Computer Robotron A7150 (SM1910, CM1910)

(Alias AC7150, AC 7150, AC-7150, A 7150, A-7150, BC7150, BC 7150, BC-7150, SM1910, SM 1910, SM-1910, CM 1910, CM-1910, K 1711)

Der A7150 stellte die Weiterentwicklung des A7100 dar und wurde 1988 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Hersteller war der VEB Robotron-Elektronik Dresden. Gegenüber seinem Vorgängermodell hatte der A7150 ein überarbeitetes Gehäuse und die Option für eine Festplatte und einen Coprozessor 8087 erhalten.


A7150. Dieser Bildschirm wurde vermutlich nie ausgeliefert.

Computer CM1910

Neu war auch ein BIOS, das die direkte Benutzung des Betriebssystems DCP ermöglichte und damit dem A7150 eine weites Spektrum an Software bescherte.

Obwohl der A7150 äußerlich wie ein PC aussah, unterschied er sich mit seinem Multibus-1-kompatiblem Bussystem MMS16 und der mechanischen Konstruktion in Form einer Rückverdrahtungseinheit doch erheblich.

Die Bezeichnung SM1910 stammt daher, dass der Rechner in das Kleinrechnersystem des RGW (SKR) eingegliedert wurde. Die meisten Exemplare des A7150 wurden unter diesem Namen verkauft. "CM1910" ist das gleiche wie "SM1910", aber in kyrillischen Buchstaben geschrieben. Das Gehäuse des Rechners mit Netzteil und Sloteinheit wurde auch als "RGG K1711" bezeichnet.

Eine besondere Variante des A7150 war der K8918, der als Terminal für K1840-Rechner Anwendung fand.


Hardware

Der A7150 besaß gegenüber den klassischen PCs keine Hauptplatine, sondern eine Rückverdrahtungseinheit (Backplane), in deren universelle Schächte die einzelnen Funktionseinheiten (Speicher, Subsysteme, Controller) gesteckt wurden. Der A7150 besaß acht Slots auf der Rückseite und drei Slots auf der Vorderseite. Die vorderen drei Slots gingen auf einen Localbus, die beiden obersten Slots auf der Rückseite auf einen weiteren Localbus. Nachteilig beim A7150 war, dass alle Slots von Haus aus belegt waren, es also keinen Platz für Erweiterungen gab.

Gegenüber dem A7100 wurde auch die Grafikkarte überarbeitet und auf den Anschluss des schnelleren Bildschirms K7229.25 eingestellt. Die Bildschirmauflösung im Grafikmodus erhöhte sich in diesem Zuge auf 640x480 Punkte. Außerdem wurde der Anschluss von Farbbildschirmen, wie dem K7234 möglich. Über einen entsprechenden Adapter konnte auch der K7233-Bildschirm angeschlossen werden. Um den Subsystemprozessor des KGS-Moduls zu entlasten, arbeitete auf der Grafikkarte jetzt ein grafischer Coprozessor U82720, was den Bildaufbau beschleunigte.

Seltener gab es auch eine nicht-grafikfähige A7150-Variante. Der durch die eingesparte KGS-Platine gewonnene Slot konnte dabei für eine weitere Speicherplatine genutzt werden, wodurch der Gesamtspeicher auf 768 KByte ausgebaut werden konnte.

Als Festplatten kamen hauptsächlich die Typen K5504.20 (20 MByte MFM) und K5504.50 (50 MByte MFM) zum Einsatz. Die maximalen Plattenwerte waren 1024 Spuren und 8 Köpfe. Damit konnten also theoretisch Festplatten bis 70 MByte Größe benutzt werden. Der Einbau einer 2. Festplatte war bereits vorgesehen, wurde aber BIOS-seitig erst bei den letzten Modellen realisiert. Die Geometrie der Festplatte wurde softwareseitig auf der Festplatte abgelegt, ähnlich wie die AutoDetect-Funktion bei modernen Rechnern. Dadurch war es möglich, beliebige Festplattengeometrien zu verwalten, vorausgesetzt die Spuranzahl war kleiner als 1025 und die Kopfanzahl war kleiner als neun. Zum Konfigurieren der Festplatte für alle Betriebssysteme wurde das Programm MWINCH unter dem Betriebssystem DCP1700 eingesetzt.


Hardware-Struktur des A7150

Speziell unter dem Betriebssystem DCP war die standardmäßige Speicherbestückung mit 512 KByte RAM (verteilt auf 2 Platinen) bei größeren Programmen (CAD) ein Problem. So wurde nachträglich die 1-MByte-RAM-Karte K3572 entwickelt, die allerdings kaum noch in Umlauf kam. Ungünstigerweise fiel mit Einsatz dieser Platine die Nutzung des Betriebssystems SCP1700 weg, das nur für Speichergrößen bis 920 KByte ausgelegt war.


