Telefontechnik

In den 1980er Jahren hielten die Mikroelektronik und die Rechentechnik auch in der DDR-Fernsprechtechnik Einzug.
Vielfältige Telefontechnik gab es schon seit 100 Jahren davor, hier soll aber nur auf die rechnergesteuerten Systeme eingegangen werden.

Nebenstellenzentrale NZ96 / OZ100DN

(Alias NZ 96, NZ-96, NZ 100, NZ-100, OZ 100 DN, OZ-100-DN)

Über diese von VEB Nachrichtenelektronik Leipzig ab 1988 produzierte Anlage wurde aus der OZ100 heraus entwickelt und sollte all Telefonzentrale in mittleren Betrieben, Hotel und Krankenhäusern eingesetzt werden. Sie bestand aus einem Schrank, der die digitale Vermittlungstechnik beinhaltete und einer Tastatur (Konsole) für den Dispatcher. Die Anlage konnte bis zu 96 Telefone (Impulswahl oder Tonwahl) und bis zu 16 Amtsleitungen bedienen. Gleichzeitig konnten bis zu 15 interne bzw. 16 externe Telefongespräche geführt werden.


Bediengerät der NZ96

NZ96-Bediengerät, geöffnet

Prozessoreinheit der NZ96

Im Bediengerät "Consol OC1", das auch eine LED-Anzeige für die ferne Telefonnummer besaß, arbeitete ein Computer auf Basis des Einchipmikrorechners UB8820. Die Stromversorgung der Konsole erfolgte aus dem Vermittlungsschrank. Der ergonomisch geformte Bedienarbeitsplatz der Anlage wurde vom Amt für industrielle Formgestaltung der DDR mit dem Prädikat "Gutes Design" ausgezeichnet.

Einige Sonderfunktionen der Anlage: Von der NZ96 existiert heute vermutlich nur noch ein Bediengerät, damit allein leider nicht mehr funktionsfähig.
Wer besitzt eine NZ96 oder hat Unterlagen dazu?


Nebenstellenzentrale NZ400D

(Alias Elektronische Nebenstellenanlage, Nebenstellenanlagesystem, Nebenstellensystem, ENA64, ENA128, ENA256, ENA 64, ENA 128, ENA 256, ENA-64, ENA-128, ENA-256, NZ400, NZ 400 D, NZ-400-D)

Die NZ400 war eine computergesteuerte Nebenstellen-Telefonanlage, herstellt von 1986 bis wahrscheinlich 1990 vom "Kombinat Nachrichtenelektronik Leipzig", genau gesagt vom Fernmeldewerk Neustadt-Glewe. Entwicklungsarbeiten dazu wurden an der Hochschule Mittweida gemacht. Die NZ400D konnte die Telefonzentrale innerhalb einer Firma bilden und in der Grundvariante 128 Telefone und 5 Amtsleitungen, in der maximalen Variante 384 Telefone und bis zu 48 Amtsleitungen bedienen. Auch bei der NVA war sie im Einsatz.


Arbeit an der NZ400D

NZ400D mit Kopplung an einen Bürocomputer

Arbeit an der NZ400D

NZ400D-Bediengerät

Die NZ400 bestand aus einem oder mehreren an die Wand geschraubten Schränken (je 128 Telefonanschlüsse), die die digitale Vermittlungstechnik enthielten, sowie einer großen Bedientastatur für den Dispatcher. Große Anlagen konnten ggf. bis zu drei Dispatcherplätze haben. Der Dispatcher konnte u.a. Auf der Tastatur der NZ400 konnten auch Kurzwahlnummern gespeichert werden.


NZ400-Schrank

NZ400-Schrank in größerer Ausführung

Gesteuert wurde die Anlage über mehrere Mikrorechner auf Basis des U880-Prozessors. Die Leiterplatten im Wandschrank entsprachen äußerlich dem K1520-Sortiment, hatten aber eine andere Busbelegung.


