Kopierer
(Alias Vervielfältigungstechnik, Kopierapparat)
Auch wenn Kopierer nicht direkt zur Rechentechnik zählen, sollen sie hier als verwandte Geräte erwähnt werden.
Der Sinn eines Kopierers besteht darin, von einer beliebigen, auf Papier befindlichen Schrift- oder Bildvorlage Abzüge wiederum auf Papier zu erstellen.
In der Regel wurde die Übertragung der Informationen auf analogem Weg gemacht, Computertechnik war dazu nicht notwendig.
Die DDR-Staatsführung hegte ein ziemliches Misstrauen gegenüber Kopierern,
hätte man doch mit diesen Geräten auf einfache Weise (vielleicht regimefeindliche) Flugblätter produzieren können.
Daher waren Kopierer in der DDR nie öffentlich.
Und musste in einer Firma eine Kopie hergestellt werden, war dies in einem Logbuch zu protokollieren und zu begründen.
Selbst fehlgeschlagene Kopien wurden z.T. als Nachweis abgeheftet.
Kopierer PENTACOP 100 und PENTACOP 110
(Alias PENTACOP100, PENTACOP-100, PENTACOP110, PENTACOP-110, Pentakop)
Diese kleinen Thermokopierer wurden von Pentacon in Dresden hergestellt und für einfache Kopien bis A4 Größe benutzt.
Die Kopien wurden dabei auf einem speziellen Thermopapier hergestellt.
Kopierer Pentacop 100
| Innenansicht des Pentacop 100 |
Kopierer Pentacop 110
| Rückseite des Pentacop 110 |
Pentacop 110, geöffnet |
Der Pentacop 110 unterschied sich vom Pentacop 100 durch eine Wärmequelle mit verbesserter Lebensdauer.
Funktionsprinzip
Das Original-Papier wurde von der eingebauten Halogen-Lampe über eine Glaswalze kräftig erhitzt,
wobei sich helle und dunkle Stellen unterschiedlich stark erwärmten.
Diese Wärme übertrug sich auf das parallel geführte Thermopapier, wo es eine entsprechende Schwärzung hervorrief.
Der Vortrieb von Original und Kopie erfolgte durch einen Motor,
dessen Geschwindigkeit über ein Reibrad-Getriebe verändert werden konnte, was eine Anpassung der Helligkeit ermöglichte.
Der Start des Kopiervorgangs erfolgt automatisch durch einen Schalter an der Papierzufuhr.
Original und Kopie waren blattweise einzulegen.
Bewertung
Verfahrensbedingt war die Qualität einer Thermokopie ziemlich schlecht:
der Kontrast war nicht allzu hoch, außerdem verblassten die Kopien im Laufe der Zeit.
Verklemmte sich das Papier im Kopierer, kam es meist zu Verbrennungen am Original und auch an der Gummiwalze.
Die mechanische Qualität des Thermopapiers war nicht sehr hoch: das dünne, durchscheinende Papier neigte zum Knittern.
Die Thermokopie war von allen Kopierverfahren das sicherlich Preiswerteste,
was sowohl die Anschaffung des Geräts als auch das Verbrauchsmaterial betraf.
Ein Pentacop kostete im Jahr 1982 stolze 804 Mark,
im Jahr 1986 war der Preis auf 699 Mark gefallen.
Entfernte Verwandte des Pentacop waren die Thermodrucker.
Kopierer SECOP
(Alias Sekop, Secop 3004R, Secop-3004R, Secop 3014R, Secop-3014R)
Dieser erste und einzige nach dem Xerographie-Verfahren arbeitende DDR-Kopierer wurde von SECURA in Berlin hergestellt
und ermöglichte hochwertige Kopien mit einer Vorlagengröße von DIN A3 oder DIN A4 auf Papier mit Format DIN A4 oder DIN A5.
Als das Gerät Ende der 1980er Jahre in den Handel kam, war es international bereits technisch veraltet, was aber daran lag,
dass die DDR aufgrund der Patentlage Geräte mit diesem Kopierverfahren nicht eher produzieren konnte.
Vom SECOP gab es zwei Ausgaben: den SECOP3004R und den leicht modernisierten SECOP3014R.
Die zu kopierenden Originale waren auf eine abdeckbare Glasplatte aufzulegen, einen Einzelblatteinzug für die Originale gab es nicht.
Anschließend war die Anzahl der aus jedem Originalblatt herzustellenden Kopien einzugeben (1 bis 99).
Das Kopierpapier wurde automatisch über Stapeleinzüge (2 Papiervorratsfächer, max. 250 Blatt pro Fach) zugeführt.
Alternativ zum Papier konnte auch auf Folien gedruckt werden.