Innenansicht des A7150

Da die Tastatur unter den Betriebssystemen SCP, BOS und MUTOS direkte Buchstaben liefern musste, hingegen bei DCP der Scancode erwartet wurden, wurde sie umschaltbar konstruiert. Beim Booten erkannte der Rechner selbständig, welche Art von Betriebssystem geladen wurde und schaltete die Tastatur entsprechend um. Als Tastatur kam die K7672.03 zum Einsatz, die auch in den letzten Modellen des Computers A7100, am Mansfeld MPC und am PRG710-1 ihren Dienst tat.

Die Stromversorgung des Rechners war dreigeteilt: Außerdem waren zwei Drehzahl-überwachte Lüfter im Gehäuse. Lief einer davon nicht an oder war die Drehzahlüberwachung verschmutzt, schaltete sich der Rechner nach 6 Sekunden wieder ab und blinkte vorn mit der gelben LED.

Das Gehäuse war sehr kompliziert aufgebaut und stellte Nicht-Fachleute häufig vor Probleme: Zum Öffnen des Rechners waren die 4 Schrauben seitlich an der Rückwand zu lösen und die Rückwand abzunehmen. Als nächstes waren die beiden Seitenteile nach hinten herauszuziehen. Anschließend konnte mit einem kräftigen Ruck nach hinten die Deckplatte abgenommen werden.
Bis man an die Festplatte oder die Laufwerkscontroller kam, mussten ggf. noch einige weitere Schritte unternommen werden: Dazu waren die 4 Schrauben seitlich an der Frontblende zu lösen, anschließend konnte die Frontblende nach Abziehen des Flachbandkabels abgenommen werden. Danach war die Senkschraube, die sich oben zwischen Diskettenlaufwerken und Festplatte befand, zu lösen. Daraufhin ließ sich der Metallbügel zwischen zwischen Diskettenlaufwerken und Festplatte aushängen und ein darunter befindliches senkrechtes Blech entfernen. Die Diskettenlaufwerke konnten daraufhin nach vorn-oben ausgehängt und anschließend die Festplatte nach links-oben ausgehängt werden.
Beim Zusammenbau war zu beachten, dass die Frontblende aufgrund der großen Bohrungen verschiebbar war, was sich auf das Wieder-Einfädeln der Deckplatte auswirkte.
Eine Demontage der Netzteile oder des Netzfilters war mit noch größerem Aufwand verbunden.


Platinenbestückung für vollgrafische Variante (in Einbaulage)

Name K-Name Kürzel Bedeutung des Kürzels Bemerkungen
031-0670
und
031-0680
K7075 ABG Anschlusssteuerung für Bildschirm, grafisch Grafikkarte, zur Ansteuerung des Bildschirms
031-0360 K7070.20 KGS Kontroller für grafisches Subsystem Grafisches Terminal. steuert ABG, Tastatur (IFSS) und Grafiktablett (V.24)
031-0340 K5170.20 KES Kontroller für externen Speicher für Festplatte und Floppy (wahrscheinlich auch Magnetband vorgesehen)
031-0300 K3571 OPS Operationsspeicher 256k Byte RAM
031-0350 K2771.30 ZRE Zentrale Recheneinheit enthält Prozessor + Coprozessor, Interfaces IFSS und Centronics
031-0300 K3571 OPS Operationsspeicher 256k Byte RAM, Adresse 0
031-0400 K8071 ASP Anschlusssteuerung seriell und parallel Interfaces V24, IFSS und IFSP
031-0700 K5171.30 AFS Anschlusssteuerung für Folienspeicher Floppycontroller (ist vorn im Gerät)
031-0660 K5172 AFP Anschlusssteuerung für Festplatten Festplattencontroller (ist vorn im Gerät)

Defekte in den Platinen ZVE, KGS, KES sowie der 1. RAM-Karte führten zu einem trillernden Lautsprecherton.


Platinenbestückung für Textmodus-Variante (in Einbaulage)

Name K-Name Kürzel Bedeutung des Kürzels Bemerkungen
031-0310 K7071 ABS Anschlusssteuerung für Bildschirm Grafikkarte, 80 Zeichen in 25 Zeilen bei 50 Hz, 2 Helligkeitsstufen
031-0300 K3571 OPS Operationsspeicher 256k Byte RAM
031-0340 K5170.20 KES Kontroller für externen Speicher für Festplatte und Floppy (wahrscheinlich auch Magnetband vorgesehen)
031-0300 K3571 OPS Operationsspeicher 256k Byte RAM
031-0350 K2771.30 ZRE Zentrale Recheneinheit Enthält Prozessor + Coprozessor, Interfaces IFSS und Centronics
031-0300 K3571 OPS Operationsspeicher 256k Byte RAM
031-0400 K8071 ASP Anschlusssteuerung seriell und parallel Interfaces V24, IFSS und IFSP
031-0700 K5171.30 AFS Anschlusssteuerung für Folienspeicher Floppycontroller (ist vorn im Gerät)
031-0660 K5172 AFP Anschlusssteuerung für Festplatten Festplattencontroller (ist vorn im Gerät)


Schnittstellen


Rückansicht des A7150, Rückwand abgenommen


Zubehör

Als externe Geräte konnten angeschlossen werden:

Netzwerkfähigkeit

Die eingebauten IFSS-Schnittstellen ermöglichten eine direkten Datenaustausch mit anderen Rechnern / Geräten bis zu einer Entfernung von 500 m.
Über die V.24-Schnittstelle konnten Übertragungsgeräte für größere Entfernungen (Modem VM2400, GDN K8172) angeschlossen werden.
Außerdem wurde für den A7150 eine Rolanet-Adapterkarte entwickelt, die die Verbindung mit ROLANET1-Netzwerken ermöglichen sollte. Diese Anwendung war leider äußerst selten und es ist heute auch keine Existenz einer solchen Rolanet-Karte mehr bekannt.


