Gebäudeautomatisierung und Mikrorechner im Haushalt

Zögerlich fand die Rechentechnik in den 1980er Jahren auch in den DDR-Haushalten Einzug.

(Alias Gebäudeautomation)



Back- und Bratcomputer EHR730

(Alias EHR 730, Elektroherd)

Nicht nur die Herren der Schöpfung konnten sich dem Hobby Computer zuwenden: für die Hausfrau wurde 1986 der Back- und Bratcomputer EHR730 vom VEB Gas- und Elektrogeräte Dessau vorgestellt. In diesem Herd wurde ein auf dem Mikroprozessor U880 basierender Rechner eingesetzt, mit dessen Hilfe sämtliche Zeitschalt- und Regelvorgänge gesteuert wurden. Über eine 16er Tastatur und ein vierstelliges LED-Display standen dem Benutzer 63 Programme zum Backen, Braten und Auftauen zur Verfügung, die auch an einem bis 24 zu Stunden vorwählbaren Einschaltzeitpunkt gestartet werden konnten.


Herd mit EHR730-Steuerung


Waschmaschinen

(Alias Waschautomat, Wasch-Vollautomat, WAK)

Das Waschgerätewerk Schwarzenberg (Markenname FORON) baute seit 1958 elektrische Waschmaschinen. Zunächst wurden diese durch mechanische Schaltwerke gesteuert. In den 1980er Jahren übernahmen Mikrorechner diese Arbeit, ermöglichten damit komplizierte Abläufe ohne die Bedienung zu verkomplizieren. Entwickler und Hersteller (also Zulieferer) der Computersteuerungen war der VEB Maßindustrie Werdau.

In den computergesteuerten Waschmaschinen wurden normalerweise Einchipmikrorechner mit fest eingebauter Software verbaut. Während der Entwicklungsphase gab es Adapterkarte, die einen universellen Einchipmikrorechner und einen EPROM beinhalteten. Offenbar gab es bei der Serienfertigung ab und zu Engpässe bei der Lieferung der Einchipmikrorechner, denn ab und zu tauchten die Entwicklungskarten auch in den Serienprodukten auf.


EMR-Entwicklungskarte von der MASSI

Für die Prüfung der Waschmaschinenkarten wurde speziell ein Computer entwickelt und in Kleinserie gebaut: der LPTS.


Waschvollautomat WVA-VE

(Alias )

Der WVA-VE war die erste computer gesteuerte Waschmaschine der DDR, gebaut ab 1986. Als Prozessor wurde der Einchipmikrorechner UD8811 003 eingesetzt. Die Bedienung erfolgte über ein umfangreiches Tastenfeld, mit u.a. diese Funktionen: Auswählbare Funktionen wurden jeweils rot beleuchtet, die ausgewählte Funktion grün.


Waschvollautomat WVA-VE, Bild aus der Produktion

Bedienfeld des WVA-VE

Rechnerkarte des WVA-VE

Steuerkarte des WVA-VE

Basisplatine des WVA-VE



Waschhalbautomat WA-K/S bzw. WA-KE bzw. WA-K elektronik

(Alias WA K/S, WAK/S, EPS 02, EPS-02, WA-K electronic)

Der WA-K/S wurde als Nachfolger der mechanisch gesteuerten Maschine WA-K ab 1989 gebaut und war auf minimale Größe getrimmt. Das Einsparen von Wasser war ebenfalls ein Anliegen dieser Entwicklung.


Waschhalbautomat WA-K/S

Mikroprozessor des WA-K/S

Steuerplatine und Bedienteil WA-K/S

Steuerplatine für Waschhalbautomat WA-K/S

Die Steuerung nannte sich EPS02 und war mit dem Einchipmikrorechner UL8611 004 bestückt.
Im Gegensatz zu den Waschvollautomaten scheint die WA-K/S nur eine geringe Verbreitung erlangt zu haben.


Waschvollautomat WVA861 elektronik, WVA861E

(Alias WVA 861E, WVA-861E)

Die vermutlich letzte computergesteuerte Waschmaschine der DDR war 1989 der WVA861E, die um eine Computersteuerung erweitere Version der mechanischen WVA861. Als Prozessor wurde der Einchipmikrorechner UD8811 003 eingesetzt.


Waschvollautomat WVA861E

Bedienfeld des WVA861E

Steuerplatine des WVA861E

Mikrorechner des WVA861E

Das Bedienfeld wurde wieder mit Tasten gebildet, jedoch weniger als bei den anderen Modellen. Programme: Die Programme liefen dann in der Reihenfolge: Vorwäsche, Hauptwäsche heizen, Hauptwäsche waschen, Spülen, Weichspülen, Spülstopp, Schleudern ab.


Stereoanlagen

Plattenspieler PA1205 und PA2205

Ende der 1980er Jahre hielt die Mikrorechentechnik auch in der DDR-Musikelektronik Einzug. Ein Beispiel waren die Plattenspieler PA1205 als Bestandteil der HiFi-Anlage HMK100 (ab 1985) und PA2205 als Bestandteil der HiFi-Anlage HMK200, hergestellt vom Funkwerk Zittau (Ziphona). Um einen exzellenten Klang zu liefern, hatten die Plattenspieler einen Tangentialtonarm und der wurden durch einen Linearmotor angetrieben. Dieser Motor wurde auch benutzt, um ein Inhaltsverzeichnis der Schallplatte zu erstellen. Dazu fuhr der Tonarm einmal über die Platte, erkannte mit Hilfe einer Infrarotlichtschranke die Pausenspuren zwischen den Liedern auf der Platte und speicherte deren Position. Im Anschluss war es möglich, per Tastendruck automatisiert zum gewünschten Liedanfang zu springen. Außerdem konnten automatisiert alle Titel kurz angespielt werden (Intro-Funktion).


