Wechselplattengeräte

(Wechselfestplatte, Disk)

Diese Geräte wurden vor allem in der Großrechentechnik eingesetzt und stellten einen Zwitter zwischen Festplatte und Diskette dar.
Die Mechanik und die Elektronik (bzw. Teile davon) waren fest in das Gerät eingebaut, der Magnetplattensatz konnte dagegen vom Antrieb getrennt und ausgetauscht werden.
Die Plattensätze wurden dann, geschützt durch eine Kunststoffhaube, in Regalen abgelegt.
Gegenüber den Magnetbandlaufwerken zeichnen sich die Plattenlaufwerke durch eine größere Geschwindigkeit beim Auffinden der Daten sowie beim Daten-Übertragen aus.

Die Datenträger konnten je nach Laufwerk als 1-Scheiben-Platte oder als Mehrscheibenplatte ausgeführt sein. In der ESER-Nomenklatur hießen die Wechselplattenlaufwerke EC50xx und die Wechselplattenstapel EC52xx.

Neben den Wechselplattenlaufwerken wurden in der Großrechentechnik auch Festplattengeräte eingesetzt.
Mit dem Niedergang der Großrechner verschwanden Anfang der 1990er Jahre auch die Wechselplattenlaufwerke.


Wechselplattengerät EC5052

(Alias EC 5052, EC-5052, ES5052, ES 5052, ES-5052)

Dieses in Bulgarien hergestellte Gerät für Mehrscheiben-Platten wurde in Verbindung mit den Großrechnern R4000 und EC1040 verwendet und hatte eine Speicherkapazität von 7,5 MByte pro Plattenstapel.
Zur Ansteuerung wurden die Steuergeräte EC5552 oder EC5555 benutzt, die als Interface SIF-ESER realisierten. Maximal acht Geräte EC5052 konnten an ein Steuergerät gekoppelt werden.


Wechselplattenlaufwerk EC5052

Ein Plattenstapel bestand aus 6 Scheiben, die mit einer Geschwindigkeit von 2400 u/min rotierten. Es gab Laufwerke mit 12 Köpfen und welche mit 10 Köpfen (vier wurden doppelseitig und zwei einseitig benutzt).
Die Platten waren in 200 konzentrische Spuren (Datendichte 29-44 Bit/mm) unterteilt und enthielten außerdem 3 Ersatzspuren. Zur Positionierung der Köpfe brauchte das EC5052 durchschnittlich 60 ms, die Datenübertragungsrate wurde mit 156 KByte/s angegeben.

Das Auswechseln der Magnetplatten war mit einer Offline-Zeit von ca. 1 Minute verbunden.

Das EC5052 war in der Lage, auch ohne Großrechnerverbindung Diagnosearbeiten durchzuführen oder dies durch eine zyklische Anforderung des Großrechners zu tun. Zur Sicherung der Aufzeichnung wurden zusammen mit den Daten Prüfbytes aufgezeichnet und diese beim Lesen verglichen.


Wechselplattengerät EC5055

(Alias EC 5055, EC-5055, ES5055, ES 5055, ES-5055)

Dieses Laufwerk wurde u.a. am Großrechner R21 eingesetzt und in der DDR von Robotron Radeberg hergestellt. Entwickler war das Institut für Elektronik Dresden, die Magnetscheiben wurden in Meiningen gebaut.


Wechselplattenlaufwerk EC5055

Wechsel des Plattensatzes beim EC5055

Die Plattenstapel hatten 6 Scheiben, womit sich abzüglich zweier Servoflächen zehn für Daten nutzbare Flächen und eine Kapazität von 6.9 MByte pro Plattenstapel (nach anderen Angaben 7,25 MB) ergaben. Der Anschluss an den Großrechner erfolgte über das Großraumsteuergerät (GSS) EC5555.

Technische Parameter des Gerätes: Heute existiert vermutlich nur noch ein Exemplar des EC5055.


Wechselplattengerät EC5056

(Alias EC 5056, EC-5056, ES5056, ES 5056, ES-5056)

Dieses Laufwerk für Mehrscheiben-Platten wurde in der Sowjetunion hergestellt und hatte im wesentlichen dieselben Eigenschaften wie das EC5055.