Kompatibilität

OPS, AFS und ASP wurden unverändert vom Computer A7100 übernommen.
ZRE, KGS und KES sind mit den Varianten vom A7100 äußerlich gleich, wurden aber mit neuer Firmware bestückt und sind daher nicht mit dem A7100 austauschbar.

Die Grafikkarte war in der Lage, den CGA-Standard zu emulieren, wobei sie aber weit von ihren maximalen Fähigkeiten (640x480 Punkte, 8 Farben) entfernt war.


Rechner-Start

Nach dem Einschalten führte der Rechner den ACT (A7150 Confidence Test) aus dem ROM aus.
Der ACT überprüfte die Hardware des Rechners und meldete ggf. Fehler.


ACT des A7150

Monitorprogramm des A7150

Beim Test des PIC konnte man einige Sekunden lang ein Zeichen zwecks Tastaturtest eingeben. Außerdem konnte so das Verhalten des Rechners nach dem ACT beeinflusst werden. Durch Eingeben eines Das Monitorprogramm enthielt Befehle zum Auswählen der Bootpartition sowie Befehle zum Debuggen des Rechners. Wichtige Kommandos waren: Der Rechner suchte als erstes eine Diskette im ersten Diskettenlaufwerk (A:).
War diese bootfähig, bootete er von Diskette. War sie nicht bootfähig, bootete er von Festplatte.


Software

Als Betriebssysteme kamen zum Einsatz: Das Softwareangebot unter BOS1810 und MUTOS1700 war sehr mager, was sich auch in der geringen Verbreitung dieser Betriebssysteme widerspiegelte.

Nicht viel besser sah es unter SCP1700 aus. Hier gab es aber eine Reihe von Büroanwendungen, wie Datenbankprogramm und Textverarbeitung.
Allerdings gab es diese Programme meist in besserer Version unter DCP. Daher wurde SCP meist nur dort eingesetzt, wo es auf eine Kompatibilität mit A7100-Rechnern ankam.

Die große Welt der Software erschloss sich für den A7150 erst unter dem Betriebssystem DCP.
Neben einigen speziell für DCP entwickelten Anwendungen konnten auch die meisten DOS-Programme auf diesem Rechner gestartet werden.
Grafikseitig hatte der A7150 für internationale Programme eine Unterstützung des CGA-Standards, der eine Grafikauflösung von 320x200 Punkten bei 4 Farben definierte. Damit wurden auch ein großer Teil der damals verfügbaren Spiele lauffähig.
Für grafikintensive Anwendungen, wie AutoCAD und CADdy wurden spezielle Treiber geschrieben, die Grafikausgaben mit 640 x 480 Punkten bei 8 Farben zuließen. Als CAD-Programme kamen weiterhin die Programme GEDIT, POLYCON, MultiCAD und PCCAD zum Einsatz.

Bei hardwarenah programmierten DOS-Anwendungen gab es teilweise Schwierigkeiten, da der A7150 hardwareseitig nicht ganz kompatibel zum IBM-PC war. Trotzdem wurde nach einer Anpassung der Treiber sogar die Nutzung von Microsoft Windows, Version 3.0 auf diesem Rechner möglich.


Verbreitung

Da für einfache Büroaufgaben die 8-Bit-Rechner leistungsseitig meist ausreichend waren, erfolgte in der DDR der Umstieg auf die 16-Bit-Rechner nur zögerlich. Vom A7150 wurden zusammen ca. 38.000 Exemplare gefertigt.

Der Preis des A7150 lag anfangs 1988 bei 56.873 Mark, ein Jahr später sank er auf 43.969 Mark, die letzten Geräte wurden in der DDR (1990) für 36.000 Mark verkauft. Nach der politischen Wende wurden die Lagerbestände für 300 DM verramscht. Obwohl der A7150 technisch wesentlich aufwendiger gebaut war als der konkurrierende EC1834, unterschieden sich beide Rechner im Preis nur wenig.

Durch seinen exotischen Aufbau und seine Vielseitigkeit ist der A7150 heute ein beliebtes und begehrtes Sammlerstück.


Literatur

[1] VEB Robotron-Elektronik Dresden: Arbeitsplatz-Computer A7150 Betriebsdokumentation, Band 1: Rechner und Geräte, 1.56.705001.2/53; 1987
[2] Stammer, Eckehart: Die Arbeitsplatzcomputer A 7100 und A 7150 ; Berlin, Verlag Die Wirtschaft 1988, ISBN 3-349-00306-0

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