NZ400-Leiterplatte

NZ400-Leiterplatte

Zum Hochfahren der Anlage diente ein in den Wandschrank eingebautes K5200-Magnetkassettenlaufwerk. War die Software einmal geladen, wurde das Laufwerk nicht weiter benötigt.
Als externe Geräte konnten an die NZ400 ein Drucker zur Ausgabe der Gesprächsprotokolle und ein Bürocomputer A5120 zur Programmierung angeschlossen werden.

Das Betriebssystem der Anlage nannte sich NEBS (Nebenstellen-Echtzeit-Betriebssystem), seine Programmierung erfolgte auf dem Rechner A5120 unter dem System UDOS in der Programmiersprache PLZ.

Neben dem Telefonieren bot die NZ400 auch die Nutzung eines Datennetzes an, vermutlich handelte es sich hierbei um ISDN. Mittels DAE-Ankoppelgeräten wurden die Rechner mit dem Datennetz verbunden.

Mit der NZ400 endete wahrscheinlich die Entwicklung von Nebenstellenanlagen in Neustadt-Glewe, es gab also keine Nachfolgeprojekte.
Heute existiert vermutlich nur noch zwei Anlagen dieses Typs im musealen Umfeld, leider nicht mehr in funktionsfähigem Zustand.
Wer besitzt noch so eine Anlage oder hat Unterlagen oder Fotos davon?


Ortszentrale OZ100

(Alias OZ 100, OZ-100, OZ100D, OZ-100D, OZ 100 D)

Diese Anlage wurde Mitte der 1980er Jahre von Nachrichtenelektronik Leipzig entwickelt und konnte 96 analoge Kundentelefone bedienen. Weitere drei waren für ein Diensttelefon, die Anmeldung an der Zentralen Entstörstelle sowie ein technisches Gerät, z.B. einen Fernschreiber, reserviert. Intern wurde sie durch Prozessoren U880 gesteuert.


OZ100-Hauptverteiler

Ortszentrale OZ100

Einhundert Telefonanschlüsse waren auch schon damals nicht sehr viel, damit kam die OZ100 eher im ländlichen Raum als in Großstädten zum Einsatz. Außer Impulswahl beherrschte die OZ100 auch bereits Tonwahl (Mehrfrequenzcode). Für öffentliche Telefonzellen (Münzfernsprecher) erzeugte die OZ100 das Signal für die Gebührenzählung. Natürlich übernahm sie auch die Gebührenzählung der normalen Telefonschlüsse für eine monatliche Telefonrechnung.

Gegenüber älteren Telefonanlagen hatte die OZ100 den Vorteil, kleiner zu sein und weniger Strom zu verbrauchen. Durch teilweise Redundanz von Baugruppen und Selbstdiagnosefunktionen konnte die Zuverlässigkeit erhöht werden.


Steckkartenfeld der OZ100

Bedienteil der OZ100

Die Anlage war in einen Schrank eingebaut, mit einer Rückverdrahtungseinheit und steckbaren Modulen. Im Schrank waren zwei Mikrorechner verbaut, die normalerweise parallel liefen und sich gegenseitig Redundanz lieferten.

Als Fernleitung konnte außer normalen analogen Leitungen ein PCM30-System mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 2,8 MByte/s benutzt werden.


Fernschreiberanschlussgerät der OZ100

Die Programmierung der Anlage erfolgte über die an der Gerätevorderseite befindliche Hex-Tastatur, außerdem war eine Fernbedienung möglich. Außer der Konfiguration konnten auf diese Weise auch Komfortfunktionen, z.B. Rufumleitung, Kurzwahlnummern, Anklopfton oder Wahlwiederholung eingerichtet werden.

Heute ist noch die Existenz 1 Exemplars in musealem Umfeld bekannt.


Universelle Vermittlungsanlagen UVA

(RFT)

UVA war eine Reihe elektronischer, mikroprozessorgesteuerter Telefonvermittlungsanlagen (Nebenstellenanlagen) mit kleinerer Leitungszahl und kleiner Teilnehmerzahl, bevorzugt für den Einsatz in kleinen Betrieben oder als Abteilungsanlage innerhalb größerer Betriebsnetze. Das System wurde erstmals im Frühjahr 1987 auf der Leipziger Messe vorgestellt.

