Taschenrechner
Taschenrechner wurden ab Mitte der 1970er Jahre als Nachfolger der Tischrechner produziert.
Gegenüber den Tischrechnern zeichneten sich die Taschenrechner aus durch:
- kleinere Abmaße
- Batteriebetrieb
- Mobilität
Bis Mitte der 1980er Jahre wurden Taschenrechner nur im professionellem Umfeld eingesetzt.
Erst gegen Ende der DDR lösten sie in den Schulen und Universitäten die bis dahin benutzten
mechanischen Rechenstäbe ab.
Alle Taschenrechner der DDR wurden vom Röhrenwerk Mühlhausen, später VEB Mikroelektronik Mühlhausen produziert.
Tastenfarben und Beschriftungsfarben konnten innerhalb jedes Modells variieren.
Der technische Aufbau der Taschenrechner wird in einem gesondertem Kapitel behandelt.
Taschenrechner Minirex 73, Minirex 74, Minirex 75
(Alias Minirex73, Minirex74, Minirex75)
Mit dieser Geräteserie begann 1973 die Produktion von Taschenrechnern in der DDR.
Der Minirex besaß eine 8-stellige rotleuchtende LED-Anzeige Typ VQD30 (mit jeweils einer Linse über jeder Ziffer) und ermöglichte die Arbeit mit den vier Grundrechenarten.
Die Bedienung erfolgte in der etwas gewöhnungsbedürftigen "umgekehrten polnischen Notation",
wobei die Rechenergebnisse mit Fließkomma oder Festkomma (umschaltbar 2 oder 3 Stellen) ausgegeben wurde.
Taschenrechner Minirex73
| Taschenrechner Minirex74 |
Taschenrechner Minirex75 in der Dockingstation
| Dockingstation des Minirex75 (Unterseite) |
Taschenrechner Minirex75
| Innenansicht des Minirex75 |
Der Rechner wurde über vier Akkus mit Strom versorgt, die in einer Art "Docking station" aufgeladen wurden
und in der der Rechner auch mit Netzanschluss betrieben werden konnte.
Die Tastenbedienung war etwas gewöhnungsbedürftig: die Tasten hatten einen Druckpunkt, den es beim Betätigen zu überwinden galt.
Dafür waren die Tasten großflächig und nutzen sich dank der harten Oberfläche nur wenig ab.
Bedingt durch die noch nicht sehr weit fortgeschrittene Integrationsdichte hatte der Minirex ein Gehäuse mit 5,5 cm Dicke.
Der "Minirex 75" unterschied sich von seinen Vorgängern durch einen Umschalter für die Rundung der Nachkommastellen.
Es gab auch Versionen des "Minirex 75", bei denen die D-Taste nicht vorhanden war.
Während Minirex 73 und Minirex 74 noch auf Importschaltkreise (von Texas Instruments bzw. MOSTEK) angewiesen waren,
war der Minirex 75 mit einem IC U820D aus einheimischer Produktion bestückt.
Taschenrechner Konkret 100, Konkret 200, Konkret 400, Konkret 600
(Alias Konkret100, konkret200, konkret400, konkret600)
Die Konkret-Taschenrechnerserie (Produktionsstart 1976) stellte den Nachfolger der Minirex-Rechner dar.
Sie benutzten ebenfalls zur Darstellung eine 8-stellige rote LED-Anzeige.
Gegenüber dem Minirex war das Netzteil beim Konkret in den Rechner mit eingebaut, sodass eine "Docking Station" nun überflüssig wurde.
Allerdings wuchs das Gehäuse des Rechners damit auf fette 16,5 x 8,6 x 4 cm, es waren damit die äußerlich größten DDR-Taschenrechner.
