Es ist kein Geheimnis, dass viele Programme im DDR-Bürocomputerumfeld
Kopien, Veränderungen oder auch Weiterentwicklungen westlicher Software waren.
In den meisten Fällen wurden diese Aktionen ohne Zustimmung der Hersteller gemacht.
Eine Stellungnahme dazu seitens der Robotron-Mitarbeiter haben wir leider nie bekommen.
Daher ein paar Erklärungsversuche aus der Sicht eines Außenstehenden:
Der finanzielle Gewinn im EDV-Bereich wurde in der DDR mit der Hardware gemacht.
Software hatte man als eher wertarmes Zubehör betrachtet.
Auch in der DDR entwickelte Software wurde in den meisten Fällen kostenlos weitergereicht.
In der DDR hatte man bei allen Produkten auf eine große Kompatibilität bzw. Standardisierung geachtet.
Nicht zuletzt, um eigene Produkte auch im Ausland absetzen zu können.
Inkompatible Alleingänge der DDR endeten in vielen Fällen in Sackgassen.
In der DDR herrschte eine materielle Mangelwirtschaft.
Software gehörte zu den Bedürfnissen, die man preiswert ohne größeren Einsatz von Material und Arbeitskraft befriedigen konnte.
Unterstützung bei der Entwicklung von Software aus den anderen Ostblockstaaten gab es kaum.
Im Bereich EDV profitierten die anderen Ostblockländer eher von Exporten der DDR.
Möglicherweise eine Verschämtheit, dass die eigene Software-Entwicklung hinter der der westlichen Länder zurück hinkte.
Gleichzeitig die verzweifelten Versuche, aus politischen Gründen ein wirtschaftliches Überholen der westlichen Länder
(später nur noch der Schein eines wirtschaftlichen Vorsprungs) zu erreichen.
Direkte Kontakte zu westlichen Firmen waren schwierig,
da durch das COCOM-Embargo Hochtechnologie nicht in die DDR geliefert werden durfte.
Direkter Handel war nicht möglich, da das Geld in der DDR eine Binnenwährung war und
für Auslandsgeschäfte nur wenig Devisen (Dollar) vorhanden waren.
Die westlichen Länder wurden damals als "der Klassenfeind" angesehen.
Einem Feind etwas wegzunehmen, wurde nicht als Vergehen angesehen
Man ging davon aus, dass die Abgrenzung der östlichen von den westlichen Ländern
ewig bestehen würde und Ansprüche der Software-Hersteller
durch die politischen Verhältnisse nie geltend gemacht werden können.
Diese Auflistung soll keinesfalls eine Rechtfertigung sein.
Einige westliche Firmen haben Anfang der 1990er Jahre den Nutzern von illegaler DDR-Software die Möglichkeit
gegeben, ihre Programme unter Preisnachlässen durch offizielle Lizenzen zu ersetzen.
Auf dieser Website wurde bewusst auf die Hersteller- und Produktnamen westlicher Software verzichtet.
Die rechtliche Lage ist nach wie vor ungeklärt und es gab deswegen bereits eine Abmahnung durch eine amerikanische Firma,
die auch heute noch auf ihr Recht an der damaligen Software besteht.
Um uns da nicht ins Rampenlicht zu stellen, haben wir die Original-Produktnamen (besonders in Verbindung mit "Download") vermieden.