VEB RAFENA-Werke Radeberg / Robotron-Elektronik Radeberg
In dieser Firma im sächsischen Radeberg wurde der Großrechner R300,
die Prozessrechner PR2000, PR2100,
die Kleinrechner R4000, R4100,
R4200 und R4201 (auch als Multiplexor EC8404),
die Datenfernübertragungseinrichtung DFE500, der Wechselplattenspeicher EC5055,
das Großraum-Speicher-Steuergerät EC5555, das Asynchronsteuergerät AST-G, die Multiplexoren MUX,
KON20 und MUX30A (EC8404.M) sowie die Telefonsteueranlage ENSAD produziert.
Bekannter wurde das Werk allerdings durch die ebenfalls dort hergestellten Fernsehgeräte.
Robotron-Gebäude in Radeberg
Robotron-Gebäude in Radeberg
Robotron-Gebäude in Radeberg
Robotron-Gebäude in Radeberg
Fernsehgerät RC9140 aus Radeberg
Schwerpunkt der Produktion ab den 1980er Jahren war die Richtfunktechnik:
Der größte Teil der zivilen Produktion ging landesintern an die Deutsche Post zur Ausrüstung ihres Breitband-Richtfunknetzes (TV und TF),
weiterhin gab es Exporte in die ČSSR, nach China und viele Strecken (11GHz) in die Sowjetunion;
Schmalband-Richtfunkgeräte-wurden auch nach Vietnam, Kuba, Madagaskar, Bulgarien, Grenada, Ägypten, Jemen, Bangladesch und etliche afrikanische Länder exportiert.
Für den militärischen Einsatz (NVA, evtl. auch Rote Armee) wurden mobile Richtfunkstationen auf LKW "SIL" montiert und auch gewartet.
Dazu gab es außerhalb der Stadt für Versuchszwecke einen Richtfunkturm als Gegenstation.
In der ersten Hälfte der 80er wurde dann der Bereich innerhalb des Radeberger Werksgeländes sicherheitstechnisch streng abgeschottet.
Dem Vernehmen nach ging es dort dann auch um Anwendung von (Mikro-)Rechentechnik, Bildverarbeitung usw. für militärische Zwecke sowie zur "Aufklärung".
Nicht lange nach Wiederaufnahme der Fernsehgeräte-Produktion, spätestens ab Mitte der 70er,
wurden bei Robotron Radeberg auch wieder Radios produziert.
Es waren relativ einfache Mono-Geräte für weniger anspruchsvolle Nutzung.
Ähnliche gab es mit geringen Änderungen und verschiedenen Namen von mehreren Robotron-Betrieben
(Stichwort Konsumgüterproduktion).
Im Gegensatz zu den verschiedenen Kofferfernsehgeräten, die hauptsächlich in der Bundesrepublik bei Quelle und Neckermann landeten, waren die Radios auch im Inland erhältlich.
Chronik
1888: Gründung der Firma "Kummer & Co" in Niedersedlitz, Konkurs 1901
1903: Gründung der "Sachsenwerk Licht- und Kraft-Aktiongesellschaft" in Dresden.
Herstellung von Schaltern, Motoren und Generatoren
1915: Gründung des Werkes in Radeberg, Produktion von Zündern für die Rüstungsindustrie
1920: Verkauf des Radeberger Werkes an das Sachsenwerk .
1924: Erste Produktion von Rundfunkgeräten
1946: Enteignung und Umwandlung in eine "Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft", Produktion von Rundfunkempfängern
1948: Beginn der Produktion von Elektromotoren
1950: Beginn der Produktion von Fernsehgeräten, zunächst nur für die Sowjetunion
1952: Umbenennung in "VEB Sachsenwerk Radeberg"
1956: Umbenennung in "VEB RAFENA-Werke Radeberg".
(RAFENA=Radeberger Fernseh- und Nachrichtentechnik)
1967: Einstellung der Fernsehgeräteproduktion
Eingliederung in den VVB Datenverarbeitung und Büromaschinen
1969: Umbenennung in "VEB Robotron-Elektronik Radeberg" (internes Kürzel "RES"),
als Stammbetrieb des Kombinat Robotron
Produktion von Rechentechnik und Richtfunktechnik
1984: Einstellung der Entwicklung von Rechentechnik
1990: Abwicklung des Betriebes, Privatisierung
1990: Gründung der "Robotron Telecom GmbH", 4270 Mitarbeiter, Montage von Faxgeräten der japanischen Firma Nissei, Fernsehempfänger-Produktion
1991: Gesamtvollstreckung der "Robotron Telecom GmbH", Auflösung des Gesamtbetriebes
1991: Verkauf der Richtfunkproduktion von der "Robotron Telecom GmbH" an die die Firma "ANT Backnang" als "ANT Nachrichtentechnik Radeberg GmbH", 600 Mitarbeiter
1991: Gründung der "Radeberger Hybridelektronik GmbH", 23 Mitarbeiter, Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Hybridschaltkreisen
1993: Verkauf des Betriebsgeländes
1995: Kauf der der Abteilungen Entwicklung, Projektierung, Service und Montage der "ANT Nachrichtentechnik Radeberg GmbH" durch die Fa. Bosch, neuer Name "Bosch Telecom Radeberg GmbH"
2000 Die "Bosch Telecom Radeberg GmbH" wird an die Fa. Marconi, dann später an den Mobilfunkhersteller Ericsson verkauft.
Die letzten Leute sind danach zur Firma "Telent GmbH" gewechselt.
2000: Gründung der "Prettl Elektronik Radeberg GmbH", Übernahme der Abteilungen Produktion, Einkauf, Lager und Versand sowie der Immobilien von der "ANT Nachrichtentechnik Radeberg GmbH".
2004: Umbenennung der "Radeberger Hybridelektronik GmbH" in "RHe Microsystems GmbH"
2007: Übernahme der "RHe Microsystems GmbH" durch die Schweizer "Cicor Management AG"
2008: "Prettl Elektronik Radeberg GmbH" gehört zur Immobilienfirma "Immoprett Radeberg GmbH"
Ehemalige Adresse
8142 Radeberg, Wilhelm-Pieck-Straße 70
8030 Pirna, Lange Straße 19