Stereoanlage HMK200 mit PA2205

Mikrorechner unter dem Drehteller des PA2205

Um diese Steuerungsfunktionen zu realisieren und zu speichern, war eine Leiterplatte mit einem Einchipmikrorechner UB8840 (andere Exemplare hatten stattdessen einen UB8810) eingebaut.
Die Software zum Betrieb des EMR befand sich in dem daneben liegenden EPROM U2716. Einen Einfluss auf den Klang hatte der Mikrorechner hingegen nicht.

Der PA2205 konnte im Gegensatz zum PA1205 ferngesteuert werden, außerdem hatte er ein geändertes Gehäuse.

Preislich schlug der PA1205 mit 1780 Mark zu Buche.

Vom PA1205 und vom PS2205 existieren heute noch einige wenige funktionsfähige Exemplare.


Kassettendecks HMK-D100 und HMK-D200

Die Magnetkassettensysteme der HiFi-Anlagen HMK100 (ab 1985) und HMK200 (ab 1988), beide vom VEB Sternradio Berlin, verfügten ebenfalls über eine Mikrorechnersteuerung auf Basis des Einchipmikrorechners UB8810D. Er übernahm die Auswertung der elektrischen Bedientasten an der Gerätefront, einen Pausensuchlauf und eine Intro-Funktion (kurzes Anspielen aller Liedanfänge).


Stereoanlage HMK100

Mikrorechner im HMK-D100 (links hinter dem Motor)

Der HMK-D200 hatte im Gegensatz zum HMK-D100 eine digitale Bandpositionsanzeige und ein geändertes Gehäuse. Im ROM des EMR befand sich ein zweites Programm, das für künftige Geräteklassen eine erweiterte Bedientastatur und ein Einmessen der Magnetkassetten bezüglich Vormagnetisierung ermöglichen sollte. Für erstere Funktion war die Rechnerleiterplatte bereits vorbereitet, für zweitere Funktion wäre eine andere Analogkarte notwendig. Beide Funktionen wurden daraufhin vermutlich nicht mehr serienwirksam.

Preislich schlugen das HMK-D100 mit 1980 Mark, das HMK-D200 sogar mit 2130 Mark zu Buche, also beides große Investitionen.

Vom HMK-D100 und vom HMK-D200 existieren heute noch einige funktionsfähige Exemplare.


Mikrorechnergesteuerter HiFi-Tuner RFT HMK T200

Als Bestandteil der Stereoanlage HMK200 wurde der Tuner HMK T200 entwickelt und zur Leipziger Herbstmesse 1988 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Hersteller des Tuners war der VEB Sternradio Berlin, der Preis des Gerätes betrug 1650 Mark. Im Gerät arbeitete ein Einchipmikrorechner UB8811D, der die Steuerung der Tunerfunktionen sowie die Abstimmung vornahm und auch die neugestaltete Bedienblende mit 7-Segment-Display bediente. Nahezu zeitgleich wurde zur Modernisierung und Aufwertung der Stereoanlage RFT 3930 ein weiterer "Digital"-Tuner der ST3936 entwickelt. Beide Geräte unterscheiden sich aber stark in ihrem Aufbau, den Bedienelementen und Fähigkeiten.


Stereotuner HMK T200

Dem Benutzer standen folgende Funktionen zur Verfügung: Der Datenerhalt des zuletzt gewählten Senders sowie der gespeicherten Frequenzen wurde durch drei R6-Batterien in einem Kunststofffach auf der Rückseite des Gerätes sichergestellt. Das Display war ein Verbundsanzeigemodul aus dem WF Berlin, welches vermutlich speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Es zeigt die Senderfrequenz und das Band an. Eine Speicherung und Anzeige des Sendernamens war nicht möglich. Weiterhin gab es sehr einfache Bedienerführung für bestimmte Funktionen sowie die Ausgabe von Fehlermeldungen.


Stereotuner HMK T200, geöffnet

Mikrorechner im HMK-T200

Der Wegfall nahezu sämtlicher beweglicher Teile stellte im Vergleich zum Vorgängermodell HMK T100 eine wesentliche Erhöhung der Zuverlässigkeit dar. Unter anderem konnte nun das Drehkondensatorritzel für den AM-Bereich nicht mehr verharzen und den Senderwahlknopf und den Seilantrieb blockieren. Probleme mit ausgehakten Abstimmpotis der Speichertasten entfielen ebenso. Allerdings reichte die Abstimmqualität und Großsignalfestigkeit des T200 nicht an die des T100 heran und mancher hielt die neue Frontblende mit einer Vielzahl von Tastern für überfrachtet und unübersichtlich.

Alle wichtigen Funktionen des Gerätes waren über die Fernbedienungskomponente HMK F200 mittels Infrarotfernbedienung fernbedienbar. Hierzu besaß der Tuner, wie alle Geräte des HMK 200 Systems, eine spezielle Rundbuchse zum Anschluss an die F200 an seiner Rückseite.

Die Rechnerleiterkarte war, im Gegensatz zu den anderen Komponenten des Gerätes, die gleiche wie im ST3936. Auch der EMR mit der Maskennummer 008 war identisch.

Vom HMK T200 wurden Versionen mit schwarzen, silbernen und anthrazitfarbenen Frontblenden hergestellt, die Zahl der schwarzen Geräte überwog aber deutlich. Mit der Anlage HMK 200 wurde im Jahr 1990, bedingt durch die veränderte Marktsituation, die Entwicklungsreihe der HMK-Stereoanlagen eingestellt.

Vom HMK T200 existieren heute noch einige funktionsfähige Exemplare.