Wechselplattengerät EC5058

(Alias EC 5058, EC-5058, ES5058, ES 5058, ES-5058)

Dieses Laufwerk wurde in der ČSSR hergestellt und hatte im wesentlichen dieselben Eigenschaften wie das EC5055.


Wechselplattengerät EC5061

(Alias EC 5061, EC-5061, ES5061, ES 5061, ES-5061)

Die Speicherkapazität des in Bulgarien hergestellten EC5061 lag bei 29-100 MByte pro Plattenstapel.
Das EC5061 verfügt über 20 Magnetköpfe und realisierte eine Aufzeichnungsdichte von 60-90 Bit/mm.
Die Positionierung der Köpfe dauerte durchschnittlich 50 ms.
Es gab Geräte mit 16, 20 und 22 Köpfen, die eine Formatierung mit 400 Spuren (+5 Ersatzspuren) zu je 22 Sektoren zu je 512 Byte ermöglichten.
Der Anschluss an den Großrechner erfolgte über die Steuereinheit EC5561. Der zugehörige Plattenstapel nannte sich EC5261.


Wechselplattenlaufwerk EC5061

Wechselplattenlaufwerk EC5061

Plattenstapel für das EC5061

Zum EC5061 gab es ein Prüfgerät namens TIDU-4.

Heute existieren noch einige Exemplare des EC5061, zwei befinden sich im Rechenwerk Halle.


Wechselplattengerät EC5066

(Alias EC 5066, EC-5066, ES5066, ES 5066, ES-5066)

Dieses Gerät wurde in Bulgarien produziert und hatte eine Speicherkapazität von 100 MByte pro Plattenstapel. Es besaß 19 Köpfe, formatierte die Platten mit 411 Spuren (+ 12 Reservespuren) mit 26 Sektoren und 512 Byte pro Sektor. Der zugehörige Plattenstapel nannte sich EC5266. Der Anschluss an den Großrechner erfolgte über die Steuereinheit EC5566.


Wechselplattengerät EC5066

Plattenstapel für das EC5066

Plattenstapel für das EC5066

Um die Stabilität zu erhöhen, wurde die Bauform der Plattenstapel gegenüber den anderen Geräten geändert und der IBM-Bauweise angeglichen.


Wechselplattengerät EC5066.M

(Alias EC 5066.M, EC-5066.M, ES5066.M, ES 5066.M, ES-5066.M)

Beim EC5066.M handelte es sich um eine "modernisierte" Version des EC5066, ebenfalls in Bulgarien produziert. Es wich in der konstruktiven Ausführung von diesem ab, während die technischen Parameter hinsichtlich Aufzeichnungsdichte, eingesetzter Medien und Speicherkapazität gleich blieben. Derartige modernisierte Zwischenversionen wurden eingeführt, wenn die Fertigstellung der nächsten Generation noch zu lange in der Zukunft lag und man die gewonnenen technischen Erkenntnisse mit Verbesserungen bereits vorab in bewährte Geräte einfließen lassen wollte. Solange das neue System die ESER-Abnahme nicht bestanden hatte, die offensichtlich einige Zeit in Anspruch nahm, konnte es nicht vermarktet werden.


Wechselplattengerät EC5066.M

EC5066.M, Seitentür geöffnet

Wechselplatte im EC5066.M

Magnetköpfe des EC5066.M

Der Anschluss an den Großrechner erfolgte über die Steuereinheit EC5566.


Wechselplattengerät EC5067

(Alias EC 5067, EC-5067, ES5067, ES 5067, ES-5067)

Dieses Laufwerk konnten zwei Wechselplattenstapel zu je 100 MByte aufnehmen. Bei maximal 32 anschließbaren Geräten pro Prozessoreinheit konnte man auf diese Weise auf eine Gesamtspeicherkapazität von 6,4 GByte kommen. Das Laufwerk hatte eine Aufzeichnungsdichte von 159 Byte pro mm, eine mittlere Zugriffszeit von 50 ms und eine Datenübertragungsrate von 806 KByte/s. Die Plattenstapel rotierten dabei mit 3600 u/min. Das Gerät hatte einen Stromverbrauch von 2,5 kW (bei 380V) und wog 330 kg.


Wechselplattengeräte EC5067

Der Anschluss an den Großrechner erfolgte über die Steuereinheit EC5567 und den Controller EC5561.
Der zugehörige Plattenstapel nannte sich EC5266, das zugehörige Steuergerät nannte sich EC5567.

