Computer R4000
(Alias R 4000, R-4000, robotron 4000)
Der R4000 war das Flaggschiff der Robotron-4000-Rechnerserie
und in seiner Leistungsfähigkeit dem R4200 und R4201 leicht überlegen.
Er war als Allzweckrechner konzipiert und besonders für den Echtzeitbetrieb
(Prozessrechner, daher auch die Bezeichnung PR4000) genutzt.
Typische Einsatzfälle waren
- automatisierte Prozess- und Produktionssteuerungen
- Aufgaben im Verkehrswesen
- Fertigungssteuerung bei Stückgutprozessen
- Lösung ökonomischer Aufgaben
- wissenschaftlich-technische Anwendungen
- als Digitalrechner im Hybridrechnersystem HRA700
Die Produktion des R4000 begann 1972/1973 in Dresden, von 1975 bis 1979 dann in Radeberg.
Dort wurden auch die Stromversorgung und das Bedienpult hergestellt und in Betrieb genommen sowie der Rechnerschrank montiert und mit sämtlichen Baugruppen bestückt.
Danach kam die Inbetriebnahme im Prüffeld.
Leiterkarten für die ZRE, Speicher und Peripherieanschlüsse wurden funktionsfähig von einem anderen Betrieb zugeliefert.
Die Paneele, also die Rahmen mit den Steckverbindern für die Leiterkarten, wurden wahrscheinlich auch in Radeberg gefertigt und verdrahtet,
ebenso die mechanischen Teile für den Rechnerschrank (schneiden, biegen, lochen, schweißen, galvanisieren und zu lackieren, Siebdruck für Frontplatten).
Der R4000 war als schrankförmiges Gerät (Schrank, Paneele und Steckeinheiten entsprechend dem ESER-Standard) aufgebaut,
das den Prozessor, den Speicher, Interfacekarten sowie die Stromversorgung enthielt.
Darüber hinausgehende Peripherie wurde in Form von Beistellgeräten extern an den Rechner angeschlossen.
Computer R4000
| Konsole des R4000 |
Arbeit am R4000 |
Intern wurde der Rechner aus einzelnen Steckkarten (Bauteilbasis TTL) zusammengesetzt und in spezielle Sloteinheiten, die die Kopplung zwischen den Platinen vornahmen, gesteckt.
Die Busbreite des Rechners betrug 16 Bit.
R4000-Platine
| R4000-Platine |
Eine softwareseitige Kompatibilität zu den ESER-Rechnern oder zum R300 bestand nicht,
allerdings waren sie mit ersteren über ein SIF-ESER-Interface koppelbar.
Prozessor
Der Prozessor umfasste 96 Befehle bei einer Befehlsszykluszeit von 1,1 µs und wurde durch eine Echtzeituhr ergänzt.
Prozessor des R4000
| R4000, Innenansicht |
Typische Verarbeitungsgeschwindigkeiten:
- Addition/Subtraktion: 2,2 µs
- Multiplikation: 10,5 µs
- Division: 12,1 µs
- Ein-/Ausgabe: 2,2 µs
- Register-Operationen: 1,1 µs
Speicher
Der Hauptspeicher wurde durch einen Ferritkernspeicher
mit einer Größe von 16.384 oder 32.768 Wörter (32 oder 64 KByte) gebildet.
Ein Speicherungszyklus dauerte 800 ns. Die Adressierung des Speichers konnte direkt oder indirekt sein.
Über eine Speicherschutzfunktion konnten Teile des Speichers in den Nur-Lese-Betrieb geschalten werden.
Eventuelle Schreibversuche in diesen Bereichen führten dann zu einem Abbruch des Programms.
Bedienung
Der R4000 hatte keine eigenen Bildschirm- und Tastaturkarten. Die Anwender koppelten sich stattdessen über ein oder mehrere Terminals PBT4000 an den R4000.
Das PBT4000 übernahm die Steuerung der Tastatur, des Bildschirms und des Druckers.
Ebenfalls war eine Steuerung über eine Bedienschreibmaschine oder einen Bediendrucker möglich.
Bedieneinheit
Die Bedieneinheit, die sich an der Seite des Rechners befand, umfasste folgende Funktionen:
- Netzschalter
- Zustandsanzeige ZVE
- Schalter für Interrupt
- Schalter für Speicherzugriff
- Einzelschritt-Schalter
- Auswahl und Anzeige für 2 beliebige 16-Bit-Register
- Tasten zum Setzen von 2 beliebigen 16-Bit-Registern
- Taste zum Löschen eines Registers
- Tasten für Prozessor-Start und -Stop
- Taste für Programmverzweigung
- Taste für Generallöschen
- Anzeige für den Bereit-Zustand des Prozessors
- Taste für Lampenprüfung
Bedieneinheit des R4000 |
Interfaces
- SIF1000
- SI2.2
- SIF ESER, Geschwindigkeit: 80 KByte/s (multiplex), 400 KByte/s (einzeln). Multiplexbetrieb: max. 8 Geräte
Externe Geräte
Die externen Geräte waren für alle Rechner der Robotron-4000-Serie gleich.
Mehr Informationen dazu gibt es auf einer separaten Seite.
Der Preis für eine R4000-Rechneranlage lag bei ca. 2,5 Millionen Mark.
Als Nachfolger des R4000 sind die K1600-Rechner zu sehen.
Vom R4000 haben bis heute vermutlich nur 2 Exemplare überlebt, allerdings keiner mehr in Funktion.