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Robotrontechnik-Forum » Sonstiges » Motorlager reparieren - Tipps gesucht » Themenansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000
24.07.2022, 16:29 Uhr
Greon



Bei einem Lüftermotor habe ich das übliche Problem: Öl verharzt. Die Lager haben den folgenden Aufbau:

Die Motorwelle läuft in der Kugel aus einem Sintermaterial. Darüber wird der ölgetränkte Filzring gesteckt, der für den Ölnachschub für das Lager sorgt.
Da das Öl verharzt ist, müsste ich auch die Reste aus dem Sintermaterial entfernen, um die Schmierung wieder funktionsfähig zu machen, hat jemand 'ne Idee, ob und wie das möglich ist?
Da das Lüfterrad am anderen Ende in einer Kunstoffbuchse gelagert ist, kam mir alternativ die Idee, als Ersatz für die Sintermaterial-Kugel so etwas 3D- zu drucken - wie lange wird so etwas halten?

Grüße
Olaf
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001
24.07.2022, 16:36 Uhr
u808



Ich habe solche aussehenden Lager,
messe mal innen und Aussendurchmesser.

VG
Sven
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002
24.07.2022, 16:44 Uhr
Greon



Hallo Sven,
die Welle hat 4,00 mm,
die Sinterkugel hat einen Außendurchmesser von 10 mm.
Hersteller des Motors war die polnische Firma Silma.
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003
24.07.2022, 16:54 Uhr
Rüdiger
Administrator
Avatar von Rüdiger


Zitat:
Greon schrieb
Da das Öl verharzt ist, müsste ich auch die Reste aus dem Sintermaterial entfernen, um die Schmierung wieder funktionsfähig zu machen, hat jemand 'ne Idee, ob und wie das möglich ist?



Das Lager eine sehr kleine Metalldose legen, mit Waschbenzin überfüllen und auf einen Elektrokocher möglichst lange am Kochen halten.
Das ganze bitte im Freien, entfernt von Bäumen und nach Überlegung, was Du machst, falls die Flamme rein schlägt.

Das Verfahren funktioniert auch mit Kugellagern.



Zitat:

Da das Lüfterrad am anderen Ende in einer Kunstoffbuchse gelagert ist, kam mir alternativ die Idee, als Ersatz für die Sintermaterial-Kugel so etwas 3D- zu drucken - wie lange wird so etwas halten?



So gar nicht.
--
Kernel panic: Out of swap space.
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004
24.07.2022, 17:25 Uhr
u808




Zitat:
Greon schrieb
Hallo Sven,
die Welle hat 4,00 mm,
die Sinterkugel hat einen Außendurchmesser von 10 mm.
Hersteller des Motors war die polnische Firma Silma.



Schade, meine Lager sind nur halb so groß.
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005
24.07.2022, 20:50 Uhr
ambrosius



Hallo Greon,

entsprechend Rüdigers Beitrag @003 kannst Du das Lager auch in so ein kleines Ultraschallbad für Brillen und Schmuck legen und statt des Wassers dort Waschbenzin einfüllen. Das ist etwas ungefährlicher als Kochen und hat die gleiche Wirkung. Außerdem kannst Du die Einwirkzeit beliebig verlängern. Es gehen aber auch Aceton u.a. Lösungsmittel, falls erforderlich.
--
viele Grüße
Holger
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006
24.07.2022, 21:00 Uhr
Rolly2



Diese Gleitlager aus Sinterbronze sind in der Regel mit einem Schmiermittel unter hohem Druck versehen worden. Durch die Rotaion der Welle wird das Schmiermittel zur Welle gezogen. Ist es alle, kommt es zu "Fessern". Da kann ein leichtes Ölbad für kurze Zeit Abhilfe schaffen, aber dauerhaft hilft das nicht.

VG, Andreas
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007
24.07.2022, 22:08 Uhr
kaiOr

Avatar von kaiOr

Das Bronze-Lager von meinem PC-Netzteil-Lüfter (war am rappeln und vibrieren) habe ich schon zweimal nachgeschmiert. Einmal mit Silikonöl, hat etwa 1 Jahr gehalten, dann mit MoS²-Fett, hält schon mind. 3 Jahre....
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008
24.07.2022, 22:11 Uhr
Besserwisser

Avatar von Besserwisser

Was wäre mit Waffenöl?

https://de.wikipedia.org/wiki/Waffenöl

Dieser Beitrag wurde am 24.07.2022 um 22:14 Uhr von Besserwisser editiert.
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009
25.07.2022, 06:09 Uhr
Buebchen