Die Kopiergeschwindigkeit lag bei 16 Seiten pro Minute.
Die Kopien landeten in einem Papierausgabefach mit einem Fassungsvermögen von 100 Blatt.
Kopierer SECOP |
Blick durch's Vorlagenglas: Die Optik des SECOP
| Das Papiervorratsfach des SECOP |
Bedienteil des SECOP 3004
| Bedienteil des SECOP 3014 |
Funktionsprinzip
Das Licht einer hellen Lichtquelle (Halogen-Lampe) gelangte über das Original-Papier auf eine optische Walze,
die mit dem Element "Selen" beschichtet ist und vorher mit Hochspannung aufgeladen wurde.
An den hellen Stellen (Buchstaben-Zwischenräume) entlud sich die Selenwalze daraufhin.
Anschließend wurde feines Farbpulver (Toner) über die Selenwalze gestreut,
an der es nur an den noch aufgeladenen Stellen durch elektrostatische Anziehung haften blieb.
Im nächsten Schritt wurde das Tonerpulver von der Selenwalze durch Abrollen auf das Kopierpapier übertragen.
Als letztes wurde das Kopierpapier samt Tonerpulver stark erhitzt, wodurch sich der Toner fest ins Papier einbrannte (Fixierung).
Wegen des komplizierten Kopierverfahrens war viel Technik in diesem Kopierer verbaut, was ihm ein Gewicht von 98 kg bei den Abmaßen 895x500x450 mm verlieh.
SECOP, Vorderseite geöffnet
| SECOP, Rückseite geöffnet |
Wunderwerk der Technik: die Mechanik des SECOP
| Eine der Steuerplatinen des SECOP |
Die optische Einheit (Selenwalze)
| Ausgeklappte optische Einheit |
Die elektrische Steuerung des Kopierablaufs wurde mit einem Einchipmikrorechner UB8820, begleitet von 2 KByte EPROM-Speicher, realisiert.
SECOP-Rechnerkarte |
Entfernte Verwandte des SECOP waren Laserdrucker,
die in geringen Stückzahlen auch von Robotron gebaut wurden
und in Rechenzentren Anwendung fanden.
Verbrauchsmaterial
Um Papierstaus, Beschädigungen der Selenwalze und Brände in der Fixiereinheit zu vermeiden, musste für den SECOP spezielles Kopierpapier verwendet werden.
Toner für den SECOP wurde vermutlich nie in der DDR hergestellt, stattdessen wurde der benötigte Toner aus der Bundesrepublik bzw. der Schweiz bezogen.
Ob diese Importe aufgrund der Patentlage erfolgten oder weil die DDR es nicht schaffte, selber Toner in hinreichender Qualität herzustellen, ist unbekannt.
Der Einkomponenten-Toner des SECOP war verfahrensbedingt nicht durch Toner heutiger Kopierer ersetzbar.
SECOP-Toner der Firma 3M
| SECOP-Toner der Firma 3M |
SECOP-Toner der Firma Elfotec |
An Verbrauchsmaterial war neben Tonerpulver auch ein spezielles Kopieröl notwendig, das in der Fixierung des Gerätes verwendet wurde.
Thermometer
Um die Fixiertemperaturen korrekt einstellen zu können, wurde für den Kundendienst ein Digitalthermometer entwickelt.
In einem Kupferblock war der Temperatursensor verborgen, die Anzeige erfolgte über eine LED-Siebensegmentanzeigen.
Spannungsseitig wurde das Gerät aus einem Steckernetzteil gespeist.
SECOP-Digitalthermometer
| Innenansicht des SECOP-Digitalthermometers |
Verbreitung
Der hohe Preis von 28.773 Mark (später 18.600 Mark)
begrenzte eine Anwendung des SECOP in der DDR nur auf größere Firmen.
Ob der SECOP auch exportiert wurde, ist nicht bekannt.
Zum SECOP hab es ein Nachfolgeprojekt namens Secop 4000, das mindestens bis zum Bau eines Prototypen gediegen war.
Der Secop 4000 hatte einen Auflagefläche von maximal DIN A4, sollte äußerlich kleiner sein und mehr Kunststoff anstelle Metall besitzen.
Eine Serienproduktion des Gerätes erfolgte anscheinend nicht mehr: bedingt durch die politische Wende stellte Secura seine Fertigung und Entwicklung ein.
Nie in Serie produziert: Kopierer SECOP 4000 |
Es war auch mal geplant, eine abgerüstete Variante des Secop 3000 als Konsumgut zu produzieren.
Diese Idee scheiterte aber am Einspruch der Staatsorgane: mutmaßte man ja, dass die Kopierer zur Verbreiten staatsfeindlicher Propaganda benutzt werden könnten.
