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06.10.2019, 11:14 Uhr
P.S.
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Ergänzung zu <010> Trotz der "guten Noten" Anderer bewahrheitet sich leider auch diesmal wieder die schlampige Recherche zur wahren Geschichte.
1. Fernsehgeräte in S/W mit größerer Bildröhre, als im "Leningrad", wurden bereits vor dem 2.WK in kleinen Stückzahlen als "Einheitsempfänger E1" in Deutschland produziert. Geplant waren 10.000 Stk/Jahr, aber ab 9/1939 war dann Schluß damit ... wegen wichtigerer Kriegsproduktion. Der E1 hatte bereits eine 30cm-Rechteckbildröhre mit Flachbildschirm (Hersteller: Telefunken).
2. Der "Color 20" war nicht das erste Farbfernsehgerät in der DDR. Bereits Ende der 1950er Jahre bis etwa 1965 hatte das WF die gesamte Entwicklung der Farbfernsehtechnologie in der Hand - auch den Teil der Studiotechnik! Hauptakteur war Dr. Peter Neidhard. Auch die Entwicklung einer Rechteck-Farbbildröhre (die Amis hatten nur runde) war erfolgreich und soweit abgeschlossen (Laborserie ca. 100 Stk.!), dass eine Serienproduktion hätte beginnen können. Aber leider kam da der Beginn der Halbleiterproduktion im HFO dazwischen, so dass seitens der staatlichen Organe über die Prioritäten entschieden werden mußte - es ging schließlich um ca. 70MioM für die technologischen Ausrüstungen für die Farbbildröhrenproduktion, die dann im HFO gefehlt hätten. Der "Color 20" wurde im ZRF Dresden mit einer Farbbildröhre aus dem NSW entwickelt, um die Bauelementeindustrie zu "erpressen", diese als "Nachentwicklung " in den F/E- bzw. Produktionsplan aufzunehmen. Der einzigste Ausweg aus diesem Dilemma war ein Import aus der UdSSR. Obwohl alle Fachleute davon abgeraten hatten, wurde entsprechende Verträge auf hoher Ebene abgeschlossen und diese waren dann leider auch ohne spezielle technische Spezifikationen, die seitens des ASMW bereits vorgegeben waren. Die Farbbildröhren 59LK3Z wurden nach GOST und nicht nach TGL geliefert, was zur Folge hatte, dass ein großer Teil als "nicht brauchbar" in einem alten Kalischacht bei Staßfurt landete.
3. Dass die DDR das SECAM- und nicht das PAL-System verwendete, hing ebenfalls mit den Russen und deren damals vermeintlich "guten Beziehungen" zu Frankreich unter deGaule ab. Die Franzosen wollten ein komplettes Farbbildröhrenwerk liefern, wenn die UdSSR und der restliche Ostblock das SECAM-System einsetzt. SECAM kam - das Farbbildröhrenwerk aber nicht, weil die Franzosen mit ihrem Trinitron große technische Probleme hatten (dann später waren die Japaner auch nur wenig erfolgreich damit). Die spätere Produktion der 59LK3Z hatte damit nichts zu tun!
Das alles wurde in unseren Vorträgen zur "Fernsehtechnik aus Berlin" (Teil 1 bis 4) behandelt und kann in den in der ISS-Mediathek http://www.industriesalon.de/mediathek vorhandenen Skripten nachgelesen werden.
Ergänzung zu <008> Zu diesem Video, was mehr in DDR-Kultur macht und nur wenig Technik bietet, kann ich als "Kulturbanause" nichts beitragen.
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer nur glaubt, der weiß nichts! - Aber - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht! PS Dieser Beitrag wurde am 06.10.2019 um 19:55 Uhr von P.S. editiert. |