Computer Robotron BC25

(Alias BC 25, BC-25)

Dieser Bürocomputer gehört zu den seltensten Rechnern der DDR. Konstruktiv lehnte er sich an den Computer A5120 an, unterschied sich von diesem jedoch in der Elektronik. Der Einsatzzweck dieses Rechners lag wahrscheinlich ausschließlich im Bereich der Büroarbeit, speziell Textverarbeitung. Hersteller war das Buchungsmaschinenwerk in Chemnitz, die Produktion begann wahrscheinlich 1984. Bislang sind weder technische Unterlagen zu dem Gerät aufgetaucht, noch können sich die ehemaligen BUMA-Mitarbeiter an dieses Gerät erinnern. Der Name BC25 (vermutlich "Bürocomputer 25 Jahre Robotron") scheint sich erst später etabliert zu haben, die frühen Exemplare liefen hingegen noch unter der Bezeichnung "A5120". Zumindest in der K1520-Stromversorgungs-Handbuch wird er namentlich als BC25 erwähnt.


Rechner BC25

Innenansicht des BC25

Betriebssystem CP/M, von der Festplatte gebootet.

Der Schreibstil der bislang aufgefundenen Dokumentationen legt nahe, dass der BC25 primär für den Einsatz im westlichen Ausland (BRD, Großbritannien und Frankreich?) vorgesehen war.

Vom Diskettenlaufwerk her gab es mehrere Varianten des BC25, die sich auch in der verwendeten Firmware (EPROM-Inhalt) unterschieden: Bei einigen Modellen war eine Festplatte K5504.20 mit einer Gesamtgröße von 20 MByte eingebaut, die zum Booten und als Datenablage (Drei Partitionen mit max. 8 MByte) benutzt wurde. Die Festplatte wurde über einen von Robotron entwickelten SASI-Controller (ein Vorgängerstandard von SCSI) angeschlossen. Auf der Festplatte befand sich weiterhin eine Normwandlerplatine (Importbaugruppe), die die Umsetzung von SASI auf MFM vornahm. Das Diskettenzugriffskonzept war ebenfalls gegenüber allen anderen A5120-Varianten geändert: im BC25 kam ein hochintegrierter Diskettencontroller auf Basis des Schaltkreises U8272 zum Einsatz. Damit war der Rechner betriebssystemseitig mit allen anderen A5120 inkompatibel. Die Stromversorgung des BC25 unterscheidet sich ebenfalls von der des A5120. Zwecks Einbau von Diskettenlaufwerk und Festplatte war auch das Chassis des BC25 gegenüber dem A5120 verändert.

Platinenbestückung (Slots von links beginnend):
K-Name Platine Kürzel Bedeutung des Kürzels Erläuterung
K5126 062-8620 FDC Floppy Disk Controller Ansteuerung des 8-Zoll-Laufwerks
- 062-8370 AC Adapter für Controller SASI-Controller zum Anschluss der Festplatte
K8025 062-8440 ASS Adapter für serielle Systeme Schnittstellen 3x IFSS, 1x V.24, auch für Tastatur
K2526 062-8110 ZRE Zentrale Recheneinheit Prozessoreinheit
K7024 012-6840 ABS Adapter für Bildschirm Bildschirmkarte (80x24 Zeichen)
K3526 062-8600 OPS Operationsspeicher 64 KByte RAM


Software

Als Betriebssystem kam eine speziell angepasste Variante von CP/M zum Einsatz. Hersteller des Betriebssystems war eine bislang unbekannte Firma bzw. Abteilung namens "ZEDV". Für die Festplatten-Versionen gab es außer dem Produktiv-Betriebssystem ein Hilfs-Betriebssystem, das ohne Platte booten konnte und zum Einrichten der Festplatte bestimmt war.

Es war möglich, den BC25 als Server in einem kleinen Netzwerk (bis zu vier Arbeitsstationen) zu verwenden mit den Ziel, den Festplatteninhalt von mehreren Computern aus zu nutzen. Die Kopplung der Rechner erfolgte dabei über IFSS. Als Software wurde MP/M und CP/MNET verwendet.


Verbreitung

Der BC25 wurde anscheinend nur in sehr geringer Stückzahl produziert. Möglicherweise handelte es sich um das selbe Projekt, das für den Export unter der Bezeichnung MicroMind gedacht war. Einen echten Nachfolgerechner für den BC25 gab es nicht: stattdessen schwenkte die Entwicklung auf 16-Bit-Technik (EC1834) um.

Bis heute haben vermutlich nur 2 Exemplare dieses seltenen Rechners überlebt.

Wer hat Informationen zu diesem Rechner oder zum Hersteller des Betriebssystems?


Computer MicroMind

(Alias Micro Mind)

Dieses Gerät ist ebenfalls ein Mysterium, das bislang nur von einem englischsprachigen Messeprospekt bekannt ist. Es spricht einiges dafür, dass der MicroMind die Exportvariante des BC25 ist.

Der MicroMind wurde in zwei Versionen produziert: 64 KByte dynamischer RAM bildeten den Hauptspeicher des Rechners. Als Festplatte wurden zumindest am Anfang 8-Zoll-Plattenspeicher der Firma Quantum benutzt. Ansonsten ist über den Innenaufbau des Rechners leider bislang nichts bekannt.


Rechner MicroMind I

Rechner MicroMind II

Arbeit am MicroMind I

Als Zubehör wurden die Tastatur K7637 und der Typenraddrucker SD1152/251 ausgeliefert. Auffällig ist, dass auf allen abgebildeten Geräten die Robotron-Schilder entfernt wurden. Offenbar erhoffte man ohne die Herstellerangabe bessere Absatzchancen. Möglicherweise sollte er auch statt mit "Robotron" mit dem Namen einer einheimischen Import/Export-Firma versehen werden.

Das mitgelieferte Betriebssystem nannte sich CP/M 2.2, außerdem wurden BASIC-Interpreter und -Compiler angeboten.

Geplant war offenbar ein Vertriebsnetz von 20 Servicefirmen in Großbritannien, davon zwölf innerhalb von London. Den Aussagen eines damaligen britischen Vertriebsmitarbeiter nach wurden nur ca. 10 Exemplare des Rechners nach Großbritannien geliefert. Warum es nicht zu einer größeren Geräteserie kam, ist unbekannt. Vermutlich waren die MicroMinds zum Auslieferungszeitpunkt technisch schon veraltet.

Der MicroMind gilt heute in allen Varianten als ausgestorben.

Wer hat Informationen zu diesem Rechner oder besitzt so ein Gerät?




Letzte Änderung dieser Seite: 04.01.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de