Von den ca. 25.000 produzierten Geräten existieren heute nur noch einige Exemplare.
Mehrere befinden sich im Rechenwerk Halle, allerdings nur bedingt funktionsfähig.
Kopierer Tempocop
Der Tempocop war ein Kopierer für beliebige Blattinhalte, hergestellt ab Ende der 1950er Jahre vom VEB Reprotechnik Leipzig.
Damals bezeichnete man so ein Gerät als "Schnellkopierer", da es immerhin innerhalb von 2 Minuten ermöglichte,
von einer max. DIN A4 großen Seite eine Kopie zu erstellen, ohne dass diese im Vorfeld speziell dafür ausgelegt sein musste.
Das Neuschreiben einer Seite per Schreibmaschine hätte immerhin länger gedauert und wäre fehlerträchtiger.
Neu gegenüber den Hektografen war, dass man beim Tempocop nicht mit flüssigen Chemikalien arbeiten musste.
Es störte auch nicht, wenn das Original beidseitig beschrieben war, allerdings mussten die Originale als Einzelblätter vorliegen.
Kopierer Tempocop, hinten der Entwickler, vorn der Belichter |
Tempocop-Belichtungsgerät
| Tempocop-Entwickler |
Der Tempocop war zweigeteilt: bestand aus einem Belichtungsgerät und einem Fixiergerät.
Technisch funktionierte er so: Das Originalpapier wurde zusammen mit einem Blatt lichtempfindlichen Fotopapiers
von einem Motor durch das Belichtungsgerät gezogen und dabei durch das Negativpapier von einer Schar Glühlampen beleuchtet,
deren Brenndauer (ca. 30 Sekunden) mit einer Zeituhr festgelegt wurde.
Anschließend war ein weiteres Blatt lichtempfindliches Fotopapier (Positivpapier) zusammen mit dem Negativpapier in das Entwicklungsgerät einzulegen,
wobei die unbelichteten Stellen des Negativpapiers durch die im Gerät befindliche Entwicklersubstanz eine Schwärzung des Positivpapiers bewirkte.
Nach dem Durchlauf mussten die Blätter noch einige Sekunden aneinander bleiben, dann war die Kopie fertig.
Vom Tempocop hat bis heute mindestens 1 Exemplar überlebt.
Kopierer CORONA
(Alias Ormig, Ormiggeräte)
Die Spritumdrucker der CORONA-Serie gehörten zur Klasse der Hektographen (Matritzendrucker) und ermöglichten die Herstellung von Kopien aus einer speziellen Original-Matrize.
Diese Matrize bestand aus Papier (Größe DIN A4) sowie einer aufgelegten Farbfolie, ähnlich dem Kohlepapier
und wurde durch Schreiben mit einem harten Bleistift oder mit der Schreibmaschine erstellt.
Ein Kopieren beliebiger (bereits vorhandener) Originale war damit nicht möglich.
Die Matrize wurde dann in den CORONA-Kopierer eingespannt und die Erstellung der Kopien erfolgte
ähnlich wie eine Zeitungsdruckmaschine ohne weitere Bedieneingriffe.
Von der Matrize wurde mittels der in Hektographentinktur gelösten Farbe im Nassverfahren Abbilder auf satiniertes Normalpapier (70-80g /m²) hergestellt.
Die Corona-Kopierer wurden in der ČSSR (Tschechien) hergestellt, es gab ähnliche Modelle aber auch aus DDR-Produktion (VEB Maschinenbau Dahme).
Handkurbel-Kopierer Corona S10
| Kopierer Corona S10 |
Kopierer Corona S10 |
Motorbetriebene Geräte, wie das Modell ES6, kamen dabei auf eine Kopierleistung von immerhin 70 Kopien pro Minute.
Bei einfachen Geräten, wie dem Modell S10, wurde der Papiervorschub mit einer Handkurbel durchgeführt,
wobei aber auch bis zu 60 Kopien pro Minute erstellt werden konnten.
Motorbetriebener Kopierer Corona ES6 |
Durch die fortlaufenden Kopien nutzte sich die Matrize zunehmend ab und die Kopien-Qualität nahm stetig bis zur Unkenntlichkeit ab.
Dies passierte aber erst nach mindestens hundert Kopien.
Im Gerät war dazu zur Information ein mechanischer Seitenzähler eingebaut, der bei Beginn des Kopierens auf Null zu setzen war.
Typisch für die Hektographenkopierer war der unangenehme Geruch, der durch die Hektographentinktur hervorgerufen wurde.
Da die Hektographentinktur feuergefährlich war, durfte beim Umgang mit diesen Geräten nicht geraucht werden.
Ob heute noch irgendwo CORONA-Kopierer existieren, ist unbekannt.