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10.06.2013, 08:35 Uhr
P.S.
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Hier meine - zugegebenermaßen unfachmännischen - Erfahrungen zur Glasbearbeitung. Viele der Fenster am Haus habe ich selbst eingeglast, was insbesondere bei der Verarbeitung von Altglas und dem "Abschneiden" von schmalen Streifen über einen Meter wirklich nicht einfach war und viel "Lehrgeld" gekostet hat.
1. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob man neues (frisch vom Glaswerk), oder abgelagertes Altglas verarbeitet. Letzteres neigt - so versicherte mir ein Glaser - zu unkontrollierten Bruchstellen, trotz korrekter Einritzung. Je älter das Glas ist, um so härter wird es und die inneren Spannungen nehmen immer weiter zu, was sich dann beim kontrollierten Brechen negativ auswirkt.
2. Die Einritzung mittels Diamant ist wesentlich besser, als mit Stahlroller - und es darf nur einmal (!) langgezogen werden. Ansonsten können sich unkontrollierte Spannungsrisse ergeben, die die Bruchkante ausreißen lassen.
3. Früher haben die Profi-Glaser außerdem noch mit Petroleum beim Einrtzen gearbeitet, aber soweit mir bekannt nur bei Stahlrollern.
4. Bei kritischem Material, oder dickem Glas hat sich ein vorsichtig-leichtes Anklopfen von der unteren Seite des Glases entlang der beabsichtigten Bruchkante bewährt. Man sieht dann, wie sich der Riss langsam durch's Material arbeitet. Wenn das über die gesamte Schnittlänge passiert ist, kann mit nur geringem Druck gegen die Ritz-Oberfläche das Glas mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit korrekt gebrochen werden. Trotzdem sind Ausfälle nicht ganz zu vermeiden.
5. Absolut ebene Unterlage (kein Krümel Span, Sandkorn o.ä) bis an die Bruchkante ist Vorraussetzung. Ebenso kann das (vorsichtige) Einspannen mit einer formstabilen Holzleiste über die gesamte Bruchkante erhebliche Vorteile bringen.
Das Nachbearbeiten/Glätten der Bruchstelle ist in jedem Fall anzuraten - schon wegen der Verletzungsgefahr an den exterm scharfen Bruchkanten. Hier ist ein sog. Korrundstein und wiederum Petroleum oder wenigstens Wasser sehr hilfreich. Hohe Drehzahlen sind ungünstig, weil dann örtliche Überhitzung möglich ist, die zusätzliche Spannungen in's Glas bringt und somit Ausplatzungen zur Folge haben kann.
Runde Durchbrüche (Löcher) in Glasscheiben einbringen ist ein besonders heikles Problem. So einfach, wie das oft in Krimi's mit einen Kreisschneider und anschließendem Rausziehen mit einem Saugnapf gezeigt wird, ist das leider nicht. Kleinere Löcher sind noch relativ einfach mittels speziellen diamantbeschichteten Kreisbohrern möglich. Zu DDR-Zeiten wurden dazu einfach Durchmesser-passende Kupferrohrstücke benutzt. Die wurden dann in eine langsam laufende Bohrmaschine eingespannt und unter Zugabe vom Schleifpulver wurde das Loch "durchgeschliffen". Größere Löcher, wie z.B. für einen Fensterlüfter hab ich immer vom Glaser machen lassen. Aber auch der kann nicht garantieren, dass dabei die Scheibe heil bleibt.
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer glaubt, der weiß nichts! - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheber- und Markenrecht! PS |