Paralleldrucker
Paralleldrucker wurden meist im Großrechnerumfeld eingesetzt.
Sie hatten eine sehr hohe Geschwindigkeit (teilweise über 1000 Zeilen/min), die Druckqualität war hingegen nicht allzu hoch und auf 1 Schriftart und Schriftgröße begrenzt.
Typisch für diese Ausdrucke waren die (meist der Höhe) leicht schwankenden Buchstaben, die durch ungewolltes mechanisches Spiel hervorgerufen wurden,
da die meisten Paralleldrucker mit "fliegendem Druck" arbeiteten, also mechanisch nicht während des Druckvorgangs anhielten.
Druckbild eines Paralleldruckers
| Druckbild eines Paralleldruckers |
Die meisten Paralleldrucker arbeiteten nach dem Typenwalzenprinzip:
im Drucker befanden sich auf einer langen Achse viele außen mit geprägten Buchstaben (Lettern) besetzte Stahlräder.
Über einen Motor wurden diese Räder gemeinsam bewegt.
Kam der benötigte Buchstabe bei der Drehung passend vor dem Papier vorbei,
wurde das Papier samt Farbtuch durch einen magnetischen Hammerschlag (jede Buchstabenposition besaß einen eigenen Hammer) durch auf die Type geschlagen.
Die Typenwalze machte also pro Zeile maximal 1 Umdrehung.
Ein leicht anderes Druckverfahren benutzen die Stahlband- bzw. Kettendrucker:
bei ihnen waren die Buchstaben auf einem permanent waagerecht rotierenden Endlosband bzw. auf den Gliedern einer permanent waagerecht umlaufenden Kette angebracht.
Kam der gewünschte Buchstabe an der Druckposition vorbei, wurden Papier und Farbtuch mit einem elektromagnetischen Hammer auf die Type geschlagen.
Mit spätestens einer Umdrehung des Bandes bzw. der Kette war eine Zeile fertig.
Da die Produktion der Paralleldrucker innerhalb des RGW auf die einzelnen Länder aufgeteilt war, wurden die meisten Paralleldrucker in die DDR importiert.
Auch die Typenstangen- und Typenscheiben-Druckwerke vieler Rechenmaschinen, Buchungsautomaten
und Tabelliermaschinen stellten per Definition Paralleldrucker dar,
ebenso Messwertdrucker, wie SD1130, SD1132
und die Thermo-Streifendrucker.
Paralleldrucker EC7032
(Alias EC 7032, EC-7032, ES7032, ES 7032, ES-7032)
Dieser in der Sowjetunion produzierte Drucker arbeitete mit einer Geschwindigkeit von 800-900 Zeilen/Minute bei einer Druckbreite von 128 Zeichen.
Neben dem Original konnten gleichzeitig bis zu 5 Kopien erstellt werden.
Der Zeichenvorrat bestand aus 83 Zeichen.
Der EC7032 gilt heute als ausgestorben.
Paralleldrucker EC7033
(Alias EC 7033, EC-7033, ES7033, ES 7033, ES-7033)
Der EC7033 wurde in Polen hergestellt und arbeitete mit einer Geschwindigkeit von 600-1800 Zeichen/Minute und einer Breite von 128 oder 160 Zeichen/Zeile.
Er wurde z.B. mit dem Rechner Robotron 4000 oder dem ESER-Großrechner EC1055 gekoppelt.
Der Zeichenvorrat bestand aus 84 lateinischen oder kyrillischen Zeichen.
Als Papierart wurde, wie bei allen Paralleldruckern, randgelochtes Leporellopapier benutzt, wobei gleichzeitig 1 Original und max. 5 Durchschläge bedruckt werden konnten.
Drucker EC7033
| Drucker EC7033 |
Mit seinem 2,5 kW Stromverbrauch war er für 380V-Drehstromnetze prädestiniert.
Die Kopplung mit dem Großrechner wurde über das SIF ESER-Interface hergestellt.
Arbeit am EC7033 |
Der EC7033 gilt heute als ausgestorben.
Paralleldrucker EC7033M
(Alias EC 7033M, EC 7033 M, EC-7033M, ES7033M, ES 7033M, ES-7033M)
Dieser Typenwalzendrucker wurde in Polen von der Firma MERA-Blonie hergestellt
und wurde z.B. mit dem Eser-Rechner EC1055 gekoppelt.
Die Druckgeschwindigkeit betrug 1200 Zeichen/Minute.
Der Zeichenvorrat bestand aus 84 lateinischen und kyrillischen Zeichen.
Als Papierart wurde, wie bei allen Paralleldruckern, randgelochtes Leporellopapier benutzt.