Wer genau Entwicklung und Produktion gemacht hatte, konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden: das Funkwerk Kölleda, VEB Messelektronik Berlin und Sternradio Rochlitz waren jedenfalls beteiligt. Zum System UVA gehörten die Anlagen UVA100, UVA200 und UVA300.


Geräte der UVA-Serie: (links hinten UVA300, rechts UVA200,
Mitte: UVA100, vorn links UVA601-1, vorn rechts UVA602-1

Abhängig vom Anlagentyp konnten entweder normale Analogtelefone (sowohl Wählscheiben-Apparate als auch Tastenwahl-Apparate) oder Spezialtelefone (UVA600) genutzt werden.
Zum Einrichten der Anlagen UVA100, UVA200 und UVA300 diente der Servicekoffer UVA900.

Die UVA-Vermittlungsanlagen boten u.a. die Funktionen: Zur Rationalisierung der Büroarbeit konnte das System durch einen Wählautomat, ein Diktiergerät, ein Tonbandgerät oder ein Faxgerät erweitert werden. Es war möglich, mehrere UVA zur Erhöhung der Teilnehmerzahl zu kaskadieren.

Die UVAs konnten in gewissen Grenzen durch Stecken von Modulen angepasst werden: Mit der Öffnung der Grenzen 1990 kam modernere westliche Telefontechnik ins Land und bewirkte, dass nur noch wenige UVA verkauft wurden. Entsprechend selten sind diese Geräte heute.

Wer besitzt noch Geräte der UVA-Serie oder Informationen bzw. Unterlagen dazu?


Universelle Vermittlungsanlage UVA100

(Alias UVA 100, UVA-100, UVA101, UVA 101, UVA-101)

Die Anlage wurde auch als "Kleinvermittlungsanlage", "kleine Nebenstellenanlage" oder "Vorzimmeranlage" bezeichnet und war vorrangig für den Einsatz als Chef-und-Sekretärin-Anlage in Büros (z.B. in Arztpraxen oder Anwaltskanzleien) bestimmt, montiert an einer Zimmerwand. Sie wurde ab 1988 in kleiner Stückzahl hergestellt, vermutlich bis 1990. Als Hersteller war das Funkwerk Kölleda angegeben. In der Grundausbaustufe (UVA101) bediente sie zwei Teilnehmeranschlüsse (Telefone) und eine Amtsleitung. Es bestand die Möglichkeit, die Anlage durch eine zusätzliche Steckkarte entweder auf vier Teilnehmeranschlüsse oder auf drei Teilnehmeranschlüsse und eine Wechselsprechstelle (Türsprechstelle und Türöffner) zu erweitern.


Telefonvermittlungsanlage UVA100

Innenleben einer UVA100

Herz des Gerätes war ein Einchipmikrorechner U8820, der von einem 2-KB-EPROM mit Software versorgt wurde. Er erkannte die Wählimpulse der Telefone, schaltete die Verbindungen durch und erzeugte die Quittungstöne für Rufen, Besetzt und Amtsleitung. Gegenüber den anderen UVA-Typen saß der Prozessor zusammen mit dem ROM auf einer Steckkarte, die in die Rückverdrahtungseinheit gesteckt wurde. Eine Akkustützung, wie bei UVA200 und UVA300, gab es bei der UVA100 nicht, war aber auch nicht notwendig, weil es keine Konfigurationsmöglichkeit im RAM gab.

An Geräten wurden drei bzw. vier normale Analogtelefone (mit Impulswahl) angeschlossen, ggf. auch eine Türsprechanlage (z.B. die TL vom Signalgerätebau Puch) und ein Türöffner. Die Türsprechstelle wurde bei Bedarf wie ein Telefon angerufen. Zum Wechsel der Sprechrichtung war dabei die Erdtaste des Telefons zu betätigen.

Eine Sonderfunktion der UVA100 war eine mögliche Signalgebung während eines Gesprächs in Richtung Telefonamt. Vermutlich wurde diese Funktion bei Arztpraxen benutzt, um schon während des Gesprächs in der Rettungswache Alarm auslösen oder diese Leute zum Gespräch hinzuschalten zu können.

