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13.10.2024, 08:34 Uhr
karsten
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Hallo Klaus,
die auf der Unterseite aufgedruckten Ziffern und Buchstaben sind keine Seriennummer, wie man denken könnte. Eine Seriennummer wäre ja eindeutig und kommt nicht ein zweites mal vor. Die Nummer ist eine Art Chargen- oder Wafernummer. Erhält man mal eine ganze (rote) Schachtel DDR-Schaltkreise, so findet man je nach Halbleiterwerk, Herstellungsdatum und PinZahl alle oder - bei den kleinen und in späten Jahren - jeden Zehnten mit identischer Unterseitenbedruckung. Es hat also nicht unbedingt jeder Schaltkeis eine Unterseitenbedruckung erhalten, insbesondere bei den Standard TTL- und LS-Typen. Wer das nachvollziehen möchte, kann es gern hier https://www.karsten-jobst.de/schaltkreise.htm
Schaltkreise die für den Export vorgesehen waren... Die gab es als reine Schaltkreislieferung aber auch in den Exportgeräten der Audio- und TV-Produktion, sowie in den Steuerungen von exportierten Maschinen. Für diese Bedruckung gab es keine Regelungen mit einer TGL. Von Frankfurt/Oder weiß ich, dass so bedruckt wurde, wie es der Auftraggeber wollte. Heute darf man wohl auch schreiben, dass es in FF/O immer wieder größere Aufträge von Philips gab. So habe ich mehrere A240 in der Sammlung die mit ihrer internationalen Bezeichnung TDA440 bedruckt sind. Die Datumskennzeichung lautet aber 7K statt K7 für Juli 1978. Hier sind (nur) Monat und Jahr getauscht. Und anhand dreier verschiedener Unterseitenbedruckungen kann man schlussfolgern, da sind schon Stückzahlen gelaufen :-). Mit der Wende brachen viele Aufträge weg und man hat sich umschauen müssen. So gab es dann mehr Produktion mit internationaler Bedruckung. Bei Deinen Z80 von Erfurt ist das ähnlich. In meiner Sammlung finden sich zwei Exemplare 80-CPU einer mit MME Aufdruck, einer ohne. Beide aber mit der Datumskodierung RD für das vierte Quartal 1983 (Erfurt hat fast außschließlich in Quartalen bedruckt). Bei den Z80ern, also mit 40 Pins kommt noch ein weiter Fakt hinzu, der bei den Typen mit weniger Pins keine große Rolle spielt. Exemplare für die DDR und den Ostblock wurden im metrischen Pinraster gefertigt. Für den NSW-Export im zölligen Raster. Die oben genannten 80-CPU in RD sind zölliges Raster. Bei deinem UA 880 D mit FWE-Logo steht es ja auch drauf "Z". Der war für den Export. Die Unterseitenbedruckung erlaubt uns ggf. ein zeitliche Einordnung. Ab Ende 1990 ging nicht mehr viel. Hier wurde verstärkt international bedruckt, sehr oft auch noch ohne Hersteller MME. Zum Schluss gingen scheinbar etliche Wafer in die Sowjetunion. In geöffneten KR1858 WM1 und T34WM1 aus 1992 bis 1994 von Angstrem, Micron und Elektronika fanden sich Erfurter Chips der letzten Revisionen.
Der U84C00DC04 MME wird ein frühes Exemplar sein. Die gingen in wenigen Stücken an bestimmte Betriebe zur Industrieerprobung. Da stand keine Datumskodierung drauf. Klaus, Du kannst dich vielleicht erinneren, dass wir im Hyzet für die Entwicklung für Bau7 Muster von CIO und SCC zur Industrieerprobung von Erfurt hatten. Manche Exemplare hatten überhaupt keine Bedruckung.
Gruß Karsten -- 1. Grundgesetz der Messtechnik? Wer misst misst Mist!
(fast) alle DDR-Schaltkreise und viele Transistoren
Elektronikarchäologie, MC80, K1520 Dieser Beitrag wurde am 13.10.2024 um 09:08 Uhr von karsten editiert. |