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13.01.2016, 21:12 Uhr
Micha
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Ja ich weiß, es gibt hier irgendwo schon einen "Windows 10" Pro und Kontra Thread, in dem auch schon ausgiebigst gestritten wurde. Aber ich möchte trotzdem einen neuen Thread aufmachen, mit ähnlichem wenn auch nicht ganz gleichem Thema. Vielleicht können wir ja hier mal unsere Meinungen bzgl. Zukunftsprognosen austauschen - also Blick in die Kristallkugel.
Selber hab ich ja (fast) die gesamte bisherige Historie von Microsoft Windows live miterlebt. Seit ca. 1990, also kurz nach der Wende, mit dem noch sehr urtümlichen Windows 3.0, für das es damals fast noch keine ernstzunehmenden Anwendungen gab, über das deutlich nachgebesserte Windows 3.1 (erstmals mit TT Fonts - zwar nur ne geklaute Idee, aber praktisch gesehen eine tolle Vebesserung) über 3.11: Netzwerk-Zeugs, 95: die neue Benutzeroberfläche, auch wieder geklaut, aber ganz gut geklaut, 98: bisher meine Lieblingsversion von Windows... danach hab ich bissel was ausgelassen da ich mit Win98 ziemlich lange ziemlich gut zurechtgekommen bin. Bis ich irgendwann nen neuen PC hatte, und da war dann Windows XP drauf. Zum ersten Mal für mich ein System bei dem mir der Konditor-Schnulli auffiel: Fenster mit runden Ecken, transparente Fenster, Fenster die sich zufalten, alles so'n Kram den ich nicht brauche - aber die Leute scheinen es zu lieben... und solange es nix kostet isses ja auch ok. Aber es kostet wohl eben doch: Performance. Kennt ihr Wirth's Law? Nein? Na dann googelt mal danach. Was mir ursprünglich an Windows sehr gefallen hat: daß die zuerst mal die Windows-API als Weißbuch veröffentlicht haben. Bevor es Windows überhaupt in konkreter Implementierung gab, haben die ihre gesamte Programmier-Schnittstelle offengelegt und detailiert beschrieben. Fand ich beeindruckend, die Idee ist vielleicht besser als "Open Source" - wer versteht schon die Millionen an Quellcode- Zeilen von Open Source Zeugs.
Ostern 2005 bin ich vom rechten Glauben abgefallen - da hab ich zum ersten Mal probierweise ein Ubuntu auf meinem Computer installiert. Einfach so aus Neugier. Für Internet, Email Office. Ging auch ohne tiefe Kenntnisse der Materie ganz gut - nur mit Multimedia hakelte es anfangs ein wenig. Im Lauf der Jahre ist da aber ziemlich aufgeholt worden. Gelegentlich wurde Ubuntu als das "Linux für Bildzeitungs-Leser" gerügt. Kann ich nicht direkt widersprechen. Vielleicht sollte man das nicht mal als Makel sehen wenn etwas auch für jemanden geht der wenig Tiefenverständnis hat.
Aus persönlicher Faulheit bin ich in den Jahren seitdem immer zwischen Win und Lin hin und her gewechselt: also ich hatte einen "Standard" PC mit Linux für Internet, Email etc. und einen Bastel-PC für die Windows-Programme die ich eben gern im Alltag nutze. Das ging auch die letzten Jahre ganz gut. Daß man bei Win prinzipiell ein Antiviren-Programm braucht ist zwar sinnfrei aber ok - solange der Spaß kostenlos ist. Irgendwann wurde mein kostenloses Antivirenprogramm immer nerviger, brachte ständig Pop-Up's wie vorteilhaft die Vollversion sei. Irgendwann hab ich aufgegeben und die Vollversion gekauft. Danach hatte ich ca. ein Jahr Ruhe vor den Pop-Up's. Dann fing das wieder an - obwohl ich eine Bezahl-Version hatte kamen immer öfter Pop-Up's die die Premium-Version und deren Vorteile bewarben. Das wurde immer penetranter - ich bin dann zum nächsten Jahr zu einem alternativen Bezahl-Anti-Virussen gewechselt. Der hält bis jetzt seine Klappe - aber ich trau dem Frieden nicht auf ewig...
Mit Windows XP war ich bezüglich Funktionalität eigentlich zufrieden - hab hier nach wie vor ein Notebook das irgendwann mal mit XP gekauft war - warum zum Teufel hat Microsoft irgendwann dessen EOS ( End of Service) erklärt und macht seitdem Panik daß man früher oder später Opfer von Hackern wird wenn man nicht gefälligst endlich upgradet? Klar: die wollen Geld verdienen, und das gestern verkaufte eigene Produkt ist da nur ein Hindernis.
Und überhaupt: warum braucht man einen extra-Bezahl-Antivirussen, warum steckt Microsoft nicht mehr Forschungsaufwand rein, das System sicher zu machen? Sein wir doch mal realistisch und ehrlich: ein Antivirus-Programm als temporäre Notlösung ist ok, aber als permanenter Zustand isses pervers! Niemand braucht transparente Fenster und grafische Schnulli-Effekte, aber wir alle könnten ein sichereres System gut gebrauchen.
Jetzt hab ich ein Notebook mit Windows7 für meinen Windows-Kram in Benutzung, ist soweit auch ok, aber die sorgenfreie Zeit war auch nicht zu lang: seit paar Monaten nervt Microsoft ständig mit dem kostenlosen Upgrade auf Windows10. Was im wörtlich klassischen Sinn ein "Trojanisches Pferd" ist. Die würden mich doch nicht ständig zu meinem Guten nötigen, völlig selbstlos, völlig ohne Bezahle. So blöd bin nicht mal ich um das nicht zu begreifen.
Die Tage hab ich mich mit einem Kollegen unterhalten, der eigentlich Familenvater ist und besseres zu tun hätte, aber sich abende-lang mit dem Kampf gegen Windows10 bzw. dessen Spionage abgeplagt hat. War schon ein krasser Bericht - was der alles rausgekriegt hat, und wieviel Zeit er sich dafür ans Bein gebunden hat.
Demnächst wird Otto Normalverbraucher, der Windows nutzt, wohl regulär neben einer Anti-Virus-Software auch regulär für eine Anti-Spionage-Software bezahlen. Die Perversion hat einen neuen Level erreicht.
Ich bin realistisch gesehen überzeugt daß es mittelfristig keine Alternative für ein Windows-kompatibles Betriebssystem geben wird. Aber wie wird die Entwicklung weiter gehen? Meine Hoffung besteht darin, daß ein paar Hacker bzw. eine innovative Firma sich an bestehenden Patenten vorbeischlängeln kann und demnächst mal was schlankes und sicheres anbietet, das Win-kompatibel ist. Kommt mir bitte nicht mit "gibts doch schon: WINE". Ich hab heute bereits gekotzt... Dieser Beitrag wurde am 13.01.2016 um 21:26 Uhr von Micha editiert. |