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14.11.2012, 23:12 Uhr
ludwig
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Hallo Leute,
also ich muss jetzt mal uns junge Bastler verteidigen. Ich selber beschäftige mich jetzt seit ich 10 bin mit Elektronik, jetzt bin ich 20 und studiere Elektrotechnik in Dresden.
Wenn man die Augen aufmacht findet man noch genügend Bastler. Unser Studiengang ist voll damit. Aktuell ist meiner Meinung nach sogar ein gesteigertes Interesse am Reparieren von allen möglichen Gerätschaften zu beobachten. Viele, vor allen Dingen junge Menschen sind nicht mehr gewillt, die oftmals offensichtlich geplante Obsoleszenz hinzunehmen. Sicher werden heute nicht mehr die ganz großen Sachen gebastelt, kaum noch einer baut noch selber Rechner, man muss keine Versorgungsengpässe mehr ausgleichen, daher werden eher vorhandene Geräte repariert oder sehr individuelle Dinge geplant und gebaut, die es so nicht zu kaufen gibt.
Ich bin zur Zeit sehr aktiv in der Hochschulgruppe "Turmlabor" an der TU Dresden (Unsere Werkstatt ist in einem Turm des Barkhausenbaus, daher der Name). Wir sind eine offene Werkstatt, das heißt, jeder kann bei uns vorbei kommen, um Dinge zu reparieren, zu Basteln und sich technisch weiter zu Bilden. Unser Turmlabor ist, ganz nebenbei gesagt, immer gut besucht. Es gibt noch mindestens zwei weitere offene Werkstätten in Dresden, die ein ähnliches Konzept verfolgen, wie wir.
Unser letztes größeres Projekt war ein 3D Drucker, mit dem es möglich ist sich selber Kunststoffteile zu drucken. So was gibt es zwar auch aus industrieller Produktion, allerdings kann man solche Geräte nicht bezahlen.
Schon in der Mittelschule, in der 9. und 10. Klasse haben wir uns im Fach Technik aktiv mit Elektronik beschäftigt. Als Abschlussarbeit haben wir (zwei Freunde und ich) eine Telefonanlage mit ein paar Drehwählern, die der Vater eines Freundes noch herumliegen hatte, gebaut. Auch am Technischen Gymnasium in Görlitz, wo ich Abitur gemacht habe, existiert eine AG-Technik.
Es existieren mittlerweile sehr viele Internetseiten, die sich mit der Bastelei beschäftigen, und das sogar international. Ziemlich bekannt, zumindest bei Bastlern in meiner Generation dürfte die Seite http://hackaday.com/ sein (in Englisch...).
Ein deutschsprachiges Forum mit gewaltigem Kreativitätspotenzial in allen möglichen Dingen ist, natürlich neben Robotrontechnik.de, auch das Fingerforum, wo die ganz hart gesottenen sind: http://f3.webmart.de/f.cfm?id=1663923
Ich würde sagen, dass sich zwar die Beweggründe zum Basteln teilweise geändert haben und auch die Methoden, es wird heute viel Mehr digital gelöst, weil Mikrocontroller einfach billig und jederzeit verfügbar geworden sind, aber es gibt trotz oder gerade Wegen der materiellen Überversorgung immer noch genügend Leute, die sich mit der Materie noch beschäftigen.
Auch im Jahre 2012 sind die Elektrotechnikstudiengänge noch recht gut besucht (unsere Fakultät kommt jetzt schon das zweite Jahr in Folge an ihre Kapazitätsgrenze).
Ich persönlich bin eher einer der "klassischen" Bastler. Ich stell mich beim Programmieren etwas ungeschickt an, ich beschäftige mich lieber mit klassischer Analogtechnik, liebend gern auch mit Röhren und Hochfrequenz (gerade eben habe ich einem guten Freund ein recht exklusives UKW Radio mit Röhren (nach-) gebaut).
Ich hoffe, ich konnte euch meine Sichtweise der Dinge etwas näher bringen.
Viele Grüße, Ludwig |