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16.09.2011, 09:00 Uhr
ingotron
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Zitat: | P.S. schrieb In der DDR gab es ein Außenhandelsmonopol, d.h. alle - und das fing bei den kleinsten Ersatzteilen für irgendwelche Import-Anlagen an - bis hin zu eben solchen mußten nach langwierigen Antragsverfahren über den Außenhandel beschafft werden. ... Private Importe - im DDR-Jargon auch "Oma-Importe" genannt - waren streng reglementiert, nicht von den BRD-Behörden, die interessierten sich im Rahmen der COCOM-Embargos nur für offizielle Industrie-Transfers in den Ostblock. ... Aber auch nach "Fernsehersatzteilen" - und die Definition, was alles darunter fällt, war sehr dem Ermessen des Grenzorgans vorbehalten. Des Weiteren natürlich auch ... Disketten - egal ob bespielt oder leer. Deshalb war es auch so schwierig, Programme über die Grenze zu bringen. Anders war es wiederum mit den (Heim-)Computern - die konnte man sich sowohl mit der Post schicken lassen, als auch mitbringen. Aber das wurde alles von der Stasi registriert und wer sich dann schon den dritten Computer hat schicken lassen und gar noch die vorherigen für Schwindelpreise verhökert hat, der brauchte sich nicht zu wundern von den "Genossen" Besuch zu bekommen. Besonders problematisch waren elektronische Bauelemente. Einerseits konnte man die recht gut verstecken, wenn es nicht Stangen-weise IC's waren. Die Hosentaschen mußten nur in seltenen Verdachtsfällen geleert werden. ... |
Hallo Peter,
ich war in den 80-ern im ZWG (Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau) der AdW (Akademie der Wissenschaften) beschäftigt. Eines Tages rief uns unser Abteilungsleiter zusammen und teilte uns mit, daß es seitens der Betriebsleitung großes Interesse am privaten Import jeglicher Art von Computertechnik inkl. Zubehör gab. Speziell (damals hochmoderne) XT-PCs, deren Wunschausstattung er detailliert beschrieb, waren willkommen. Auch zur Abwicklung sagte er etwas. Der Besitzer des frisch importierten Gerätes sollte mit einem ZWG-Vertreter zusammen in ein An- und Verkaufsgeschäft gehen, wo dann der An- und der Verkauf des Computers offiziell abgewickelt wurde. Auf diese Art wurde D-Mark viel besser als 1:10 in DDR-Mark getauscht (mit dem Umweg über die Hardware). Diese Praxis war damals offensicht nicht selten.
Kurze Zeit später hatten wir wohl auf ähnlichem Wege einen XT bekommen, der in ein abzuschließendes Zimmer mit Benutzertagebuch - für ausgewählte Nutzer erlaubt - kam und auf dem wir gelegentlich (natürlich sehr geheim) das damals spekatakuläre DOS-Spiel Larry spielten.
Ich erinnere mich auch, daß ich anläßlich eines Besuches in der Schiffbauversuchsanstant in Potsdam einen ZX Spectrum als Mess-/Steuerrechner werkeln sah.
An meinem Arbeitsplatz stand anfangs ein Kassettenrecorder bestückter K1520, der als TSO-Terminal via Lichtleiter den (anfangs sehr unzuverlässigen) Zugriff aus einen ESER EC1055 im Rechenzentrum der AdW erlaubte. Dort liefen dann meine PL/1-Programme, die ich somit nicht mehr in schweren Lochkartenmetallkisten über die Straße schleppen musste. Immerhin hatte das ZWG 1987 sagenhafte 7,5 Megabyte Plattenkapazität am Akademie-Großrechner zur eigenen Verfügung. In der Terminalsitzung wurden quasi interaktiv Lochkarten - auch solche zur Jobsteuerung - geschrieben und via SUBMIT an den Rechner gesandt, die der Oprator dann irgendwann (zeitaufwendige natürlich nachts) startete. Anschließend konnte man sich das Ergebnis am Ausgabefenster im Rechenzentrum als Lepporellodruck abholen. Im Jobprotokoll war dann auch die benötigte CPU-Zeit vermerkt - eine Angabe, die ich mir heute auch manchmal wünschte, um transparent zu sehen, wieviel wertvolle CPU-Zeit auf modernen Rechnern verschenkt wird fürs grafikaufgehübschte Betriebssystem und die vielen oft unnötigen Hintergrundprozesse. Ich ärgere mich gerade darüber, daß die Abarbeitung von rein mathematischen Berechnungen mit einem dafür kommerziell produzierten Mathematikprogramm so extrem langsam (stundenlang) ist, daß ich zeitweise, das Gefühl habe, ein Z80er CP/M-Rechner ohne verschnörkeltes Betriebssystem wäre schon dreimal fertig.
Viele Grüße Ingo. -- funktionsfähig: ZX Spectrum 48, ZX Spectrum+2 / 128k, ZX Spectrum Next, Harlequin48/128, N-GO (ZX Spectrum clone), Gigatron TTL, ZX UNO, Chessmaster Diamond, Chessmaster, RFT-PONG, THAT (The Analog Thing) Man darf die Menschen nicht mit ihren Engsten alleinlassen. (Zitat: Peter Glaser) |