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24.07.2016, 20:52 Uhr
Olli
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Wirst du nix im Detail erfahren drüber
Peter Hoge hatte ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert.... ein paar von seinen Erinnerungen aus einer Reihe von Mails zwischen uns...
Zitat: | Übrigens war der "Geburtstermin" (der erste erfolreiche Start von WEGA) der 5.10. 1984 auf einer Hardware, die noch nicht viel mit dem P8000 zu tun hatte. Mit einem der ersten Robotron 15MB (??) 14 Zoll Hard-Disklaufwerke für den K1600. Riesenteil, das ständig defekt war und von mindestens 6 Leuten transportiert werden musste. Unheimlich laut, fast wie ein startender Düsenjäger. Schallschutz-Kopfhörer (wie auf dem Flugplatz) waren Pflicht.
Die 8-bit Betriebssysteme liefen schon früher, auf selbstgebastelten Rechnern auf Basis der K1520 Leiterkarten.
Von solch einem Rechner mit UDOS wurde auch die Festplatte betankt, per serieller Verbindung mit 9600 Baud. Dazu hatte ich für den BOOT-Loader einen seriellen Treiber geschrieben, der sich wie ein Block-Device verhielt.
Und auf einem 8-bit Rechner wurde der BOOT-Loeader und der 1. Kern gebaut. Alles in Assembler.
Später konnten wir dann auf dem (einzigen) P8000 Vorgänger den Kern in C-Code erstellen. Soweit ich mich noch erinneren, lag zum Schluss der gesamte Kernel als C-Quelle vor.
Es war damals schon alles sehr spannend.
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und
Zitat: | Ich hatte mir damals nur die Quellen privat gesichert, die ich gegenüber dem Original abgeändert hatte. System war danach - wenn ich nicht irre - ca. 30% schneller.
Disketten waren knapp. Im Mai 1990 ist die halbe Mannschaft ja schon zu einer anderen Firma gewechselt und die Sourcen hatte ich mir leider nicht kopiert. Obwohl ich daran großen Anteil hatte, gehörten sie mir ja auch nicht. Im Rückblick, war das natürlich sehr schade.
Der erste Kernel wurde übrigens auf einem 8-bit UDOS-System gebaut. (dem hausinternen Vorgänger des 8-bit-Teils des P8000)
Für das Reassemblieren des Kernels hatte ich damals so ca. 3 Monate gebraucht, von früh um 7 bis zum späten Abend und dabei viele Disketten "durchgesägt".
Um das Erstellen der Filesysteme und von Device-Treibern für die eigene Hardware kümmerten sich meine Kollegen.
Die erste Hardware war auch nicht das P8000, sondern ein Bussystem bit U8000 Steckkarten, vergleichbar mit den U880/K1520 Karten.
Die Hardware entsprach bis auf das CPU-Design nicht dem Original. Festplattencontroler u.a. waren geniale Eigenentwicklungen unserer Hardware-Fraktion, entsprechende Schaltkreise waren ja nicht greifbar.
Mit CPU-Emulator und Logic-Analyzer wurde die Hardware und die erste Software zum Leben erweckt.
Später konnte ich die Assembler-Quellen dann auf dem ersten Wega System übersetzten und einen neuen Kernel linken.
Danach ging es mit einigen Kollegen an das sog. "Re-C-ieren". Irgendwoher kamen UNIX 6 (ich glaube es war noch nicht die Version 7) Quellen mit deren Hilfe wir den Wega C-Code erstellen konnten.
Die "Portierung" des Wega-Kernels wurde übrigens erst begonnen, nachdem das erste System unter dem Boot-Loader funktionierte und die Filesysteme eingerichtet und per V24-Verbindung von einem 8-bit-System mit den Wega-Programmen betankt wurden.
Irrtümer sind nach der langen Zeit vorbehalten.
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Und....
Zitat: | Ich kenne leider nicht die genaue Bezeichnung unseres Originals. Dies hatten wir auch erst nachdem das P8000 bzw. der Vorgänger schon lange existierte. Und dann durfte ich zwar mit dem System arbeiten, aber es bis zur Wende nie sehen, da meine Schwester nach Schweden ausgewandert war... Das waren schon kuriose Zeiten.
Als Grundlage hatte ich nur einen "wilden" Abzug der Festplatte auf diversen Disketten. Ich denke auch die Hardware-Entwickler hatten nicht mehr als das Prinzip Z8000 CPU mit 3 MMUs. Z8000 Peripherie Karten gab es damals schon von Robotron(?). Ein Leiterkartenstecksystem analog K1520/Z80. Ggf. waren das auch nur Entwicklungsmuster.
Die CPU-Karte wurde damals neu nach den Zeus Anforderungen gebaut, sowie ein Harddisk-Controller. Angeschlossen war zunächst eine 15MB 14(?) Zoll Festplatte von Robotron in Größe eines Schreibtischs. Ständig war die kaputt. 4 Mann vier Ecken zum Verladen zur Reparatur war auf Grund des Gewichts schon eine Herausforderung.
