Schachcomputer

Zum Spielen von Schach gegen den Computer wurden mehrere kleine Spezialrechner produziert, die meist auch das Schachbrett beinhalteten.

Ein Augenzeugenbericht:
Ich selbst kann mich nur erinnern, etwa Anfang 1986 den CHESS MASTER im Geschäft gesehen zu haben. Er kostete damals etwas um die 2000,- Mark. Ich habe mich dann aber doch für einen Kassettenrecorder SKR700 entschieden.


Schachcomputer SC1

(Alias SC 1, SC-1)

Im Jahr 1981 stellte das Funkwerk Erfurt den SC1 vor. Er beinhaltete einen Mikrorechner auf Basis des Prozessors U880. Die Steuerung erfolgte mit einer Tastatur, die der Taschenrechnerproduktion entsprang. Das Netzteil war als separates Gerät ausgeführt.


Schachcomputer SC1

Der SC1 zeigte seine Spielzüge in einer 7-Segmentanzeige an, die der Spieler dann setzen musste. Die eigenen Spielzüge gab der Spieler über Tasten ein.

Eine Eröffnungsbibliothek sorgte dafür, dass die Spiele nicht immer gleichartig begannen. Der SC1 erkannte Rochaden und führte sie aus, erkannte auch Matt- und Pattsituationen. Über 10 Spielstufen konnte der SC1 an die Fähigkeiten des Spielers angepasst werden.

Bereits nach wenigen Exemplaren (Prototypen?) wurde die Produktion wieder eingestellt und auf den SC2 umgeschwenkt.

Es haben Exemplare des SC1 bis heute überlebt.


Schachcomputer SC2

(Alias SC 2, SC-2, G-5002.500, G 5002.500)

Dieses Gerät, das den internen Namen G5002.500 trug, wurde vom Funkwerk Erfurt entwickelt, 1981 auf der Leipziger Messe vorgestellt, wo es eine Goldmedaille erntete.
Inwendig arbeitete ein Prozessor U880, dem 9 KByte ROM und 1 KByte RAM zur Seite standen. Gegenüber dem Vorgängermodell SC1 war beim SC2 das Netzteil im Rechner integriert, das Holzgehäuse war einem Kunststoffgehäuse gewichen.

Für den Spielbeginn war eine Eröffnungsbibliothek gespeichert, um auch dem Rechner den ersten Zug überlassen zu können. Taktisch arbeitete der Schachcomputer so, dass er vom aktuellen Zug alle möglichen Züge berechnete und diese nach ihrer Wirkung (maximaler Schaden des Gegners) bewertete. Dabei wurden auch die Wirkungen weiterer Züge im Voraus berechnet. Der höchstwertige Zug wurde dann gesetzt. Errechnete der Computer mehrere gleichwertige Züge, wählte er über einen Zufallsgenerator einen davon aus.
Die Reaktionszeit des SC2 lag, abhängig von der gewählten Spielstärke und der Stellung der Figuren, zwischen wenigen Sekunden und ca. 60 Minuten.


Schachcomputer SC2

Bedienteil des SC2

Verpackung des SC2

Verpackung des SC2

Die Platine des SC2

Der Preis des SC2 betrug 2180 Mark. Ein Exemplar hat im Rechenwerk Halle überlebt.


CHESS MASTER (CM)

(Alias Chessmaster, Chess-Master, Schachtisch, Schach-Tisch, Schachcomputertisch)

Der CHESS MASTER wurde vom VEB Mikroelektronik "Karl Marx" Erfurt entwickelt und auch dort produziert. Die genaue Bezeichnung für das erste Modell war 'CHESS MASTER g5003.500'. Der Typ .501 war eine Weiterentwicklung und im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, "dass durch Einsatz neuer hochintegrierter und z.T. schnellerer Bauelemente die Rechengeschwindigkeit erhöht und die Leistungsaufnahme gesenkt" wurde.


Schachcomputer Chess Master

Auch bei diesem Schachcomputer gab es Verpackungen verschiedenen Designs.

Vom Chess Master gab es eine Variante "CCT", die in einen edlen Holztisch eingebaut war, mit einem seitlich ausklappbaren Bedienteil.
In der Bundesrepublik wurde der Chessmaster unter dem Name der Firma Radiophon verkauft.

Vom CM und vom CCT haben Exemplare bis heute überlebt. Ein CM befindet sich im Rechenwerk Halle.


CHESS MASTER diamond (CMD)

Die genaue Bezeichnung des ab 1987 produzierten Gerätes war "CHESS MASTER diamond, Modell G-5004.500".
Die Zugeingabe erfolgte wie beim Vorgänger Chess Master über Sensorfelder. Eine vierstellige LED-Anzeige gestattete die Ausgabe der Zeit, die Anzahl der Züge, sowie die Anzeige der Stellungsbewertung. Funktionstastengesteuert ließen sich Farbwechsel, Stellungsveränderungen und Partiewiederholungen realisieren. Um den Chess Master Diamond an die eigene Spielstärke anzupassen, gab es acht Schwierigkeitsstufen sowie zwei Analysestufen.

Neu bei diesem Gerät war die Möglichkeit, über einen Erweiterungsport Zusatzmodule anzuschließen. Dazu gab es das Modul PM10 (G-5010.500) für Eröffnungsstrategien und PM11 (G-5011.500) für Endspielstrategien. Diese werden an der linken Seite des Gerätes eingesteckt, wo beim Vorgänger noch die Spielfiguren Platz hatten.

Die Stromversorgung war bei Chess Master diamond als externer AC-Adapter (G-5502.500) ausgeführt.


Schachcomputer Chess Master Diamond

Vom CMD haben Exemplare bis heute überlebt. Eins befindet sich im Rechenwerk Halle.


Schach- und Lerncomputer SLC1

(Alias SLC-1, SLC 1)

In der Schaltungssammlung des Militärverlags erschien 1989 die Veröffentlichung eines Schachcomputers zum Selbstbauen, in Form von Schaltplan, Leiterbild, Bohrplan, Aufbauzeichnung, Funktionsbeschreibung und abgedrucktem Hex-Listing. Um den Nachbau möglichst einfach zu machen, war der Rechner auf minimale Anzahl an Bauteilen optimiert.


Historischer Aufbau eines SLC1

Der Anwender hatte sich also die Leiterplatte selbst zu ätzen und zu bestücken und in ein Gehäuse einzubauen. Gespielt wurde auf einem herkömmlichen Schachbrett. Die eigenen Züge waren per Tasten anzugeben, die Züge des Computers wurden per 7-Segmentanzeige angezeigt. Der Lautsprecher gab ein Signal, wenn die Zugberechnung des Computers abgeschlossen war.

Ein funktionierendes Exemplar des SLC1 befindet sich im Rechenwerk Halle.


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