Speicherprogrammierbare Steuerungen von Erfurt Electronic



Programmierbare Kleinsteuerung EFE700

(Alias EFE 700, EFE-700)

Diese Kleinsteuerung wurde im Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaues Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) entwickelt und ab etwa 1985 im VEB Erfurt Electronic produziert. Das Einsatzgebiet war vorrangig auf Werkzeugmaschinen konzentriert, besonders auf die Konsolfräsmaschinen des Fritz-Heckert-Kombinats.


Steuerrechner EFE700, Variante 1

EFE700, Variante 3

Steuerrechner EFE700, Variante 5

Rückseite desselben Geräts.

Technische Daten

Einsatzklasse nach TGL 9200+5/+55/+35/80/1102Programmierbare FunktionenLogische Grundfunktionen, Klammerverarbeitung
SchutzgradIP00Wortlänge2 Byte pro Anweisung
Betriebsspannung24V +25%/-15% max. 5% WelligkeitVerarbeitungszeit0,8ms/1000 Anweisungen
Leistungsaufnahme18WEin- und Ausgabezeit2,7ms/100 Ein- bzw. Ausgaben
Mechanischer AufbauKompaktkassetteLogikprogrammierspeicherEPROM max. 2000 16-Bit-Worte
Abmessungen der Varianten in mm1: 171x265x180
2: 222x265x180
3: 324x265x180
4: 400x265x180
5: 501x265x180
InbetriebnahmespeicherCMOS-RAM, 4 KByte batteriegestützt, wahlweise als Logik oder Sonderprogrammspeicher
Ein- und Ausgängemax.256ParameterspeicherCMOS, 512byte batteriegestützt
Zeiten und Zähler16 Zeiten mit maximalen Zählwert 256SchnittstelleIFSS-Schnittstelle mit IEC-Steckverbinder 25 polig, vorzugsweise zum Anschluss der Programmiergeräte
ZeittakteT1=0,1s, T2=1s, T3=1minProgrammiertechnikBildschirmgeräte PRG 600-4 oder PRG 700, tragbares Programmiergerät TPG 700

Als Ein- und Ausgabebaugruppen gab es verschiedene, dem Anwendungszweck angepasste Steckkarten:

NameFunktion
Eingabebaugruppe I-3232 Eingänge, 24V (DC) plusschaltend
Eingabebaugruppe I-32I32 Eingänge für minusschaltenden Initiator
Ausgabebaugruppe O-T1616 Transistorausgänge plusschaltend, kurzschlussfest, 4x24V (DC), 2,2A und 12x24V (DC), 0,25A
Ausgabebaugruppe O-R1616 Relais, 4x RGS13, 12x GBR12
Ausgabebaugruppe O-R16D16 Relais, 4x RGS13, 12x GBR12, mit Diodenschutzbeschaltung
Ausgabebaugruppe O-T88 Transistorausgänge plusschaltend, kurzschlussfest, 24V (DC), 2,5A
Ein- und Ausgabebaugruppe I-8/O-T8 8 Eingänge wie I-32, 8 Transistorausgänge plusschaltend, kurzschlussfest, 24V (DC), 500mA
Analogausgabebaugruppe D/A-22 Analogausgänge, -10...10V, Auflösung 12bit
Analogausgabebaugruppe D/A-44 Analogausgänge, -10...10V, Auflösung 12bit
Inbetriebnahme-Kartenbaugruppe I-KBfür Reparatur bzw. Überprüfung aller EA-Kartenbaugruppen.

Der Rechnerteil mit dem Einchipmikrorechner U8830 mit 2 KByte EPROM als Betriebssystem und 1 KByte RAM als Arbeitsspeicher und mit der Biteinheit U1500D war in TTL-Technik unter weitgehender Verwendung von LS-TTL-Bausteinen realisiert. Die Anschlusssteuerung zur Ansteuerung der Ein- und Ausgabebaugruppen war in CMOS-Technik mit 12V Versorgungsspannung aufgebaut und über Optokoppler vom Rechnerteil galvanisch getrennt. Funktionell gehörten zur ZVE zwei frontseitig ansteckbare Speichermodule für Anwenderlogik (boolesche Anweisungen) und Sonderprogramme. Die Module von jeweils max. 4KByte gab es in der Ausführung mit EPROM (U2716) oder gestützten RAM (U224).


ZVE der EFE700

Netzteil der EFE700

Platine OR16

Platine I32

Der Prozessor U8830 arbeitete mit einem 2-KByte-großem Betriebssystem, das im EPROM U2716 gespeichert war und realisierte dabei im wesentlichen die Ein- und Ausgaberoutine zum Prozess, Überwachungsfunktion, Software für Zähler und Zeitglieder, den Merkeraustausch mit der Biteinheit und den seriellen Datenaustausch mit Programmiergeräten sowie die Ausführung der vom Programmiergerät übergebenen Kommandos. Während die Biteinheit mit hoher Geschwindigkeit die Logikbefehle vom Anwenderspeicher abarbeitete, war der U8830 in der Lage, Programme des Sonderspeichers auszuführen.