Die gesamte Software Entwicklung bzw. das Reassemblieren fand auf selbstgebauten 8-bit Systemen auf Basis K1520 statt. Vorbild waren hier die Zilog 8-bit Systeme (ZDS / MDS wenn ich mich richtig erinnere) mit dem Betriebssystem RIO. Das Betriebssystem RIO hatten wir auch nachempfundenen unter dem Namen UNOS bzw. später umbenannt in UDOS.
Der Z8000 Reassembler kam von der TU Karl Marx Stadt.
Im ersten Schritt hatte ich damals in 3 Monaten Arbeit den Boot-Loader fertig bekommen. Ein Kollege hatte das Festplatten-Formatierungsprogramm fertiggestellt. Das Z8000 System bzw. die Festplatte wurde per V24 Terminal-Verbindung mit dem Kernel und den Programmen befüllt.
In nochmals 3 Monaten war dann der erste Kernel fertig analysiert und vermutlich auch reassembliert. Die neuen Treiber hatte ich damals per Hexcode-Editor in den Original-Kernel eingetippt.
Und am 5.10. 1984 war der große Tag. Der erste Start von Wega.
Von diesem System gab es vermutlich auch wenige Exemplare. Erst später wurde die P8000 Entwicklung begonnen.
Auf diesem fühen Z8000 System konnte ich dann auch die reassemblierten Assembler-Quellen übersetzbar bekommen, sodass auf dieser Basis ein funktionsfähiger Kernel gebaut werden konnte. Und noch später wurden die unter Beteiligung von mehreren Kollegen die Assebler-Quellen des Kernels Re-C-iert, also der C-Code daraus erstellt. Als Vorlage hatte wir irgendwoher (von einer DDR UNI) die UNIX V7 Quellen bekommen.
-- Vom Bandlaufwerk gab es vermutlich nur ein einziges Exemplar. Damals hatte eine Abteilung im EAW ein Bandlaufwerk von Robotron, dass sie unbedingt an ihr P8000 anschließen wollten. Für dieses eine Exemplar wurde die Erweiterungskarte gebaut und ich hatte dafür den Treiber geschrieben.
Übrigens gab es auch EPROM Programmer.
und die Erweiterungskarten für MSDOS, später lief auch XENIX drauf. Letzteres vermutlich nie offiziell verkündet.
Von uns gab es übrigens auch für den Bürocomputer K1520 aus Sömmerda 2 Erweiterungskarten (Z8000 CPU oder war das 8086? + RAM-Karte) Dafür gab es auch ein UNIX, dass aber von einer anderen Institution in Ost-Berlin kam. (fällt mir aktuell nicht ein, dort gab es auch einen UNIX Guru)
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Zuletzt...
Zitat: | Vor dem P8000 hatten wir schon eine größere Anzahl 8-Bit Computer zwecks Eigenbedarf auf Basis des K1520 Systems gebaut, zu einem Zeitpunkt, wo Robotron noch gar keine Systeme mit Floppy-Laufwerken hatte. Die erste Version des MRES 20 von Robotron (vielleicht kennen Sie das auch, ein Z80-Entwicklungssystem in Schreibtischgröße), hatte erst später eine Floppy-Station bekommen.
Der erste Floppy-Kontroller in Form einer voll bestückten diskreten K1520 Leiterplatte hatten ein Herr Kuhn (Hardware) und Dr. Brennenstuhl (Software) entwickelt. d.h. die Software war dann UNOS / UDOS bei dem das Z80 ZDS System (Zilog Development System) mit dem RIO Betriebssystem als Vorbild herhalten musste. Floppy-Controller Schaltkreise (Intel 8272 bzw. NEC µPD765) hatten wir zu Anfang nicht.
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend hatte ich dann das ähnliche Zilog Z80 MDS auch mit RIO auf die K1520 Hardware gebracht und anschießend das CP/M bzw. OS/M und Intel ISIS bzw. IS/M.
Und dann kamen die 16-bit CPUs. So war es nur folgerichtig auch ein solches System haben zu wollen. Original-Systeme gab es ja nur ganz wenige und das war geheim. Die ersten eigenen Z8000 Systeme basierten auch auf einem Leiterplatten-Stecksystem. Danach wurde dann das kompaktere P8000 mit Ziel diese im EAW zu produzieren entwickelt.
Ich war mir in der ersten Mail nicht sicher, für den Bürocomputer hatten wir die beiden Erweiterungskarten (CPU / RAM) entwickelt und hier hat das ZKI (ein Herr Fröhlich) das UNIX drauf gebracht. Vermutlich Mutos. Für diese Leiterplatten hatte ich noch irgendwelche Hardware- und RAM-Tests geschrieben.
Übrigens gab es in Ost-Berlin bis zur Wende auch einen monatlichen UNIX Stammtisch.
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-- P8000 adventures: http://pofo.de/blog/?/categories/1-P8000 |