Die Formular-Steuerung des Druckers erfolgte über ein Endlos-Lochband.
Drucker EC7033M
| Rückseite des EC7033M |
Papiertraktor des EC7033M
| Farbtuchtransporteinheit |
Drucker-Bedienfeld |
Ausschnitt der Typenwalze
| Ausschnitt des Hammermagazins |
Die Kopplung mit dem Großrechner wurde über ein SIF ESER-Interface hergestellt.
Vom EC7033M ist heute noch die Existenz vom 3 Exemplaren bekannt.
Paralleldrucker EC7037
(Alias EC 7037, EC-7037, ES7037, ES 7037, ES-7037)
Über dieses Gerät, das am Großrechner EC1055 verwendet wurde, liegen leider noch keine Informationen vor.
Paralleldrucker EC7039
(Alias EC 7039, EC-7039, ES7039, ES 7039, ES-7039)
Es handelt sich bei diesem Gerät um einen Kettendrucker
zum Anschluss an den ESER-Rechner EC1055 und EC1057.
Er diente der schnellen Druckausgabe und konnte bis zu 1500 Zeilen / Minute bei einer maximalen Zeilenbreite von 160 Zeichen drucken.
Wie alle Kettendrucker war er nicht grafikfähig.
Drucker EC7039.M1
| Innenansicht des Geräts |
Heraus geklappte Ketteneinheit mit dem Farbtuch
| Hammerbank |
Detailaufnahme der Typenkette |
Vom EC7039 sind heute noch 2 Exemplare bekannt: Sie befinden sich im Industriemuseum Chemnitz und im Bunker Fürstenwalde.
Paralleldrucker PD475
(Alias PD 475, PD-475)
Dieser Drucker wurde von 1967-1977 im Büromaschinenwerk Sömmerda in einer Stückzahl von 706 Exemplaren produziert
und speziell in Zusammenarbeit mit dem Großrechner R300 eingesetzt.
Er bewältigte Ausdrucke mit einer Breite von bis zu 156 Zeichen bei einem Zeichenvorrat von 57 Zeichen.
Außer dem Original konnten bis zu zwei Durchschläge bedruckt werden.
Um einen Papierwechsel bei Benutzung unterschiedlicher Papiersorten zu vermeiden, besaß der PD475 zwei Druckbahnen nebeneinander.
Die Druckgeschwindigkeit lag bei 300 Zeilen / Minute.
Paralleldrucker PD475
| Paralleldrucker PD475 |
Druckwalze des PD475 |
Vom PD475 hat ein Exemplar in den Technischen Sammlungen Dresden überlebt.
Paralleldrucker PD476 / EC7035
(Alias Soemtron 476, PD 476, PD-476, EC 7035, EC-7035)
Dieser Paralleldrucker wurde als Nachfolger des PD475 im Büromaschinenwerk Sömmerda von 1971-83 gebaut
und an ESER-Rechnern eingesetzt, z.B. dem R21 oder dem EC1040.
Der Zeichenvorrat wuchs auf 64 Zeichen, der zweite Papiertraktor entfiel, Druckbreite war 130 Zeichen.
Auf der Druckwalze waren 33 Zeichen doppelt vorhanden, was dazu führte, dass bei einer Umdrehung bis zu 2 Zeilen gedruckt werden konnte.
Die Druckgeschwindigkeit erhöhte sich gegenüber dem Vorgängermodell daher auf 600 Zeilen pro Minute.
Der PD476 wurde in das ESER als EC7035 eingegliedert.
Da Paralleldrucktechnik im Rahmen der arbeitsteiligen Produktion ESER aus der DDR angezogen wurde, war dem PD476 kein großer Erfolg beschieden.
Die Stückzahl des PD476 scheint recht kleine gewesen zu sein.
Ob er jemals über den Prototypenstatus hinaus kam, ist ungewiss.
Heute gilt er als ausgestorben.
Paralleldrucker PD478 / EC7031
(Alias EC 7031, EC-7031, ES7031, ES 7031, ES-7031, PD 478, PD-478, PD478)
Der von Robotron Sömmerda ab 1972 in einer Stückzahl von 1312 Exemplaren produzierte Typenwalzendrucker EC7031
(werksintern als "Soemtron 478" bzw. "PD478" bezeichnet) arbeitete mit Druckbreite von 156 Zeichen/Zeile bei maximal drei Kopien (Durchschläge)
und wurde z.B. mit den Großrechnern R21,
Robotron 4000 und EC1055 gekoppelt.
Bei alphanumerischer Ausgabe erreichte er eine Geschwindigkeit von 900 Zeilen/Minute,
bei numerischer Ausgabe von 1800 Zeilen/Minute, war damit dem Schwestermodell PD476 leistungsseitig überlegen.
