Bürocomputer Robotron EC1834

(Alias EC 1834, EC-1834, ES1834, ES 1834, ES-1834)

(sprich: ES1834, weil russische Buchstaben!)


Computer EC1834

Prototyp des EC1834. In dieser Form wurde er nie gebaut.

Dieser 16-Bit-Rechner wurde 1986 im Büromaschinenwerk Sömmerda entwickelt und dort (1988-1989, 13799 Exemplare) sowie im VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt (ca. 20.000 Exemplare) produziert. Ausschlaggebend für die Entwicklung dieses Rechners war wahrscheinlich die Erkenntnis, dass sich der weltweite Trend von Bürocomputern am PC von IBM orientierte und damit den bislang produzierten 16-Bit-Bürocomputern A7100 und A7150 international keine große Zukunft beschieden sein würde.


Typenschild aus Karl-Marx-Städter Produktion...

...und aus Sömmerdaer Produktion

Die Haupteinsatzgebiete des EC1834 lagen im Bereich der normalen Büroarbeit: Textverarbeitung, Kalkulationen und der Arbeit mit Datenbanken.


Hardware

Der Innenaufbau des EC1834 war weitgehend zum IBM-PC kompatibel, wenngleich auch andere Steckertypen für die Platinenslots verwendet wurden.
Es gab Varianten, bei denen 1 oder 2 Slots als ISA-Steckplätze ausgelegt waren und so auch westliche Platinen (z.B. Grafikkarten und Netzwerkkarten) verwenden konnten.
Für den Export wurde unbestätigten Angaben zufolge der EC1834 auch komplett mit ISA-Steckverbindern ausgerüstet.

Als Prozessor wurde der K1810WM86 mit einer Taktfrequenz von 4 MHz eingesetzt. Er war zusammen mit 256 KByte RAM auf dem Motherboard untergebracht. Zusätzlicher Speicher von 348 KByte je OPS-Karte wurde dann, ebenso wie andere Controllerkarten, in einen der 8 Slots gesteckt. Die maximal mögliche Speichergröße betrug 1 MByte, wobei in der Praxis meist 604 KByte steckten.

Die ersten Modelle des EC1834 wurden mit vier Diskettenlaufwerken K5601 ausgerüstet, später dann mit zwei Diskettenlaufwerken K5601 und einer Festplatte.


EC1834 mit vier Diskettenlaufwerken

EC1834 mit Farbbildschirm K7233

Innenansicht des EC1834

Die Nachrüstung einer 2. Festplatte war möglich, aber mit einiger Bastelei verbunden.
Es konnten verschiedene Festplattentypen verwendet werden, ihre Größe war vorher per Schalter auf der Controllerkarte einzustellen:

GeometrieSchalterstellung
820x6|°°°°|
697x5|.°°°|
615x4|°.°°|
1024x5|..°°|


Es existierten zwei Bildschirmkarten: COL und MON.
COL-Karte und MON-Karte konnten gleichzeitig eingebaut werden. Bei einigen Anwendungsprogrammen war so eine Arbeit mit zwei Bildschirmen möglich. Da COL und MON unterschiedliche Ablenkfrequenzen benutzen, war ein Austausch der Bildschirme untereinander nicht möglich. Über einen Synchronadapter konnte ggf. auch der Bildschirm K7234 an der COL-Karte betrieben werden.
Die COL-Karte (Adresse $B800) konnte Text mit 80x25 Zeichen sowie Grafiken mit einer Auflösung von max. 640x480 Pixeln (proprietärer Modus) darstellen. Mit westlichen Rechnern hatte sie eine Kompatibilität im CGA-Modus (320x200 Pixel). Die MON-Karte (Adresse $B00) stellte Text mit 80x24 Zeichen schwarzweiß dar. War ein ISA-Slot vorhanden, konnte man auch westliche VGA-Grafikkarten (8-Bit-Typen) einsetzen.

Zur Tastatureingabe wurden die Tastaturen K7673.02 und K7673.06 benutzt.
Als zusätzliches Eingabegerät konnte eine Maus an die ASK-Platine gesteckt werden. Vor dem Laden des Maustreibers war das Programm ASKORG zu laden, um die Schnittstellen PC-kompatibel zu machen.