An der Frontseite befanden sich eine LED sowie ein Schalter, mit dem das Telefon ausgewählt werden konnte, das eingehende Rufe aus dem Fernnetz annahm. Im Gegensatz zu den Anlagen UVA200 und UVA300 hatte die UVA100 keinen Nachtmodus zum Stromsparen.

Von der UVA100 haben vermutlich bis heute nur zwei Exemplare überlebt. Ein defektes befindet sich im Rechenwerk Halle.


Universelle Vermittlungsanlage UVA200

(Alias UVA 200, UVA-200, UVA201, UVA 201, UVA-201)

Die UVA 200 war eine Nebenstellenanlage für sechs oder acht Teilnehmer und zwei Amtsleitungen für die Montage an einer Zimmerwand. Als Hersteller war das Funkwerk Kölleda angegeben.


Innenleben der UVA200

Mainboard der UVA200

Prozessor der UVA200

Herz des Gerätes war ein Einchipmikrorechner U8820, der sich auf der Hauptplatine der Anlage befand und von vier 2-KByte-EPROMs mit Software versorgt wurde. Die Konfigurationsdaten waren in einem batteriegestützten SRAM von 1 KByte Größe abgelegt. In weiteren Steckplätzen befanden sich die beiden Amtskarten UVA702, die vier Teilnehmerkarten UVA701 und zwei Koppelfeldkarten. An Geräten wurden acht normale Analogtelefone (z.B. das Apart 2001) mit Impulswahl angeschlossen, alternativ sieben Telefone und eine Türsprechanlage. Neben den Ziffern der Telefontastatur bzw. Wählscheibe wurde auch die Erddaste ausgewertet, z.B. für Telefonkonferenzen und für die Rückfragefunktion. Weitere Sonderfunktionen konnten durch das Wählen zusätzlicher Ziffern (sog. Kennziffern) bewirkt werden, was das Bedienen für Neulinge aber sicher nicht gerade einfach machte.

Gegenüber den anderen UVAs hatte die UVA200 ein eingebautes Servicemodul zum Einrichten (Programmieren) der Anlage. Damit konnten u.a. Amtsberechtigungen vergeben, Anrufschutz erteilt oder Amtsleitungen gesperrt werden. Das Gehäuse war dazu aufzuklappen und mit einer Stütze zu sichern.


Bedienteil der UVA200

Ein Schiebeschalter an der Außenseite ermöglichte, aus dem Fernnetz eingehenden Anrufe einem der internen Telefone zuzuweisen. Außerdem hatte die Anlage einen Netzschalter für den Nachtbetrieb: damit konnten die beiden Amtsleitungen auf die ersten beiden Telefone durchgeschaltet werden, die Telefonanlage samt Hauptnetzteil wurden zwecks Stromsparen nachts abgeschaltet. Diesen Modus nahm die Anlage auch selbständig ein, wenn sie interne Fehler erkannte.

Die Stromversorgung der Anlage bestand aus einem Netztrafo mit dahinter geschalteten Längsreglern zur Stabilisierung. Dies hatte zwar den Vorteil, dass akustische Störungen vermieden wurden, die Netzteile produzierten aber dafür viel Wärme (45W).

Eine vorführbare UVA200 befindet sich heute im Rechenwerk Halle, drei weitere bei privaten Sammlern.

Universelle Vermittlungsanlage UVA300

(Alias UVA 300, UVA-300, UVA301, UVA 301, UVA-301, UVA302, UVA 302, UVA-302, UVA300-600, UVA300/600)

Die UVA300 war eine Telefonvermittlung für den Anschluss von Spezialtelefonen UVA600, die die Nutzung von Sonderfunktionen per Zusatztastatur erlaubten. Die Anlage war für den Zweitnebenstellenbetrieb (z.B. in Kopplung an eine UVA200) in größeren Betrieben und Verwaltungen bzw. für den Erstnebenstellenbetrieb in Büros (z.B. Rechtsanwaltskanzleien) und betrieblichen Außenstellen bestimmt. Vorgestellt wurde sie zusammen mit anderen UVA-Geräten zur Leipziger Frühjahrsmesse 1988, als Hersteller war VEB Messelektronik Berlin angegeben. Die UVA300 wurde in verschiedenen Varianten produziert: bekannt ist bislang nur die Vorzimmeranlage UVA300/600 alias UVA302.


