JAMB (nicht zu verwechseln mit "JAMBA!") war ein Betriebssystem, das für die Computer A5110
und PC1715 entworfen wurde.
Seine Hauptaufgabe war die Schaffung der Kompatibilität mit russischen Computern ISKRA 555 und NEWA 521.
Die Sowjetunion knüpfte den Kauf einer großen Anzahl DDR-Computer an die Bedingung,
dass darauf ein zu ihren Buchungscomputern kompatibles Betriebssystem lief.
Der ISKRA 555 (entwickelt von Ariol Leningrad) und der NEWA 521 (entwickelt in Smolensk)
befanden sich zu dieser Zeit in der Sowjetunion in Entwicklung und wurden als Maß der Dinge angesehen.
So begann die gemeinsamen Entwicklung eines Betriebssystems,
von BWS-Seite durch drei Mitarbeiter, die sich als Hauptakteure in diesem Projekt erwiesen.
Robotron kaufte für einen Preis von über 100.000 Rubel das BIOS des NEWA 521, reassemblierte und analysierte es.
Als Kern des neuen Betriebssystems wurde SCP1715 genommen,
da es die zum Start des PC1715 notwendigen Routinen enthielt.
Die Sowjetischen Rechner arbeiteten mit einem Single-Density-Diskettenformat.
Der Floppycontroller des PC1715 unterstützte dies grundsätzlich,
allerdings erfolgte das Urladen des Betriebssystems, bedingt durch den Boot-ROM, stets im Double-Density-Modus,
was zur Folge hatte, dass der Floppycontroller beim Laden von JAMB umprogrammiert werden musste.
JAMB unterstützte die Diskettenformate der beiden sowjetischen Rechner und ermöglichte so einen Datenaustausch mit ihnen.
Programmseitig war JAMB mit dem NEWA 521 vollkompatibel und mit dem ISKRA 555 teilkompatibel,
erreicht durch die Integrierung der entsprechenden Interpreter aus dem NEWA-System.
Die Dateiarbeit erfolgte nur auf physischen Niveau, war also organisationsseitig auf die Angaben von Spuren und Sektoren beschränkt.
Die Kommandos und die Bildschirmanzeige von JAMB waren in russischer Sprache gehalten.
JAMB war in relativ kurzer Zeit einsatzbereit und wurde in einer Sowjetischen Staatsbank erprobt.
Die Entwicklung der Rechner ISKRA 555 und NEWA 521 war inzwischen abgeschlossen.
Der NEWA 521 wurde nur in einer sehr kleinen Stückzahl produziert und auch dem ISKRA 555 war kein großer Erfolg beschieden.
Damit verabschiedete sich die Sowjetunion von ihren angestrebten Betriebssystemen und favorisierte nun CP/M.
Das bedeutet das Ende des JAMB-Projektes.
Die geplante Lieferung der PC1715 an die Sowjetunion erfolgte,
doch statt mit JAMB nun mit SCP1715.
Programme, die unter JAMB liefen, waren extrem selten.
Es gab einen Reassembler RASM und ein Programm namens KOPI.
Zur Herkunft des Namens "JAMB" gibt es zwei Theorien:
Sprache für Buchhaltungsmaschinen (Jasyk Maschin Buchgalterskich) oder
die Initialen der sowjetischen Projektleiterin: Jaroshewskaya Marina Borisowna.
Heute gilt JAMB für den PC1715 als ausgestorben.
Wer besitzt noch eine Diskette mit dem Betriebssystem JAMB?