Betriebssystem MUTOS

MUTOS (MultiUser Time Sharing Operating System) war ein Unix-kompatibles Betriebssystem, das in Versionen für die Computer K1630, A7100, A7150, EC1834, A5120.16 sowie K1840 existierte.
Während MUTOS von Robotron vertrieben wurde, hatte EAW eine eigene UNIX-Version namens WEGA für ihren P8000-Rechner.

MUTOS sollte hauptsächlich im Bereich der Forschung, für Datenbanken und in der Ausbildung eingesetzt werden. Allerdings war die Verbreitung von MUTOS äußerst gering.

Die MUTOS-Entwicklung begann Anfang der 80er Jahre durch die Portierung von UNIX für die K1630-Rechner (MUTOS1600). Später wurde daraus die Versionen für den A5120.16 (MUTOS8000) abgeleitet. Mitte der 80er Jahre wurde der Kernel auch für Rechner mit K1810WM86-Prozessoren portiert. So entstand für den A7100 und A7150 das MUTOS1700 sowie für den Rechner EC1834 das MUTOS1834. Eine Portierung von MUTOS auf den Rechner EC1835 war in Arbeit, wurde aber vermutlich bis zum Ende der Robotron-Ära nicht mehr fertig.

Hardwareseitig setzte MUTOS einen 16-Bit-Rechner voraus, lediglich die Version für den Rechner K1840 (genannt MUTOS1800) lief auf einer 32-Bit-Architektur.
Bildschirm-seitig war MUTOS auf den Textmodus begrenzt. Die Grafikfähigkeiten mancher Rechner (A7100, A7150, EC1834, K1840) wurden leider nicht unterstützt.

Wie alle UNIXe hatte MUTOS ein auf Inodes basierendes hierarchisches Dateisystem, das die Objekte "Datei", "Verzeichnis", "Link", sowie "Gerätetreiber" unterstützte. Über ein Berechtigungskonzept konnten mehrere Leute am Rechner arbeiten, bei einigen MUTOS-Versionen auch gleichzeitig.

Die Fähigkeiten der einzelnen MUTOSe waren von ihrer umgebenden Hardware anhängig. So konnten auf dem Bürocomputer A5120.16 mit seinen 256 KByte RAM maximal 4 Prozesse gleichzeitig ausgeführt werden. MUTOS1700 unterstützte bereits den Anschluss eines zusätzlichen externen Terminals sowie teilweise die Arbeit mit virtuellen Terminals.
Den bei UNIX üblichen Speicherschutz hatten natürlich alle MUTOS-Varianten.

Eine direkte Netzwerkunterstützung (NFS) wurde leider nicht realisiert. Allerdings war ein Datei-Austausch über die serielle Schnittstelle (Programm UUCP) möglich.

Auf Quelltextebene war MUTOS mit anderen UNIX-Derivaten kompatibel.
Einen Vergleich der wichtigsten Befehle bei den unterschiedlichen Betriebssysteme findet man hier.



Verbreitung

Mit dem Ende der DDR wurde die MUTOS-Serie aufgegeben und alle Softwareentwicklung dazu eingestellt. Bislang hat sich leider auch noch niemand gefunden, der eine LAN-Unterstützung oder einen X-Server auf die Robotron-Rechner portiert.

Die Anzahl der heute noch lauffähigen MUTOS-Installationen wird auf < 5 geschätzt.

Wer Anwendersoftware sowie Systemdatenträger zu MUTOS hat, bitte bei uns melden!


MUTOS1600

(Alias MUTOS 1600, MUTOS-1600, MUTOS1630, MUTOS 1630, MUTOS-1630)

Dieses Betriebssystem wurde auf den Rechnern der K1630-Klasse eingesetzt, Entwickler war Robotron, den C-Compiler schrieb die Hochschule Ilmenau.

Vermutlich wurde auf dem Rechner zuerst MOOS gebootet und dann MUTOS nachgeladen.

Falls jemand Datenträger oder Dokumentation zu MUTOS1600 hat, bitte bei uns melden!


MUTOS1700

(Alias MUTOS 1700)

Diese MUTOS-Version lief auf den Bürocomputern A7100 und dem A7150.
Während auf dem A7100 als Massenspeicher ausschließlich Disketten eingesetzt wurden, arbeitete der A7150 auch unter MUTOS mit der Festplatte, was natürlich zu einer erheblichen Geschwindigkeitssteigerung führte.

