Kleinrechner SER2 / Cellatron C8106

(Alias SER 2, C 8106, C-8106)

(SER=Serieller Einadress-Rechner), auch als PVR (Programmierbarer Vierspeziesrechner bezeichnet
Dieser Rechner wurde 1961 vom VEB Elektronische Rechenmaschinen in Chemnitz entwickelt und im Herbst desselben Jahres auf der Leipziger Messe vorgestellt. Die Serienproduktion erfolgte dann ab 1962 bei Rechenelektronik Meiningen/Zella-Mehlis. Damit war der SER2 der erste volltransistorisierte, in Serie gefertigte Kleinrechner der DDR.
Der Prozessor der SER2-Rechner konnte die vier Grundrechenarten hardwareseitig lösen, brauchte also keine spezielle Software für Multiplikation und Division.
Die Anwendung des SER2 lag hauptsächlich in den Bereichen Wissenschaft (einfachere Auswertungen experimenteller Daten), Ausbildung und Verwaltung.
Der SER2 existierte in den Varianten SER2a, SER2b, SER2c und SER2d. Nachfolgeprojekt des SER2 in Zella-Mehlis war die C820x-Rechnerserie.


Rechner SER2a

(Alias SER 2 a)

Der SER2a (anfangs nur als SER2 bezeichnet) bildete den Auftakt der SER2-Rechnerserie.
Im linken Teil des Schreibtisches befand sich die Elektronik auf Basis von Germanium-PNP-Transistoren, im rechten Teil der Lochbandleser. Dieser war nur zur Programmeingabe (Befehle und Konstanten) bestimmt, Daten wurden hingegen ausschließlich über die Bedienschreibmaschine ein- und auch ausgegeben.


Kleinrechner SER2a

Präsentation des SER2a auf einer Messe

Befehls- und Zahlenspeicher waren auf einer Magnettrommel (1400 U/min, 8 Spuren unterteilt in 16 Sektoren zu 48 Bit, also insgesamt 768 Bytes bzw. 189 Befehle) abgelegt, aber logisch getrennt (189 Befehle und 63 Zahlen). Damit wurde eine Verarbeitungsgeschwindigkeit von ca. 8...10 Operationen/s erreicht. Andere Quellen berichten von 3...5 Operationen / Sekunde, was wohl von der benutzten Magnettrommel abhing. Als Schreibwerk wurde eine Variante der Schreibmaschine SE5 benutzt.

Der Rechner wurde an die 220V-Steckdose angeschlossen und hatte eine Leistungsaufnahme von 250W.

Heute gilt der SER2a als ausgestorben.


Rechner SER2b

(Alias SER 2 b)

Der Nachfolgetyp SER2b (vermutlich ab 1964 gebaut) sah äußerlich aus wie der SER2a, war aber doppelt so schnell und hatte die doppelte Speicherkapazität. Die Magnettrommel rotierte nun mit 3000 U/min und verfügte über 16 Spuren, unterteilt in 16 Sektoren zu 48 Bit, also insgesamt 1536 Bytes.


Kleinrechner SER2b

Schreibwerk des SER2b

Als Schreibwerk kam eine halb im Tisch versenkte Schreibmaschine SE5A aus den eigenen Haus zum Einsatz, mit modernisiertem Gehäuse.

Vom SER2b existieren heute vermutlich nur noch zwei Exemplare (in den Museen in Zella-Mehlis und Naunhof).


Rechner SER2c

(Alias SER 2 c)

Nachfolger des SER2b war der SER2c, vermutlich ab 1966. Neben einem neuen Gehäuse hatte dieser Rechner als wesentliche Neuerung zwei Lochbandleser mit einer Verarbeitungsgeschwindigkeit von ca. 30 Zeichen/s und einen Lochbandstanzer ähnlich dem C8021 (aber nur mit einer Geschwindigkeit von 25 Zeichen/s), so dass man jetzt Daten extern ablochen und Rechenergebnisse maschinenlesbar zur weiteren Verarbeitung ausgeben konnte.


Kleinrechner SER2c auf einem alten Werbeplakat

Kleinrechner SER2c

Arbeit am SER2c

Die Magnettrommel des SER2c war derselbe Typ wie die beim SER2b. Als Schreibwerk wurde neben der SE5A auch das 529 vom Büromaschinenwerk Sömmerda benutzt.

Vom SER2c existiert heute vermutlich nur noch 1 Exemplar im Museum Hoyerswerda.


Rechner SER2d

(Alias SER 2 d)

Den letzten Rechner der SER2-Serie bildete der SER2d. Äußerlich glich er seinem Vorgänger SER2c. Unterschiede zum Vorgängermodell lagen nur in einigen Details im Befehlsvorrat (11 Grundbefehle). In den Arbeitsspeicher passten nun 381 Befehle und 127 Operanden. Außerdem war beim abgebildeten Gerät die Peripherie erweitert: nun arbeiteten drei Lochbandleser und zwei Lochbandstanzer am Rechner.


Kleinrechner SER2d

Lochbandstrecke des SER2d

Bedienschreibmaschine am SER2d

Der innere Aufwand wuchs mit jedem SER-Typ: Zuletzt waren 77 Steckeinheiten von fast DIN A4-Größe verbaut mit über 800 Transistoren und 3000 Dioden, also doppelt so viele wie beim viel leistungsfähigeren Nachfolgeprojekt C8205. Trotzdem war der Stromverbrauch mit ca. 300W relativ gering.
Die Magnettrommel des SER2d war derselbe Typ wie beim SER2b. Als Schreibwerk kam wieder das 529 vom Büromaschinenwerk Sömmerda zum Einsatz.

Vom SER2d existieren heute vermutlich nur noch zwei Exemplare: im Museum Zella-Mehlis und in den Technischen Sammlungen Dresden.




Letzte Änderung dieser Seite: 27.01.2022Herkunft: www.robotrontechnik.de