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30.08.2013, 18:34 Uhr
Micha
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Als ich vor ca. 2 Jahren zum ersten Mal eine Schaltung beisammen hatte, hab ich dann irgendwann versucht mit mir zur Verfügung stehender Software sowie minimalen Kenntnissen der Materie einen Plan zu zeichnen. Die Software meiner Wahl war PowerPoint, damit hab ich dann aus Linien, Pfeilen, Rechtecken, Texboxen mehr schlecht als recht was gezeichnet. Zwei Tage hab ich da dran rumgemurkst. Am Schluss war der Schaltplan soweit fertig, aber irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, etwas zu machen, was "nicht richtig" ist, wenn ihr versteht was ich meine. Es war einfach uneffektiv, sah zum Schluss auch nicht wirklich toll aus. Mit Powerpoint einen Schaltplan zeichnen ist wohl ungefähr genauso clever, wie mit einem Taschenrechner einen Nagel in die Wand zu schlagen.
Seit jener Zeit hab ich aus dem Internet ziemlich viele Schaltpläne für alle möglichen Projekte heruntergeladen und angeschaut - hauptsächlich Microcontroller- sowie Microcomputer-Projekte. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass es eine weite Streuung bezüglich des Stils der Autoren gibt. Manche Pläne sind sehr gut lesbar, andere sind einfach nur eine Katastrophe, auch wenn sie vielleicht sachlich richtig sind. Irgendwann fragt man sich: wie mach ich das am besten, dass es für andere verständlich ist und auch ich selber es später noch verstehe?
Ich werd hier einfach mal sortiert nach Themen das aufschreiben, was mir an Unterschieden aufgefallen ist - sowie meine derzeitige persönliche Meinung zu jedem Thema. Würde mich über Antworten und Meinungen von euch freuen...
Ich fang mal mit einem Punkt an, der überhaupt nicht "kriegsentscheidend" ist, daher nummerier ich ihn mit Null: 0) Begriff "Schaltplan" vs. "Stromlaufplan". Für mich hiessen die Lappen bisher immer "Schaltplan". Hab aber manchmal den Eindruck dass manche Experten den Begriff "Stromlaufplan" betonen, so in dem Sinn: wer Schaltplan sagt hat keine Ahnung. Täusche ich mich? Gibts einen Unterschied oder ist es nur 'ne Geschmacksfrage wie man so einen Plan nennt?
1) Gibts ne DIN - oder so ne neumodische EU-Norm die definiert wie man Schaltpläne zeichnen sollte. Falls ja und die jemand kennt - stecken da hilfreiche Informationen drin?
2) Alles miteinander verbinden vs benannte Signale: die beiden Extreme die ich kenne sind Schaltpläne auf denen wirklich alles "verdrahtet" ist sowie Schaltpläne, auf denen fast jeder Chip für sich dargestellt ist, mit benannten Signalen. Meine Meinung: die Verwendung benannter Signale ist deutlich übersichtlicher. Wenn aus einem Chip ein Signalpfeil /WURST rausgeht, kann man nachschauen bei welchen anderen Chips das Signal /WURST ankommt. Bei Plänen, bei denen alles mit allem verbunden ist muss man alle Spaghetti-Linien mühsam nachverfolgen...
3) Bezeichnungen für Stromvbersorgungen bzw. Masseanschlüsse Da gibt es Schaltpläne mit GND, 3V3, oder auch +3,3V geschrieben. Gibt aber auch Pläne mit Vbb, Vcc, Vdd, Vss... Meine Meinung: diese Vxx Bezeichner, die wohl ursprünlich aus der Röhrentechnik stammen, gehören verboten. Hab mir grade neulich erst nen Wolf gesucht bis ich raushatte das mit Vss im konkreten Fall Masse gemeint war.
4) "nicht-kreative" Schaltungsdetails weglassen oder darstellen Hab die Tage mit einem Schaltplan gearbeitet auf dem die Masse- und Spannungsanschlüsse sowie Abblock-Kondensatoren an den Chips weggelassen worden sind. Hinweis in der Fußnote, dass diese Anschlüsse bzw. Beschaltung nicht dargestellt ist. Meine Meinung: gefällt mir garnicht. Technische Dokumente müssen eindeutig sein und dürfen nicht eine bestimmte Intelligenz bzw. Wissen des Anwenders implizieren.
5) Verwendung von Bussen in Schaltplänen Ich glaub das ist der einzige Punkt in dem sich alle einig sind. Macht Sinn und ich hab bisher fast immer Pläne vorgefunden in denen Busse auch als Busse (mit fetten Linien) dargestellt werden.
6) Schaltpäne in Farbe oder in S/W Meine Meinung: S/W ist besser. Lässt sich auf jedem Drucker ausgeben. Ich hab z.B. einen Brother Laserdrucker der sich hartnäckig dagegen wehrt, Farbdrucke per Treiber in reines S/W zu übersetzen. Da kommt immer ein schauderhaft gerastertes Ergebnis raus...
6a) Schriftgröße: manche Leute schreiben Schrift so, als ob der Schaltplan-Ausdruck für das Format A0 vorgesehen ist. Wenn man dann in A4 druckt, braucht man ne Lupe, und selbst dann ist es schwierig. @Olli: bitte nicht krumm nehmen, aber deine Schaltpläne sind in dem Fall das Musterbeispiel - bunt und mit winziger Schrift.
Das waren jetzt mal meine Punkte zu dem Thema. Bitte nicht als Besserwisserei verstehen, ich hab wirklich nur vor nach Meinungen zum Thema zu fragen und hab versucht, das ein wenig zu strukturiern. Bin gespannt auf Antworten... |