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Autor Thread - Seiten: -1-
000
11.10.2024, 18:02 Uhr
alberich



Hallo,

die Anfrage geht an die User, die sich mit den Bauteilbezeichnugen incl. DateCodes von Bauteilen aus der ehemaligen DDR auskennen.
Zu DDR-Zeiten habe ich schon mal mit den einstellbaren Spannungsreglern B3170/71x und B3370/71x gebastelt. Natürlich heute nicht mehr großartig in Verwendung, aber für ein einfaches Projekt immer noch eine gute Alternative.
Jetzt bin ich über ein Dateil gesolpert, als ich in das Fach mit den vonhandenen Spannungsreglern gegriffen habe (siehe Bild folgend).


Links im Bild dürfte, durch den Aufdruck "S1", ein damalig so bezeichneter Anfalltyp/Ausschusstyp/Basteltyp sein. Die Bauteilebezeichnung ist, laut Bild, B3370V.
Was ist dann der im Bild rechte Spannungsregler für eine Ausführung "R3370V"? Ich kenne nur die Bezeichnung B3370/71V oder H, die die technische Unterscheidung nur inder max. regelbaren Spannung hatten. Bei dem "R3370V" wird es wohl nicht ein Bezeichnungsfehler sein, den "B" und "R" liegen im Alphabet sehr weit auseinander, wenn man auf einen Tippfehler spekulieren würde. Oder gab es wie bei den TTL-Baureihen die mit Exxx bezeichnet waren (damit wurde der erweiterte Temperaturbericht gekennzeichnet), ähnliches bei den Spannungsreglern?


alberich
--
Der Mensch, der eine gute Tat vollbracht hat, soll nicht viel Aufhebens davon machen, sondern zu einer neuen schreiten.
(Marc Aurel)
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001
11.10.2024, 18:05 Uhr
schlaub_01



Mit R wurden auch die Bastlertypen gekennzeichnet. Da sieht man öfters bei Ebay mal analoge ICs mit R am Anfang. Bei dem S1 müsste mal jemand sagen, ob das wirklich Bastlertypen sind, denn ich habe auch schon welche gehabt, da war noch das Gütezeichen 1 zusätzlich drauf.

Viele Grüße,
Sven.

Dieser Beitrag wurde am 11.10.2024 um 18:10 Uhr von schlaub_01 editiert.
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002
11.10.2024, 18:10 Uhr
Besserwisser

Avatar von Besserwisser

H und V gabs bei dem ähnlichen 5 poligen Gehäuse vom A2030.
H und V stand dort für horizontalen und vertikalen Einbau.
Allerdings waren bei H auch die Beine abgewinkelt.

Dieser Beitrag wurde am 11.10.2024 um 22:26 Uhr von Besserwisser editiert.
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003
11.10.2024, 18:55 Uhr
Andreas



Ja natürlich auch ein Bastlertyp. Anfänglich mit R bezeichnet,gegen Ende der Achtziger dann mit S1. Also Beides der selbe IC.
--
Viele Grüße
Andreas
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004
12.10.2024, 07:32 Uhr
Ontario



U7 wäre date code Juli 86. Also mal schauen was die in diesem Jahr gültige Bezeichnungsnorm für Amateur-BE aussagt. S1 oder R? Kann mir aber vorstellen daß beide Bezeichnungen einige Zeit parrallel liefen.
--
Nix ist besser als garnix!
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005
12.10.2024, 19:30 Uhr
karsten
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Avatar von karsten

Die Kennzeichnung von Amateuertypen (so die offizielle Bezeichnung) erfolgte in den über 30 Jahren der DDR-Halbleiterfertigung immer mal anders. Nicht nur "zeitlich" sondern zum Teil auch in jedem Halbleiterwerk anders.
Es ist auch anzunehmen, dass sich über die Jahre die Abläufe bei der Schaltkreisfertigung geändert haben. Also wann im Zyklus II ergibt sich bei einer Messung, es wird ein Amateurtyp.
Amateurtypen waren auch immer ein Punkt der Planerfüllung, denn diese Stückzahlen zählten mit.