Mikrorechnergesteuerter HiFi-Tuner RFT HMK T210

Anfang 1990 tauchten einige wenige Gerätes mit der Beschriftung "HMK T210" auf. Hierbei handelte es sich um eine abgerüstete Version des T200, bei der nur noch der UKW-Bereich empfangbar war, die Anzahl der Speicherplätze wurde dafür auf 20 erhöht. Durch die Wende kam dieses Gerät aber nicht mehr in den Handel. Die zwei bekannten noch existierenden T210 entstammen vermutlich der Nullserie.


Mikrorechnergesteuerter HiFi-Tuner RFT ST3936

Als modernen Baustein und Weiterentwicklung des rein analogen ST3930-Tuners wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1988 der "digital synthese tuner" ST3936 vorgestellt. Hersteller war der VEB Sternradio Berlin.


Stereotuner ST3936

Stereotuner ST3936, geöffnet

Mikrorechner im ST3936

Im Gerät arbeitet ein Einchipmikrorechner UB8811D, der die Steuerung der Tunerfunktionen und die Abstimmung vornahm und die neugestaltete Bedienblende mit 7-Segment-Display bediente. Bisher sind nur ST3936 mit braun lackierter Frontblende aufgetaucht: ob es auch Geräte mit silberner Blende gab, ist fraglich.

Dem Benutzer standen folgende Funktionen zur Verfügung: Der Datenerhalt des zuletzt gewählten Senders sowie der gespeicherten Frequenzen wurde durch zwei R14 Batterien in einem Kunststofffach auf der Rückseite des Gerätes realisiert.

Das Display war ein Verbundsanzeigemodul aus dem WF Berlin, welches vermutlich genau für diesen Zweck entwickelt wurde. Es zeigte die Senderfrequenz und "MHz" an, eine Speicherung und Anzeige des Sendernamens war nicht möglich.

Im Gegensatz zum HMK T200 war der ST3936 ein reiner UKW-Tuner für den Frequenzbereich 87,50 - 108,00 MHz. Er besaß keinen Mittelwellentuner.

Der Preis des Gerätes betrug 1370,- M - also mehr als das Doppelte dessen, was ein ST3930 gekostet hat (670,- M).

Vom ST3936 existieren heute noch einige funktionsfähige Exemplare.


Mikrorechnergesteuerter HiFi-Tuner RFT ST4000

Als Nachfolger des ST3936 wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1989 der zur Stereoanlage RFT 4000 gehörende Tuner ST4000 vorgestellt. Technisch war er baugleich mit dem ST3936, lediglich das Design wurde dem Zeitgeschmack entsprechend angepasst. Frontblende und Gehäuse waren schwarz und an den Seiten befanden sich schwarz lackierte Erlenholzelemente, was das Gerät, wie auch die gesamte Anlage breiter und damit wohl leistungsfähiger erscheinen lassen sollte. Zu welchem Preis und in welcher Stückzahl der ST4000 noch abgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Es existieren heute noch einige ST4000 in funktionstüchtigem Zustand.


Videotextdecoder

Videotext wurde in der DDR bis 1990 nicht ausgestrahlt, damit war ein Videotextempfang allenfalls auf die westlichen Sender (meist ARD und ZDF) beschränkt. Die klassischen DDR-Fernseher besaßen keinen Videotextdecoder, allerdings gab es seit den 1970er Jahren Produkte von Bastlern, meist in Einzelanfertigung gebaut.

Videotext war die Möglichkeit, von der Sendeanstalt vorbereitete Texte auf Fernsehgeräten zu empfangen. Ursprünglich war diese Art der Nutzung des Fernsehsignals nicht vorgesehen. Um die Fernsehnorm nicht ändern zu müssen, wurden die Videotextsignale an einer ungenutzten Stelle im Bildsignal übertragen, genau gesagt während der Strahl der Bildröhre von unten zurück nach oben lief und die Bildröhre sowieso dunkel war. Dieses Signal wurde im Videotextdecoder herausgefiltert und einem Computer-ähnlichen Zeichensatz zugeordnet, der dann alternativ zum Fernsehbild auf der Bildröhre ausgegeben werden konnte.
Der Videotext-Zeichensatz war auf Buchstaben sowie einige Sonderzeichen beschränkt, echte Grafik ließ sich damit also nicht darstellen. Die Sender strahlten zyklisch eine Vielzahl von Videotextseiten aus, aus denen vom Videotextdecoder nach Eingabe einer dreistelligen Seitennummer eine herausgefiltert wurde. Welche Seite mit welcher Nummer auswählbar war, wurde in einer Inhaltsverzeichnisseite veröffentlicht. Damit war Videotext also quasi ein Vorläufer des World Wide Web.

1990 erfolgte die erste Videotext-Testsendung des DDR-Fernsehens.
Mit Öffnung der deutsch-deutschen Grenze 1990 gab es dann einen offiziellen Nachrüstsatz für die Fernsehgeräte, hergestellt von den Funktechnischen Werken Geyer, der sich in unterschiedliche DDR-Fernseher (Colormat, Colortron,...) einbauen ließ. Der Videotextdecoder bestand aus einer losen Leiterplatte und wurde durch einen Einchipmikrorechner U8821 gesteuert, mit Software in einem ROM U2616. Einige ICs wurden in der DDR bzw. im Ostblock nicht produziert, damit war die Produktion also auf westliche Zulieferungen angewiesen, die zu diesem Zeitpunkt aber bereits möglich waren.


Videotextdecoderkarte

Fernseher Colormat mit Videotextdecoder

Typenschild des Videotextdecoders

Mit der Verfügbarkeit westlicher Fernsehtechnik verloren DDR-Fernseher rapide an Bedeutung. Da westliche Fernsehgeräte zu dieser Zeit einen Videotextdecoder üblicherweise von vornherein eingebaut hatten, wurde die Produktion der ostdeutschen Videotextdecoder bald eingestellt.

Heute existieren noch einige funktionsfähige Exemplare der DDR-Videotextdecoder.