@Greon
Hallo,
Für Sinterlager wurde in der DDR spezielles Öl von Custanol verwendet. Der Typ "Custanol S". Wenn verschiedene Öle in einem Lager gemischt werden verharzt das Gemisch sehr schnell. Besonders, wenn vorher Knochenöl wie Custanol und dann Silikonöl oder Pflanzenöl wie Waffenöl verwendet wird. Dünnes Uhrenöl ist ähnlich wie Custanol S und dazu noch MoS2 Pulver sollte einige Zeit als Gleitmittel wirken. Vorbedingung für eine neue Ölversorgung ist also eine gute vorherige Reinigung. Am besten im Ultaschallbad wie schon vorgeschlagen. Bei Der Post haben wir vor 50 Jahren erst Tetracloräthylen, später Percloräthylen verwendet. Percloräthylen wird noch in der professionellen Kleiderreinigung benutzt. Beides sollte nicht eingeathmet werden, ist jedoch nicht brennbar. Zerlegt sich jedoch in der Gluthitze zu Dioxin. Also nicht bei der Reinigung rauchen.
Da trotz Reinigung ein neues Öl nicht gut vom Sinterlager aufgenommen wird ist der Vorschlag mit MoS2 Fet schon ganz sinnvoll. Weil dieses auch bei trockenem Lager noch schmiert. Besser dringt neues dünnflüssiges Öl im Vakuum Topf ein wenn das Lager im Öl liegend innerhalb eines Behälters evakuiert wird. Aber wer hat schon eine Vakuumpumpe Zuhause. Kostet als Drehschieberpumpe aus China um 45,-€, damit ist die Reparatur sehr teuer und man braucht noch ein druckfestes Gefäß und einen Vakuumgeeigneten Schlauch oder Wellrohr zum Verbinden. Hinweise zum Säubern und neu tränken in den Links.
https://docplayer.org/141586799-Made-by-powder-metallurgy.html
http://www.sintershop.de/images/bilder/SinterEigenschaften.pdf
Wolfgang

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2022 um 06:34 Uhr von Buebchen editiert.
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010
25.07.2022, 09:29 Uhr
Rüdiger
Administrator
Avatar von Rüdiger


Zitat:
ambrosius schrieb
Das ist etwas ungefährlicher als Kochen und hat die gleiche Wirkung.



Ersteres ja, letzteres nein. Das Kochen macht das Öl dünnflüssig, die Ausdehnung treibt es aus den Poren.
--
Kernel panic: Out of swap space.

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2022 um 09:37 Uhr von Rüdiger editiert.
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011
25.07.2022, 09:30 Uhr
Rüdiger
Administrator
Avatar von Rüdiger


Zitat:
Besserwisser schrieb
Was wäre mit Waffenöl?

https://de.wikipedia.org/wiki/Waffenöl



Das ist nur gut, wenn man saure Ablagerungen (Schießpulver) neutralisieren oder Dinge langzeitlich vor Rost möchte.
--
Kernel panic: Out of swap space.

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2022 um 16:58 Uhr von Rüdiger editiert.
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012
25.07.2022, 12:45 Uhr
dh0jsv



Es gibt extra Öl für Sinterlager, auch heute noch (Tonbandgeräte, Plattenspieler etc). Dann könnte man das Lager ins Öl legen und in einem Exsikkator evakuieren, dann zieht es die Luft aus dem gesinterten Material und das Öl kann tiefer eindringen.
--
Sven
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013
25.07.2022, 13:38 Uhr
Micha

Avatar von Micha

Ganz wichtige Frage, die hier noch garnicht gerklärt wurde:
Geht es drum, unbedingt originalgetreu zu restauriern, oder geht es drum, eine möglichst langlebige, robuste Lösung zu finden?

Im zweiten Fall könnte ich mir etwas mit einem Wälzlager vorstellen.
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014
25.07.2022, 14:18 Uhr
Rüdiger
Administrator
Avatar von Rüdiger


Zitat:
Micha schrieb
Geht es drum, unbedingt originalgetreu zu restauriern, oder geht es drum, eine möglichst langlebige, robuste Lösung zu finden?

Im zweiten Fall könnte ich mir etwas mit einem Wälzlager vorstellen.