Der kleinste der Serie: Taschenrechner Konkret 100 |
Taschenrechner Konkret 200
| Taschenrechner Konkret 400 |
Taschenrechner Konkret 400 mit Netzteil
| Akku des Konkret 400 |
Innenansicht des Konkret 400 |
Rechnerplatine des Konkret 100
| Rechnerplatine des Konkret 400 |
Die Rechner "Konkret 100" und "Konkret 200" (beide bestückt mit den Schaltkreis U821D) verfügten über denselben Funktionsumfang wie der Minirex,
wobei der "Konkret 100" wahlweise Batteriebetrieb und Netzbetrieb zuließ, während der "Konkret 200" mit Akkus und einer Ladeschaltung bestückt war.
Der "Konkret 400" (bestückt mit dem sowjetischen Schaltkreis K145IK2P) hatte zusätzlich eine Reziproke-Funktion sowie eine Wurzelfunktion,
der "Konkret 600" (bestückt mit den sowjetischen Schaltkreisen K145IK3P und K145IK4P)
verfügte als wissenschaftlicher Taschenrechner noch zusätzlich über Winkel- und Logarithmusfunktionen.
"Konkret 100" kostete anfangs 900 Mark (Später 235 Mark zuzüglich 20 Mark fürs Netzteil), "Konkret 200" kostete 1180 Mark,
"Konkret 400" kostete 1400 Mark und "Konkret 600" kostete stolze 1600 Mark.
Durch die hohen Preise waren diese Taschenrechner fast ausschließlich im professionellen Einsatz.
Bild aus der Produktion der Konkret-Taschenrechner
| Ladestation im Herstellerwerk |
Heute existieren noch einige Konkret-Taschenrechner, erfreulicherweise sind die meisten davon noch funktionsfähig,
lediglich die alten NC-Akkus sind heute ausnahmslos defekt.
Taschenrechner MR201
(Alias MR 201)
Dieser Rechner hatte dieselben Rechenfunktionen wie der Minirex bzw. der Konkret 200.
Er hatte, ähnlich dem Minirex75, vier eingebaute 1,2 V NiCd-Knopfzellen, vorwiegend Import-Zellen von VARTA.
Der Ladevorgang wurde durch den mit "L" beschrifteten Schalter aktiviert oder beendet;
die Ladezeit betrug ca. 14 h und musste manuell überwacht werden.
Als Anzeige kam beim MR201 wieder das rote LED-Modul zum Einsatz, als Schaltkreis wieder der U821D.
Taschenrechner MR201
| Geöffneter MR201 |
Gegenüber der Konkret-Serie war der MR201 wesentlich flacher aufgebaut.
Taschenrechner MR410, MR411, MR413
(Alias MR 410, MR 411, MR 413)
Mit dieser Rechnerserie machte der VEB Mikroelektronik Mühlhausen den Sprung zur Nutzung stromsparender Flüssigkristallanzeigen.
Die Stromversorgung erfolgte über zwei Knopfzellen.
Taschenrechner MR410
| Leiterplatte eines MR413 |
Taschenrechner MR411
| Taschenrechner MR413 |
Der MR410 bildete das Grundgerät der Serie und beinhaltetet neben den Grundrechenarten einen Zahlenspeicher, Wurzelfunktion und Reziproktaste.
MR411 und MR412 besaßen zusätzliche eine Digitaluhr mit Weckfunktion, die durch zusätzliche Tasten bedient wurde.
Der MR411 verarbeitete die Uhrzeit im 12h-System, der MR412 im 24h-System.
Daraufhin unterschieden sie sich in einem AM/PM-Umschalter beim MR411, der beim MR413 wegfiel, ebenso die AM/PM-Anzeige im Display.
Kern der Rechner war der SMD-Schaltkreis U827G, es gab aber auch welche mit einem Importschaltkreis der Firma Sharp.
Der Preis für den MR410 lag im Jahr 1979 bei 228 Mark, der für den MR411 bei 295 Mark.
Taschenrechner MR412
(Alias MR 412)
Der MR412 war das Grundmodell, auf dem die Nachfolger MR609 und SR1 basierten.
Gegenüber letzteren verfügte der MR412 nicht über die Funktionen der Winkelberechnung (SIN, COS, TAN).
Die Speisung des Rechners erfolgte aus zwei Knopfzellen, die dank Ausschaltautomatik eine lange Lebensdauer hatten.