Heizungssteuerung ESN02

(Alias ESN 02, ESN-02, Nachtspeichergeräte, Nachtspeicherofen)

Nachtspeicheröfen waren Elektroöfen, die nachts aufgeheizt wurden und ihre Wärme dann am Tag langsam abgaben. Der Hintergedanke davon war, dass nachts (22 Uhr bis 6 Uhr) die Industrie viel weniger Energie brauchte als tagsüber (von 3-Schicht-Betrieben einmal abgesehen), dass daher die Kraftwerke nachts einen Stromüberschuss hatten und daraufhin den Strom billiger abgeben konnten. Um dies zu bewerkstelligen, bedurfte es eine Zeitsteuerung, die die Heizung nur in den Nachtstunden mit Strom versorgte. Zunächst wurden dafür mechanische Uhren mit einem Elektrokontakt verwendet. In den 1980er Jahren übernahmen Computer-gesteuerte Geräte, die an allen in der DDR gefertigten Nachtspeicheröfen nachgerüstet werden konnten, diese Arbeit.

Die ESN02 wurde an der TH Ilmenau entwickelt, hergestellt bei Robotron Zella-Mehlis. Äußerlicher Unterschied zwischen dem ESN02 und seinem Nachfolger ESN03 war bei ersteren das Fehlen der Tastenreihe für die Tage mit abgesenkter Leistung sowie der Uhranzeige-LEDs. Dafür hatte die ESN02 versenkt eingebaut eine rote Siebensegmentanzeige. Inwendig hatte das ESN02 eine andere Leiterplatte, die ihre Zeitinformation nicht von einem Nacktchip, sondern von einem Uhrenschaltkreis U132 empfing. Als Prozessor war ein U880 verbaut, dem ein EPROM (vermutlich U555) zur Seite stand. Bemerkenswert ist, dass der ESN02 (genauso wie der ESN03) keinen RAM besaß, seine Arbeit anscheinend komplett mit den Prozessorregistern durchführte.


Heizungssteuerung ESN02

Innenleben der ESN02


Leiterplatte der ESN02

Von der ESN02 haben drei Exemplare bis heute überlebt. Eins befindet sich (in leider defektem Zustand) als Exponat im Rechenwerk Halle.
Wer besitzt eine ESN02 oder hat Unterlagen darüber?


Heizungssteuerung ESN03

(Alias ESN 03, ESN-03, Heizungsregelung)

(ESN=Elektronische Steuereinrichtung für Nachtspeicheröfen)
Dieser kleine Rechner war wahrscheinlich der Nachfolger der ESN02, Hersteller war wieder Robotron Zella-Mehlis.


Steuerrechner ESN03

Typenschild der ESN03


Innenansicht der ESN03
Die grüne Platine ist das Uhrenmodul

Gegenüber den einfachen elektromechanischen Schaltuhren besaß die ESN03 die Anschlussmöglichkeit für einen Temperatursensor (PT100), um die Schaltung der Heizung nicht nur zeitgesteuert, sondern auch Außentemperatur-gesteuert vorzunehmen.
Außerdem konnten an jedes ESN03 zwei Gruppen von Öfen (Zone 1, Zone 2) angeschlossen werden, wobei Zone 1 mit Nennleistung versorgt wurde und Zone 2 mit 75% der Nennleistung. Beide Zonen wurden über Relais (220V, 1A) geschaltet, die dann die Schaltschütze der Öfen bedienten. Zu jeder Gruppe konnten mehrere Öfen gehören.
Die sieben Schalter auf der Geräteaußenseite gestatteten die Auswahl, an welchen Wochentagen die Heizung mit abgesenkter Heizleistung (30%) gefahren werden sollte (gegenüber den Tagen mit voller Heizleistung). Damit konnte beispielsweise an Feiertagen die Temperaturen in Firmen abgesenkt und damit Energie gespart werden.

Kernstück der ESN03 war ein Prozessor U880. Die notwendige Software war in Form eines EPROMs fest eingebaut, konnte aber durch den Heizungs-Installationsbetrieb auf Sonderwünsche angepasst werden.
Ein Quarzuhrmodul auf Nacktchipbasis sorgte für die exakte Erkennung der Nachtzeit, es wurde durch Ni-Cd-Akkus gegen Stromausfall (max. 72 Stunden) gesichert. Über mehrere Drahtbrücken im Geräte-Inneren konnte festgelegt werden, was im Havariefall bei Totalausfall des Gerätes passieren soll: entweder Dauerheizen oder Heizung-Aus. Ungewöhnlich war die Uhrzeitanzeige durch acht Leuchtdioden, die ohne eine Codetabelle kaum entschlüsselbar waren. Das Einstellen der Uhr mit den Gerätetasten war auch sehr gewöhnungsbedürftig und oblag dem Fachmann.
War das Gerät einmal eingerichtet, arbeitete es (mit Ausnahme der Feiertagsschalter) vollautomatisch.

Der ESN03 wurde hausintern an der Wand verschraubt, der Temperatursensor kam außen an die Hauswand.

Von der ESN03 ist heute noch die Existenz einiger Exemplare bekannt, allerdings keins mehr im produktiven Einsatz. Eins befindet sich als Exponat im Rechenwerk Halle.


Wärmeübertragungssteuerung VPS-WÜST und Hausanschlusssteuerung HA

(Alias HA2, HA 2, HA-2, HA31, HA 31, HA-31, HA32, HA 32, HA-32)

In der DDR wurden viele Wohnungen (speziell in Neubaugebieten) mit Fernwärme versorgt. Ebenso hatten viele Betriebe einen Fernwärmeanschluss. Die Fernwärme diente der Beheizung der Räume sowie der Bereitstellung von Warmwasser. Technisch funktionierte das so, dass vom Kraftwerk Dampf oder Heißwasser in eine Leitung gepresst wurde. Diese Leitung lief (meist oberirdisch als Leitungs-Trasse) in die Nähe des Kunden, durchlief dort eine Wärmeübertragerstation und kehrte als kalte Rohrleitung zum Kraftwerk zurück (geschlossener Kreislauf).

