Programmierfassung konnten EPROMs U2716 bis U27256 programmiert werden. Vier IFSS-Schnittstellen standen zur Kopplung mit der Maschinensteuerung zu Verfügung, eine weitere zum Anschluss eines Druckers.


Platinenbestückung

Erste Variante:
Name Kürzel Erläuterung
414524 ZVE I16Prozessorkarte K1810WM86, 5 MHz
414744-2DRAM 256256k dRAM
414744-2DRAM 256256k dRAM
414999-0CMOS2 SRAM?
? FDC Floppycontroller, auch für Festplatte
414534-0EPROM-Z EPROMer 2716-27256
? AMA Grafikkarte
414532-4IKC Schnittstellenkarte

Zweite Variante:
Name Kürzel Erläuterung
591219-3ZVEPRGProzessorkarte K1810WM86, 5 MHz
591339 RAMPRG640k oder 1 MB dRAM
591221-4FDC2Floppycontroller
? EPROM-Z2EPROMer 2716-27512
591222 AMA2Grafikkarte
497105-2ASI4 IFSS-Schnittstellen
591340-1?KOPRGKoprozessor Z80 zur Rückwärtskompatibilität?, optional

Als Betriebssystem wurde DOS benutzt. Die Nutzung DOS-typischer PC-Programme, wie Norton-Commander und Turbo-Pascal, war möglich.

Zu einer Serienfertigung des PRG7000 (geplant waren 750 Stück pro Jahr, Stückpreis Preis: 44300 Mark) kam es aufgrund der sich 1990 stark ändernden Marktsituation nicht mehr. Es wurden lediglich drei Musterexemplare gebaut, die auch bis heute überlebt haben.

Letzte Änderung dieser Seite: 10.05.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de