Da Gehäuse des Rechners kann man nicht als gelungen bezeichnen: Zwar ließ sich der Rechner ohne Zuhilfenahme von Werkzeug schnell öffnen, die Front- und Rückblenden waren aber nur lose eingehängt und kamen beim Öffnen als erstes entgegen gefallen. Außerdem brachen die Führungshaken an Front- und Rückblende leider allzu oft ab und sorgen dafür, dass sich das Gehäuse auch im geschlossenen Zustand häufig in seine Bestandteile auflöste. Das dünne und nicht sehr verwindungssteife Blechgehäuse neigte außerdem zum Verziehen. Angenehm war hingegen der auf der Frontseite angebrachte Netzschalter.
Das Gewicht des Rechners betrug 20 kg.


Anschlussbelegung der Platinenslots

EC1834-ISA-Bus / Steckerbelegung (DIN 4162-96polig / EBS-GO 4007)

PinABC
10 V /IOCHCK
2RESETDRVD8D7
3+5 VD9D6
4IRQ2 (IRQ9)D10D5
5-5 VD11D4
6DRQ2D12D3
7-12VD13D2
8 D14D1
9+12 VD15D0
100V IOCHRDY
11/MEMW AEN
12/MEMR A19
13/IOW A18
14/IOR A17
15/DACK3 A16
16DRQ3 A15
17/DACK1 A14
18DRQ1 A13
19/DACK0DRQ0A12
20CLK A11
21IRQ7IRQ10A10
22IRQ6IRQ11A9
23IRQ5IRQ12A8
24IRQ4IRQ15A7
25IRQ3IRQ14A6
26/DACK2/MASTERA5
27TC A4
28ALE A3
29+5 V A2
30OSC+5 VA1
310 V A0
320 V/MEMCS16/BHE


Platinenbestückung

Grundausrüstung des Rechners war die Hauptplatine mit 256 KByte RAM.


EC1834-Hauptplatine

In die Slots konnte dann gesteckt werden:

KürzelErläuterung
OPSOperationsspeicher 348k
FDCFloppydisk-Controller für max. 4 Diskettenlaufwerke
HDCHarddisk-Controller für max. 2 MFM-Festplatten
COLFarbgrafik-Karte
MONMonochrom-Karte (nicht grafikfähig)
PRICentronics-Schnittstellenkarte
ASCSchnittstellenkarte für zwei serielle V.24-Schnittstellen
ASKSchnittstellenkarte für zwei serielle V.24- oder IFSS-Schnittstellen
KIFAdapterkarte zum Anschluss an das kleine Interface der ESER-Rechner
ROLROLANET-Adapterkarte
ASLGlasfaser-Netzwerkkarte für niedrige Geschwindigkeiten

Eine detaillierte Beschreibung der EC1834-Platinen gibt es hier.


Schnittstellen

Zur Ansteuerung von Druckern mit Centronics-Schnittstelle wurde die PRI-Karte eingesetzt.
Für die Arbeit mit seriellen Schnittstellen gab es zwei alternative Platinen: ASC und ASK. Die ASK konnte, abhängig von der Schalterstellung auf der Platine, zwei Schnittstellen V.24 oder IFSS realisieren.
Es konnten bei Bedarf auch zwei ASC- oder ASK-Platinen eingesetzt werden, allerdings nie gemischt.

Es gab für den EC1834 mehrere Möglichkeiten der Netzwerkverbindung: In der Praxis wurde Netzwerkbetrieb äußerst selten angewandt, am ehesten noch die Verbindung per IFSS.


Software

Betriebssysteme

Für den EC1834 gab es zwei Betriebssysteme: DCP und MUTOS1834, wobei fast alle Rechner mit DCP (anfangs Version 3.2, später Version 3.3) betrieben wurden. Es war ebenso möglich, DOS auf diesem Rechner zu benutzen. Selbst Windows Version 3.0 ließ sich einsetzen.

Bürosoftware

An typischer Software für die tägliche Büroarbeit wurden benutzt:

CAD

Eine Nutzung des EC1834 als CAD-Arbeitsplatz wurde in den Medien oft propagiert, aber nur selten realisiert. Dazu wurde der Rechner mit einem Grafiktablett K6405 (samt zugehörigen Stromversorgungsadapter) ergänzt. Der Anschluss dazu erfolgte über die ASK-Platine. Ein Plotter K6416, K6418 oder westliche Importgeräte sowie ein Nadeldrucker K631x oder K632x sorgten für eine präzise Ausgabe der Zeichnung auf das Papier. Als Software wurde PC-CAD oder MultiCAD eingesetzt. Seltener kamen auch westliche CAD-Programme, wie OrCAD, zum Einsatz.

