Chromatron

(Alias Chromatographie, Chromatograph, CR 5000, CR-5000, CR 5001, CR-5001)

Wenn man eine Probe eines zu analysierenden Stoffs verdampft, mit Hilfe eines Trägergases in ein langes Rohr einspeist und am Ausgang des Rohres die Zeit bis zum Eintreffen des verdampften Stoffs sowie dessen eintreffende Menge misst, kann man Rückschlüsse auf die Art des Stoffs, genauer auf die Beschaffenheit seiner Moleküle, ziehen. Grund dafür ist, dass verschiedene Moleküle unterschiedlich stark mit der Wandung des Rohres interagieren. Das ganze nennt sich Gas-Chromatografie und bedarf nicht zwingend der Anwesenheit eines Computers. Jedoch lässt sich mit einem solchen die Messung und Auswertung der Daten wesentlich vereinfachen. So entstand in der DDR das Gerät Chromatron 5000 mit seinem Steuer- und Auswerterechner CR5000. Hersteller war die Firma "Chromatron Berlin", die wohl ein Ableger der Akademie der Wissenschaften war. Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung des Geräts an der AdW erfolgte.

Der CR5000 basierte auf dem K1520-Kartensatz, war in ein EGS-Gehäuse eingebaut und wurde von einem Bildschirm K7222 und einer Tastatur K7672 begleitet.


Messcomputer CR5000, ohne Bildschirm

Innenansicht des CR5000

CR5000, zerlegt, Vorderseite

CR5000, zerlegt, Rückseite

Rückseite des CR5000

Typenschild des CR5000

Die Netzteile und einige Karten wurden dem Sortiment von Robotron entnommen, andere waren gerätespezifisch. Prozessor war, wie so oft, ein U880, dem 18 KByte ROM und 64 KByte RAM zur Seite standen. Das Gerät hatte zwei Bildschirmkarten: eine K7024 für die Textausgaben und eine VIS2A für grafische Ausgaben (Diagramme). Floppycontroller und IO-Karte entsprangen der Bürocomputerfertigung. Außergewöhnlich (zumindest bei der Rechnervariante CR5001) waren die beiden Analog-Messkarten mit geschirmten Gehäuse. Ob der zweite Kanal dazu diente, gleichzeitig eine unabhängige Analyse eines zweiten Stoffs zu machen oder ob damit die Aussagekraft bei der Messung desselben Stoffs erhöhte oder ob damit zwei Komponenten im selben Stoff gleichzeitig analysiert werden sollten, ist bislang unklar.


Analogmesskarte

Analogmesskarte, Abschirmung abgenommen

Nach dem Einschalten wurde das Betriebssystem CP/A aus dem ROM geladen, dann auf das eingebaute Diskettenlaufwerk zwecks Anzeige des Inhaltsverzeichnisses zugegriffen. Dann konnte die gewünschte Chromatografie-Steuersoftware gestartet oder der Rechner alternativ als Bürocomputer benutzt werden. Auf Wunsch konnte die Messung eines Kanals grafisch auf dem Bildschirm visualisiert werden. Außerdem konnten Ausgaben auf einen Drucker (vermutlich K6313) geschickt werden. Zur Datenablage der Chromatogramme dienten Disketten mit einer seltsamen, CP/M-fremden Formatierung.


CR5000-Betriebssystem

Diskettenprogramm FORMATO

Messprogramm ANACR

Messprogramm ANACR

Messprogramm ANACR

Messprogramm GC154X

Ungewöhnliche Anwendung: TP auf dem Chromatron

Vom CR5000 scheint nur 1 Exemplar überlebt zu haben, es befindet sich im Rechenwerk Halle. Der zugehörige Chromatograph gilt heute als ausgestorben.

Wie ein Fundstück zeigt, hatte es in der DDR auch ein vierkanaliges Gerät gegeben, dessen Name und Eigenschaften leider noch nicht ermittelt werden konnten.


Relikt eines vierkanaligen Gerätes

Die Herstellerfirma trat nach Ende der DDR noch eine Zeit lang als "Chromatron Laser Systems GmbH" auf, existiert aber nicht mehr.


Ehemalige Adressen

Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau, 1199 Berlin, Rudower Chaussee 6
Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau CHROMATRON, 1160 Berlin, Plönzeile 43



Letzte Änderung dieser Seite: 02.01.2025Herkunft: www.robotrontechnik.de