VEB Elektronik Gera

Im thüringischen Gera wurden die MC80-Computerserie, die Datennahübertragungsgeräte GDN, die Kassettenmagnetbandgeräte LCR, LCR-C, DATACORD sowie das Kassettenmagnetbandlaufwerk LW1200 hergestellt.
Außerdem wurden die gern als Laufwerk für die Kleincomputer genutzten Kassettenrecorder der Geracord-Serie hier produziert. Parallel zu VEB Robotron-Elektronik Hoyerswerda lief in Gera außerdem eine Produktionsstrecke für Computerbildschirme (K7229).
Auch weitgehend unbekannte militärische Erzeugnisse gehörten zur Produktpalette. Der VEB Elektronik hatte außer in Gera Betriebsteile in Lobenstein (u.a. Produktion LCR, Walkman, LTR) und in Prenzlau (Produktion Kondensatoren).

Gebäude des VEB Elektronik Gera

Gebäude des Kondensatorenwerks Gera

Bild aus der Produktion des GERACORD

Ehemalige Mitarbeiter von Elektronik Gera, meldet Euch bitte. Wir haben viele Fragen zu den damaligen Produkten.

Chronik

1947: "Siemens & Halske AG" wurde von der Sowjetischen Militäradministration unter der neuen Firmenbezeichnung "Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Isolator, Kondensatorenwerk Gera" mit einer Belegschaft von 550 Mitarbeitern übernommen.
1948: Überführung der Firma in Staatseigentum als "VEB RFT Kondensatorenwerk Gera"
1949: Inbetriebnahme des ersten Formierbades, danach folgten Einrichtungen zur Aufrauung von Aluminiumfolien im Standätzverfahren
1951: Wiederaufnahme der Fertigung Öl-imprägnierter Glättungskondensatoren, von MP-Gleichspannungskondensatoren und von Papierkondensatoren im Keramikrohr
1952: Fertigung der ersten Blindleistungskondensatoren, außerdem Kabelausgleich-Kondensatoren (so genannte Pupin-Kondensatoren) und Dreidekaden-Kondensatoren auf Styroflex-Basis
1964: Verringerung des Volumens von Lackfilm-Kondensatoren für Kleingeräte der Nachrichten-, Mess- und Weitverkehrstechnik um 11 bis 15 Prozent durch einen neuen Fertigungsprozess
1966: Auslieferung von 36.000 Kompensationskondensatoren für den Bau des neuen RGW-Gebäudes in Moskau
1976: Die Bezirksleitung Gera setzt sich mit dem Wunsch nach einem strukturbestimmenden Betrieb in Gera durch: Aus dem RFT Kondensatorenwerk Gera (3 Betriebsteile in Gera und Betriebe in Görlitz und Prenzlau) und Teilen der Keramischen Werke Hermsdorf (Keramikkondensatorenfertigung in Gera, Ferritkernspeicherfertigung in Lobenstein und Ferritkernspeicherendmontage in Gera) entsteht das Kombinat Elektronik Gera - sehr kurzlebig
1977: im Zuge der Umwandlung der VVB Strukturen in Kombinate - Bildung des VEB Kombinat Elektronische Bauelemente (KEBT). Elektronik Gera war zwar der größte Teilbetrieb, Stammwerk wurde aber das COT in Teltow.
1977: VEB Elektronik ist mit seinen Teilbetrieben bilanzverantwortlich für die Kondensatorenherstellung der DDR. Der Betrieb hat drei Säulen: 1. Wickelkondensatoren (Elektrolyt, Metall/Papier, Lackfilm, metallisierte Kunststofffolien, Öl-imprägnierte)
2. Keramische Kleinkondensatoren (Scheiben, Folienkondensatoren, Rohrkondensatoren, Trimmer, keramische Filter) Die keramischen Werkstoffe dafür kamen weiter aus Hermsdorf.
3. Elektronische Geräte (die Produktion von Ferritkernspeichern lief aus und wurde durch Konsumgüter - Kassettenrekorder Minett ab 1974, Mira ab 1976 ersetzt.
1978: beginnend Ersatz der Silbermetallisierung der Keramikkondensatoren durch gesputtertes Kupfer. (Endausbau 12 Hochratezerstäubungsanlagen von Elektromat Dresden zur Metallisierung )
1980: Start der Produktion Geracord-Kassettenrecorder-Reihe
1982: Entwicklung und Produktion des Computers MC80 (basierend auf einer Entwicklung der TU Ilmenau)
1983: Start des Bedampfungszentrum Pforten (Vakuumbedampfung von Papier und Kunststofffolien für die Herstellung von Wickelkondensatoren von der Rolle auf die Rolle - Elektronenstrahlbedampfungsanlagen von HVD Dresden)
1984: Inbetriebnahme der Vorfertigung für Keramische Werkstoffe auf dem Gelände F92/Südstraße. Damit wird Elektronik Gera in der Fertigung Keramischer Kondensatoren unabhängig von den Keramischen Werken Hermsdorf. Die Keramische Vorfertigung ist die modernste Europas.
1984: beginnend Entwicklung und Produktion von Bürodiktiertechnik auf der Basis Kompaktkassette und neuer miniaturisierter elektronischer Bauelemente. Verschiedene Produkte für die Landesverteidigung und das MfS.
1985: Inbetriebnahme einer Fertigung für Keramische Vielschichtkondensatoren auf dem Gelände F92 mit geplanter Kapazität von 10 Mio. Stück/Jahr. (gegossene Keramikfolien mit 25 bzw. 35 ?m Dicke, AgPd 70/30 innen Und Ag 89/20 außen)
1988: Produktion von 700 Mio. Keramikkondensatoren/Jahr
1889: Produktion des ersten Walkman der DDR: LCS1010
1989: mit Öffnung der Grenzen wurde der Betriebsteil Konsumgüterfertigung arbeitslos. Kurzarbeit 0h ab Anfang 1990, die Beschäftigtenzahl reduzierte sich von ca. 6500 schlagartig auf ca. 4300.
1992: Liquidation und Schließung des Betriebes "VEB Elektronik Gera", der Betriebsteil Wickelkondensatoren wird durch die Treuhand mit Investition von mehreren Mio. DM "aufgehübscht", aus den belasteten Gebäuden in der Park- und Ebelingstrasse auf das Gelände F92 verlagert und danach für 1,- DM an einen Investor verkauft. Der Investor setzte den Betrieb unter dem Namen "Electronicon-Kondensatoren GmbH" mit einer Garantie von 180 Arbeitsplätzen fort.
2018: Die Firma existiert weiterhin. Sie ist inzwischen gewachsen und einer der größten Arbeitgeber in Gera.