Sondervarianten

Vom EC1834 wurde eine Sondervariante entwickelt, die sich durch geringe Signalabstrahlung auszeichnete, womit ein Abhören der elektromagnetischen Strahlung durch feindliche Kräfte erschwert werden sollte. Es ist zu vermuten, dass diese Variante in der Regierung und vielleicht beim Geheimdienst eingesetzt werden sollte.

Außerdem wurde eine Variante entwickelt, die vibrationsfest sein sollte, zur Montage auf LKW bei der Armee.

Ob diese Sondervarianten in nennenswerter Stückzahl gefertigt wurden, ist bislang unbekannt. Exemplare davon haben vermutlich nicht bis heute überlebt.


EC1834.01

(EC1834.1, EC 1834.1, EC-1834.1, EC 1834 M, EC-1834M, ES1834M, ES 1834 M, ES-1834M,EC 1834.01, EC-1834.01, ES1834.01, ES 1834 01, ES-1834.01)

Im Jahr 1989 kam es zu einer Weiterentwicklung des EC1834 mit Namen EC1834.01 bzw. EC1834.M. Bei diesem Rechnermodell wurde die Größe des auf der Hauptplatine befindlichen RAMs auf 640 KByte erhöht (Einsatz der Schaltkreise U61256), man sparte also für die normale Arbeit unter DCP den Einsatz der steckbaren RAM-Karte, die aber trotzdem zusätzlich gesteckt werden (und vermutlich als RAM-Disk benutzt) werde konnte. Auf der Hauptplatine waren ein bis vier Steckverbinder als 8-Bit-ISA-Slots ausgeführt. Außerdem gab es Änderungen im Rechner-BIOS mit dem Ziel einer besseren PC-XT-Kompatibilität.


Hautplatine des EC1834.01

Neu war ebenfalls die Möglichkeit des Einsatzes der Beschleunigerkarte BK600, die dem Rechner eine i80286-CPU (U80600) bescherte und eine zwei- bis vierfache Rechengeschwindigkeit gegenüber dem Grundmodell bot.


Beschleunigerkarte BK600

Trotz der interessanten Verbesserungen wurden nur ca. 120 Exemplare dieses Rechners produziert. Einige wenige davon haben bis heute überlebt.


ARILD PC2020

(ARILD PC 2020, ARILD, PC-2020)

Vom EC1834 existierte eine Variante, die mit "Arild PC2020" beschriftet war, ansonsten aber mit dem Sömmerdaer EC1834 identisch war. Wie es zu dieser Variante kam, ist noch unbekannt.


Computer Arild PC2020



Vergleich mit anderen Rechnern

Obwohl die Entwicklung des EC1834 als große technologische Entwicklung gefeiert wurde, war der EC1834 gegenüber dem etwas älteren A7150 in einigen Punkten ein Rückschritt: Ein Fortschritt war der EC1834 hingegen, was die Produktion betraf: die Anzahl an elektronischen Bauteilen sank gegenüber den Vorgängermodellen beträchtlich, ebenso wurde das Gehäuse wesentlich einfacher gestaltet und konnte ohne Zuhilfenahme von Werkzeug schnell geöffnet werden. Die Herstellungskosten des EC1834 dürften damit wesentlich geringer als die des A7150 gewesen sein.


Verbreitung

Da für einfache Büroaufgaben die 8-Bit-Rechner leistungsseitig meist ausreichend waren, erfolgte in der DDR der Umstieg auf die 16-Bit-Rechner nur zögerlich.

Der Preis des EC1834 lag 1988 bei stolzen 59.589 Mark, 1 Jahr später sank er auf 55.746 Mark. Selbst für die festplattenlose Variante wurde ein Preis von 39.044 Mark veranschlagt. Preislich lag der EC1834 damit immer leicht über dem eigentlich technisch aufwändigeren Konkurrenzprodukt A7150. Die hohe Produktionskapazität der Hersteller bescherte dem EC1834 eine größere Verbreitung als dem Konkurrenzrechner. Nachfolgeprojekt des EC1834 war der nur in kleiner Stückzahl hergestellte EC1834.01. Danach kam der EC1835, der allerdings nur noch in minimaler Stückzahl hergestellt wurde.

Beim EC1834 ist schon deutlich die Annäherung der DDR-Computertechnik an westliche Einheits-PC-Technik spürbar, sein individueller Charakter ist viel schwächer ausgeprägt als bei anderen DDR-Computern. Trotzdem ist der EC1834 heute ein beliebtes und begehrtes Sammlerstück.


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