In den Wärmeübertragerstationen "WÜST" konnte die Wärme vom primären Kreislauf (zirkulierend zwischen Wärmekraftwerk und WÜST) bei Bedarf auf einen sekundären Wasserkreislauf (zirkulierend zwischen der WÜST und den wärmeabnehmenden Gebäuden) übertragen werden. Zur Steuerung dieser Übertragung diente das Gerät "VPS-WÜST". Vorteil einer solchen Entkoppelung war, dass im Falle eines Rohrbruchs nicht riesige Mengen Wasser vom Wärmekraftwerk in die Wohnungen nachgepumpt wurden und damit der Wasserschaden geringer blieb. Außerdem konnten so die nicht unerheblichen Temperaturen des Primärkreislaufs auf ein ungefährliches Maß reduziert werden. Nicht zuletzt konnte so auch eine Umwandlung des Energieträgers (Dampf -> Heißwasser) vorgenommen werden.


Montierte VPS-WÜST

VPS-WÜST, Deckel geöffnet

Rechnermodul "MRB" der VPS-WÜST

Leistungsteil der VPS-WÜST

Typenschild einer VPS-WÜST

In der Hausanschlussstation "HAST" wurde ein Teil der Wärme bedarfsgerecht vom primären oder sekundären Kreislauf in das jeweilige Gebäude abgezweigt. Zur Steuerung dieser Übertragung diente die "HA", ein Gerät, dass der VPS-WÜST zum Verwechseln ähnlich sah, aber andere Beschriftungen der Sensoren und Stellelemente und wahrscheinlich andere Software beinhaltete. Die HA konnte zwei Heizungszonen in Abhängigkeit von der Außentemperatur und der Raumtemperatur bedienen. Eine zeitliche gesteuerte Temperaturabsenkung (Nachtabsenkung bei Wohnungen, Wochenendabsenkung bei Betrieben) war ebenfalls möglich.

Hersteller der Gerätegehäuse war der "VEB Technische Gebäudeausrüstung Gera, Betriebsteil Neustadt/Orla". Das Innenleben wurde vom "VEB Technische Gebäudeausrüstung Dresden" und vom "VEB Technische Gebäudeausrüstung Schwerin" gebaut.

VPS-WÜST und HA bestanden aus einem Metallkasten mit Glasfront, der an der Wand verschraubt wurde und Verbindung mit Wärme- und Drucksensoren sowie Ventilen hatte. Zur Schaltung größerer Ströme befand sich neben der VPS-WÜST ein mit Schaltschützen bestückter Schaltschrank.


WÜST-Schaltschrank

Die Rechnereinheit "MRB" (Mikrorechnerbaustein) befand sich im Metallkasten auf über eine Rückverdrahtungseinheit verbundenen Steckkarten, mit einem Mikroprozessor U880 als Zentralorgan. Der MRB war in der VPS-WÜST, in der HA und in der DLA verbaut.


Prozessorkarte der VPS-WÜST

VPS-WÜST und HA übernahmen auch die Wärmemengenberechnung als Grundlage für eine finanzielle Abrechnung, weswegen die Geräte verplombt werden konnten.
Im Störungsfall (beispielsweise bei Drucküberschreitungen oder Ausfall von Pumpen) übernahmen VPS-WÜST und HA die Umschaltung der Anlage in einen gefahrlosen Modus sowie die optische Signalisierung des Fehlers. Um auch im Fall eines Stromausfalls korrekt weiter zu arbeiten, konnte die Anlagen durch einen externen Akku gestützt werden.

Die Anlagen konnten entweder über einen Computer Poly880 programmiert werden oder über das speziell dafür entwickelte prozessorgesteuerte Bediengerät UHU-02.


Bediengerät UHU-02

Es gab Varianten von VPS-WÜST und HA, die ausschließlich autonom arbeiteten, außerdem Varianten, die per Netzwerk (GDN-kompatibles Verfahren, max. 15 km entfernt) mit einer TGA-Zentrale in Verbindung standen. Die Anlage war bei letzterer Version in der Lage, Messwerte, Wärmemengen und Meldungen an die Zentrale zu schicken, sowie Steuerbefehle von der Zentrale zu empfangen. Außerdem konnte bei Wartungsarbeiten ein Telefon an die Anlage geklemmt werden, damit der Monteur mit der Zentrale sprechen konnte. Von der VPS-WÜST gab es Abrüstvarianten, denen bestimmte Funktionen fehlten.

Im produktiven Einsatz scheint heute keine VPS-WÜST bzw. HA mehr zu sein, diese Geräte wurden inzwischen durch modernere Steuersysteme abgelöst. Bis heute scheint leider nur 1 Exemplar der VPS-WÜST überlebt zu haben. Es befindet sich im Rechenwerk Halle. Die HA gilt heute als ausgestorben.


TGA-Leitzentrale

Die TGA-Leitzentrale war die Gegenstelle zu den VPS-WÜST bzw. HA und diente zur zentralen Auswertung der Daten und zur ferngesteuerten Einrichtung der Geräte. Entwickler war wiederum der "VEB Technische Gebäudeausrüstung Gera, Betriebsteil Neustadt/Orla".


Phantombild einer TGA-Leitzentrale

Technisch bestand die Leitzentrale aus einem Bürocomputer Robotron PC1715, der mit einer IFSS-Schnittstellenkarte ausgerüstet war und unter dem Betriebssystem UDOS lief. Ein Nadeldrucker LX86 ermöglichte die Protokollierung von Ereignissen.
An den IFSS-Schnittstellen des PC1715 hingen ein oder zwei Datenkoppelrechner DLA, die die Umsetzung von IFSS auf je zwei DNÜ-Kanäle (2400 Baud, max. 15 km Kabellänge) machten.