Die höhere Geschwindigkeit bestimmter Zeichen wurde dadurch erreicht, dass einige Zeichen doppelt auf der Walze vorhanden waren,
damit bereits nach einer halben Walzenumdrehung die Zeile fertig war.
Der Zeichenvorrat bestand aus 96 Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen.
Codiert wurden sie im damals üblichen EBCDIC-Code.
Grafik konnte der EC7031 nicht ausgeben.
Als Papierart wurde, wie bei allen Paralleldruckern, randgelochtes Leporellopapier (Druckbreite von 156 Zeichen) benutzt:
Der EC7031 konnte ein Original und 3 Durchschläge (Kopien) gleichzeitig drucken.
Drucker EC7031
| Rückseite des EC7031 |
Die Steuerung des Formulars (also der Vorschub über die Abrisskante) entweder durch den Großrechner
order durch ein Endlos-Lochband im Inneren des Druckers vorgenommen.
Bei den Prototypen-Exemplaren lagen die Bedienelemente auf der Geräteoberseite.
Sie wurden später zum Schutz gegen versehentliches Abbrechen beim Abstellen von Gegenständen
(z.B. Wechselplatten) an die Seitenwand verlegt.
Die Elektronik des PD478 war aus KME3-Bauteinen aufgebaut.
Der Stromanschluss erfolgte über das 220V-Netz oder 380V-Netz bei einer Leistungsaufnahme von 2,2 kW.
Mit seinen 750 kg Gewicht war der PD478 nicht gerade ein Leichtgewicht und seinen 2,7m Breite auch nicht gerade ein Winzling.
Datenseitig wurde der Drucker über ein SIF ESER-Interface
mit dem Großrechner verbunden.
Während eine Zeile gedruckt wurde, wurde bereits die nächste Zeile von Großrechner geladen und im Drucker zwischengespeichert.
Der EC7031 gilt heute als ausgestorben.
Paralleldrucker VT23000
Dieser Drucker war ein Importgerät, wurde von der ungarischen Firma Videoton produziert und war eine Lizenzproduktion von der amerikanischen Firma DataProducts.
Er wurde nur selten in der DDR eingesetzt, am ehesten an K1600-Rechnern und natürlich an ungarischen Rechnern, wie dem VT20/IV/M.
Der VT23000 arbeitete nach dem Typenkettenprinzip,
allerdings saßen die Typen beim VT23000 auf einem flexiblen Stahlband.
Es konnte bis zu einer Breite von 136 Zeichen gedruckt werden.
Drucker VT23000 |
Als Papier kam randgelochtes Leporellopapier (mit zwei Papiertraktoren transportiert) mit einer Breite von 100-430 mm zum Einsatz,
die Farbe wurde durch eine 1 Zoll breite Farbbandkassette bereitgestellt.
Es gab Varianten des Druckers, die sich in der Druckgeschwindigkeit unterschieden:
- VT23300: 300 Zeilen pro Minute
- VT23600: 650 Zeilen pro Minute
- VT23900: 1000 Zeilen pro Minute
Der VT23000 zeichnete sich durch ein sehr geringes Arbeitsgeräusch (nur 60dB) aus.
Drucker VT23600, geöffnet
| Typenschild eines VT23600 |
Vom VT23000 ist heute nur noch 1 Exemplar bekannt, leider in defektem Zustand.
Es befindet sich im Rechenwerk Halle.
Paralleldrucker VT27000 / CM6313
(Alias CM 6313, CM-6313, SM6313, SM 6313, SM-6313, VT27190, VT 27190)
(nicht zu verwechseln mit dem Drucker K6313)
Dieser Drucker war ein Importgerät und wurde von der ungarischen Firma Videoton produziert.
Er arbeitete nach dem Typenwalzenprinzip mit einer Druckbreite von 136 Zeichen.
Als Papier kam randgelochtes Leporellopapier (mit zwei Papiertraktoren transportiert) mit einer Breite von 100-430 mm und maximal fünf Durchschlägen zum Einsatz.
Je nach Ausführung lag die Druckgeschwindigkeit zwischen 450 und 900 Zeilen pro Minute.
Der VT27000 wurde vor allem als schneller Drucker an den K1600-Rechnern sowie SKR-Rechnern der selben Klasse eingesetzt.
Drucker VT27000
| Steuerleiterplatte des VT27000 |
Heraus geklappte Walzeneinheit mit dem Farbtuch
| Papiertraktor. Darunter die Hammerbank |
Die Typenwalze wurde über einen mit der Netzfrequenz synchron laufenden Motor angetrieben.
