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17.08.2023, 17:24 Uhr
MiRa
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Hier der Text (Copyright c‘t): Elektronische Bauteile haben zweckmäßig und leistungsfähig zu sein - aber warum sollte man sie schön finden? Schlaepfer und Oskay spüren die verborgene Ästhetik der oft bloß wenige Millimeter großen Schaltungsbausteine auf. Die Winzwelten, die sie mit Mikroskop und Präzisionssäge zutage fördern, liefern Motive für äußerst reizvolle Fotos. Unter dem Makroobjektiv zeigt sich zudem, dass in Standardkomponenten jede Menge Fehlerpoten-zial lauert. Und wer gar die aus Stanzblech bestehenden Kontakt-zangen preisgünstiger Stecker einmal im Detail wahrgenommen hat, betrachtet die diesen anvertrauten Verbindungen wahrscheinlich mit anderen Augen als zuvor. Die Autoren zeigen Bauteile immer im Zusammenhang. Dabei schrecken sie selbst davor nicht zurück, ein klassisches Tektronix-Analogoszilloskop zu zerlegen. Nicht nur für Technik-Insider ist der Anblick der Mikrowelten faszinierend, die sich in Profi-Equipment, aber auch in vertrauter Alltagselektronik ver-bergen. Widerstände, Kondensatoren, LEDs, Stecker und Buch-sen, Steppermotoren und vieles mehr: Die Autoren haben rund 130 Teile detailliert in den Blick genommen. Vielfach, etwa bei Halbleitern, macht ihr Entdeckungseifer am Gehäuse halt. Wer wissen will, welche Strukturen sich darin verbergen, findet beispielsweise auf der Website richis-lab.de deutlich weiterführende Einsichten, auch in Bezug auf die schaltungstechnische Praxis. Einen Schwerpunkt haben Oskay und Schlaepfer auf Elektronik früherer Generationen gelegt. Man bekommt etwa IBMs SLT-Technologie und die legendären Cornell-Dubilier 9LS zu sehen. Auch Röhren müssen ihr Inneres zeigen. Ein Leckerbissen sind die Aufnahmen eines Ferritkernspeichers, der einem Casio-Tischrechner des Typs AL-1000 entnommen wurde. Die in gut verdaulichem Englisch gehaltenen Texte des Buches sind lehrreich, aber Fachinformation ist nicht das eigentliche Anliegen dieser Lektüre; das Visuelle steht im Vordergrund. Wer beim Betrachten der Bilder selbst Lust aufs Sezieren be-kommt, findet im Buch wertvolle Hinweise zu den verwendeten Verfahren. (Tam Hanna/psz@ct.de) |