Datenkoppelrechner DLA

Datenkoppelrechner DLA, geöffnet

Typenschild der DLA

An jedem DNÜ-Kanal konnten bis zu 32 VPS-WÜST oder HA gehängt werden. Dazu wurde vieradrige Leitungen verlegt, wobei zwei Adern für die Computerverbindung benutzt wurden, die anderen beiden Adern wurden für eine Telefonübertragung benutzt, mit dem ein Monteur vorort mit der Leitstelle reden konnte. Die Leitungen wurden in der Leitzentrale in dem Gerät "LA800" (hergestellt vom GRW als Komponente des Systems GAA5000) gebündelt, das im Normalfall alle Anschlüsse automatisch zyklisch abfragte, im Sonderfall auch eine exklusive Verbindung mit einer ausgewählten Station realisierte.

Am PC1715 liefen automatisch Warnmeldungen (z.B. bei Überdruck) ein. Daraufhin konnte der Dispatcher Abfragen starten, die der Analyse des Problems dienten. Und er konnte Steuerkommandos an die VPS-WÜST bzw. HA absetzen: entweder direkt per Tastatur oder automatisch per Zeitgeber.

Bislang sieht es so aus, dass TGA-Leitzentralen heute (mit Ausnahme einiger Fragmente) ausgestorben sind.
Existiert noch irgendwo eine TGA-Wärmeleitzentrale oder zumindest deren Software?


Heizungsregler R303

(Alias R 303, R-303)

Bei diesem Gerät scheint es sich um den weitgehend baugleichen Vorgänger der R304 zu handeln.


Heizungsregler R303

Wo die technischen Unterschiede liegen, konnte noch nicht ermittelt werden.


Heizungsregler R304

(Alias R 304, R-304)

Dieses von Wetron Weida produzierte Gerät diente der Regelung der Heizungstemperaturen in Gebäuden, war also ein Verwandter der VPS-WÜST, aber in wesentlich kleinerem Maßstab. Das Gerät enthielt die Elektronik zum Nachregeln der Heizungstemperatur, außerdem ein mechanisches Zeitwerk (basierend auf einer Netzsynchronuhr, hergestellt vom VEB Automatisierungstechnik Geising) zum Einstellen der Zeiten, an denen eine verminderte Heizleistung übertragen werden sollte (beispielsweise Nachtabsenkung in Wohnungen oder Wochenendabsenkung in Betrieben). Auf diese Weise konnte Energie eingespart werden.


Unscheinbarer Kasten: Heizungsregler R304

R304, Deckel geöffnet

Der R304 wurde an der Wand verschraubt und war mit seinem verschlossenen Gehäuse ohne äußerliche Bedienelemente ein eher unauffälliges Gerät. Der Elektronikeinsatz war herausnehmbar, dahinter befand sich das Klemmfeld für die externen Anschlüsse. Einen Mikroprozessor hatte der R304 nicht, allenfalls ein paar integrierte MOS-Transistoren.


Elektronikkomponenten des R304

An den R304 konnten drei Temperaturfühler angeschlossen werden, außerdem den durch Relais geschalteten Servomotor, der das Ventil betätigte und seine Lage über einen Regelwiderstand zurück lieferte.

Vom R304 gab es auch eine Abrüstvariante ohne Zeitsteuerung und Datumstasten.


Abgerüsteter R304

Elektronikkomponenten des R304

Im produktiven Einsatz scheint heute keine R304 mehr zu sein, diese Geräte sind längst durch modernere Steuersysteme abgelöst. Einige Exemplare dieser Steuerung haben im musealen Umfeld bis heute überlebt.


Heizungsregler RK80

(Alias RK 80, RK-80)

Dieser Mikroprozessor-gesteuerte Regler wurde bei Wetron Weida hergestellt, vermutlich ab 1988. Neben dem Einsatz als autonomes Gerät zur Heizungs, Lüftungs- und Klimasteuerung konnte er auch als Komponente in zentral gesteuerten Großanlagen eingesetzt werden.


Regler RK80

RK80, geöffnet

RK80-Prozessorkarte

RK80-Peripheriekarte

RK80-Peripheriekarte

RK80-Peripheriekarte

RK80-Peripheriekarte, oben links die Akkuhalter

RK80-Relaiskarte

Das Gerät bestand aus einer Sloteinheit, die möglicherweise K1520-kompatibel war und einigen Steckeinheiten. Herz der Anlage war der Mikroprozessor U880, begleitet von 12...16 KByte ROM und 2 KByte RAM. Inwendig bildete der RK80 unstetige P/PI-Regler, die für zwei Temperaturzonen, alternativ eine Temperaturregelung und eine Feuchteregelung benutzt werden konnten. Als Aktuatoren waren vorwiegend Motoren vorgesehen. Eine akkugepufferte Digitaluhr (mit IC U118F) gestattete auch zeitabhängige Regelungen. 18 digitale Eingänge standen für projektabhängige Automatisierungsaufgaben zur Verfügung. Am Gerät befand sich eine Tastatur, die zur Strukturierung, Parametrierung und zur Betriebskommunikation benutzt wurde. Die Siebensegmentanzeige wurde u.a. bei Überschreitung von Grenzwerten benutzt.

Vom RK80 haben Exemplare bis heute überlebt, im produktiven Einsatz werden aber wohl keine mehr sein.