Die Biteinheit meldete das Ende des Anwenderprogramms durch ein Interruptsignal an den U8830 und dieser führte daraufhin die Ein- und Ausgaberoutine durch. Die Arbeit der Biteinheit vollzog sich in drei Schritten: Die Biteinheit U1500D wurde als anwendungsspezifische integrierte Schaltung (ASIC) mit der CMOS-Standardzellentechnik des VEB ZFT Mikroelektronik Dresden entwickelt, um in einer programmierbaren Steuerung vorrangig zu bewältigende Aufgaben in der Booleschen Verarbeitung von Maschinensignalen speicherplatzsparend und mit hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit zu realisieren.


Struktur der EFE700

Struktur der EFE700-ZVE

Von der EFE700 haben einige Exemplare bis heute überlebt. Mehrere funktionierende befinden sich im Rechenwerk Halle.


Modulare Mikrorechnersteuerung EFE720

(Alias EFE 720, EFE-720)

Diese SPS wurde ebenfalls im Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaues entwickelt und von Erfurt Electronic ab 1986 in kleiner Stückzahl gefertigt. Im Gegensatz zur EFE700 hatte die EFE720 einen K1520-kompatiblen Rechnerbus, konnte damit auch mit den gängigen Steckkarten von Robotron, Numerik und EAW bestückt werden.


Steuerrechner EFE720

Steuerrechner EFE720

Kartenauswahl der EFE720

Wir die EFE700 hatte die EFE720 auf der Prozessorkarte eine Kombination aus einem Einchipmikrorechner UB8830 (als Bedienrechner) und einen schnellen Bitprozessor U1500 (Bitmuster 004) zur Ausführung der logischen Operationen. Bei Bedarf konnte die EFE720 auch als Mehrprozessorsystem aufgebaut werden. Erfurt Electronic lieferte neben der CPU-Karte passende Ein- und Ausgabekarten (Transistor- und relaisbasiert). Zur Stromversorgung dienten STM-Standard-Netzteilmodule von Robotron.


Prozessorkarte der EFE720

16-Bit-Eingabekarte der EFE720

8-Bit-Relaisausgabekarte der EFE720

Die EFE720 wurde für Inbetriebnahmezwecke über eine V.24-Schnittstelle programmiert, wahrscheinlich primär mit PRG-Computern von Numerik. Ihre BOOL-Sprache war dabei kompatibel mit der Sprache der EFE700. Im produktiven Einsatz wurden die Programme dann auf EPROMs gebrannt und per Steckkarte in die Steuerung gesteckt.

Die EFE720 war (im Gegensatz zur EFE700) schon in der DDR sehr selten. Bis heute hat vermutlich nur 1 Exemplar überlebt.


Modulare Mikrorechnersteuerung EFE730

(Alias EFE 730, EFE-730)

Bei der EFE730 handelt es sich um eine weitere, von Erfurt Electronic gebaute SPS auf Basis des K1520-Busses. Der primäre Unterschied zur EFE720 bestand darin, dass die EFE730 über Tastatur und einen Bildschirm verfügte, damit leistungsseitig oberhalb der EFE720 ansetzte.

Zur Programmerstellung der EFE730 gab es ein ebenfalls auf K1520-Basis arbeitendes, mit Bildschirm und Diskettenlaufwerk ausgerüstetes Programmiergerät. Alternativ konnte für kleine Änderungen das TPG700 benutzt werden.

Die EFE730 gilt heute als ausgestorben.
Hat irgendwo eine EFE730 überlebt?


Bediengeräte für die EFE-Rechner

(Alias TPG 700, TPG-700, BSM 700, BSM-700, BAM 700, BAM-700, BM 700, BM-700)

Für kleine Änderungen an Programmen war das Tragbare Programmiergerät TPG700 gedacht. Es ermöglichte das Übertragen von ROM-Inhalten in den Inbetriebnahmespeicher, das Programmieren von EPROMs, Erstellung und Änderung von Programmen, Anzeigen von Datenworten und das Zwangssetzen von Eingängen und Ausgängen.

Eine abgerüstete Version des TPG700 war das BSM700 (z.T. auch als BAM700 oder BM700 bezeichnet). Bei ihm fehlten die Möglichkeit der EPROM-Programmierung und die der Programmänderung, es war also primär als Anzeigewerkzeug gedacht.


Servicegeräte BSM700 und TPG700

TPG700, geöffnet

Servicegerät TPG700

TPG700, Ansicht von hinten

Beide Geräte verfügten über eine 16 stellige LED-Matrixanzeige (á 5x7 Punkte) und Folientastaturen mit 32 Tasten. Sie wurden über eine IFSS-Schnittstelle mit der EFE verbunden, über die sie auch mit Strom (24V) versorgt wurden. Beide Geräte konnten als Auftischgeräte (mit ausklappbarer Stütze) benutzt werden oder zum Einbau in die Schaltschranktür.

Von TPG und BSM haben einigen Exemplare überlebt, wobei das BSM seltener ist.



Letzte Änderung dieser Seite: 19.11.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de