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08.02.2008, 12:29 Uhr
P.S.
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@Rüdiger (007) (009) Ich muß da doch nochmal was "geradeziehen":
(1) Prioritätenliste Ganz oben auf der Prioritätenliste standen LVO-Vorhaben (= Stasi, NVA, MdI usw., auch GST!). Erst danach kamen die NSW-, dann die übrigen Exporte und zuletzt der Inlandsbedarf.
(2) DDR-Mark - D-Mark, Dollar Richtig ist, daß DDR-Mark bei Strafandrohung nicht ausgeführt werden durfte, weder privat, noch kommerziell. Das hing damit zusammen, daß die Staatbank der DDR die eigene Währung nicht frei konvertierbar hielt - und das aus gutem Grunde. Sonst hätten sich mit spekulativen Hintergrund Wechselkurse ergeben, die weit weg von gut und böse gewesen wären. Man hatte ja noch die Horrorscenarien vor 1961 im Auge. Im Westen konnte man jederzeit auf bestimmten Banken DDR-Mark gegen D-Mark tauschen, wenn man diese denn über die Grenze bekommen hat; Wechselkurs in der Gegend um 1:5. Was die Bank dann mit der "Ost-Kohle" gemacht hat, ist mir allerdings schleierhaft.
(3) Produkte mit eigenentwickelten IC's Ideologische Gesichtspunkte (hier die "Guten" und da die "Bösen") spielten und spielen noch heute beim Geschäft überhaupt keine Rolle. Wichtig waren und sind noch heute Vereinbarungen zum technischen Support, Garantieleistungen und weitere kaufmännische Gesichtspunkte. Und da war es eben viel einfacher auf internationale Äquivalente zu verweisen, als ein weltweites Servicenetz zu unterhalten. So waren in der Regel auch die Bedingungen der westlichen Handelspartner (bei der Unterhaltungselektronik z.B. Quelle).
(4) UdSSR-(HL)-Technik Die UdSSR hatte keinerlei Vorteile aus den ehemaligen "Allierten"-Beziehungen, dann schon eher von den zwangsverpflichteten deutschen Wissenschaflern und deutschem Beutegut, siehe dazu www.ps-blnkd.de/D-HLvor45.htm. Bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde auf Betreiben der USA eine Abschottung vollzogen und eine US-Regierungsbehörde verwaltet bis heute die sogenannten "COCOM-Listen", nach denen es allen NATO-Staaten verboten war, "rüstungsrelevante" Güter in die Staaten des Ostblocks zu exportieren (heute sind es die sog. "Schurkenstaaten"). Was dabei als "rüstungsrelevant" angesehen wurde, war von US-Regierung zu US-Regierung sehr unterschiedlich, am schärfsten wohl wärend der Reagen-Ära. Auch die nicht zur NATO gehörenden Staaten (z.B. Östereich, Schweiz) wurden genötigt, sich diesen Bestimmungen zu unterwerfen. Inwieweit dies nicht immer durchsetzbar war, kann man in dem Buch "Deckname Saale" von Gerhard Ronneberger nachlesen - eine sehr spannende und aufschlußreiche Lektüre! Die UdSSR hatte wegen dieser Probleme und um immer mit den Amerikanern auf "gleicher Augenhöhe" zu sein, mit einem enormen Kraftakt einen riesigen militärisch-industriellen Komplex geschaffen, wo sie alles - aber auch alles selber machen konnten. Das allerdings immer im ganz kleinen und vor allem sehr geheimen Maßstab. Es gab für alle möglichen Fragen der techischen Entwicklung hunderte von kleinen oder auch größeren Instituten, wo an allem und alles ge- und erforscht wurde. Nicht umsonst gab es anfangs die russischen Raumfahrt-Erfolge. Gerade in der Halbleitertechnik hatten die Russen Ende der 60er bis weit in die 80er Jahre ein riesen Potential - nur liefern konnten (oder wollten) sie nicht, weil es eben in der Regel keine preiswerte Massenproduktion gab, sondern nur Instituts-Manufakturen aus dem militärisch-industriellem Komplex.
(5) Computerarbeit im Büro Es war eben nicht nur das Briefeschreiben. Abgesehen mal von den z.B. vielfältigen Anwendungen des Datenbanksystems "Redabas" in allen möglichen Verwaltungsaufgaben, z.B. Lagerverwaltung, Lohnbuchhaltung usw. wurden z.B. auch Kalkulationsaufgaben mit "Supercalc" u. ä. erledig. Von weiteren, teilweise recht abwägigen Anwendungen, z.B. Meßwerterfassung und Weiterverarbeitung usw. mal ganz abgesehen. Die PC-Technik in der DDR war - wenn man denn einen hatte - eine sehr willkommene Entlastung des Büroalltages und Spiele auf dem BC/PC waren wohl eher die Seltenheit, weil man gar keine Zeit dafür, sondern mit der Tücke des "Objektes" PC/BC zu kämpfen hatte.
(6) Förderung der DDR-Halbleiterindustrie Richtig ist, daß bis in die 60er Jahre und Anfang der 70er nur geringe Mittel für die DDR-Halbleiterindustrie zu Verfügung standen. Auch mit Honnecker's Machtübername wurden zunächst die Prioritäten bei den Konsumgütern und im Wohnungsbau gesehen. Erst als sich herausstellte, daß der NSW-Export von so wichtigen Gütern, wie z.B. Werkzeugmaschinen nicht mehr möglich war, weil es an moderner mikroprozessorgestützter Steuerungstechnik fehlte, wurde nun auch der HL-Industrie erhebliche Förderung zuteil, die insbesondere Ende der 80er dann die Wirtschaftskraft der gesamten DDR aus dem Gleichgewicht brachte. Wichtige Grundlagenzweige blieben auf der Strecke und warnende Stimmen - auch aus dem Parteiapparat - forderten deshalb eine Reduzierung zugunsten anderer, ebenfalls wichtiger Industriezweige. Dazu kam es nicht mehr - die DDR wurde beerdigt, nicht weil sie pleite war, so wie uns einige West-Ideologen und auch manche aus dem Osten immer weismachen wollen - nein! 20 Mrd. Schulden zum Ende der DDR sind Pinuts gegenüber den 1000den von Mrd Schulden, die die heutige BRD hat! - sondern weil die "Ossis" lieber die D-Mark haben wollten, als einen sicheren Arbeitsplatz. Wäre diese Wahnsinns-Investition in die HL-Industrie nicht gewesen - gerade die Ende der 80er -dann hätte es "Silicon Saxony" nicht gegeben und die wenigen anderen, die die Wende überlebt haben, auch nicht. Also - von "in den Sand gesetzt" kann man wirklich nicht sprechen...
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer glaubt, der weis nichts! - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht ! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht! PS |