039
26.08.2024, 09:37 Uhr
P.S.
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Mir ist jetzt nicht ganz klar geworden, ob sich den unter <032> genannten Text wirklich jemand richtig durchgelesen hat. Da steht z.B. (Zitat): "... der Auftrag erteilt, einen DDR-eigenen Home-Computer zu entwickeln und herzustellen." Das entspricht m.I.z.F. nicht den Tatsachen. Anläßlich meiner Rundreise "Auf den Spuren der DDR-Halbleiterindustrie" war ich auch in Mühlhausen und dort hatten mir ehemalige Kollegen aus dem VEB MEM erzählt, daß der Anfang von Jungingenieuren gemacht wurde, die in einem Jungendforscherkollektiv den HC900 aus der Taufe hoben. Erst mit der Vorstellung dieser "unplanmäßigen" Entwicklung bei der Betriebsleitung wurde diese veranlaßt ein entsprechendes Ersuchen an die Kombinatsleitung nach Erfurt zu geben. Auch dort tat man sich sehr schwer eine richtige Entscheidung zu treffen, weil mittlerweile bekannt war, daß auch in Dresden bei Robotron unter ähnlichen Vorraussetung etwas gleichartiges in Arbeit war. Konkurrierende Entwicklungen waren eigentlich unter sozialistischen Produktionsbedingungen völlig ausgeschlossen. Also schob man das Problem weiter nach oben ... und bekam keine Antwort. So erteilte also die jeweilige Kombinatsleitung in Erfurt und Dresden den Entwicklungsauftrag und die Dinge nahmen ihren Lauf ...
An anderer Stelle schreibt der Autor (Zitat): "Er (der HC900) verfügte über 64-kB-RAM-Arbeitsspeicher ,,," - das ist nicht korrekt. Der im HC900 eingestzte U880D verfügt zwar über einen 64k-Adreßspeicherraum, welcher aber im HC 900 nicht komplett ausgenutzt werden konnte, weil die dazu notwendigen DRAMs Anfang der 1980er Jahre noch nicht verfügbar waren. Es war jedoch durch das modulare System möglich durch zusätzliche Steckmodule den wirklich verfügbaren Speicherraum zu erweitern. Auch die Modulproduktion und die der Aufsatzgeräte wurde von Mühlhausen später vorgenommen.
Nicht erklärt hat der Autor, wie es zur Umbenennung von HC900 ("Heimkomputer") auf KC85/2 ("Kleincomputer") gekommen ist. Die hohe Akzeptanz bei privaten Anwendern stand den plötzlich auftretenden Begehrlichkeiten aus Industrie und vor allem LVO gegenüber. Getreu dem "Prioritätengrundsatz" mußten entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden - Umbenennung und keinen Vertrieb mehr für den Bevölkerungsbedarf über die RFT-Verkaufstellen. Da traf übrigens auch die Robotroner Entwicklung, der erst "Z9001" hieß und dann auf KC85/1 umbenannt, bzw. später den Namen KC87 bekam . ebenfalls ein "Kleincomputer" ...
Dann schreibt der Autor (Zitat): "Die Anwendungsbreite war natürlich limitiert, ..." Das ist natürlich völliger Unsinn! Insbesondere durch die modulare Struktur waren der Anwendungsbreite eigentlich keine Grenzen gesetzt. Aber man hatte in Mühlhausen Ende der 1989er Jahre "von oben" die Lizenznahme des Amstrad-Computers CPC464 durchgedrückt. Ob man sich damit z.B. bessere Westexporte versprach, ist bis heute unbekannt.
Mit der Umbenennung von HC900 in KC85/2 waren allerdings auch umfangreiche Verbesserungen vorgenommen worden, die dann in den Nachfolgemodellen KC85/3 und KC85/4 weiter geführt wurden. Im ehemaligen www.robotron-net.de hätte das nachgelesen werden können. Es bleibt zu hoffen, daß dessen Inhalt in robotrontechnik.de noch eingearbeitet wird ...
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß das Kleincomputersystem der KC-Reihe aus Mühlhausen ein Alleinstellungsmerkmal weltweit hat und - wie wir wissen - noch heute von vielen Enthusiasten eifrig gepflegt und weiterentwickelt wird -> KC85/5!
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer nur glaubt, der weiß nichts! - Aber - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheber-, Marken- und Persönlichkeitsrecht! PS Dieser Beitrag wurde am 26.08.2024 um 09:45 Uhr von P.S. editiert. |