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12.03.2012, 10:05 Uhr
P.S.
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Meine erste "Berührung" - im wahrsten Sinne des Worts - mit dem gefährlichen elektrischen Strom hatte ich als 12-jähriger, als ich neugierig das Innenleben eines kleine Trafos untersuchte. Dabei fiel mir auf, daß das Teil noch an der Steckdose hing. Also wollte ich den Stecker ziehen - riss bei dieser Aktion versehentlich das Untersuchungsobjekt vom Tisch. Und wie es der Zufall so will - instinktiv greift man danach und getreu dem Murphy'schen Gesetzen, die ich damals allerdings noch nicht kannte, fing ich den Trafo genau an der Stelle, wo die offenen Lötstellen des Netzkabeleingangs waren. Die Folge davon war, daß der Trafo nicht zu Boden ging, sondern 5m weiter in der Ecke landete. An meinen Fingerspitzen waren zwei kleine Brandlöcher und der Schreck war größer, als der körperliche Schaden. Glücklicherweise hatte der Strom nur den kurzen Weg in meinen Fingern. Anders war es dann einige Jahre später als Instanthaltungsmechaniker in einer plastverarbeitenden Firma. Dort waren HF-Generatoren im Einsatz, die des öfteren repariert werden mußten. So auch an dem Tag, wo ich eine 3,5kW-Maschine instantsetzen sollte. Bestückt waren diese mit herkömmlichen Senderöhren entsprechender Leistung, die mit dazu notwendigen Spannungen betrieben wurden - in diesem Fall 1,5kV Anodengleichspannung! Nach geltenden Arbeitsschutzvorschriften durfte an den Maschinen immer nur zu zweit gearbeitet werden, was in der Regel jedoch nicht eingehalten wurde. Zu meinem Glück stand aber der Schichtleiter daneben und trampelte schon, wann denn nun endlich seine Maschine wieder einsatzfähig sein würde. Abgelenkt durch sein andauerendes Gelabere war ich der festen Meinung, die Maschine ausgeschaltet zu haben - die Senderöhren waren ja auch dunkel (keine Heizung) - und griff ich nach dem Anodenanschluß, um diesen zu lösen. Der Zugang war ziemlich eingeengt, so daß ich auch gar nichts richtig sehen konnte. Man mußte dann nach "Gefühl" arbeiten und das auch noch mit links, weil es mit rechts nicht ging. Das "Gefühl" manifestierte sich dann wie Hammerschläge auf meinen linken Unterarm und der muß wohl für Sekunden wie wild da drin rumgeschleudert sein, jedenfalls riß der Schichtleiter den an der Wand befindlichen Hauptschalter herunter und trennte somit die gesamte Anlagentechnik vom Netz. - Ein Glück - damit hatte er mir offensichtlich das Leben gerettet! Ich hatte davon gar nichts mehr mitbekommen, lag bewustlos am Boden und kam erst im Krankenhaus wieder zu mir. Am linken Unterarm hatte ich eine 10cm-große Brandblase - äußerst schmerzhaft. An der Handfläche befand sich eine Stromeintritts- und in der Nähe des Ellebogens eine Stromaustrittsmarke, wie der Arzt mir erläuterte. Auch das war ein glücklicher Umstand, daß der Strom aus dem Körper wieder austrat, bevor er wichtige Organe (Herz) erreichen konnte. Offensichtlich befand sich die Stromaustrittsstelle in der Nähe des Masse-führenden Metallgehäuses. Die Folge davon war 6 Wochen krank wegen Arbeitsunfall und jahrelange Nachuntersuchungen wegen möglicher Folgeschäden. Es ist aber alles gut gegangen und bis heute lebe ich noch. Übrigens - Gleichspannung ist viel gefährlicher als Wechselspannung! Das auch als Hinweis an PV-Anlagenbesitzer. Dort geht es oft um mehrere 100V und damit ist wirklich nicht zu spaßen! Auch in der Folgezeit hatte ich immer mal wieder die "Bekanntschaft" mit der elektrischen Netzspannung machen müssen. Wenn man aber einige wichtige Regeln einhält, läßt sich jedoch deren "Gefährlichkeit" in überschaubaren Grenzen halten. Das einfache Berühren des Phasenleiters eines 230V-Netzes ist nur dann gefährlich, wenn eine ausreichende Isolierung des menschlichen Körpers gegen Erde nicht gewährleistet ist und - das ist ganz wichtig - man sich nicht mit der anderen Hand an Metallteilen festhält, die gewöhnlich Erdpotential haben. Also immer die andere Hand in der Tasche, wenn man unter Spannung arbeitet! Heutzutage gibt es isolierte Werkzeuge und die verschiedenartigsten Schutzmittel, wie z.B. spezielle Handschuhe. Es soll ja Elektriker geben, die das Vorhandensein von 230V mit zwei Fingern prüfen, oder gar das Drehstromnetz zwischen Zeigefinger und Daumen! Bei entsprechend dicker Hornhaut geht das vielleicht sogar - ist aber in keinem Fall anzuraten!
Weiterhin viel Glück bei der Begegnung mit den allgegenwärtigen Gefahren des elektrischen Stromes! - Ich wohne z.B. unter einer 110kV-Freileitung, wenn da nun mal eine Leitung abreißt und runterfällt und man sich zufällig in unmittelbarer Nähe befindet ... man darf gar nicht daran denken!
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer glaubt, der weiß nichts! - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht! PS |