Computer Robotron A5110
(Alias A 5110, A-5110, BC 5110, BC5110, BC-5110, CM 1617, CM-1617, SM1617, SM 1617, SM-1617, RGB 110, RGB-110)
Der A5110 wurde im Büromaschinenwerk Sömmerda hergestellt und bildete 1981 den Auftakt der 8-Bit-Bürocomputer.
Bis zum Auslaufen der Produktion 1987 wurden 4226 Exemplare gebaut, also im Vergleich zu anderen Bürocomputern verhältnismäßig wenige.
Ungewöhnlich am A5110 war das Design: der Rechner war in einer Art übergroßer Schreibmaschine eingebaut.
In der Minimalvariante bestand der Rechner auch nur aus diesem einen Gerät.
Minimalvariante
In der kleinsten Ausbauform bestand der A5110 nur aus dem Grundgerät.
Es enthielt den Rechner, die Tastatur, ein Druckwerk und zur Anzeige eine einzeilige Punktmatrix (Alphanumerische Kleinanzeige ANK).
Minimalvariante des A5110
| Arbeit an der Minimalvariante des A5110 |
Minimalvariante des A5110 mit ANK (rot in der Bildmitte) |
Zu Betrieb wurde diese Gerätevariante auf einen beliebigen Tisch gesetzt.
Das Betriebssystem dieser Variante war ausschließlich BROS und befand sich im ROM.
Das Anwenderprogramm wurde in Form eines ROM-Steckmoduls links in die Tastatur eingesteckt.
Die Minimalvariante wurde hauptsächlich als Buchungsmaschine benutzt.
Zu diesem Zweck gab es Sonderaufsätze für den Drucker, um Kontenkarten verarbeiten zu können,
z.B. das daro 1161.
Datenspeicher bei dieser Anwendung war die Kontenkarte, deren alter Kontostand abgelesen und eingetippt wurde.
Nach der Buchung wurde der neue Kontostand auf die Karte gedruckt.
Bei Nutzung eines Magnetkontenzusatzes war auch eine Datenablage auf der Kontokarte möglich.
Ausbauvarianten
Die hauptsächlichen Nachteile der Minimalvariante konnten in den größeren Gerätevarianten überwunden werden:
Mittlere Ausbaustufe: Mit Diskettenlaufwerken, ohne Bildschirm |
Voll ausgebaut mit Bildschirm und 8-Zoll-Diskettenlaufwerken
| Dasselbe Gerät nochmals |
Noch ein voll ausgebauter A5110 |
Dazu wurde der Rechner als Sitzarbeitsplatz mit einem Tisch ausgeliefert, der die Stromversorgungen der Laufwerke aufnahm.
Die Laufwerke selbst wurden entweder unten an die Tischplatte geschraubt oder standen in Form von Beistellgeräten daneben.
Unter der Tischplatte war ein kleines Schubfach zur Ablage von Schreibutensilien angebracht.
Ein weiteres konnte sich in den Beistellgeräten unter den Laufwerken befinden.
Auf den ersten Blick ähnelte der A5110 in dieser Konfiguration dem Bürocomputer A5130,
der aber im Gegensatz zum A5110 den Rechner und die Tastatur im Tisch eingebaut hatte.
Bei Nutzung des Computers als Buchungsmaschine war es nun möglich,
Kontostände zentral auf Disketten abzulegen, was das erneute Eintippen überflüssig machte.
Bei Vorhandensein eines Bildschirms
ließ sich nun neben BROS auch das Betriebssystem SCP einsetzen,
was eine effektive Anwendung als Textverarbeitungscomputer oder als Datenbankrechner ermöglichte.
Hardware
Hinten rechts im Gerät war der Hauptrechner in Form einer Steckeinheit mit fünf K1520-Platinen untergebracht,
von denen vier belegt waren und eine ggf. für Erweiterungen benutzt werden konnte.
Computer A5110, Druckwerk geöffnet
| Rückseite des A5110 |
Als Tastatur wurde eine Variante der K7606 eingesetzt, die aber hier um einige Tasten erweitert wurde.
