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15.03.2025, 12:49 Uhr
AE
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. Angewandte Quantentheorie: Aus eins mach zwei Verschränkte . Als ich unlängst neue Dokumentations-Fotos in das Taschenrechner-Datenarchiv einordnete, fiel mir auf, der bulgarische Taschenrechner elka 103 nutzt ja den gleichen Taschenrechner-Schaltkreis A5502CB der amerikanischen Firma Rockwell International, wie auch die mit einigen weiteren mathematischen Funktionen ausgestattete elka 130m. Da gab es folglich was nachzuforschen ... .
 . Zunächst: In der DDR bestand der Lieferumfang der elka 103 aus dem Taschenrechner, einen Kunstleder-Etui, einer deutschen Bedienungsanleitung mit enthaltender Garantieurkunde und einer Aufbewahrungsbox aus Kunststoff. (Die bedruckte Papphülle der Aufbewahrungsbox fehlt auf dem vorstehenden Foto.) In dieser Konfiguration kostete er 1976 im Einzelhandel stolze 775 Mark (der DDR [RFT-Großhandels-Katalog 1975 Seite 8-20 und das Foto eines Kassenbons] - etwa die Größenordnung des monatlichen Netto-Gehalts eines Diplom-Ingenieurs in einem Maschinenbaubetrieb). Das eigentlich zugehörige 6V-Stecker-Netzteil aus dem Werk "ORGTECHNIKA" Silistra wurde anfangs nicht mitimportiert, statt dessen auf das im Handel befindliche Universal-Netzteil R201 verwiesen. Hier noch zu einem Detail auf dem Typenschild: Das darauf befindliche Symbol des ASMW zeigt, das Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung beim Ministerrat der DDR war in die Produktionskontrolle und Qualitätsüberprüfung beim Hersteller einbezogen. [siehe auch Anmerkung {6} in "Ein Problem beim Produktionsstart des MR 6090?" https://www.robotrontechnik.de/html/forum/thwb/showtopic.php?threadid=22647] Dazu entsandte es über den Bereich "Intercontrol" Personal. Diese Fachleute mit den dafür erforderlichen speziellen Kenntnissen wurden zeitweise, auf Honorarbasis aus analogen DDR-Betrieben ausgeliehen. .
 . Nun zu elka 103/130m - Gemeinsamkeiten und Unterschiede Rein äußerlich unterscheiden sich die beiden Taschenrechner-Modelle mal abgesehen von der variablen Gehäusefarbe nur wenig. Beide beherrschen die vier Grundrechenarten achtstellig, dazu die Wurzel- und eine Prozent-Funktion. Auch ein zusätzlicher saldierender Speicher ist nutzbar. Die elka 130m verfügt über drei weitere mathematische Funktionen (Reziprok, Quadrat und Vorzeichenwechsel). Wobei die Wurzel zu einer Zweit-Funktion wurde. Die frei gewordene Taste dient dafür zum Register-Tausch bzw. zum Auswechseln Speicher <> Anzeigeregister. Die Taste [M] erhielt die Bezeichnung [F]. . Wie wurden die unterschiedlichen Tastatur-Matrizen nun intern realisiert? Nach dem Öffnen (zwei Schrauben befinden sich unter dem eventuell noch vorhandenem Typenschild) die Überaschung: Beide Taschenrechner-Modelle nutzen die Rechner-Leiterkarte mit der Bezeichnung "E101M". Zentrales Bauteil darauf ist der Schaltkreis A5502CB von Rockwell. Dieser kann die 7-Segment-LED-Anzeige von HP direkt treiben und erfordert dafür nur die den Segmentstrom begrenzenden Widerstände! Da er auch das 'reset' nach einer Spannungs-Einschaltung generiert und den Taktgenerator beinhaltet, ist die äußere Beschaltung minimal. Es verbleibt da fast nur der Transverter, der aus der Batterie- bzw. Eingangsspannung vom Stecker-Netzteil die für den MNOS-Schaltkreis erforderlichen Betriebsspannungen von -7 V und -14 V erzeugt. (Es ist doch gut, wenn man entsprechende Fotos von mehreren Exemplaren zur Verfügung hat. Denn) Später wurde die Schaltung des Transverters verändert. .
 . Also weiter gesucht. Die Tastatur-Leiterkarte jetzt mit der Bezeichnung "E101M.01" bzw. auf der anderen Seite mit "E101M.02" ist über eine 23polige Flachband-Leitung angeschlossen. (Hat schon mal jemand eine solche "natürlich" nicht ins Raster Passende an beiden Enden aufgetrieselt, abisoliert, mit den Händen eingefädelt und verlötet, um die dafür erforderliche Arbeitszeit einschätzen zu können? Das war die Arbeitsaufgabe bulgarischer Frauen acht Stunden am Tag!) Man findet dieselbe Platine in beiden Modellen. Sie ist zweiseitig, durchkontaktiert und die Leiterzüge sind vergoldet. Auch nach fast einem halben Jahrhundert funktionieren die ebenso galvanisch vergoldeten Doppelkontakte noch fehlerfrei. (Auch wenn die Kontaktflächen kaum mehr goldig glänzen und sie in den letzten 30 Jahren wahrscheinlich wenig genutzt wurden.) Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Unterschiede der beiden Modelle: Es gibt nachträgliche Leiterzug-Verbindungen bzw. -Unterbrechungen. Bei der elka 103 sind rechts unterhalb des LED-Moduls drei mit der Hand bestückte und eingelötete Brücken durchtrennt. (Warum erst bestückt, steht in den Sternen?) Dagegen sind bei der elka 130m diese Brücken aktiv und dafür drei Leiterbahnen durchgeschliffen (siehe Fotos). . Hier nun ein Tip: Wer will, kann mit dem voranstehenden Wissen seine elka 103 zu einer 130m mit wenigen kleinen Eingriffen hochrüsten! Doch vielleicht ist es einfacher, Amanda vom 'smartphon' nach dem Rechenergebnis zu fragen ? . Und noch etwas: Die ebenfalls in der DDR verkaufte elka?130 basiert auf dem Taschenrechner-Schaltkreis A1211PA von Rockwell. Bei sonst gleichem Funktionsumfang ermöglichte dieser für kaufmännische Anwendungen mittels eines Schiebeschalters wählbar eine Ergebnis-Rundung auf zwei Nachkomma-Stellen. Doch erforderte er sowohl für die Segment-, als auch die Stellenausgänge Stromtreiber. Das hatte höhere Fertigungskosten zur Folge. Doch wurden diese vor allem durch den für Valuta importierten Schaltkreis und das LED-Anzeige-Modul von Bowmar dominiert. Da mir Fotos von 7stelligen Gerätenummern vorliegen, ist die Frage interessant: Wo wurden solche Stückzahlen verkauft, um die Devisen wieder einzuspielen? . Dieser Beitrag wurde am 15.03.2025 um 13:04 Uhr von AE editiert. |