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11.08.2015, 11:51 Uhr
P.S.
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Wir hatten hier schon mehrfach das Thema U880=Z80 usw.
Nun habe ich einen Insider aus dem ehemaligen FWE/MME aufgetan - seinerzeit in leitender Position - der dazu folgendes Statement abgibt:
"... leider sind die Diskussionen, wie die Entwicklung abgelaufen ist Halbwahrheiten und unsinnige Verdächtigungen.
Letztlich konnten mit dem nötigen Systemwissen (siehe Vorlesungen an der damaligen TH Ilmenau) aus dem mikroskopisch erkennbaren Layout die Schaltungen wiedergewonnen werden. Natürlich sind dabei beliebig viele Fehler möglich (falsche Interpretation, Bildfehler). Deshalb wurden alle Schaltungen mit dem Logiksimulator LS11 (Eigenentwicklung FWE) simuliert und die dabei auftretenden Fehlfunktionen wurden durch intensives eigenes Nachdenken korrigiert. Dabei war das völlige Verständnis der elektrischen und logischen Eigenschaften Voraussetzung (Zum U808 habe ich z. B. 3 Tonbänder besprochen, wo jeder Transistor und jede Schaltung erläutert wurde. Das dauerte ungefähr eine Woche intensiver Arbeit.)
Die Schaltung wurde in Anlehnung an das vorliegende Vorbildmuster (in der groben Anordnung) nach den eigenen Entwurfsregeln neu entworfen (auf Millimeterpapier gezeichnet, dann digitalisiert). Aus dem eigenen Layout konnten wir in den 1980er Jahren die elektrische Schaltung rechentechnisch rückgewinnen und elektrisch simulieren (LSI-Simulator, LSI-Tra). Dadurch waren Fehler ausgeschlossen. Sonst hätte ein Schaltkreis auch nie funktioniert.
Der ominöse Fehler im Z80 trat in den Druckern von Sömmerda bei bestimmten Temperaturen auf. Durch Innenmessungen und Simulationen stellten wir fest, dass ein Zähler (Refresh) nicht statisch ausgelegt war sondern nur dynamisch. Bei höheren Temperaturen wurde die Ladung abgeführt und somit der Zählerinhalt verfälscht. Wir haben dann eine statische Rückführung eingebaut und damit war der Fehler behoben.
Mit den gesamten Simulationsunterlagen und der genauen Fehleranalyse waren wir (dann nach der Wende) bei ZILOG. Die Ingenieure dort werteten unsere Arbeit als eigenständige ingenieurtechnische Leistung und sahen deshalb von Lizenzstreitigkeiten ab. Funkwerk Erfurt wurde Anfang der 1990er Jahren "Fabrik des Jahres".
Eine Auswahl von Dissertationen belegen, wie intensiv die eigenen Forschungen betrieben wurden. In den Dissertationen sind auch die genannten Programme (Mischung Fortran und Assembler) genau dargestellt:
In Zusammenarbeit mit dem Funkwerk Erfurt entstanden die folgenden Dissertationen (unvollständige Auswahl) - Rößler, F. (A) TU Dresden, 1976 "Beitrag zur Schaffung einer Entwurfssystematik für integrierte Schaltkreise" - Krauß, M. (A) TU Dresden, Aug. 1977 "Beitrag zur Modellierung von MOS-Transistoren" - Gärtner, U. (A) TU Dresden, Sept. 1979 "Spezielle Probleme des LSI-Entwurfs von MOS-Kundenwunschschaltkreisen" - Rößler, F. (B) TU Dresden „LSI- und VLSI-Schaltkreisentwurf mit besonderer Berücksichtigung moderner Simulationsverfahren" - Hecker, W. (A) TU Dresden, April 1982 "LSINET - ein ereignisorientiertes Hybridsimulationsprogramm für LSI- und VLSI-Schaltkreise" - Stojantschowa, Anna, (Diplomarbeit) TU Dresden, Okt. 1985 "Untersuchungen zum vollintegreierten 8-Bit-MOS-A/D-Umsetzer nach dem parallel-seriellen Verfahren" - Rottler, O. (A) TU Dresden, Okt. 1987 "Beiträge zur automatischen Layouterzeugung allgemeiner logischer Strukturen" - Haberla, H. (A) TH Ilmenau, März 1988 "Untersuchung von Stapelkondensatorzellen auf ihre Eignung für den Einsatz in 4-MBit-d-RAMs" - Fehlauer, E. (A) TU Dresden, April 1988 "Untersuchungen zur Zeitbereichsanalyse von SCOV-Schaltungen" - Boos, V. (A) TU Dresden, Mai 1988 "Beitrag zur automatischen Layouterzeugung aus symbolischen Strukturen" - Weder, U. (A) TU Dresden, Dez. 1988 "Automatische SC-Filtersynthese auf der Basis mikroelektronischer Techniken" - Hecker, W. (B) TU Dresden, März 1989 "Probleme der Simulation und Verifikation höchstintegrierter Schaltkreise" - Breitkreutz, U. (A) TH Ilmenau, Aug. 1989 "dRAM-Controller, Beiträge zur Entwicklung eines Ansteuerschaltkreises für dynamische Schreib-Lese-Speicher" - Zeh, K. (A) TU Dresden, Nov. 1989 "Beitrag zum VLSI-orientierten Schaltkreisentwurf für Bottom-Up-Designmethoden im industriellen Entwurfsprozeß unter besonderer Berücksichtigung grafischer Unterstützung der unteren Entwurfsebenen" - Fleischmann, G. (A) TU Dresden, Juni 1990 "Entwurfsmethodologie und Realisierung eines Spezialprozessors" - Lehmann, K. (B) TU Chemnitz, Okt. 1990 "Strategien und Verfahren der Prüfung integrierter Digitalschaltungen" - Müller, V. (A) TH Ilmenau, Okt. 1990 "Logikanalyse im Schaltkreisentwurf mit dem Boolschen Programmsystem QBOOLE" - Laubner, K. (A) TU Dresden, Sept. 1992 "Beiträge zum rechnergestützten Entwurf mikroprogrammierter Steuerwerke auf Registertransferebene" ...
Soweit der Insider ... und somit muss auch ich meine Infos zur "Nachlizensierung des U880-Systems" durch ZILOG berichtigen. Trotzdem halten sich hartnäckig Gerüchte zur "Sonderbeschaffung" von Entwicklungsunterlagen durch unsere "besonderen Dienste". Vielleicht galt das nur für den U8000=Z8000, der dann in relativ kurzer Zeit verfügbar war. Ich bleibe da weiter am Ball ...
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer glaubt, der weis nichts! - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht! PS |