Der Vertrieb von MUTOS 1700 wurde von der Firma Robotron-Projekt Dresden übernommen.


MUTOS1700, Bootvorgang

MUTOS1700, Dateisystem-Check

MUTOS1700, Datei-Arbeit

MUTOS1700, Festplatten-Einrichtung



Installation

Die Auslieferung erfolgte auf 11 Disketten (5¼ Zoll) mit folgender Beschriftung:

ROOT1Bootdiskette und Dateien des Root-Dateisystems, Teil 1
ROOT2Dateien des Root-Dateisystems, Teil 1
SYS1MUTOS-Kernel-Quelldateien
USR1Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 1
USR2Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 2
USR3Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 3
MAN1Man-Pages, Teil 1
MAN2Man-Pages, Teil 2
DOC1Dokumentationen, Teil 1
DOC2Dokumentationen, Teil 2
UUCPDatenaustauschprogramm (über serielle Schnittstelle)

Das Standard-Diskettenformat war 9x512x80x2.

Die Einrichtung der Festplatten-Partition auf dem A7150 war mittels des Programms MWINCH unter dem Betriebssystem DCP vorzunehmen. Anschließend wurde der Rechner mit der ROOT1-Diskette gebootet und mit dem Programm mkhd die Partitionierung und die Installation des Root-Dateisystems vorgenommen. Danach wurde der Rechner von der Festplatte gebootet und mit dem Programm install die übrigen Disketten installiert.

Der Preis für einen MUTOS1700-Diskettensatz betrug 9125 Mark.


MUTOS1800

(Alias MUTOS 1800)

Dieses Betriebssystem wurde auf dem Rechner K1840 eingesetzt und gilt heute ebenfalls als ausgestorben.
Nähere Informationen zum Programm liegen leider noch nicht vor.


MUTOS1834

(Alias MUTOS 1834)

Diese MUTOS-Version lief auf dem Bürocomputer EC1834 und wurde in der Regel auf der Festplatte installiert.
Neben Tastatur, Bildschirm und Diskettenlaufwerken wurden auch die seriellen und parallelen Schnittstellen des Rechners unterstützt.

Der Vertrieb von MUTOS 1834 erfolgte parallel durch die Firmen Büromaschinenwerk Sömmerda und Buchungsmaschinenwerk Chemnitz.


MUTOS1834

Installation

Die Auslieferung erfolgte auf 11 Disketten (5¼ Zoll) mit folgender Beschriftung:

ROOT1Bootdiskette und Dateien des Root-Dateisystems, Teil 1
ROOT2Dateien des Root-Dateisystems, Teil 1
SYS1MUTOS-Kernel-Quelldateien
USR1Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 1
USR2Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 2
USR3Dateien des /USR-Dateisystems, Teil 3
MAN1Man-Pages, Teil 1
MAN2Man-Pages, Teil 2
DOC1Dokumentationen, Teil 1
DOC2Dokumentationen, Teil 2
UUCPDatenaustauschprogramm (über serielle Schnittstelle)

Das Standard-Diskettenformat war 9x512x80x2.


MUTOS5230

(Alias MUTOS 5230)

Dieses Betriebssystem wurde auf dem Rechner A5230 eingesetzt. Seine Auslieferung erfolgte auf zwei Spulenmagnetbändern "ROOT 5230" und "USR 5230". Außerdem wurden zum Erst-Anfahren des Rechners das Magnetband "SUL 5230" benötigt, das zum System RTOS 5230 gehörte. Im normalen Betrieb wurde das System hingegen von Festplatte aus dem RTOS 5230 heraus gestartet. MUTOS 5230 teilte die beiden Platten des Rechners jeweils in vier Partitionen auf.

MUTOS 5230 gilt, wie sein zugehöriger Rechner, heute als ausgestorben.


MUTOS8000

(Alias MUTOS 8000)

(auch als "MUTOS-U" bezeichnet)
Diese MUTOS-Version wurde in Zusammenarbeit des Buchungsmaschinenwerks mit dem EAW und der Akademie der Wissenschaften entwickelt und vermutlich ab 1985 ausgeliefert. Es lief ausschließlich auf dem Rechner A5120.16. Von allen MUTOS-Versionen war sie die leistungsschwächste, was an der begrenzten Hardware-Ausstattung des Rechners lag.
Der A5120.16 war ein Zweiprozessorsystem: Einschränkungen entstanden hauptsächlich durch das Fehlen eines Festplattenlaufwerks sowie den geringen Hauptspeicher. Die Dateisysteme lagen daher in Diskettenform in den 3 Laufwerken, was eben nur einen langsamen Zugriff erlaubte.