Das Drehrad auf der rechten Tastaturseite diente der Einstellung der Schlagkraft des Typenradhammers.
Eine Resettaste hatte der A5110 leider nicht.
Innenansicht von hinten, linke Seite
| Innenansicht von hinten, rechte Seite |
Im Grundgerät waren das Druckwerk und die Elektronikkassette (mit PIO-Interface) des Druckers SD1152/252 eingebaut.
Das Druckwerk konnte standardmäßig Leporellopapier, Rollenpapier oder Einzelblätter auf zwei Bahnen bedrucken.
Durch Aufstecken eines Kontenkarteneinzugs 1161, eines Sparbucheinzugs 1166
oder eines Magnetkontenaufsatzes 1294 war es möglich, auch entsprechende Sonderpapiere zu verarbeiten.
Es gab auch einen Sonderaufsatz zum Bedrucken von Sparbüchern.
Diese ursprünglich für den asiatischen Markt entwickelte Einheit wurde bei einigen Exporten in die Sowjetunion und nach Griechenland verkauft.
Aus Platzgründen war die Stromversorgung auf mehrere unförmige Module verteilt.
Netzteilmodul |
Speicherseitig wurde der Rechner in zwei Versionen gebaut:
- Die ROM-Variante
In dieser Version lud der A5110 sein Betriebssystem BROS 1521 und seine Anwendersoftware vom ROM.
Das Betriebssystem war zum Teil auf der Prozessorkarte untergebracht, ein weiterer Teil befand sich auf einem Steckmodul vorn im Gerät.
Die Anwendersoftware wurde ebenfalls vom Steckmodul geladen.
Bei neueren Modellen war der Anschluss eines ROM-Moduls meist nicht mehr möglich, was darauf hinweist, dass diese Hardware nur selten genutzt wurde.
- Die RAM-Variante
Die meisten Rechner dieser Art waren mit einer 64-KByte-RAM-Karte ausgerüstet,
frühe Modelle hatten stattdessen mehrere K3525-Karten mit jeweils 16 KByte.
Das Betriebssystem (BROS 1521 oder SCP) wurde von der Diskette geladen.
Als Diskettenlaufwerke kamen 8-Zoll-Laufwerke MF3200 oder MF6400
oder EC5074 oder 5¼-Zoll-Laufwerke K5600.10 zum Einsatz.
Die 8-Zoll-Laufwerke konnten entweder unten an den Tisch angehängt werden oder in Form eines Beistellgerätes neben dem Tisch stehen.
Die 5¼-Zoll-Laufwerke hingen generell unter dem Tisch.
Da die Stromversorgung für die Laufwerke nicht mehr ins Rechnergrundgerät passte, war sie im Querbalken des Tischs eingebaut.
Vom Betriebssystem SCP existierten abhängig vom benutzten FDC unterschiedliche (inkompatible) Varianten.
ROM-Steckmodul |
Beistellgerät mit zwei 8-Zoll-Laufwerken
| Stromversorgungs- und Interfaceeinheit für 8-Zoll-Laufwerke |
Es gab auch Varianten des A5110, die zusätzlich zu den Diskettenlaufwerken
über eingebaute Lochbandtechnik oder über Magnetkassettentechnik verfügten.
Letztere konnte ggf. an die rechte Seite des Rechners angehängt werden.
A5110 mit eingebauter Lochbandtechnik |
Platinenbestückung
Name | K-Bezeichnung | Kürzel | Erläuterung
|
---|
012-7110 | K2525 | ZVE | Prozessorkarte mit 8 KByte EPROMs und Anschluss für das ROM-Modul
|
05-320-0121 | K35?? | OPS | 64 KByte Speicher
|
05-320-0005 | K7026 | ATD | Anschluss für Tastatur, Drucker und Alphanumerische Kleinanzeige
|
078-2080 | K5121 | AFS | Diskettencontroller
|
012-6750 | K7023 | ABS | Bildschirmkarte
|
Ein noch freier Slot konnte bei Bedarf mit einer Magnetkassetten-Controllerkarte
oder einer SCOM-LAN-Netzwerkkarte bestückt werden.