Anfänglich wurde der Grundbuchstabe mit einem Farbpunkt oder einem Stern überdruckt.
So kennt es jeder bei den Keramischen Typen von Dresden, wie z.B. D192C und D193C.
Diese Kennzeichnung passierte sicher erst nach dem Endtest als die normale Bedruckung schon erfolgt war.
Später gab es schon früher im Herstellungsprozess qualitätssichernde Prüf- und Ausmessschritte, die Amateurtypen ergaben. Deshalb erfolgte nun die Kennzeichnung über den Ersten Buchstaben der Bezeichnung.
aus A und B wird R A210D > R210D B3390V > R3370V
aus C wird N C520D > N520D
aus D wird P D100D > P100D DL000D > PL000D aber auch Bedruckung mit P010D :-)
und aus U und V wird S U4050D / V4050D > S4050D U114D > S114D

So erfolgte die Kennzeichnung der Amateurtypen bis Mitte 1987, denn mit der letzten Fassung der TGL 38015 zur Typenbezeichnung und Kennzeichnung von Halbleiterbauelementen vom 1.Mai 1987 rutschten die Amateurtypen - sachlich richtig entsprechend dem Herstellungsprozess - zu den Ausmesstypen.
Als Ausmessklassen wurden festgelegt:
* n bis z, außer s und x, für höherwertige Typen als der Grundtyp
(s ist für rauscharm reserviert und x für eine auf Strahlung unempfindlicherere Ausführung)
* 1 bis 9 für Ausmessungen, wo Werte der Norm/des Grundtypes nicht erreicht werden
(Beispiel A210K1, A210E2, A225D2)
* S für Amateuertypen beginnend mit S1, S2 usw nach Typ- und Werkstandard möglich

Deshalb findet sich man das S1 erst auf den Halbleiteren ab Mitte 1987.

Ergänzung zu Sven 001: Beim oben gezeichtem Bild ist S1 W3 zu sehen.
Hier ist S1 der Amateurtyp und W3 = 1988 März das Herstellungsdatum.
ohne das W3 wäre S1 das Herstellungsdatum 1984 Januar

Gruß Karsten
--
1. Grundgesetz der Messtechnik? Wer misst misst Mist!
(fast) alle DDR-Schaltkreise und viele Transistoren
Elektronikarchäologie, MC80, K1520

Dieser Beitrag wurde am 12.10.2024 um 20:07 Uhr von karsten editiert.
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006
12.10.2024, 20:03 Uhr
Klaus



Hallo Karsten,

vielen Dank für Deine prima Erklärung…. Sehr interessant.
Ich habe allerdings hier einen UD880D S1 mit Datumscode T6.
Müsste ja eigentlich 1985 sein. Oder hat MME mit diesem S1 Gestempel schon eher angefangen?



Viele Grüße,
Klaus

PS: Gleich noch eine Frage zu zwei anderen „Kandidaten“.
Wo würdest Du die beiden CPUs ohne Datumscode ungefähr zeitlich einordnen?

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007
12.10.2024, 20:12 Uhr
karsten
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Avatar von karsten

Hallo Klaus,

wie oben geschrieben hatte jedes unserer Halbleiterwerke so seine Eigenheiten.
Erfurt war Leitbetrieb im Kombinat >> "VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt" und hat so auch die Normen verfasst, was (nachvollziehbar) sicher nach der eigenen Praxis erfolgte.

Ohne Datumskodierung & von Erfurt => die sind aus Musterproduktionen, Exemplare für die Industrieerprobung bzw. Rücklagen aus der TKO. So was landete mit der Wende oft in den privaten Sammlungen der Mitarbeiter.
Was über den normalen Lieferweg das Werk verlassen hat wurde mit Herstellugskodierung gestempelt

Gruß Karsten
--
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Elektronikarchäologie, MC80, K1520

Dieser Beitrag wurde am 12.10.2024 um 21:52 Uhr von karsten editiert.
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008
12.10.2024, 20:36 Uhr
Klaus



Danke Karsten.
Ok... Du hattest ja unter 005 oben deutlich geschrieben, dass es nicht immer eindeutig ist.