Taschenrechner MR412
| Leiterplatte des MR412 |
Kern des Rechners war der SMD-Schaltkreis U824G.
Der Preis für den MR412 lag im Jahr 1985 bei 175 Mark.
Taschenrechner MR420
(Alias MR 420)
Der MR420 war ein Taschenrechner für allgemeine Büroanwendung, hergestellt wieder vom VEB Mikroelektronik Mühlhausen.
Er hatte eine Speicherfunktion, Wurzelrechnung und Vorzeichenwechsel.
Herausragend ist bei diesem Typ die für diese Zeit sehr geringe Dicke (ca. 5 mm), das robuste Metallgehäuse sowie die Verwendung einer Lithiumbatterie CR2032 (3V).
Taschenrechner MR420
| Leiterplatte des MR420 |
Kern des Rechners war der SMD-Schaltkreis U828G.
Taschenrechner MR510
(Alias MR 510)
Bei diesem Rechner wurde besonderer Wert auf kleine Bauweise gelegt, was aber einen Kompromiss in der Anzahl der Funktionen bedeutete.
Neben den Grundrechenarten besaß der MR510 die Wurzelfunktion sowie einen Zahlenspeicher.
Taschenrechner MR510
| Innenansicht des MR510 |
Gegenüber den anderen Taschenrechnermodellen kam hier ein Schaltkreis aus sowjetischer Produktion zu Einsatz, der KB145Wch3-2.
Taschenrechner MR511 und MR513
(Alias MR 511, MR 513)
Diese im Querformat gebauten Taschenrechner verfügten neben dem Rechnerteil (Grundrechenarten, Wurzelfunktion, Zahlenspeicher)
über eine Uhr mit Weckfunktion und eine Stoppuhr.
Im Gegensatz zum MR411 und MR412 wurde die Bedienung der Uhr mit den Taschenrechnertasten vorgenommen.
Taschenrechner MR511
| MR511 mit anderer Tastenfarbe |
Taschenrechner MR513
| Leiterplatte eines MR511 |
Die Unterschiede zwischen MR511 und MR513 bestanden darin, das ersterer die Uhrzeit im 12h-Format verarbeitete
und daher bei der Weckzeit einen Umschalter zwischen Vormittag und Nachmittag brauchte und eine AM/PM-Anzeige im Display hatte.
Der MR413 verarbeitete die Uhrzeit im 24h-System, damit fiel der Umschalter und die AM/PM-Anzeige weg.
Kern der Rechner war der SMD-Schaltkreis U825G.
Die Rechner wurden aus zwei Silberoxidzellen SR44 vom VEB Fahrzeugelektrik Ruhla gespeist.
Taschenrechner MR4110 und MR4130
(Alias MR 4110, MR 4130)
Diese Rechner waren von der Funktionalität dem MR511 ähnlich,
allerdings verfügten sie über ein größeres Gehäuse und benutzten zur Stromversorgung zwei Batterien R6.
Taschenrechner MR4110
| Taschenrechner MR4130 |
MR4130, Innenansicht der Frontplatte
| MR4130, Innenansicht des Batteriefachs |
MR4130-Leiterplatte, Ansicht von oben
| MR4130-Leiterplatte, Ansicht von oben |
Kern der Rechner war der SMD-Schaltkreis U827G.
Die Unterschiede zwischen MR4110 und MR4130 bestanden darin, das ersterer die Uhrzeit im 12h-Format verarbeitete
und daher bei der Weckzeit einen Umschalter zwischen Vormittag und Nachmittag brauchte und eine AM/PM-Anzeige im Display hatte.
Der MR4130 verarbeitete die Uhrzeit im 24h-System, damit fiel der Umschalter und die AM/PM-Anzeige weg.
Der Preis für den MR4110 lag im Jahr 1985 bei 295 Mark,
der für den jüngeren R4130 lag 1988 bei 155 Mark.
Taschenrechner MR609
(Alias MR 609)
Dieser Taschenrechner war der Nachfolger des MR412 und wurde ab 1982 produziert.