Rechnerstart (RAM-Variante)
Nach dem Einschalten schrieb der Rechner den Bildschirm mit Punkten voll und suchte wechselseitig auf den Diskettenlaufwerken nach einem Betriebssystem.
Bei eventuellen Lesefehlern wurde der gesamte Bildschirm mit "E"-Zeichen vollgeschrieben und ein Neustart des Rechners war notwendig.
Wurde das Betriebssystem erfolgreich geladen, löschte der Rechner den Bildschirm, gab dessen Kennung aus, fuhr den Druckkopf nach links und war dann zur Arbeit bereit.
Dieser A5110 sucht noch nach einem Betriebssystem...
| ...dieser hier hat bereits aufgegeben |
Geladenes Betriebssystem SCP |
Kritik
Einen PC im Design einer Schreibmaschine zu bauen, ist eine ungewöhnliche Idee, die als historisches Kuriosum durchaus seinen Reiz hat.
Jeder verfügbare Raum im Rechnergehäuse wurde mit Netzteilmodulen ausgefüllt, die mit ihren Formen an ein 3D-Puzzle erinnern.
Um sie zu zerlegen, musste eine Vielzahl an Schrauben entfernt werden, bis das Netzteilgehäuse irgendwann in sich zusammenfiel.
Die Baugruppen im Netzteil waren durch Drähte miteinander verfitzt, was Reparaturen mühsam machte.
Ein weiteres Manko war bei der Ausbauvariante der fest mit dem Tisch verkabelte, aber nicht am Tisch befestigte Rechner,
der ein Umsetzen der Anlage nur nach einer größeren Zerlegungs-Orgie möglich machte.
Stecker an der Rückseite hätten dieses Problem umgehen können.
Schlecht war die Art des Netzschalters: schaltete man bei eingelegten Disketten den Rechner ein oder aus,
konnte das zu einer Zerstörung des Dateninhaltes (besonders der wichtigen Verzeichnis-Spur) auf den Disketten führen.
Verbreitung
Der Preis für den A5110 betrug im Jahr 1983 stolze 75.423 Mark und zwei Jahre später 73.160 Mark.
Gegenüber den Computern A5120 oder A5130 fand der A5110 weniger Käufer.
Für den jugoslawischen Markt vertrieb die Firma Birostroj Maribor den A5110 unter dem Name "RGB110" (RGB=Robotron-Gorenje-Birostroj) und baute einen eigenen Bildschirm dazu.
Vom A5110 sind heute nur noch fünf Exemplare (alle in der RAM-Variante) bekannt, davon zwei funktionsfähig.
Einer mit ANK befindet sich im Rechenwerk Halle.
Die ROM-Variante gilt heute als ausgestorben.
Der A5110 wurde unter der Bezeichnung CM1617 in das SKR eingegliedert.
Computer Robotron A5103
(Alias A 5103, A-5103, BC 5103, BC5103, BC-5103)
Beim A5103 handelte es sich um einen speziell auf die Anwendung als Buchungsmaschine konfigurierten Computer A5110.
Die Software befand sich im ROM, erweiterbar durch ein Steckmodul (mit einem Assembler- oder BASIC-Programm).
Zur Bedienerkommunikation diente die Alphanumerische Kleinanzeige.
Das Druckwerk verarbeitete außer Endlospapier auch Einzelblätter, Kontenkarten, ggf. auch Magnetkontenkarten.
Bei Bedarf konnte das Gerät mit Diskettenlaufwerken und einem Bildschirm komplettiert werden.
Arbeit am A5103 |
Mit Anlaufen der Serienproduktion wurde die Bezeichnung A5103 fallen gelassen und stattdessen für alle Rechner der Serie die Bezeichnung A5110 benutzt.
Computer mit der Beschriftung A5103 haben vermutlich nicht bis heute überlebt.