Heizungsregler RK82

(Alias RK 82, RK-82)

Dieser Mikroprozessor-gesteuerte Regler mit Zeitplan-Geber wurde bei Wetron Weida hergestellt, vermutlich ab 1989. Er wurde von einem Einchipmikrorechner UB8840 gesteuert, dem 20 KByte EPROM zur Seite standen. Eine 6-stellige LED-Ziffernanzeige zeigte Prozessgrößen, reglerinterne Größen und Datum an, außerdem gab es sechs LEDs für die Schaltzustände. Ein Nacktchipmodul beinhaltete die Digitaluhr.


Regler RK82

Innenansicht des RK82

Typenschild des RK82

Prozessorkarte

Uhrenleiterplatte

DAU-Leiterplatte

Vom RK82 haben Exemplare bis heute überlebt, im produktiven Einsatz werden aber wohl keine mehr sein.


Gebäudeautomatisierungsanlage GAA5000

(Alias GAA 5000, GAA-5000)

Dieser Anlage haben wir eine eigene Seite gewidmet.


Lagerautomatisierungsanlage LAA5000

(Alias LAA 5000, LAA-5000)

Dieser Anlage haben wir eine eigene Seite gewidmet.


Computergesteuerte Aufzüge

Die DDR begann bereits bereits frühzeitig, Aufzüge zu bauen, die mit für damalige Verhältnisse modernen, statischen Halbleiter-Logiksteuerungen ausgestattet waren, u.a. im Hotel "Stadt Berlin" und im "Haus des Reisens" (Erstinbetriebnahmen ab 1968/69). Grundlage war die Baureihe Translog 1 (Germaniumtechnik) in Verbindung mit der RELOG-Relaistechnik. In den mittleren 70ern wurde dann auf Translog 2 (Siliziumtechnik) umgestellt. Translog 2 beinhaltete auch Logikschaltkreise aus der DDR-Produktion, war aber volumenintensiv.

Nach Erreichung der Marktreife (ab ca. 1983) wurden halbleiterbestückte Stromrichter verwendet, die die bis dahin benutzten rotierenden Ward-Leonard-Umformer ablösten. Als Antriebsmaschinen mit variabler Drehzahl wurden nun getriebelose DC-Motoren verwendet. Damit waren diese Anlagen allerdings sehr teuer. Um dieses Manko auszugleichen, begann ab 1982 eine zweigleisige Steuerungsentwicklung für die Aufzüge auf reiner Rechnerbasis.


Aufzugsteuerung BAF

Für die normalen Wohnhausaufzüge (v=1,0 m/s, 500 kg Tragfähigkeit) musste gehandelt werden, weil die materiellen Grundlagen (Relais) für die modernen Relaissteuerungen auf Kartenbasis nicht mehr kontinuierlich vorhanden waren. Die NSF-Relais hatten eine schlechte Kontaktmaterialqualität, die damit verbundenen Störungen waren nicht mehr vertretbar, also begann man mit einer Steuerungseigenentwicklung ohne industrielle Basis, Hersteller war der Berliner Aufzug- und Fahrtreppenbau (BAF). Ab 1984 kamen die ersten Muster der BAF-Mikrorechnersteuerung zum Einsatz. Sie war mit optisch / akustischer Technik überfrachtet, stellte ansonsten aber ein klares Konzept dar, mit Innovationen, die es auf dem Weltmarkt bis dahin nicht gab, wie z.B. Dezimaltastatur statt separater Zieltaster und optischer Kopierung über Lochband. Die Dezimaltastatur ist heute Standard bei Konzernaufzügen für besondere Anlagen, ebenso Zielwahleingabe in der Haltestelle vor dem Aufzug bei Gruppenbetrieb.

Trotzdem war dieses Steuerungssystem, welches heute noch alle Forderungen der EN erfüllen würde, an der Unzuverlässigkeit der verbauten Teile (Schaltkreise, Kontaktmaterial für Stecker und miserable Relais) gescheitert. Sterben musste es zwangsläufig, weil a) die Materialbasis unterentwickelt war und b) der wirtschaftliche Aufwand für die sehr überschaubaren Stückzahlen viel zu hoch war. Ab 990 waren dann Ersatzteile in hinreichender Qualität verfügbar, doch es fand sich kaum noch Servicepersonal, das mit diesen Exoten richtig umgehen konnte und wollte. Demzufolge wurden die Steuerungen zunehmend unter dem Aspekt "keine Ersatzteile verfügbar" durch hauseigene Steuerungen ersetzt.

Einige BAF-Mikrorechner sind vermutlich heute (2017) noch in Berlin in Betrieb.
Wer hat Bilder von einer BAF?


Aufzugsteuerung MRA

(Alias MRA50, MRA 50, MRA-50, MRA51, MRA 51, MRA-51)

(MRA=Mikrorechneraufzugssteuerung)
Für die schnellen DC-Antriebe (2 - 6 m/s) wurde vom Starkstromanlagenbau Halle-Leipzig (SALH) die MRA50 entwickelt und in Wohnhäusern mit mehr als 19 Etagen eingesetzt. Dieses Steuerungskonzept basierte auf einem modifizierten Ursalog-System mit sehr vielen Eigenentwicklungen.

Die neue Technologie hatte zunächst Kinderkrankheiten, die allerdings nicht auf das Konzept zurückzuführen waren, sondern primär auf die zur Verfügung gestellte Hardware. Die eingesetzten Schaltkreise kamen aus der DDR-Produktion, allerdings wurde nur zweitklassiges Material für diese Anwendung bereitgestellt. Störenfriede Nr. 1 und 2 waren die Optokoppler und die benutzten Steckverbinder. Um den Materialproblemen aus dem Weg zu gehen, wurde die MRA51 abgeleitet: Diese Steuerungen waren nicht schlecht, verlangten allerdings einen qualifizierten Umgang.