In den meisten Fällen wurde nur mit dem im A5120.16 eingebauten Bildschirm im Einzel-Nutzer-Betrieb gearbeitet. Es war aber auch möglich, ein Terminal K8911 für einen 2. Anwender anzustecken.


Booten von UDOS auf dem 8-Bit-Prozessor...

...umschalten auf den 16-Bit-Prozessor, einloggen...

...und da läuft es: MUTOS8000 (Version 1.0).

Eine jüngere Version von MUTOS startet...

...und bietet ihre Dienste an

Installation

Die Auslieferung erfolgte auf fünf Disketten (8 Zoll oder 5¼ Zoll) mit folgender Beschriftung:

BOOTBootdiskette (Betriebssystem UDOS + MUTOS-Kernel)
ROOTDas /-Dateisystem, Verzeichnisse /etc, /bin, /dev
CMD1Weitere Dienstprogramme für das /bin-Verzeichnis
CMD2Entwicklungsumgebung mit dem C-Compiler
NROFFEin Textformatiersystem

Da der A5120.16 nur 3 Diskettenlaufwerke hatte, konnten die Disketten nicht alle gleichzeitig benutzt werden. Bei Bedarf hat man die wichtigsten Programme von USR, CMD und NROFF auf 1 Diskette kopiert.
Das Standard-Diskettenformat war bei 8-Zoll-Disketten 26x128x77x1 und bei 5¼-Zoll-Disketten 26x128x40x1.

Bootvorgang

Der Bootvorgang von MUTOS8000 verlief ähnlich dem von WEGA.
Der Rechner war mit einer speziellen UDOS-Diskette ("MUTOS BOOT") einzuschalten. Das Betriebssystem UDOS wurde daraufhin in den 8-Bit-Prozessor geladen. Bei Bedarf konnten unter UDOS die Diskettenlaufwerke noch passend für MUTOS eingestellt werden (Befehl SET DISKCON). Mit dem Kommando BOOT MUTOS erfolgte das Laden des MUTOS-Kernels von der UDOS-Diskette und das Umschalten auf den 16-Bit-Prozessor. Über ein kleines Konfigurationsprogramm hatte man anschließend die Möglichkeit der Zuordnung zwischen den physischen Diskettenlaufwerken und den MUTOS-Device-Namen (z.B. /dev/rk0).
Gleichzeitig wurde ein Programm auf dem 8-Bit-Prozessor aktiviert, das diesen als Terminal für den 16-Bit-Prozessor arbeiten lies.
Als nächstes war die Diskette "MUTOS BOOT" aus dem Laufwerk zu entfernen und die Diskette "MUTOS ROOT" einzulegen (3. Laufwerk). Der 16-Bit-Prozessor begann dann mit der Arbeit, band das Dateisystem der Root-Diskette ein, arbeitete die darauf befindlichen Initialisierungsprogramme ab und aktivierte den Swap-Bereich. Anschließend konnte sich der Administrator im Singleuser-Modus einloggen und weitere Dateisysteme anhängen (z.B. "MUTOS CMD"-Diskette und "MUTOS WORK"-Diskette).
Mit Umschalten in den Multiuser-Modus (Kommando init 2) wurden dann weitere Dienste (z.B. Druckdienst) gestartet und die Anwender konnten sich nachfolgend einloggen.

Das Betriebssystem UDOS lief währenddessen ferngesteuert weiter auf dem 8-Bit-Prozessor und übernahm die Verbindung mit den Diskettenlaufwerken, dem Bildschirm, der Tastatur sowie den Schnittstellen.

Da sich der MUTOS-Kernel auf der BOOT-Diskette befand und diese nach dem Umschalten in den 16-Bit-Modus aus dem Laufwerk genommen wurde, war der MUTOS-Kernel nicht als Datei im Dateisystem sichtbar.

Wer besitzt noch einen funktionsfähigen A5120.16 mit MUTOS8000?


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