Telefonvermittlungsanlage UVA300

Innenleben einer UVA300, nur mit 2 Amtskarten bestückt

Prozessor der UVA300, unten die EPROM-Karte

Die UVA300 war als Wandgerät aufgebaut, das inwendig aus einer Grundplatine mit mehreren Steckkarten sowie einer Netzteileinheit bestand und von einem Einchipmikrorechner U8820 gesteuert wurde. Die Software war auf drei 4-KByte-EPROMs unterbracht, 1 KByte Batteriegepufferter SRAM speicherte die Konfigurationsdaten.

Ein internes Programmiermodul (wie bei der UVA200) gab es bei der UVA300 nicht, stattdessen wurde die Konfiguration mit der Tastatur auf einem der Telefone durchgeführt.

Die UVA300 wurde mit maximal vier Amtsleitungen betrieben sowie bediente maximal vier primäre Telefone (alternativ drei Telefone und eine Wechselsprechanlage) sowie drei weitere Telefone, die sich ihren Anschluss jeweils mit einem Primärtelefon teilten (sogenannte "Sitzeckenapparate") und eine alternative Gesprächsführung an einem Platz außerhalb des Schreibtischs ermöglichten. Eine Sonderfunktion der UVA300 schloss während der Telefonate Schalter, die für Bitte-nicht-stören-Anzeigen außen an den Zimmern benutzt werden konnten.

Für die Telefone gab es außer dem (individuellen) analogen Anschluss zwei digitale Busse, auf die sich die Telefone mit einer individuellen ID einklinkten und so ihre Sonderfunktionen übertrugen. Die Sitzeckenapparate benutzten dieselben analogen Anschlüsse wie das jeweilige Telefon, aber einen anderen digitalen Bus. Sobald entweder das Telefon oder der Sitzeckenapparat ein Gespräch führte, war das jeweilig andere Gerät inaktiv.

Die Anlage hatte einen Netzschalter für den Nachtbetrieb: damit wurden die vier Amtsleitungen direkt auf die vier Telefone durchgeschaltet, und die Telefonanlage samt Hauptnetzteil zwecks Stromsparen abgeschaltet.

Von der UVA300 haben bis heute wahrscheinlich drei Exemplare in musealem Umfeld überlebt, eins davon funktionstüchtig. Ein defektes Exemplar befindet sich im Rechenwerk Halle.


Endgeräteserie UVA600

(Alias UVA 600, UVA-600, UVA601, UVA-601, UVA602, UVA-602, Apart2510, Apart-2510)

Die Telefonapparate UVA 601-1 (Komfortendgerät auf Basis Apart 2510, Hersteller VEB Fernmeldewerk Nordhausen) und UVA 602-1 (Vorzimmerbeistellgerät) waren speziell als Endgeräte an der Nebenstellenanlage UVA300 vorgesehen. Die UVA601 wurde auf jeden Fall in Serie gebaut. Ob das auch auf die UVA602 zutraf oder ob es von diesem Gerät nur Prototypen gab, konnte noch nicht geklärt werden.


Arbeit an einem UVA601-1

Die Geräte besaßen Direktwahlmöglichkeiten zu elf Zielen, Mithörfunktion, Sperrschloss, Tonbandanschluss und elektronischen Zweitruf. Als besondere Fähigkeit wurde bei der Vorstellung auf die heute alltägliche Möglichkeit hingewiesen, auch bei aufgelegtem Handapparat wählen zu können.


Telefon UVA601

Innenleben des UVA601

Gegenüber den "normalen" Apart 2510 hatten die UVA601 rechts eine zweite Tastatur zur Nutzung der Komfortfunktionen und zur Programmierung der der UVA300. Eine interne Mikrorechnersteuerung auf Basis des Einchipmikrorechners U8820 verband diese Tastatur mit einem der beiden Datenbussen der Telefonanlage. Um den internen RAM zu stützen, in dem die letzten Rufnummern gespeichert wurden, mussten Batterien in die UVA601 eingelegt werden. Die Steuersoftware war in einem 2-KByte-EPROM abgelegt.


