Computerserie MRA
(MRA=Mikrorechnerarbeitsplatz)
Carl-Zeiss entwickelte und produzierte in den 1980er Jahren mehrere Rechnerklassen,
hauptsächlich innerhalb der eigenen Produktion eingesetzt, so z.B. als Komponenten des "Mikrorechnerorientierten Prüfsystems" (MOPSY)
und des "Steckeinheiten-Prüfplatzes" (STEP).
Ob solche Rechner auch in den Handel kamen, ist noch unbekannt.
Die MRA-Rechner wurden, wie alle Elektronik-Produkte, im Zeiss-Zweigwerk in Saalfeld gefertigt.
Mit dem ebenfalls von Zeiss produzierten Mehrkanal-Röntgenanalysator, der auch "MRA" abgekürzt wurde, hatten die MRA-Computer nichts zu tun.
Computer MRA1
(Alias MRA 1, MRA-1, MRA I)
Hierbei handelte es sich um einen Bürocomputer, der von Carl-Zeiss Anfang der 1980er Jahre produzierte wurde.
Er wurde für werksinterne Programmieraufgaben benutzt und als Bedienrechner in Cosmorama-Planetarien.
Der MRA1 war in ein EGS-Gehäuse eingebaut
und enthielt auf der Vorderseite die U880-1-Sloteinheit für die Rechnerkarten,
auf der Rückseite die Zeiss-spezifischen Netzteilmodule.
Zwei Diskettenlaufwerke MF6400, eingebaut in eine Zeiss-Disketteneinheit,
dienten dem Booten des Rechners, dem Laden von Programmen und dem Ablegen von Daten.
Eine Bildschirmkarte und einen Tastaturanschluss hatte der MRA1 nicht,
stattdessen wurde ein Terminal K8911 von Robotron benutzt,
das über eine IFSS-Schnittstelle angebunden war.
Computer MRA1 mit Terminal
| Rückseite des MRA1, Netzteile fehlen |
Als Betriebssystem fungierte das bei Carl-Zeiss entwickelte CZ-SDOS.
Heute existiert vermutlich nur noch ein Wrack eines solchen Rechners, es befindet sich im Rechenwerk Halle.
Hat jemand nähere Informationen zum MRA1 bzw. besitzt so ein Gerät?
Computer MRA2
(Alias MRA 2, MRA-2, MRA II, CZMDOS, CZSDOS)
Beim MRA2 handelte es sich um einen Computer auf Basis des U880-2-Platinensatzes, produziert ab Mitte der 1980er Jahre.
Er wurde u.a. als Bürocomputer,
z.B. zur Produktionsplanung und zur Erstellung und Verwaltung von CNC-Programmen eingesetzt.
Computer MRA2 mit Terminal |
Computer MRA2, Gehäuse geöffnet
| Rückseite des MRA2, geöffnet |
Das Gehäuse des MRA2 bestand aus EGS-Standardkomponenten.
Einen direkten Anschluss für Tastatur und Bildschirm hatte der Rechner nicht,
stattdessen wurde ein serielles Terminal Robotron K8911 über eine IFSS-Schnittstelle angeschlossen.
Im Gehäuse waren zwei oder vier Diskettenlaufwerke K5601
(bei alten Exemplaren stattdessen K5600) eingebaut,
bei Bedarf konnte auch eine externen Laufwerkseinheit mit 8-Zoll-Laufwerken angeschlossen werden.
Schukosteckdosen im Inneren des Rechners lieferten gleich den Strom für Terminal
und externe Laufwerkseinheit.
Computer MRA2, Sloteinheit |
Der MRA2 kam inwendig mit nur drei Steckkarten aus:
- eine 4-MHz-Prozessorkarte
(die auch die IFSS-Anschlüsse für Terminal und Drucker trug),
- eine 64K-RAM-Karte und
- eine Floppycontrollerkarte.
Weitere Karten (z.B. ROM-Karte und Debuggerkarte) konnten bei Bedarf gesteckt werden.
Mit Netzteilmodulen aus hausinterner Produktion war der MRA2 reichlich ausgestattet.
Bemerkenswert ist, dass der MRA2 keinen Lüfter besaß: Warum, ist unbekannt.
Es gab aber auch Rechnerkonfigurationen, bei denen zwei unabhängige Kartensätze nebeneinander in einer Sloteinheit steckten.
MRA2-Prozessorkarte
| MRA2-RAM-Karte |
MRA2-Floppycontroller |
MRA2 als Doppelrechner
| MRA2 als Doppelrechner, geöffnet |
Das Terminal K8911 wurde später durch ein Gerät namens
Zeiss BKE abgelöst, das mit zwei U880-2-Karten bestückt war.
Zeiss entwickelte mindestens drei Betriebssysteme zu dem Rechner:
CZ-SDOS, CZ-MDOS und CZ-CPM.
Erstere beide waren Abkömmlinge von RIO, letzteres war ein CP/M-Derivat.
Bei allen waren die Ein- und Ausgaben von Tastatur und Bildschirm zur Ansteuerung des Terminals
auf die serielle Schnittstelle umgelegt.
Konfigurationsprogramm des Terminals |
MRA2-Registeranzeige
| MRA2: Speichertest und vergeblicher Bootversuch |
Vom MRA2 haben bis heute wahrscheinlich nur drei Exemplare überlebt.
Eins befindet sich funktionsfähig im Rechenwerk Halle.
Computer MRA16
(Alias MRA 16, MRA-16, FSP 16, FSP-16)
Über diese Computergeneration liegen leider nur wenige Informationen vor.
Es handelte sich um 16-Bit-Rechner auf Basis des Mikrorechnersystems MMS16,
wohl primär zur Prüfung von MMS16-Karten, an deren Entwicklung sich neben Robotron
und EAB auch Zeiss beteiligte.
Ein Anwendungsfall war vermutlich der "Fehlersuchplatz FSP16".
Wahrscheinlich haben keine Exemplare des MRA16 bis heute überlebt.
Hat jemand nähere Informationen zu MRA16-Rechnern bzw. besitzt so ein Gerät?