Vom EC5067 haben drei Exemplare im Bunker Fürstenwalde überlebt, ebenso ein Steuergerät EC5567.


Wechselplattenstapel EC5251

(Alias EC 5251, EC-5251, ES5251, ES 5251, ES-5251)

Die Speicherkapazität des EC5251 lag bei 29 MByte pro Plattenstapel. Es besaß 9 Köpfe, formatierte die Platten mit 200 Spuren (+ 4 Reservespuren) mit 16 Sektoren und 512 Byte pro Sektor. Die Erkennung des Nullsektors erfolgte mit Hilfe einer Kerbe.


Wechselplattenstapel EC5253

(Alias EC 5253, EC-5253, ES5253, ES 5253, ES-5253)

Die Speicherkapazität des EC5253 lag bei 7,5 MByte pro Plattenstapel.


Plattenlaufwerk ISOT 1370

(Alias ISOT1370, ISOT-1370, EC 5260, EC-5260, IBM 5440, IBM-5440, BASF 614, BASF-614, U30M)

Diese Geräte aus bulgarischer Produktion wurden als schneller externer Datenspeicher an den R4000-Rechnern sowie an den K1600-Rechnern genutzt, außerdem in weiteren Kleinrechnern osteuropäischer Produktion. Mechanisch waren sie als 19-Zoll-Einschub ausgeführt und konnten entweder direkt in den Rechnerschrank oder in einen Beistellschrank eingebaut werden.

Das ISOT 1370 beinhaltete auf derselben Antriebsspindel (2400 u/min) eine Festplatte und eine Wechselplatte.
Die Datenträger bestanden aus einer doppelseitig beschichteten Scheibe, womit also vier Magnetköpfe in jedem ISOT 1370 eingesetzt wurden.
Die Wechselplatten (Typ ISOT EC5260-01 1-22-24-24, kompatibel mit den Typen IBM5440 und BASF614) waren hartsektorierte Einscheibenplatten mit 14 Zoll Durchmesser und einer Bruttokapazität von 3,75 MB. Sie hatten 204 Spuren zu je 24 Sektoren. Die Speicherdichte lag auf den Innenspuren bei 87 Bit/mm, die mittlere Zugriffszeit wurde mit 50 ms von Spur zu Spur und 12,5 ms von Sektor zu Sektor angegeben bei einer Lesegeschwindigkeit von 1,5 MBit/s. Zu Auswechseln des Datenträgers (1-Scheiben-Platte) wurde der gesamte jeweilige Einschub entriegelt und herausgezogen.


Doppel-Plattenlaufwerk ISOT1370

Vierfach-Laufwerkseinheit ISOT1370


ISOT1370, Einschub herausgezogen.
Oben die Wechselplatte

ISOT1370, geöffnet und die Wechselplatte entnommen.

Wechselplatte EC5269.01 mit 24 Sektoren

Die Kopplung mit dem Computer erfolgte über das Standardinterface IFKP, rechnerseitig gab es dafür z.B. die Anschlusseinheit AKP K5160.

Die Maße des Gerätes betrugen 446x265x560 mm bei einem Gewicht von 50 kg.
An der Gerätefront waren neben dem Netzschalter als Bedienelemente: sowie die Anzeigen für "Netzspannung", "Bereitschaft" und "Laden".

Zum ISOT1370 gab es ein Prüfgerät namens TIDU-3.

Der Nachfolger des ISOT 1370 war das CM5400.
Vom ISOT 1370 ist heute nur noch die Existenz von 6 Exemplaren bekannt.


Wechselplattengerät SM5400 (kyrillisch CM5400)

(Alias CM 5400, CM-5400, SM 5400, SM-5400, см5400, см 5400, см-5400)

Diese Speichereinheit in Einschubform wurde in K1600-Rechnern und anderen SKR-Kleinrechnern benutzt.
Möglicherweise war das CM5400 nur ein neuer Name für das ISOT 1370, mit dem die technischen Daten anscheinend übereinstimmen. Das CM5400 hatte das gleiche Gehäuse wie das ISOT 1370, allerdings mit einer schwarze Frontblende und einer an die SKR-Schränke angepassten Einschubmechanik.