Zitat:
karsten schrieb
Was über den normalen Lieferweg das Werk verlassen hat wurde mit Herstellugskodierung gestempelt


Gilt das auch für CPUs, die in den Export gegangen sind?
Ich habe z.B. eine 80A-CPU MME und eine 80-CPU ohne weitere Beschriftung. Beide auch ohne Datumscode.

Noch eine Frage:
Die aufgedruckten Nummern auf der Unterseite (meist kaum noch zu entziffern). Sind das irgendwelche Seriennummern?

Danke und viele Grüße,
Klaus

Dieser Beitrag wurde am 12.10.2024 um 20:38 Uhr von Klaus editiert.
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009
13.10.2024, 08:34 Uhr
karsten
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Avatar von karsten

Hallo Klaus,

die auf der Unterseite aufgedruckten Ziffern und Buchstaben sind keine Seriennummer, wie man denken könnte. Eine Seriennummer wäre ja eindeutig und kommt nicht ein zweites mal vor. Die Nummer ist eine Art Chargen- oder Wafernummer. Erhält man mal eine ganze (rote) Schachtel DDR-Schaltkreise, so findet man je nach Halbleiterwerk, Herstellungsdatum und PinZahl alle oder - bei den kleinen und in späten Jahren - jeden Zehnten mit identischer Unterseitenbedruckung. Es hat also nicht unbedingt jeder Schaltkeis eine Unterseitenbedruckung erhalten, insbesondere bei den Standard TTL- und LS-Typen. Wer das nachvollziehen möchte, kann es gern hier https://www.karsten-jobst.de/schaltkreise.htm

Schaltkreise die für den Export vorgesehen waren...
Die gab es als reine Schaltkreislieferung aber auch in den Exportgeräten der Audio- und TV-Produktion, sowie in den Steuerungen von exportierten Maschinen.
Für diese Bedruckung gab es keine Regelungen mit einer TGL. Von Frankfurt/Oder weiß ich, dass so bedruckt wurde, wie es der Auftraggeber wollte. Heute darf man wohl auch schreiben, dass es in FF/O immer wieder größere Aufträge von Philips gab.
So habe ich mehrere A240 in der Sammlung die mit ihrer internationalen Bezeichnung TDA440 bedruckt sind. Die Datumskennzeichung lautet aber 7K statt K7 für Juli 1978. Hier sind (nur) Monat und Jahr getauscht. Und anhand dreier verschiedener Unterseitenbedruckungen kann man schlussfolgern, da sind schon Stückzahlen gelaufen :-).
Mit der Wende brachen viele Aufträge weg und man hat sich umschauen müssen. So gab es dann mehr Produktion mit internationaler Bedruckung.
Bei Deinen Z80 von Erfurt ist das ähnlich. In meiner Sammlung finden sich zwei Exemplare 80-CPU einer mit MME Aufdruck, einer ohne. Beide aber mit der Datumskodierung RD für das vierte Quartal 1983 (Erfurt hat fast außschließlich in Quartalen bedruckt).
Bei den Z80ern, also mit 40 Pins kommt noch ein weiter Fakt hinzu, der bei den Typen mit weniger Pins keine große Rolle spielt.
Exemplare für die DDR und den Ostblock wurden im metrischen Pinraster gefertigt. Für den NSW-Export im zölligen Raster. Die oben genannten 80-CPU in RD sind zölliges Raster. Bei deinem UA 880 D mit FWE-Logo steht es ja auch drauf "Z". Der war für den Export. Die Unterseitenbedruckung erlaubt uns ggf. ein zeitliche Einordnung. Ab Ende 1990 ging nicht mehr viel. Hier wurde verstärkt international bedruckt, sehr oft auch noch ohne Hersteller MME. Zum Schluss gingen scheinbar etliche Wafer in die Sowjetunion. In geöffneten KR1858 WM1 und T34WM1 aus 1992 bis 1994 von Angstrem, Micron und Elektronika fanden sich Erfurter Chips der letzten Revisionen.

Der U84C00DC04 MME wird ein frühes Exemplar sein. Die gingen in wenigen Stücken an bestimmte Betriebe zur Industrieerprobung. Da stand keine Datumskodierung drauf.
Klaus, Du kannst dich vielleicht erinneren, dass wir im Hyzet für die Entwicklung für Bau7 Muster von CIO und SCC zur Industrieerprobung von Erfurt hatten. Manche Exemplare hatten überhaupt keine Bedruckung.