Analogkarte des UVA601

Rechnerkarte des UVA601

Die UVA600 hatten eine gegenüber anderen Telefonen abweichende Anschlussstecker: Auf den ADo8-Stecker waren neben den beiden Amtsleitungen und dem Erdanschluss auch eine Masseleitung und drei Stromversorgungsleitungen für +5V, -5V und Masse sowie zwei Datenleitungen gelegt. Um die UVA600 an einer UVA300 zu betreiben, war eine Transvertereinheit TRV600 notwendig, die die ±5V aus den 60V der Telefonanlage erzeugte. Eine LCD-Anzeige informierte über die gewählte Rufnummer und die Gesprächszeit.

Für die Datenleitungen besaß jedes UVA600-Gerät eine einstellbare ID, die mit dem Anschluss an der UVA300 korrelieren musste und inwendig mit zwei DIP-Schaltern eingestellt wurden. Die Programmierung der UVA300 war nur mit dem Telefon mit der ID "2" möglich.

Um die Überprüfung und Einrichtung einer UVA300-Anlage auch ohne UVA601 vornehmen zu können, war es möglich, ein UVA601 mit dem Servicekoffer UVA900 zu emulieren.


Dieses Bild zeigt vermutlich ein UVA602

Vom UVA601 existieren heute noch einige Geräte in Sammlerkreisen, erfreulicherweise einige sogar noch in Funktion. Das UVA602 gilt als ausgestorben.


Servicekoffer UVA900

Der von Funkwerk Kölleda gebaute UVA900 wurde vom Servicepersonal zum Einrichten der Telefonanlagen UVA100, UVA200 und UVA300 benutzt. In einen Aktenkoffer waren dazu zwei Telefone, ein Multimeter, ein Mess/Anzeigefeld sowie einige Elektronik mit Rechnersteuerung eingebaut.


Serviceeinrichtung UVA900

Blick auf die Rückseite des geöffneten Geräts

Die Telefone waren normale Analogtelefone (Typ Apart 2001 vom Fernmeldewerk Nordhausen), die über Kabel als Teilnehmer an den Anlagen UVA100, UVA200 und UVA300 benutzt werden konnten. Zur Programmierung der UVA300 gab es ein weiteres Kabel, das die eingebaute Sondertastatur mit den Datenleitungen der Telefonanlage verband. Dazu war eine Mikrorechnersteuerung auf Basis des Einchipmikrorechners UB8820 eingebaut, die ihre Betriebsspannungen aus einer Transvertereinheit TRV600 erhielt, die wiederum aus den 60V-Ausgängen der UVA300 gespeist wurde. Vier Tasten dienten zur Festlegung der Geräte-ID des Telefons. Das ganze bildete damit weitgehend ein Telefon UVA601 nach.


Mikrorechnersteuerung der UVA900

Transvertermodul TRV600

Mittels eines Umschalters konnte bei Bedarf das rechte Telefon abgeschaltet und an seiner Stelle ein interner Tongenerator zugeschaltet werden. Eine bestehende Verbindung wurde dabei gehalten. Die Stromversorgung des Sinusgenerators erfolgte über den Systemstecker des UVA900 aus der Telefonanlage.

Mittels eines Umschalters konnte bei Bedarf auch das linke Telefone abgeschaltet und an dessen Stelle die Herausführung seiner Telefonleitung auf drei Buchsen bewirkt werden. Eine bestehende Telefonverbindung wurde auch hier gehalten. An die Buchsen konnte z.B ein Pegelmesser bzw. Oszilloskop gekoppelt werden zur Messung der Übertragungsqualität.

Über einem Systemstecker konnte der UVA900 direkt mit der Telefonanlage verbunden werden, um die Anzeige der Spannungen des Telefonanlagen-Netzteils auf LEDs und ihre Herausführung auf Messbuchsen zu ermöglichen.

