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02.01.2018, 22:38 Uhr
ggrohmann
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Also über Abwechslung konnte ich mich beim PA nun die ersten beiden Jahre nicht beklagen.
In der 7./8. Klasse haben wir im PTZ gearbeitet. Zwei Produkte wurden aus Halbzeug hergestellt: Der Abgasstutzen für einen Heizkessel incl. Reinigungsklappe und einer Lüftungsdrehscheibe und die komplette Elektroeinheit für einen Gasherd. Ich durfte also Gußteile entgraten, Löcher bohren, Gewinde schneiden und das Teil auch montieren. Dazu kamen für das Elektroteil Bohren, sägen, nieten, Kabel abisolieren, verzinnen, Schukostecker(!) anklemmen, Schalter, Lampenfassung und Buchse für den Grill montieren und verdrahten und das Teil prüfen. Eine Gruppe (ich zum Glück nicht) kam aber auch in den "Feilbunker", die haben aus ein paar Stücken Blech ein häßliches Schlüsselbrett herausgefeilt. Das war ein öder Job, einmal wurde unsere Gruppe aufgeteilt, ich bin da gelandet und ich hab 4 Stunden ohne sichtbares Ergebnis irgendwas herumgefeilt.
In der 7. Klasse wollte ich auch mit Teilen aus einem Metallbaukasten, eine Elekrotrobaukasten und ein paar selbstgebauten Teilen irgendwas für die Schulmesse bauen und brauchte dazu M4 Muttern und lange Schrauben. Diese gabs im Heimwerker chronisch nicht zu kaufen. Klauen wollte ich das aber auch nicht, also bin ich zum Meister im PTZ und hab den gefragt, ob ich mir fürs Messeprojekt ein paar von den Dinger mitnehmen darf. Der hatte nix dagegen und gab mir eine Handvoll, mehr als ich brauchte. Bei der Ausstellung der Messeexponate dann fielen dem Werklehrer(!) diese raren Teile auf, der zählte 1 und 1 zusammen und ich durfte zum Direktor. Dem hab ich dann erklärt, daß die Teile aus dem PTZ stammten, mit Erlaubnis des Lehrmeisters. Er hats mir natürlich nicht geglaubt - ich hab ihm gesagt, ich bleibe jetzt so lange da sitzen, bis er im PTZ angerufen hat. Die haben mich dann rausgeschmissen. Allerdings kam mein Exponat wieder auf die Schulmesse - und nach 4 Wochen fragte mich der Lehrmeister im PTZ, was ich denn da angestellt hatte. Der hatte mir übrigens nicht geglaubt, daß ich das tatsächlich für ein Messeexponat brauche.
In der 8. Klasse hab ich dann im Unterrichtsraum beim TZ-Unterricht ca. ein halbes Kilo Hohlniete im Fach unter meinem Schultisch gefunden. Da wurde wohl ganz ordentlich geklaut. Da unsere Klasse jedoch nie am selben Tag ESP/TZ und PA im PTZ hatte, fielen mein Banknachbar und ich diesmal als Verdächtige aus.
Ab der 9. Klasse wäre es im PTZ interessant geworden: dort durfte man an die Drehbank, Punktschweißen, und irgendwas aus Metall mußte warm gebogen werden. Besichtigt haben wir diese Werkstatt immerhin - drin arbeiten durte ich nicht mehr.
Unsere Klasse wurde ab der 9, Klasse in die Landwirtschaft gesteckt. Ein Teil in den Stall, die mußten melken, ausmisten, einstreuen und lernten dabei z.T. Traktor fahren. Ich durfte in die Landwirtschaft: sähen, pikieren, pflanzen, hacken, ernten. Kohlrabi, Kohl, Tomaten, Gurken, Sellerie und Porree (und irgendwas hab ich bestimmt vergessen). Ich habe jahrelang keinen Porree gegessen - ich konnte das Zeug einfach nicht riechen. An Regentagen gabs in der Kantine der LPG eine Art theoretischen Unterricht - außer Verhältnisgleichungen bis zum Erbrechen und der Bedienung einer Dezimalwaage hab ich nix behalten.
Irgendwann im Herbst kamen dann Leute mit einem ollen Traktor mit offenem Führerstand vor der Schule vorgefahren. Einige der Jungs konnten eine Fahrprüfung ablegen. Das passierte mitten im regulären Schulunterricht - es gab eine Durchsage "Jens Meier, Klasse 8b zur Traktorprüfung!", derjenige packte zusammen, ging raus (und wir anderen sahen dann durchs Fenster zu, wie der los fuhr) und kam dann mitten in der nächsten Stunde wieder.
Guido |