Gruß Karsten
--
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Dieser Beitrag wurde am 13.10.2024 um 09:08 Uhr von karsten editiert.
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010
13.10.2024, 09:51 Uhr
Klaus



Hallo Karsten,

vielen Dank für Deine sehr ausführliche Erklärung.

Ich beziehe meine Fragerei ja immer nur auf die U880 Z80 CPUs (weißt ja warum), so dass ich bei den vielen anderen DDR ICs bzw. Bauelementen nicht mitreden kann.

Hier mal noch ein paar Aufdrucke von der Unterseite.
Leider sind die meisten sehr schlecht und kaum zu lesen.
UA 880 D Z … 0301
80A-CPU MME … 85093 (erste Ziffer sehr schlecht zu erkennen)
80-CPU… 05631
U84C00DC02/1 MME … 74660

Zitat:
karsten schrieb Klaus, Du kannst dich vielleicht erinneren, dass wir im Hyzet für die Entwicklung für Bau7 Muster von CIO und SCC zur Industrieerprobung von Erfurt hatten. Manche Exemplare hatten überhaupt keine Bedruckung


Oh… je… das ist ja schon Ewigkeiten her. Bau 7 … war das dieser Schweißroboter?
Damit hatte ich nichts zu tun. Kann aber sein, dass Du oder Frank da mal was erzählt hattest.
Aber CIO und SCC ist mir da nicht mehr im Gedächtnis.
Viele Grüße,
Klaus

Dieser Beitrag wurde am 13.10.2024 um 09:51 Uhr von Klaus editiert.
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011
13.10.2024, 09:57 Uhr
P.S.



@karsten <005> und <009>
Danke für Deine ausführlichen Erklärungen. Zu Fragen der BE-Bedruckung habe ich zwar keine Infos, aber den Export - auch in's NSW - kann ich bestätigen. Alles, was sich zu (NSW-)Valuta machen ließ, wurde verkauft. Das war übrigens auch ein Grund, warum unsere HL-BE so eng funktionell den Vorbildtypen "nachgemacht" wurden. Möglicherweise gab es sogar regelrechte Absprachen mit den ursprünglichen Herstellern, wie z.B. VALVO, daß BE, die bei denen längst aus der Produktion ausgelaufen waren, über die "verlängerte Werkbank DDR" noch zur Verfügung gestellt wurden. Das war natürlich streng geheim und deshalb wurden die BE mit der Original-Typbezeichnung und ohne HFO-Logo in FFO hergestellt.
Daß nach der sog. "Wende" diese Aufträge wegbrachen, lag nicht daran, daß plötzlich kein Bedarf im Westen mehr vorhanden war, sondern weil die zwischengeschalteten Institutionen des DDR-Außenhandels zur "Verschleierung" der Herkunft der BE nicht mehr existierten.
Leider kann ich dazu meine Quelle aus dem Außenhandel nicht mehr befragen - der hat es vorgezogen Deutschland zu verlassen und in's Reich von Viktor Orban zu ziehen!

Bzgl. U880 gibt es auf meiner HP auch ein Bild -> http://www.ps-blnkd.de/BE-Ergaenzungen.htm (ziemlich weit unten), was eine Keramik-Variante zeigt. Auch im MME-Nachfolger "Thesys" wurden Anfang der 1990er sogar noch Z80H hergestellt ...

Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! -
Wissen ist Macht, wer nur glaubt, der weiß nichts! -
Aber - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! -
Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheber-, Marken- und Persönlichkeitsrecht!
PS

Dieser Beitrag wurde am 13.10.2024 um 10:02 Uhr von P.S. editiert.
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012
13.10.2024, 11:57 Uhr
RP



das war bei der Beschriftung von Röhren nicht anders

https://www.radiomuseum.org/forum/roehrenhandel_in_deutschland_erinnerungen_eines_insiders.html?language_id=1

wir bekamen dann dafür Röhren aus Freundesland

Rolf
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