Computer Robotron A5105
(Alias A 5105, BIC 5105, BIC5105, A-5105, Bildungsrechner, Bildungscomputer, BC5105)
Dieser Rechner wurde ab Januar 1987 im Auftrag des Ministeriums für Volksbildung der DDR vom VEB Robotron-Meßelektronik "Otto Schön" Dresden
für den Einsatz in Schulen und Bildungsstätten entwickelt. Daher auch die Bezeichnung BIC (Bildungscomputer).
Nachdem im Zeitraum von Juli bis Oktober 1988 50 Fertigungsmuster hergestellt wurden, ging der BIC ab Juli 1989 in Serienproduktion.
Ab September 1989 konnten die Geräte an Schulen und andere Bildungsträger ausgeliefert werden.
Mit der Verfügbarkeit modernerer westlicher Rechentechnik wurden die BIC ab 1990 allerdings sehr schnell wieder aus dem Verkehr gezogen.
Der Name "A5105" wurde Anfang der 1980er Jahre kurzzeitig für das Projekt eines Kleinbuchungs- und Fakturierautomaten
aus dem BWS benutzt, das dann zum PC1715 führte.
Hardware
Der BIC A5105 besteht aus drei Teilen:
- dem Grundgerät CGG K1505.10,
- dem Erweiterungsgerät DSE K5651.10
- und dem 12-Zoll-Monochrommonitor MON K7222.23.
Alle drei Komponenten waren in der Konfiguration des BIC mechanisch fest miteinander verbunden.
Der VEB Robotron-Meßelektronik "Otto Schön" Dresden hatte die Gesamtverantwortung bei der Produktion des BIC.
Die Einzelteile des Gerätes kamen jedoch aus den verschiedenen Robotron-Betrieben im Lande.
Das Computergrundgerät wurde im Betriebsteil Radebeul gefertigt, wobei die Rechnerplatinen vom VEB Robotron Riesa kamen
und das Plastikgehäuse vom VEB Robotron-Elektronik Radeberg.
Die meisten DSE wurde komplett vom VEB Elektroprojekt und Anlagenbau Berlin produziert,
in den letzten Produktionsmonaten allerdings direkt bei VEB Robotron-Meßelektronik "Otto Schön" Dresden.
Die in der DSE verwendeten Floppylaufwerke kamen vom VEB Robotron-Büromaschinenwerk Karl-Marx-Stadt.
Der VEB Robotron-Büromaschinenwerk Sömmerda lieferte die Monitore und die Tastaturen vom Typ K7676 steuerte
der VEB Robotron-Elektroschaltgerätewerk Auerbach bei.
Grundgerät K1505
| Innenansicht des Grundgeräts |
Grundgerät mit Erweiterungseinheit und Monitor |
Im Grundgerät waren alle wichtigen Komponenten des eigentlichen Rechners, nämlich Prozessor, Grafik- und Soundhardware, Tastatur
und alle wichtigen peripheren Anschlüsse vereint.
Es war so konzipiert, dass es auch ohne Erweiterungseinheit betrieben werden konnte.
In diesem Fall benutzte man als Bildschirm ein Fernsehgerät
(Anschluss mit einem UHF-Modulator über den Antenneneingang mit 16 Graustufen oder direkt mit einem SCART-Eingang in Farbe),
als Speichermedium einen Kassettenrecorder sowie ein zusätzlich angebotenes externes Netzteil (K0309) als Stromversorgung.
In der Erweiterungseinheit befanden sich das Diskettenlaufwerk mit dazugehöriger Controllerlogik, eine Netzwerkhardware sowie weitere Schaltungskomplexe
und Interfaces, der Lautsprecher und die Stromversorgung für alle Komponenten des BIC.
Um Grundgerät und Erweiterungseinheit zu koppeln, wurden beide einfach über einen Pfostenstecker zusammengesteckt.
Ende 1989 wurde auch ein Floppycontroller-Modul zum Anschluss an den Erweiterungsport oder den Busanschluss angeboten.
Dieses fand aber aufgrund der sich abzeichnenden politischen Entwicklung keine große Verbreitung.
Netzteil K0309 für den A5105
| UHF-Modulator für Benutzung der Fernseh-Antennen-Buchse |
Floppycontroller-Modul |
Im Inneren des BIC werkelte ein Prozessor UA880 (8 Bit) mit einer Taktrate von 3,75 MHz.
64 KByte RAM und 40 KByte ROM bildeten das Speicherangebot, das bei Bedarf noch durch Steckmodule erweitert werden konnte.
Diese Steckmodule waren dieselben Erweiterungsmodule wie bei den Dresdner Kleincomputern.
Ab Februar 1989 wurde begonnen, weitere Module zu entwickeln. Im einzelnen waren dies:
- RAM-Floppy-Modul, 64 KByte für Daten
- RAM-Floppy-Modul, 256 KByte, als Ersatz für Diskettenlaufwerk mit 10-fach höherer Verarbeitungsgeschwindigkeit
- (EP)ROM-Erweiterungsmodul, 32 KByte
- ADU-Modul
Die Produktion der 64K- und 256K-RAM-Module wurde noch 1989 wegen zu geringen Bedarfs im Bildungswesen eingestellt. Die
anderen Module erreichten nur Prototypen-Status und wurden ausschließlich nach Bedarf in geringen Stückzahlen produziert.
