ROLANET

Rolanet (Robotron Local Area Network) war ein Netzwerkstandard, mit dem Rechner im Nahbereich (LAN, bis 1000 m) zwecks Datenaustausch verbunden werden konnten.

Anfangs wurde unter "Rolanet" ein festes Produkt aus Software und Hardware verstanden, später bezeichnete man alle DDR-LANs als "Rolanet".

Es gab zwei Varianten davon: Häufigere Verbreitung fanden dagegen direkte Kopplung von Geräten per IFSS-Schnittstelle oder per DNÜ.

Eine abgewandelte Kleinvariante des Rolanet war BICNet, das hauptsächlich zu Lehrzwecken eingesetzt wurde.

Heute ist heute anscheinend kein Rolanet-Netzwerk (betrifft sowohl Rolanet 1 als auch Rolanet 2) mehr in Betrieb, was einerseits am Fehlen der Hardware-Komponenten als auch am Fehlen der Software liegt.

Wer hat Komponenten, Software oder Dokumentation zu Rolanet?


Rolanet 1

(Alias Rolanet1, Rolanet-1)

Als Übertragungsmedium wurde Koaxkabel oder (ab 1988) auch Glasfaserkabel verwendet. Auch gemischte Netze (Datenumsetzung Koaxkabel - Glasfaser) waren möglich.

Zur Vermeidung von Störungen bei zufällig gleichzeitigem Senden mehrerer Stationen wurde das CSMA/CD-Verfahren eingesetzt, das beim Erkennen einer Überlagerung den betroffenen Stationen nach einer zufälligen Wartezeit ein automatisches Wiederholen der Übertragung anwies.

Bei Verwendung von Koaxkabel mit 75 Ω Wellenwiderstand (klassisches Antennenkabel) war dieses an beiden Enden durch Widerstände reflexionsfrei abzuschließen und durfte eine maximale Länge von 1000 Meter zwischen den Endpunkten des Netzes haben. Das Netzwerk war topologisch als Linienbus aufgebaut. Die einzelnen Rechner wurden jeweils durch eine Stichleitung und eine Transceivereinheit mit dem Hauptkabel verbunden.

Bei Nutzung von Glasfaserleitungen ("Optische Variante") durfte die Leitungslänge der Glasfaserleitung maximal 1000 Meter zwischen zwei benachbarten optischen Komponenten betragen. Durch Signalverstärker (Repeater) konnte die Länge auf einige tausend Meter vergrößert werden. Als Glasfaserkabel wurde eine Stufenindex-Lichtleitfaser verwendet, die im Infrarotbereich betrieben wurde.
Vorteil der Lichtleittechnik lagen in Nachteilig war der kompliziertere Aufbau und die höheren Anschaffungskosten. An der Entwicklung der Glasfasertechnik war u.a. die Humboldt-Universität in Berlin beteiligt.


Prinzip-Aufbau eines Rolanet-1-Netzwerkes mit Koaxkabel

Prinzip-Aufbau eines Rolanet-1-Netzwerkes mit Glasfaserkabel

Dazu musste jeder Rechner eine spezielle Netzwerkkarte eingebaut haben. Diese wurde für die folgenden Rechner entwickelt: Einer Kopplung mit ESER-Rechnern war ebenfalls möglich, sie erfolgte indirekt über einen als "Relais-Station" arbeitenden EC1834. Dieser war dazu mit einer KIF-Adapterkarte und der Rolanetkarte ausgestattet.

Die Geschwindigkeit war mit 500 KBit/s für die damalige Zeit ein guter Wert. Unter Rolanet 1 konnten maximal 253 Rechner verbunden werden.

Auf den K1520-Rechnern und dem PC1715 wurde dazu das Betriebssystem SCP, auf dem A7150 und EC1834 das Betriebssystem DCP, auf der K1600 die Betriebssysteme MOOS oder OMOS und auf der K1840 das Betriebssystem SVP1800 benutzt.

Als Netzwerkdienste waren verfügbar: Robotron lieferte die Programmpakete SCPNET (Client-Software), NETSRV (Dateiserver, Druckserver und Nutzerverwaltung), LIS/LAN (Leitungsinformationssystem mit Textverarbeitung, Terminkontrolle, Postverwaltung, zentrale Informationsbank und Verarbeitung von Pflichtendatenheften) aus. Dabei konnte jeder Rechner sowohl als Arbeitsstation, Dateiserver und Druckserver arbeiten.


Transceiver (TCR) K8601

(Alias K 8601, K-8601)

Dieses Gerät verband jeweils 1 (beliebigen) Rechner mit dem Netzwerk bei Verwendung von Koaxkabel. Es besaß Eingang und Ausgang für das Koaxkabel sowie einen 15-poligen Steckverbinder, der mit einer Stichleitung (max. 50m) mit der Netzwerkkarte des jeweiligen Rechners verbunden wurde. Die Stromversorgung wurde ebenfalls aus der Netzwerkkarte entnommen.


Transmitter K8601

Innenansicht des K8601

Für Glasfaser-Netze wurde stattdessen der Transceiver K8606 verwendet.

Vom K8601 haben bis heute einige Exemplare überlebt.