Die Industrie baut Dir keine passenden Wälzlager.
--
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015
25.07.2022, 15:00 Uhr
Buebchen



@Micha
Hallo,
An dem Motor ist das Sinterlager deshalb Kugelförmig ausgeführt um Verbiegungen und Schlagen der Motorwelle kompensieren zu können. Wälzlager in der Größe gibt es nicht als Pendellager. damit wäre die Lösung mit Wälzlager in der Lebenszeit sehr begrenzt, im Gegensatz zum Alter der jetzigen Lösung mit Sinterlager.
Ansonsten sind Wälzlager mit 10mm Außendurchmesser und 4mm Innendurchmesser durchaus leicht erhältlich. Werden gerne im Modellbau verwendet. Die Verwendung erfordert jedoch größere Präzision der Welle und der Aufnahme, was in der Industrie Kosten verursacht.
Wolfgang
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016
25.07.2022, 16:30 Uhr
Micha

Avatar von Micha

Ok, verstehe - ein einfaches Wälzlager, also nicht Pendellager, würde ev. bald versagen falls die Welle nicht ganz rund läuft.

Was mir jetzt nur noch einfällt zum Thema: zu DDR Zeiten wurden solche Sachen wie dieses kugelförmige Sinterlager manchmal aus Miramid gedreht - also unser Lehrmeister im UTP schwor auf das Material, es hatte angeblich selbstschmierende Eigenschaften. Insofern wär das vielleicht eine Idee, von jemandem mit entsprechenden Werkzeug so eine Kugel mit Durchbohrung herstellen zu lassen? Ich vermute 'Miramid' ist Polyamid, gibts in allen möglichen Formteilen zu kaufen - müßte man nur jemand mit ner Drehbank kennnen der so ein Teil zurechtfriemeln kann...
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017
25.07.2022, 17:41 Uhr
Buebchen



@Micha
Hallo,
Im Prinzip hast du recht und funktioniert bei geringen Geschwindigkeiten recht gut. Findet auch Verwendung bei Zahnrädern, die gegen Stahl oder Bronze laufen. Ich weiss jedoch nicht wie schnell der Motor dreht. Bei höheren Drehzahlen versagt die Selbstschmierung, und die Motorwelle verklebt mit dem Polyamidlager. Es wird dafür auch meist Polyamid mit einextrudiertem Molybdändisulfid MoS2 verwendet um bei höheren Geschwindigkeiten eingesetzt werden zu können.
Wolfgang
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018
25.07.2022, 18:44 Uhr
Greon



Hallo und vielen Dank für die vielen Hinweise!

Im Grunde geht es nicht um eine Restauration, es ist ein alter DDR-Radiallüfter, der schön leise läuft und und der wetterbedingt exhumiert wurde.
Die Idee mit dem Kunststoff hatte ich auch schon (als 3D-Druck in 000), aber Rüdiger meinte, das hält nicht. PETG böte sich dafür an - PE wird ja in der Industrie als Werkstoff "S" als Gleitwerkstoff verwendet.

Da fielen mir gerade die Kunststoff-Gleitlager von Igus ein, da gibt's sogar passende "Kugelkalotten" für knapp 2€/Stck. Die garantieren Rotationsgeschwindigkeiten bis 0,5 m/s, ich brauche 0,3 m/s - die Welle dreht mit 1300 Umdr/min.

Zum Sinterlager selbst: Da das schon auf der Welle festgeklebt war, gehe ich davon aus, das das Öl in den Poren auch fest ist. Also werde ich wohl um das Auskochen lt. 003 (Danke Rüdiger) nicht herumkommen.
Das Nachschmieren halte ich hier nicht für so kritisch, da ja durch den Filzring außenherum für Nachschub gesorgt ist, solange durch das Sintermaterial was durchsickert.

Grüße
Olaf
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019
25.07.2022, 19:21 Uhr
Egon



Hallo,

ich könnte anbieten den Kontakt zu meinem begnadeten Mechaniker
zu vermitteln.
Er kann neue Lager aus Rotguss fertigen, müsste aber die originalen als
Muster haben und evtl. auch den Rotor um selber die Maße zu nehmen.

Grüße Egon
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020
25.07.2022, 20:39 Uhr
Greon



Vielen Dank Egon für Dein Angebot! Aber so viel Aufwand ist der olle Lüfter dann doch nicht wert.
Ich werde was basteln...
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021
25.07.2022, 21:41 Uhr
Micha

Avatar von Micha

Na da bin ich mal gespannt auf die Auflösung
Womöglich ist Rüdigers Tip in 003 die kostenoptimale Lösung - erfordert aber sehr souveränen Umgang mit einer gefährlichen Situation. Wer das kann - Hut ab!

Edit: eventuell ist so ein metallischer Schraubverschluss von Flaschen (z.B. Glasflaschen für Speiseöl) geeignet. Je länger ich drüber nachdenk umso mehr denke ich, ich würde das ausprobieren...

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2022 um 22:13 Uhr von Micha editiert.
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