Weitere Kabel ermöglichten, den Lautsprecher der UVA900 für die Simulation der Wechselsprechanlage zu benutzen sowie den Türöffnerkontakt auf Buchsen herauszuführen.

Das Multimeter hatte keine interne Verbindung mit den übrigen Komponenten und war primär zum Prüfen der Betriebsspannungen und zum Durchmessen von Telefonleitungen gedacht.


UVA900-Typenschild

Das möglicherweise letzte Exemplar einer UVA900 befindet sich funktionsfähig im Rechenwerk Halle.


Anrufbeantworter Comotron TC600

(Alias TC 600, TC-600, Endloskassette)

Dieses Gerät diente der automatischen Telefonansage bei Abwesenheit, verbunden mit der Möglichkeit, eine Nachricht zu hinterlassen. Zum Aufzeichnen einer Nachricht des Anrufers war ein handelsüblicher Kassettenrekorder extern anzustecken. Der TC600 wurde von der Firma EAB produziert und im Jahr 1988 vorgestellt.


TC600 mit Telefon, historische Aufnahme

Anrufbeantworter TC600
0

TC600, innen

Ausgebaute Rechnerkarte

Kassettenlaufwerk des TC600

Endlosbandkassette

Typenschild des TC600

Das Laufwerk MU300 entstammte der Kassettenrekorder-Produktion (LCR bzw. SKR700), der Tonträger war eine spezielle Endlosbandkassette. Intern wurde das Gerät von einem Einchipmikrorechner UB8820M gesteuert.

Vom TC600 haben einige Exemplare bis heute überlebt, u.a. im Rechenwerk Halle.


Digitale Vermittlungszentrale DVZ2000

(Alias DVZ 2000, DVZ-2000, DVZ 2001, DVZ-2001, DVZ 2002, DVZ-2002)

Mitte der 1980er Jahre reifte in der DDR der Beschluss, eine digitale Großvermittlungsanlage zu entwickeln. Sie sollte ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Nachrichtenelektronik Leipzig und einem sowjetischen Partner werden. Ziel war es, ab den 1990ern damit die DDR, die Sowjetunion, aber auch westliche Länder auszurüsten. Außer für analoge Telefonanschlüsse sollte die Anlage auch digitale Telefonanschlüsse (ISDN) unterstützen.


DVZ2001-Schrank

Geöffneter DVZ2001-Schrank sowie einige Telefone

offene DVZ2001 mit Bürocomputer A5120

Die Vermittlung basierte auf einem 16-Bit Rechner (mit dem Prozessor K1810WM86) und war, wie alle Telefonvermittlungen dieser Klasse, in Schrankform aufgebaut mit Rückverdrahtungseinheiten und Steckkarten. Dazu gehörte ein Dispatcherarbeitsplatz.

Das System war hard- und softwareseitig modular und sehr flexibel anpassbar. Es konnten damit Ortszentralen von 400 bis 10000 Teilnehmerleitungen und bis zu 1200 Verbindungsleitungen (zu anderen Vermittlungszentralen) oder eine Fernzentrale mit 2x 2000 Verbindungsleitungen realisiert werden. Als ein Anwendungsfall der DVZ2000 wurde im Frühjahr 1988 auf der Leipziger Messe die Fernsprechortszentrale DVZ2001 als Endvermittlungsstelle mit externen und internen Verbindungsmöglichkeiten vorgestellt. Auch von einer DVZ2002 wurde berichtet.


DVZ2000-Prozessorkarte

DVZ2000-Karte mit PCM-Sendern und -Empfängern

Die Softwareentwicklung zur Anlage erfolgte auf typischen Bürorechnern: P8000 (Programmiersprache CHILL unter WEGA), A5120 (Programmiersprache MABS unter SIOS und UDOS), ESER-Großrechner (Programmiersprache PSU).