Er verfügte neben den Grundrechenarten über die Winkelfunktionen SIN, COS, TAN, ARCSIN, ARCCOS, ARCTAN
sowie über die Logarithmusfunktionen LN und LG samt ihrer Umkehrfunktionen.
Für die Winkelfunktionen war ein Umschalter zur wahlweisen Berechnung in Grad, Radiant und Neugrad vorhanden.
Taschenrechner MR609 und Schulrechner SR1
| Schulrechner SR1, geöffnet |
Kern des Rechners war der SMD-Schaltkreis U824G.
Das Gerät besaß eine automatische Selbstausschaltung, um bei vergessenem manuellen Ausschalten die Batterien zu schonen.
In der Praxis hatten die Originalbatterien (zwei Silberoxidzellen SR44 vom VEB Fahrzeugelektrik Ruhla) meist über 20 Jahre gehalten.
Der Preis für den MR609 lag im Jahr 1988 bei 155 Mark.
Die Schulvariante des MR609 mit identischer Funktionalität aber gestütztem Kaufpreis war der Schulrechner SR1.
Taschenrechner MR610
(Alias MR 610)
Der MR610 stellte den leistungsfähigsten wissenschaftlichen Taschenrechner der DDR dar.
Er basierte technisch auf dem MR609, besaß aber noch mehr Rechenfunktionen
und stellte das Flaggschiff der DDR-Taschenrechnerproduktion dar.
So hatte der MR610 z.B als einziger DDR-Taschenrechner Funktionen für statistische Berechnung, Klammerfunktionen und eine Registertauschfunktion.
Taschenrechner MR610 |
Leiterplatte des MR610, Oberseite
| Leiterplatte des MR610, Unterseite |
Kern des Rechners war der SMD-Schaltkreis U826G.
Gegenüber dem MR609 hatte der MR610 keine automatische Selbstausschaltung,
was bei vergessen ein gewisses Risiko für die Batterien (zwei Silberoxidzellen SR44 vom VEB Fahrzeugelektrik Ruhla) bedeutete,
dafür aber bei zeitlich gestreuter Arbeit hilfreich war.
Der Preis lag anfangs bei 730 Mark (1980), später bei 205 Mark.
Das Gerät konnte im normalen Handel erworben werden.
(Alias MR 6090)
Taschenrechner MR6090
Dieser Taschenrechner beinhaltete einen kleinen wissenschaftlichen Rechner im Querformat-Design und hatte ein leicht angekipptes Display.
Taschenrechner MR6090
| Taschenrechner MR6090, geöffnet |
Taschenrechner MR6090, Rückseite |
Taschenrechner SR1
(Alias SR 1, SR-1, SR01, SR 01)
Dieser Rechner war speziell für den Einsatz in Schulen gedacht.
Funktionsseitig war er mit dem im normalen Handel erhältlichen MR609 identisch (technische Detail siehe dort).
Er wurde vom Staat preislich gestützt und konnte bei Vorlage eines Schülernachweises
für 123 Mark (1/3 des Preises des MR609) von den Eltern erworben werden.
Ab 1985 war die Benutzung des SR1 in den Lehrplänen der Schulklassen 7-12 enthalten.
Taschenrechner MR609 und Schulrechner SR1
| Schulrechner SR1, geöffnet |
Da der SR1 robust und leistungsfähig war und in großer Stückzahl produziert wurde,
erlangte er von allen DDR-Taschenrechnern sicher die größte Verbreitung und hat auch heute noch seine Anwender.
Für noch anspruchsvollere Einsatzzwecke (z.B im universitären Umfeld) wurde damals der MR610 bevorzugt.
Taschenrechner SR1 phonetic
Hierbei handelte es sich um eine Entwicklung der TU Dresden, die darauf abzielte,
den SR1 bei der Sehbehindertenausbildung zu nutzen.
Dazu wurde der SR1 auf einem Gerät befestigt, das einen Sprachsyntheser, basierend auf einem Einchipmikrorechner UB8820, beinhaltete.