Optisch-Aktiver Sternkoppler K8605

(Alias K 8605, K-8605)

Dieses Gerät diente der sternförmigen Verbindung von bis zu acht Glasfaserleitungen. Heute würde man so ein Gerät als "optischen Hub" bezeichnen. Wurden mehr als acht Anschlüsse benötigt, wurde über einen optischen Anschluss der nächste K8605 angekoppelt. Auf diese Weise konnten bis zu vier K8605 in einer Linie gekoppelt werden. Falls notwendig, konnte die Verbindung der K8605 auch über ein elektrisches Kupferkabel erfolgen. Dazu war eins der acht Glasfasermodule auszubauen und durch ein elektrisches Modul zu ersetzen.


Sternkoppler K8605

Innenansicht des K8605

Submodule des K8605

Vom K8605 hat vermutlich nur 1 Exemplar bis heute überlebt. Es befindet sich im Rechenwerk Halle.


Transceiver (OTC) K8606

(Alias K 8606, K-8606)

Dieses Gerät hatte dieselbe Funktion wie das K8601, diente also zu Ankopplung 1 Rechners an das Netz, allerdings für Glasfasernetze. Netzwerkkarte und Stichleitung waren dieselben wie bei Benutzung des K8601.


Transceiver K8606

Innenansicht des K8606

Leiterplatte des K8606

Vom K8606 hat vermutlich nur 1 Exemplar bis heute überlebt.


Optisch-Elektrischer Repeater (OER) K8607

(Alias K 8607, K-8607)

Dieses Gerät realisierte die Verbindung zwischen Kupferkabel-Netzen und Glasfaser-Netzen. An Schnittstellen besaß das K8607 Eingang und Ausgang für die Koaxleitung sowie die beiden Glasfaseranschlüsse.


gemischtes Koax-Glasfaser-Netz

Repeater K8607

Innenansicht des K8607

Leiterplatte des K8607

Vom K8607 hat vermutlich nur 1 Exemplar bis heute überlebt.


Multi-Transceiver (MTC) K8608

(Alias K 8608, K-8608)

Dieses Gerät vereinigte vier Transceiver K8601 oder vier Geräte K8606 in sich. Es besaß also Anschlüsse für vier Stichleitungen, an denen je 1 Computer gekoppelt wurde und den Anschluss für das Datennetz wahlweise auf Basis Kupferkabel oder Glasfaserleitung. Mit dem K8608 allein besaß man also schon ein in sich lauffähiges sternförmiges Netz.


Einsatz des Multi-Transceivers



Multi-Transceiver K8608

Innenansicht des K8608

Vom K8608 hat vermutlich nur 1 Exemplar bis heute überlebt.


Netzwerkkarte K8625 für EC1834-Rechner

(Alias K 8625, K-8625)

Diese Netzwerkkarte realisierte die Anbindung des Rechnerbusses eines PCs an das Netzwerk (in der Regel zu einem Transceiver K8601) über eine 15-polige Stichleitung. Die K8625 wurde auch als "LNC1" (Lokalnetzcontroller) bezeichnet.


Rolanet-Netzwerkkarte für EC1834

Von der K8625 haben vermutlich nur 2 Exemplare bis heute überlebt.


Netzwerkkarte für K1520-Rechner

Ob die abgebildete Karte von Robotron hergestellt wurde oder ob sie eine Eigenentwicklung einer Firma war, ist nicht gesichert. Leider hat anscheinend keine Software bis heute für diese Karte überlebt.


Rolanet-K1520-Netzwerkkarte

Von dieser seltenen Baugruppe haben vermutlich nur 3 Exemplare bis heute überlebt.


Netzwerkkarte für den Computer PC1715

Von dieser seltenen Baugruppe ist heute noch 1 Exemplar bekannt, Informationen über den Hersteller liegen noch nicht vor.


Rolanet-PC1715-Netzwerkkarte

Leider fehlen die zugehörige Software sowie eine zweite Netzwerkkarte für einen potentiellen Koppelpartner.


Rolanet 2

(Alias Rolanet-2, Rolanet2, K 6802, K-6802)

Rolanet 2 wurde Ende der 1980er Jahre der Nachfolger von Rolanet 1 vorgestellt und sollte ab Ende 1990 bevorzugt im Umfeld großer Rechner (ESER, K1840) sowie im Bürocomputerumfeld (EC1834M, EC1835) eingesetzt werden. Die Übertragungsgeschwindigkeit wuchs gegenüber dem Vorgängernetzwerk auf 10 MBit/s, als Übertragungsmedium wurden wieder Koaxkabel (diesmal Spezialkabel) oder Lichtleitkabel benutzt.
Die einzelnen Netzteilnehmer wurden über Transceivereinheiten (MAU) K8602 an das Datenbabel geschaltet, im Teilnehmerrechner befand sich je eine Netzwerkkarte (NIU) K868x. Die Kompatibilität zum westlichen 10-MBit-Ethernet liegt nahe, konnte aber noch nicht bewiesen werden.

Ob es überhaupt zur Auslieferung von Rolanet-2-Komponenten durch Robotron noch kam, ist ungewiss. Heute gelten alle Komponenten und auch die Software von Rolanet 2 als ausgestorben.

Wer besitzt noch Software oder Hardwarekomponenten zu Rolanet?

Letzte Änderung dieser Seite: 14.02.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de