Westliches Vorbild war die Anlage S12 von Alcatel, von der der DDR-Geheimdienst Unterlagen beschafft hatte. Einige integrierte Schaltkreise wurden in der DDR für dieses Projekt entwickelt (z.B. die PCM-Schaltkreise U3210, U3220, U3230 sowie einige ASICs der U1500-Serie), weitere hätten von der DDR-Halbleiterindustrie dazu erst noch entwickelt werden müssen, was das Projekt zu einem Risiko machte und zeitlich immer weiter in Verzug brachte. Das Projekt scheiterte einige Jahre später am immensen finanziellen Aufwand und an den dafür notwendigen Fachkräften. Somit blieb es beim Aufbau von Prototypen. Wie vollständig und wie einsatzbereit die waren, ist bislang unbekannt. 1988 wurde das Projekt abgebrochen, die meisten Komponenten verschrottet. Lediglich ein paar Leiterplatten haben bis heute überlebt.


Digitales Kommunikationssystem DKS2000

(Alias DKS 2000, DKS-2000)

Zu dieser Anlage liegen leider noch keine Informationen vor. Möglicherweise war es der Versuch der DDR, ein ISDN-ähnliches Digitalnetz aufzubauen.

Das Projekt wurde 1990 abgebrochen und gilt heute in allen Komponenten als ausgestorben.
Wer hat Informationen über DKS2000?


Telefonanlage ENSAD

Diese digitale Anlage wurde ab Mitte der 1980er Jahre in Gemeinschaftsarbeit von Robotron Radeberg und dem Fernmeldewerk Arnstadt entwickelt und hergestellt.


ENSAD-Schränke

ENSAD-Leiterplatte

Technische Daten liegen leider noch nicht vor.

Vermutlich sind komplette Anlagen heute ausgestorben.


Telefonvermittlung NEWA

Diese Anlage ist auf einer separaten Seite beschrieben.


Übertragungssystem PCM120

(Alias PCM 120, PCM-120)

Das PCM480 war ein digitales Übertragungssystem für maximal 120 parallele Gespräche. "PCM" stand für "Pulse Code Modulation".


Übertragungssystem PCM120 (links im Bild)

Technische Daten liegen leider noch nicht vor.

Die Anlage gilt heute als ausgestorben.


Übertragungssystem ÜVM480 / PCM480

(Alias PCM 480, PCM-480, ÜVM 480, ÜVM-480, UEVM 480, UEVM-480)

("PCM" = "Pulse Code Modulation")
Das PCM480 war ein digitales Übertragungssystem über Lichtwellenleiter, konventionelle Kupferkabel oder Richtfunkstrecken, hergestellt ab 1986 vom "Kombinat Nachrichtenelektronik Leipzig", genau gesagt dem "VEB Nachrichtenelektronik Greifswald". Mit ihm konnten 480 Gespräche übertragen werden, sowohl im innerstädtischen Einsatz als auch im Fernbereich, wobei die maximale Kabellänge 120 km betrug.


Übertragungssystem ÜVM480

Inwendig bestand die schrankartige Anlage aus vier PCM120-Subsystemen mit jeweils 8,448 MHz Bitrate, die in einem Multiplexer zu einem 34,368-MHz-Signal vereinigt wurden. Das eingebaute Lichtleitermodul sorgte für die Anpassung an die Lichtleiter (Laserdioden mit 840 nm Wellenlänge, getrennte Fasern für Senden und Empfangen, Lawinen-Fotodioden als Empfänger). Alle 10 km musste eine Repeaterstation stehen, die die Signale regenerierte.
Eine eingebaute Überwachungsvorrichtung sollte für einen weitgehend störungsfreien Betrieb sorgen.

Wieviele dieser Anlagen in den produktiven Einsatz kamen, lässt sich nicht nicht ermitteln. PCM480 gilt heute mit alle Komponenten als ausgestorben.


Digitale Richtfunkeinrichtung PCM 10-300/400/800

Dieses System sollte zum Aufbau digitaler Nachrichtennetze in der DDR zum Einsatz kommen und wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1988 als Erzeugnis des VEB Robotron Elektronik Radeberg präsentiert.


Richtfunkeinrichtung PCM 10-300

Genauere Informationen zu diesem System liegen noch nicht vor.


Messcomputer USAR

Dieses Gerät ist auf einer separaten Seite beschrieben.


Messcomputer GMAE

Dieses Gerät ist auf einer separaten Seite beschrieben.




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