Alle Eingaben und Ausgaben (Zugriff auf das Displayregister des SR1) protokollierte das Gerät akustisch auf dem Lautsprecher oder Kopfhörer.
Taschenrechner SR1 Phonetic |
Über eine Serienfertigung des SR1 phonetic ist nichts bekannt: es ist zu vermuten, dass das Projekt nach dem Bau von Prototypen abgebrochen wurde.
Vermutlich hat kein Exemplar bis heute überlebt.
Taschenrechner GeoPROM
(Alias Geo-PROM, GEO PROM, Geodät)
Geodäten (Mitarbeiter der Geodäsie / Landesvermessung) sind oft irgendwo in der Landschaft unterwegs und vermessen Dinge.
Werte, die sich nicht direkt messen lassen, werden dabei über trigonometrische Berechnungen aus anderen Maßen ermittelt
(So kann z.B. die Höhe eines Turmes bestimmt werden, indem man den Abstand vom eigenen Standort zum Fuß des Turms misst und den Winkel vom Standort zur Turmspitze).
Diese Arbeiten können durch mobile Rechner erleichtert werden: im einfachsten Fall durch Rechenschieber oder manueller Taschenrechner.
Diese hatten aber den Nachteil, dass ihre Benutzung durch die komplizierten Formeln fehlerträchtig und mühsam war.
Daher suchte man nach einer Lösung, die Arbeit hierbei auf das Eintippen der Zahlen zu reduzieren.
Da es kaum Mobilcomputer in der DDR gab, machte sich 1985 die in Dresden ansässige "Ingenieurschule für Geodäsie und Kartographie"
als Beitrag zum fachwissenschaftlichen Wettbewerb ans Werk, einen programmgesteuerten, anwendungsspezifischen Taschenrechner zu entwickeln.
Ein Jahr später begann dann die Serienfertigung im "VEB Geodäsie und Kartographie Dresden".
Taschenrechner GeoPROM, blaue Variante
| Taschenrechner GeoPROM, silberne Variante |
Als Ein/Ausgabegerät und als Rechenkern diente ein Taschenrechner MR610,
dessen Tastaturleitungen über ein eingelötetes Flachbandkabel herausgeführt waren
und im Inneren des vernickelten oder hellblau lackierten Kunststoffkastens endeten, auf dem der Taschenrechner mit Klettbändern befestigt war.
Auf dem Gehäuse gab es für den Aufruf des jeweiligen Programms die Programmtaste (Reset) und für die Programmschritte die Starttaste (Eingabebestätigung).
Die Siebensegmentanzeige zeigte an, ob der Rechner gerade beschäftigt war, ob er eine Eingabe erwartete oder gerade eine Ausgabe anzeigte.
Im Gerät befand sich als wichtigstes Bauteil ein EPROM U2716,
in dem die Programmschritte (keine Maschinenbefehle, sondern die notwendigen Tastendrücke sowie einige Statusbits) abgelegt waren.
Ein Taktgenerator bildete das Befehlsregister, das dann in Verbindung mit einigen Zählern schrittweise inkrementiert wurde,
bis eine Endekennung im Programm erreicht wurde.
Bei Ein- und Ausgaben stoppte das Programm und setzte es nach Drücken der Starttaste fort.
Von den vielen Tasten des Taschenrechners musste der Anwender des GeoPROM nur die Zifferntasten, die Kommataste und die ±-Taste manuell benutzen.
Alle anderen Tasten "drückte" die automatische Programmsteuerung.
Leiterplatte des GeoPROM
| Ankopplung der Fernsteuerung im Taschenrechner |
Eine der beiden Elastomertasten, ohne Stößel
| Dieser GeoPROM wartet auf eine Eingabe |
Der EPROM und die anderen Steuerschaltkreise wurden unabhängig vom Taschenrechner durch fünf R6-Stabbatterien mit Strom versorgt,
der Taschenrechner wurde hingegen weiterhin aus seinen Knopfzellen.
Im Gerät gab es eine optische Leseeinrichtung,
die auf eingesteckte Pappkarten reagierte und bei Drücken der Programmauswahl-Taste das entsprechende Programm startete.