Auf der Typenwalze befand sich ein Kranz von magnetischen Gebern, die dem Drucker anzeigten, wann ein Buchstabe vor der Hammerbank vorbei lief und welcher.
Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Motor abgeschaltet, sobald die Walzeneinheit aufgeklappt wurde.
Das Hammermagazin bestand aus 136 Linearmotoren, angeordnet in zwei Reihen zu je 68 Stück.
Zu einem Linearmotor gehörten zwei Permanentmagnete und zwischen ihnen im Luftspalt die mit dem Druckhammer verbundene Antriebsspule, die beim Stromdurchfluss den Hammer nach vorn bewegte.
Jeder Hammer wurde über einen Leistungstransistor angesteuert.
Ein gewaltiges Netzteil mit 75V 135A und dicken Pufferkondensatoren lieferte die Energie dazu.
Außerdem hatte jeder Hammer eine Einstellmöglichkeit für die Flugzeit, um zu gewährleisten, dass der Hammer im richtigen Moment auf das Papier einschlug.
War die Flugzeit nicht exakt eingestellt, schwankte die Druckzeile senkrecht. Der Hersteller hielt dabei Abweichungen bis 0,25 mm für akzeptabel.
Um die entstehende Wärme aus dem Hammerblock abzuleiten, war dieser hohl ausgeführt und wurde mit einem Gebläse luftgekühlt.
Das Farbtuch wurde mittels zweier Motoren allmählich hin und her bewegt. Am Ende des Farbtuchs befanden sich Kontaktspangen, die die Richtungsumkehr bewirkten.
Da sich das Farbtuch im Betrieb ungleichmäßig dehnte, war ein seitlicher Ausgleich beim Aufwickeln notwendig.
Dazu wurde über Lichtschranken der Lauf der Farbtuchkante erfasst und über einen Servomotor die Parallelität von Auf- und Abwickelspule entsprechend verstellt.
Der CM6313 besaß keinen Mikroprozessor, dafür aber eine große Steuerleiterplatte mit 92 Schaltkreisen darauf.
Über ein verdecktes Schalterfeld konnten verschiedene Selbsttests gestartet werden, die auch zur Einstellung der Buchstabenlage benutzt wurden.
Das Bedienteil des Druckers enthielt eine Bereit-Lampe, die signalisierte, dass alle Teile die notwendige Geschwindigkeit hatten und die Elektronik normal reagierte.
Ein Offline/Online-Schalter ermöglichte das Abtrennen des Druckers vom Rechner.
Weiterhin waren eine Formfeedtaste und eine Linefeedtaste vorhanden, um manuell einen blattweisen oder zeilenweisen Papiervorschub zu erreichen.
Weitere Bedienelemente befanden sich im Inneren des Druckers und waren nur für einmalige Einstellung gedacht.
Vom VT27000 gab es Varianten ohne und mit intelligente Papiersteuerung.
Erstere hatte einen Formularlängenumschalter für die gebräuchlichen Papiergrößen,
zweitere hatte hingegen eine Leseeinheit für ein Endlos-Steuerlochband, mit dem Papiergrößen und Vertikaltabulatoren frei definiert werden konnten.
Die Abmessungen des CM6313 betrugen 940x1050x660 mm bei einem Gewicht von 200 kg.
Mit einer Anschlussleistung von 1000W bei 220V gehörte der CM6313 noch zu den kleineren Paralleldruckern.
Der CM6313 konnte mit unterschiedlichen Interfacekarten ausgerüstete werden. Meist wurde als Drucker-Schnittstelle IFSP verwendet.
Je nach Ausstattungsvariante variierte der Druckername:
- VT27025: 450 Zeilen pro Minute, 96 unterschiedliche Zeichen, lateinisch-kyrillische Großbuchstaben
- VT27026: 600 Zeilen pro Minute, 64 unterschiedliche Zeichen, lateinisch oder ungarisch
- VT27027: 650 Zeilen pro Minute, 96 unterschiedliche Zeichen, lateinisch-kyrillische Großbuchstaben
- VT27028: 900 Zeilen pro Minute, 64 unterschiedliche Zeichen, lateinisch oder ungarisch
- VT27060: 600 Zeilen pro Minute
- VT27065: 660 Zeilen pro Minute
Der Name "CM6313" entstand durch die Eingliederung der VT27000 in das SKR.
Vom CM6313 sind heute nur noch zwei Exemplare bekannt, leider in defektem Zustand.
Eins befindet sich im Elektromuseum Erfurt; eins befindet sich im Rechenwerk Halle.
Beide Geräte wurden in einer aufwendigen Rettungsaktion sichergestellt.