Aufbau der Taschenrechner der MR-Serie

Mit der Entwicklung und Produktion der neuen Taschenrechner der MR-Serie war es ab 1982 im VEB Mikroelektronik "Wilhelm Pieck" Mühlhausen gelungen, eine Gerätefamilie zu schaffen, die trotz großer Gebrauchswertunterschiede, durch ihre funktionellen Möglichkeiten eine prinzipiell gleichartige konstruktive Gestaltung auswies.
Dadurch war es möglich, ihre Herstellung mit gleichen Technologien und gleichen oder modifizierten Fertigungsausrüstungen durchzuführen. Hinzu kam noch, dass oft gleiche Teile in verschiedenen Gerätetypen Verwendung fanden. Das alles bot die Gewähr dafür, dass Taschenrechner kostengünstiger und in großen Stückzahlen, zuletzt etwa 850.000 Stück jährlich, hergestellt werden konnten.


Taschenrechner MR609 und Schulrechner SR1

Herzstück der Taschenrechner der MR-Serie war einer der vom VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) gefertigten Taschenrechnerschaltkreis-Typen: Zusätzlich wurden ab 1986 noch zwei weitere Typen gefertigt:

Mikroprozessor U824G

Mikroprozessor U824G, unten

Die Taschenrechner-Schaltkreise wurden in CMOS-Metall-Gate-Technologie realisiert, die eine extrem niedrige Stromaufnahme (nur wenige µA) bei einer Betriebsspannung von 3V sicherte. Der Schaltkreis wurde in einem sehr flachen Gehäuse (Höhe 1,85 mm) untergebracht und die 64 möglichen Ausgänge mit einem relativ kleinen Pinrastermaß von 1 mm an allen vier Seiten angeordnet. Durch ein "Loch" in der Leiterplatte, in dem die untere Hälfte des Schaltkreises versenkt wurde, war es möglich, eine Montage zu erreichen, die die Gesamtdicke der Leiterplatte nur unwesentlich erhöhte.


Zeichnung vom Taschenrechner-IS

Zum Betrieb dieser Taschenrechnerschaltkreise waren nur noch wenige andere elektronische Bauelemente notwendig. Zu ihnen gehörten die im VEB Werk für Fernsehelektronik Berlin produzierten Flüssigkristallanzeigen, von denen verschiedene Typen in den Taschenrechnern zur Anwendung kamen. Die folgenden Bilder zeigen die Bauteile des Schulrechners SR1. Die anderen Rechner waren prinzipiell gleichartig aufgebaut.


Gesamtübersicht aller Teile

Alle Bauelemente, außer LCD und Batterien, befanden sich auf einer Leiterplatte. Sie trug gleichzeitig Kontaktierungsflächen für die Tastatur, die Schiebeschalter und die LCD sowie die Batteriekontakte. Alle Stellen wurden zur Gewährleistung einer guten Kontaktsicherheit oberflächenveredelt, die übrigen Flächen der Leiterplatte waren durch einen grünen Abdecklack vor Fremdeinflüssen geschützt. Die Tastatur war keine separate Baugruppe sondern bestand: Die Schaltmatte, gleichzeitig Kontaktelement und Rückstellelement für die jeweilige Taste, war das funktionsbestimmende Element der Tastatur. Sie war ein Formteil aus Silikon, in die zur Erzielung der elektrischen Leitfähigkeit Rußbestandteile eingelagert wurden.


LCD-Connector

Die elektrische Verbindung der LCD-Anzeige mit der Leiterplatte erfolgte über ein Andruckkontaktelement, dem Connector. Dieser Connector war ein elastischer "Schlauch", der aus vielen abwechselnd leitfähigen und nicht leitfähigen Segmenten besteht, die in einem Abstand von etwa 0,4 mm angeordnet waren. Dadurch war es möglich, die schmalen, direkt gegenüberliegend angeordneten Leiterzüge der Leiterplatte und der LCD-Anzeige sicher miteinander zu verbinden.


zwei Hälften SR1

Das Gehäuse bildete das tragende und schützende Element für das gesamte Innenleben. Dem Benutzer zugewandt war die Trägerplatte, die aus einem verwindungssteifen Thermoplastspritzguss bestand und neben den Tastendurchbrüchen auch die Führungen für die Schiebeschalter und die Befestigungsmöglichkeiten für Leiterplatte, LCD und Batterien enthielt. Die untere Gehäuseschale bestand aus Aluminium und wurde zuletzt am Rechner angebracht, sie musste vom Benutzer zum Batteriewechsel entfernt werden.



Letzte Änderung dieser Seite: 27.01.2022Herkunft: www.robotrontechnik.de