Der A5105 konnte unter SCP mit Hilfe des Programms VDISK.COM seinen Grafikspeicher als RAM-Disk (124 KByte) nutzen.
Für die Bildschirmausgabe gab es mehrere Möglichkeiten:
- die Verbindung mit einem Fernsehgerät über einen UHF-Modulator (16 Graustufen)
- die Verbindung mit einem Fernsehgerät über den AV-Anschluss (Farbe)
Für die DDR-Fernseher gab es dazu spezielle Erweiterungsplatinen.
- Nutzung des Bildschirmes K7222.25 auf der Erweiterungseinheit
Der K7222.25 wurde per Bajonettverschluss auf dem Grundgerät befestigt, um ein Herunterfallen im rauen Schulalltag zu verhindern.
- Anschluss des Farbbildschirms K7226
Im Textmodus erfolgte die Ausgabe mit 40x25 Zeichen oder 80x25 Zeichen und jeweils 16 möglichen Farben,
im Grafikmodus entweder 320x200 Punkte oder 640x200 Punkte mit 4 aus 16 Farben oder im speziellen "Multicolormodus" mit einer Auflösung von 320x200 Punkten und vollen 16 Farben.
Textausgabe 40x25 Zeichen
| Textausgabe 80x25 Zeichen |
Grafik auf dem A5105
| Grafik auf dem A5105 |
Schnittstellen
Mit Schnittstellen war der A5105 großzügig ausgestattet:
Das Grundgerät und die Erweiterungseinheit verfügten jeweils über Steckverbinder,
die mit dem Modulschacht des KC87 kompatibel waren und dessen Steckmodule aufnehmen konnten.
Ein Anschluss für externe Diskettenlaufwerke ermöglichte die Erweiterung um zwei 5¼-Zoll-Laufwerke oder zwei 8-Zoll-Laufwerke.
Hierfür wurden die Laufwerkserweiterungen des PC1715 benutzt.
Zwei digitale Schnittstellen (PIO) mit jeweils 8 Leitungen ermöglichten die Steuerung bzw. Auswertung eigene Messsysteme (z.B. Füllstandsmelder).
Für die Ansteuerung von Druckern und Plottern gab es ebenfalls zwei entsprechende Anschlüsse (beide V.24).
Zur bequemen Steuerung von Spielen gab es weiterhin zwei Spielhebel-Anschlüsse für digitale Joysticks.
A5105, Schnittstellen |
Zubehör
Im Polytechnischen Unterricht wurde der A5105 im Zusammenspiel mit den Modulen des SEG benutzt.
Netzwerkfähigkeit
Die integrierte Netzwerkhardware gestattete eine Kopplung von bis zu zwölf A5105 unter dem Netzwerksystem BICLAN.
BICLAN ermöglichte die gemeinsame Nutzung eines Druckers im Netzwerk
und befähigte den Lehrer, seine Bildschirmausgaben auf den Bildschirmen der Schüler auszugeben, sowie umgekehrt die Bildschirme der Schüler auf dem Lehrer-Rechner anzuzeigen.
Software
Auf dem BIC A5105 liefen zwei Betriebssysteme: SCPX5105 (weitgehend kompatibel mit SCP 2.0/3.0
für den PC1715) und RBASIC ("Robotron"-BASIC),
ein ROM-Betriebssystem mit einem integrierten BASIC-Interpreter, der weitgehend kompatibel zu BASI vom EC1834 war.
Während RBASIC auch mit dem K1505-Solo-Gerät lief, brauchte SCP die Erweiterungseinheit mit dem Diskettenlaufwerk.
Beide Betriebssysteme wurden aus dem ROM geladen.
Einschaltmeldung des A5105 |
Um SCP zu starten, musste sich beim Einschalten des Rechners eine leere Datei namens SCPX5105.SYS
auf einer SCP-Diskette befinden.
Ansonsten wurde automatisch RBASIC gestartet.
Für seinen Haupteinsatzzweck als Lehrcomputer gab es spezielle Software für das Unterrichtsfach ESP
(Einführung in die Sozialistische Produktion) sowie für den Informatikunterricht der Erweiterten Oberschulen (Gymnasium).
Lern-Software für die Schule
| Lernsoftware für die Schule |
Der Computer stellt sich vor: Lern-Software für die Schule
| Lernsoftware für die Schule |
Fraktalgrafik
| Automatisierungstechnik-Unterricht |
Ein wenig Werbung für die Heimatstadt
| Ein wenig Werbung für die Heimatstadt |
Software für den Informatikunterricht |
Um einen effektiven Einsatz der Rechner im Unterricht zu gewährleisten, gab es das Netzwerksystem BICLAN (BICNET),
mit welchem u.a. eine gemeinsame Nutzung des Druckers sowie ein verteiltes Bild des Lehrerrechners möglich war (siehe oben).
Verbreitung
Obwohl von diesem Gerät nur einige tausend Stück gebaut worden, existieren heute noch viele Geräte.
Restbestände aus der BIC-Produktion in Form des Computergrundgerätes K1505 wurden nach dem Ende der DDR unter dem Namen ALBA PC1505 als Konsumgut vertrieben.