004
22.08.2014, 15:15 Uhr
Gerhard
|
Hallo Daniela,
Erstens sei gesagt: Ich finde es prima, wenn Jüngere von sich aus, ohne Druck von außen oder "oben", Zugang zu dieser Thematik suchen. In diesem Sinne also Glückwunsch und schon mal ein paar Vorschußlorbeerblättchen.
Und zweitens hier noch ein paar Tipps bzw. Hinweise zu Deinem Vorhaben: Aus Deinen Zeilen in (000) könnte jemand herauslesen, es ginge Dir nur um das reine Spielen am Computer. Das wäre sicher zu eng. Zwar hat mal in einem Vortrag ein Mitarbeiter des damaligen "Instituts für Jugendforschung" in Leipzig (Mitte der 80er Jahre) von einer Umfrage berichtet, wonach der Computer in der Beliebtheit "noch vor der Disko" rangiert habe. Aber das hat sich ziemlich schnell geändert, sobald die EDV-Ausbildung Pflichprogramm wurde und die Sache somit in Arbeit ausartete.
Umgekehrt gab es aber einen (bisher wohl wenig beachteten und beschriebenen) Bereich zwischen der offiziellen EDV-Euphorie und der privaten Spielerei, der wohl bei so manchem das Interesse weckte, auch wenn der keine West-Oma hatte. In Betrieben, Hochschulen und etwas später auch EOS, kamen zunächst ganz vereinzelt, dann doch allmählich häufiger, Rechner verschiedenster Herkunft und Bauart auf. Natürlich durfte da auch nicht jeder ran, aber im Gegensatz zu der mit den großen Anlagen in den Rechenzentren zum Exzess getriebenen Geheimniskrämerei ging es doch etwas lockerer zu, und wohl jeder, der solch ein gutes Stück verwaltete, hatte auch ein paar Spielprogrämmchen dazu...
Das fing übrigens nicht erst in den 80ern an. Meine ersten Kontakte zur Rechentechnik datieren z.B. schon von 1963, als das Institut für Mathematik unserer damaligen TH Chemie Merseburg einen der ersten "Kleincomputer" der DDR vom Typ SER2 erhielt. Ich schlug mich damals gerade mit einem mathematischen Problem aus der chemischen Kinetik herum und durfte, natürlich von so gut wie keiner Ahnung getrübt, das Gerät und mich selber ausprobieren. Das Erstaunlichste war, dass dabei in der Tat etwas Sinnvolles herauskam.
Später bekamen wir dann im eigenen Fachbereich einen Computer vom Nachfolgetyp C8205 (auch als D4A bekannt), der schon etwas mehr konnte und fast bis Ende 80er gute Dienste leistete.
Vielleicht fällt dies alles nicht in Deinen Themenbereich, aber hier als Brücke noch eine Episode: Bekanntlich gab es zur Vorbereitung der Jugendweihe für die 14jährigen die sog. Jugendstunden mit Besichtigung von Betrieben oder anderen interessanten Objekten. Die Veranstalter hatten immer Mühe, geeignete Ziele zu finden. Rechenzentren waren tabu, da bot sich zwanglos unser D4A an. Wir hatten also jedes Jahr mehrfach Besuch von Jugendgruppen. Der Rechner hatte noch keinen Bildschirm, konnte also auch keine Bilder darstellen, sondern nur Text über die Schreibmaschine rausklappern. Und es gab ein Spiel "Länderraten", das viel Anklang fand und meist die Besuchszeit auf das Doppelte streckte.
So, für heute solll's reichen. Wenn Du mehr über diese Frühzeit oder auch andere Punkte wissen möchtest, dann melde Dich und frag mir Löcher in den Bauch....
Freundliche Grüße aus Halle Gerhard |