Der Datenträger war wiederum eine 1-Scheiben-Platte (Typ ISOT EC5269.29 1-22-12-12), mit der bei 204 Spuren eine Nettokapazität von ca. 2,5 MByte erreicht wurde. Einige Varianten des CM5400 hatten wieder eine zweite Scheibe als Festplatte eingebaut. Das CM5400 konnte mit hartsektorierten Platten (4, 8, 12, 16, 24 oder 32 Sektoren) oder mit softsektorierten Platten arbeiten. Dazu waren geräteintern Brücken zu setzen. An den K1600-Rechnern wurden hartsektorierte Platten mit 12 Sektoren á 512 Byte benutzt.


Wechselplattengerät CM5400

CM5400, Einschub herausgezogen

Wechselplatte EC5269.01 mit 12 Sektoren

Vom CM5400 gab es mindestens vier Varianten: Aus bulgarischer Produktion gab es für die Wechselplattengeräte ein Prüfgerät namens TIDU-4.

Vom CM5400 haben bis heute einige wenige Exemplare überlebt, allerdings anscheinend keins mehr in Funktion. Ein Exemplar befindet sich im Thierbach-Rechner.


Wechselplattengerät SM5404 (kyrillisch CM5404)

(Alias CM 5404, CM-5404, SM 5404, SM-54040, см5404, см 5404, см-5404)

Dieses Gerät des bulgarischen Herstellers ISOT wurde an K1840-Rechnern benutzt, stellte eine abgerüstete Variante des CM5416 dar und hatte eine Kapazität von 88 MByte. Der zugehörige Plattenstapel nannte sich ISOT 0003C.

Das CM5404 gilt heute als ausgestorben.


Wechselplattengerät SM5405 (kyrillisch CM5405)

(Alias CM 5405, CM-5405, SM 5405, SM-54050, см5405, см 5405, см-5405)

Dieses Standgerät wurde an K1600-Rechnern benutzt. Es verarbeitete Plattenstapel mit 11 Scheiben und erreichte eine Kapazität von 20 MByte pro Wechselplatte. Die Platten wurden mit 200+3 Spuren formatiert bei 10 Sektoren á 512 Byte pro Spur.

Zum CM5405 gehörte ein Plattencontrollerschrank, der bis zu acht CM5405 bedienen konnte. Mit dem K1600-Rechner wurde er per SKR-Bus verbunden.

Das CM5405 gilt heute als ausgestorben.


Wechselplattengerät SM5409 (kyrillisch CM5409)

(Alias CM 5409, CM-5409, SM 5409, SM-54090, см5409, см 5409, см-5409)

Dieses Gerät wurde von der polnischen Firma Mera hergestellt, auch unter der Bezeichnung "MERA 9450" und auch an K1600-Rechnern benutzt. Die Platte rotierte mit 2400 u/min (2,5 MBit/s) und hatte ein Kapazität von 1,2 MByte, verteilt auf 204 bzw. 408 Spuren á 12 Sektoren. Genauso wie das CM5400 hatte der CM5409 eine zusätzliche Festplattenscheibe eingebaut und benutzte auch dieselben Datenträger.

Das CM5409 gilt heute als ausgestorben.


Wechselplattengerät SM5410 (kyrillisch CM5410)

(Alias CM 5410, CM-5410, SM 5410, SM-54100, см5410, см 5410, см-5410)

Dieses Gerät des bulgarischen Herstellers ISOT wurde an K1600-Rechnern benutzt und stellte eine Weiterentwicklung des CM5400 dar, bei dem die Spuranzahl auf 406 verdoppelt wurde. Damit ließ sich eine Kapazität von 5 MByte pro Wechselplatte erreichen.

Das CM5410 gilt heute als ausgestorben.


Wechselplattengerät SM5416 (kyrillisch CM5416)

(Alias CM 5416, CM-5416, SM5416, SM 5416, SM-54160, см5416, см 5416, см-5416)

Dieses Gerät aus der Produktion von ISOT stellte eine abgerüstete Variante des EC5067 dar und konnte nur 1 Plattenstapel (Typ ISOT 0006C) antreiben. Es hatte eine Kapazität von 174 MByte netto bei einer Übertragungsrate von 806 KByte/s bei einer durchschnittlichen Zugriffszeit von 30 ms und wurde u.a. an den K1840-Rechnern benutzt.


Wechselplattengerät CM5416

Vom CM5416 hat bis heute vermutlich nur 1 Exemplar überlebt.




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