Aufzugsteuerung MRA50

Sloteinheit der MRA50

MRA50-Prozessorkarte

MRA50-Speicherkarte

Die Entwickler der MRA wechselten 1990 zu "Thyssen-Aufzüge" und kreierten dort noch eine eigene Steuerung "Liftstar", die sich bei der Substitution von Altsteuerungen in ganz Deutschland exzellent bewährte. Nur dem Thyssen-Betriebsrat in Stuttgart war das nicht geheuer. Die Steuerung und deren Nachfolgetyp wurden marktseitig so eingeordnet, dass die Arbeitsplätze in Baden-Württemberg nicht gefährdet wurden: erst hatte man die Konstrukteure in den Vorruhestand geschickt, dann die Produktion von Leipzig nach Mylau verlagert, dann nach Graz und zum Schluss nach Polen.

Soweit bekannt, gibt es heute keine Anlagen mehr, die auf Basis MRA 50/51 fahren, die werden wahrscheinlich alle im Schrott gelandet sein.
Hat irgendwo ein MRA50 bzw. MRA51 überlebt?


Melodietürklingeln

(Alias Melodiegong, Melodietürgong, Melodieklingel)

Einige Zeitlang legte mal als technisch versierter Mensch Wert darauf, sich beim Klang seiner Wohnungsklingel von den Nachbarn zu unterscheiden: z.B. seine Klingel anstelle des "Ding-Dong" oder Glockenschnarrens eine Melodie spielen zu lassen. Während in den 1970er Jahren derartige Schaltungen mittels mechanischer Schrittschaltwerke oder Schieberegister und Einzeltoneinstellung gelöst wurden, rückten in den 1980er Jahren Mikroprozessoren in den Fokus: Die Eigenbaugeräte folgten häufig Veröffentlichungen von Schaltung und Programminhalt in Zeitschriften. Das Zeichnen, Ätzen, Bohren und Bestücken der Leiterplatte war dann meist Sache des Bastlers. Da die Schwierigkeit des Aufbaus relativ niedrig war, war eine solche Klingel für viele Bastler ein guter Einstieg in die Computertechnik, dem später auch größere Projekte folgten. Die sicherlich erfolgreichste Veröffentlichung war 1984 die von Steffen Lehmann in der Zeitschrift "Funkamateur": Es gab Unmengen an Nachbauten, Weiterentwicklungen und softwareseitigen Modifikationen. Über Kleinanzeigen in Zeitungen wurden EPROM-Inhalte, leere Leiterplatten oder auch fertige Geräte angeboten, letztere zu Preisen bis über 300 Mark: manche geschäftstüchtige Bastler besserten so ihr Einkommen nicht unerheblich auf.

Im wesentlichen waren die Schaltungen so aufgebaut, dass sie einen Prozessor besaßen, der den zeitlichen Ablauf steuerte, einen EPROM, in dem sich die Software und die Melodien befanden und eine Tonerzeugungsschaltung, die die Melodien über einen Verstärker auf einem Lautsprecher ausgab. Die für Hausklingeln üblichen Klingeltrafos und Klingelknöpfe wurden oft auch für die Melodieklingeln weiter genutzt, es gab aber auch Melodieklingeln mit eigener Stromversorgung.

Als Prozessor wurde benutzt, was verfügbar war: am häufigsten der U880, aber auch Einchipmikrorechner U884 und U881. Von letzterem gab es sogar eine Variante mit vom Hersteller eingebauter Melodieklingelsoftware. Es gab aber auch Schaltungen, bei denen der Prozessor aus einzelnen kleinen Schaltkreisen gebildet wurde. Auf einen Quarz zur Takterzeugung wurde oft verzichtet, ein RC-Generator übernahm dann diese Funktion.

Die älteren Schaltungen mit EPROMs U552 und U555 hatten den Nachteil, dass sie mehrere Betriebsspannungen brauchten, was die Netzteile kompliziert machte. Bei jüngeren EPROMs ab U2716 wurden nur noch +5V benötigt, was die Sache wesentlich erleichterte.

Bei den Klingeltasten gab es zwei Varianten: Die Melodieklingeln waren jeweils für eine Tastenart konzipiert oder konnten passend zur Tastenart umgestellt werden.

Komfortable Geräte verfügten über eine Lautstärkeeinstellung, manche auch über eine Tonhöheneinstellung. Die meisten Melodieklingeln enthielten mehrere Melodien: bei jedem Klingeln wurde zur nächsten Melodie oder zu einer zufälligen Melodie weiter gerückt. Manche Melodieklingeln hatten Umschalter für verschiedene Melodie-Genre (Moderne Lieder, Volkslieder, Geburtstagslieder, Weihnachtslieder). Viele Geräte verfügten über einen "Sturmklingelschutz", der den Klingelton bei dauernd gedrückter Taste nach einiger Zeit abschaltete.

Die meisten Geräte erzeugten die Töne durch leicht verschliffene Rechtecksignale, was aber eher technisch als harmonisch klang. Komfortable Geräte boten angenehmeren Klang durch mehrstimmige, aus mehreren Bits zusammengemischte Ausgaben und einstellbare Tonkurven.

Einige bekannte Baureihen: Mitte der 1980er Jahre setzte in der DDR ein regelrechter Boom bei Entwicklung und Bau von Melodieklingeln ein. Es ist davon auszugehen, dass viele Klingeln auch im Zuge von Lehrlingsausbildung bzw. Schüler-Arbeitsgemeinschaften entstanden sind. In den 1990er Jahren ebbte die Euphorie an dieser Art Technik ab und die meisten DDR-Melodieklingeln landeten im Müll. Bis heute haben einige Exemplare überlebt, einige funktionsfähig, manche sogar noch im produktiven Einsatz.

Wer kennt weitere DDR-Melodieklingeln oder kann Hinweise zu den unidentifizierten liefern?



Letzte Änderung dieser Seite: 20.09.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de