Carl Walther Waffenfabrik

Diese Firma, 1886 in Zella-Mehlis auf dem Areal zwischen Goethestraße und Bergstraße als Waffenfabrik gegründet, produzierte ab 1926 auch Rechenmaschinen, zunächst mechanische. Dazu ging sie eine Kooperation mit dem im gleichen Ort befindlichen Mercedes-Werk ein, das sich auf seine Proportionalhebelmaschinenserie "Euklid" konzentrieren wollte und daher die Produktion seiner 1924 entwickelten Sprossenradmaschine "Melitta" (die mit der gleichnamigen Kaffeefilterfirma nichts zu tun hatte) zu Walther auslagerte. Mercedes lieferte dann auch weiterhin einige Teile für die Melitta.

Die Waffenproduktion bei Walther lief derweil weiter, auch die von Kriegswaffen. Nachdem das Werk den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte, kam 1945 zunächst die US-Armee und nahm mit, was sie gebrauchen konnte. Einige Zeit später rückte die Sowjetarmee ein, räumte das Werk als Reparationsleistung komplett aus und sprengte 1947 unnötigerweise die Gebäude. Die Werksleitung entschwand in die westlichen Besatzungszone nach Ulm und Niederstotzingen und baute dort eine neue Produktion von Rechenmaschinen und von Waffen auf.

Dem Werk in Zella-Mehlis wurde die Verwendung des Walther-Logos untersagt, trotzdem entstand auch hier unter Einbeziehung der ehemaligen Walter-Arbeiter eine neue Rechenmaschinenfertigung unter dem Logo "Melitta", zunächst im August-Bebel-Werk (ehemalige Werkzeugfabrik Röhm) in Zella-Mehlis, später dann verlagert ins benachbarte Suhl ins "Fortuna-Werk" (ein Hersteller von Jagdwaffen), das später in "Ernst-Thälmann-Werk" umbenannt wurde. Auch Schreibmaschinen unter den Logo "Fortuna" entstanden dort. Den Schritt zur elektronischen Rechentechnik schaffte das Werk in Suhl nicht: die Produktion von Rechentechnik wurde in den frühen 1960ern eingestellt und das Werk beschäftigte sich dann mit dem Bau von Mopeds und weiterhin mit dem von Jagdwaffen.


Rechenmaschine Walther RM

Typenschild einer Walter RM aus Zella-Mehliser Produktion

Rechenmaschine Melitta VII

Typenschild einer Melitta VII aus Suhler Produktion

Längeren Erfolg mit der Rechentechnik hatte das Werk in Niederstotzingen: es produzierte noch bis 1986 Rechenmaschinen unter der Produktbezeichnung "Walther", bis es sich dann ausschließlich der Waffenproduktion zuwandte.


Adressen

Fortuna-Werk/Ernst-Thälmann-Werk Suhl, Auenstraße 20, 6017 Suhl
August-Bebel-Werk, Bahnhofstraße 66, 6060 Zella-Mehlis




Letzte Änderung dieser Seite: 07.01.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de