Leseeinrichtung (Version 2)
| Infrarotaufnahme der aktiven Leseeinrichtung |
Es gab mindestens 27 verschiedene Programme, verteilt auf jeweils ein oder zwei Pappkarten,
die aus einer optischen Codeleiste (mit maschinenlesbarer Startadresse) sowie einer aufgedruckten Regieanweisung bestanden.
Die Programmkarte musste nur zum Start eines Programms gesteckt sein, nicht aber während seiner Abarbeitung.
Große Programme verlangten im Betrieb einen Kartenwechsel bzw. das Herumdrehen der Karte.
Neben Programmen mit einer festen Anzahl an Eingabewerten gab es auch welche mit zyklischen Eingaben,
was durch wiederholtes Starten des Programms der zweiten Karte realisiert wurde.
Programmdoppelkarte 23, alte Abtaster-Variante
| Programmkarte 10, neue Abtaster-Variante |
Es gab mindestens zwei Versionen des GeoPROM, die sich in der verbauten Software und in der Lesevorrichtung samt Programmkarten unterschieden:
Die ältere Version erwartete Pappkarten mit Löchern (Durchleuchtung), die neuere erwartete Pappkarten mit hellen und dunklen Bereichen (Reflexion).
Die Eigenschaften des Taschenrechners setzten dem GeoPROM gewisse Grenzen: so stand z.B. nur der Zwischenspeicher (M-Funktion) für 1 Zahl zur Verfügung.
Bei komplizierten Programmen kam es daher vor, dass man denselben Messwert im Laufe des Programms mehrfach eintippen musste.
Oder dass es Ergebnisse gab, die zu notieren und später wieder einzutippen waren.
Bei vielen Programmen hatte man derartige Notlösungen aber durch geschickte Ausnutzung der Taschenrechnerfunktionen vermieden.
Alternativ zum programmgesteuerten Betrieb ließ sich der MR610 des GeoPROM auch weiterhin als manueller Taschenrechner benutzen.
GeoPROM mit Schutzhülle, Karten und Dokumentation |
Über die produzierten Stückzahlen liegen keine Informationen vor, 100 Exemplare könnten eine realistische Zahl sein.
Mindestens vier Exemplare haben bis heute überlebt, ein funktionsfähiges befindet sich im Rechenwerk Halle.
Artillerierechner AR88
(Alias AR 88, AR-88, Artillerie-Rechner)
Ende der 1980er Jahre wurde in der DDR ein programmgesteuerter Taschenrechner entwickelt,
der auf militärische Belange zugeschnitten war und ab 1990 zum Einsatz kommen sollte.
Im Inneren rechnete ein Prozessor U880, der seine Software aus einem EPROM 2764 bezog
und dem 2 KByte RAM (U6516) zur Verfügung stand.
Die achtstellige alphanumerische Ausgabe war aus zwei LED-Dotmatrixmodulen VQC10 aufgebaut.
Taschenrechner AR88
| Rechnerleiterplatte des AR88 |
Tastatur- und Anzeigeleiterplatte |
Das Gehäuse entstammte der Produktion des Multimeters G1004 aus dem Funkwerk Erfurt,
die Tasten der Produktion des Kleincomputers KC85/4.
Wahrscheinlich wurden bis zum Ende der DDR und der NVA nur wenige Exemplare des AR88 produziert.
Mindestens zwei Exemplare haben bis heute überlebt.
Taschenrechner A5190
(Alias A 5190)
Im Jahr 1984 wurde im "Erzeugnisprogramm Dezentrale Datentechnik" von einem programmierbaren Taschenrechner mit diesem Namen berichtet,
der auf dem K1520-System basieren und von Robotron stammen soll.
Bei Verwendung von K1520-Technik kann es sich eigentlich nicht um einen Taschenrechner
im klassischen Sinne gehandelt haben, vielleicht eher um einen Tischrechner.
Ob dieses Gerät jemals in Serie produziert wurde, ist fraglich.
Heute gilt es als ausgestorben.
Hat jemand Informationen zum A5190?