064
24.09.2010, 09:58 Uhr
P.S.
|
@jmueller Zu Deinen Zitat-Kommentaren:
(1) Da hast Du vollkommen recht. Einiges im Buch ist nicht korrekt dargestellt und vieles wurde verschwiegen - siehe Ronnebergers "Deckname Saale". Tatsächlich war der U808D der erste µP der DDR und zwar bereits 1977.
(2) So gesehen ist es richtig, daß die DDR zu den ersten Herstellern von µP gehörte. Allerdings entbehrt die Behauptung, daß die "Fima" nicht vom Entwicklungsstand der UdSSR wußte, jeglicher Grundlage. Richtig ist, daß bereits Mitte/Ende der 70er in einer geheimen VVS-Ausstellung des sowjetischen AHB "Electronorgtechnica" in den Räumen des AEB über den damaligen Stand der UdSSR in Punkto Mikrorechentechnik, Prozessoren, Halbleiterspeicher usw. informiert wurde. Was dort zu sehen war - von ganzen Reihen Logik-ICs mal abgesehen, Speicher-ICs, µPs verschiedenster Klassen, auch schon ein 8080-Derivat! - setzte uns doch in Erstaunen. Die Informationen durften allerdings (zunächst) nicht nach draußen getragen werden, so daß die DDR-Industrie nur wenig Kenntnis davon bekam. Außerdem waren technische Unterlagen nach DDR-Standard nicht vorhanden und zu evtl. Lieferbereitschaft gab es (ebenfalls zunächst) keine Aussage der sowjetischen Seite.
(3) Es ist richtig, daß zum Zeitpunkt der Einführung der Mikrorechnentechnik in der DDR Ende der 70er wir und die UdSSR die einzigsten im RGW waren, die diese technologische Basis hatten. CSSR, Polen, Ungarn, Bulgarien usw. kamen dann erst Mitte der 80er dazu. Hieran kann man dann ganz eindeutig erkennen, daß - leider - die Bestrebungen zur so genannten Spezialisierung im RGW vollkommen gescheitert waren. Jedes Land "kochte sein eigenes Süppchen" und von einer effizienten Massenproduktion war man weit entfernt.
(4) Das ist natürlich Unsinn. In der DDR gab es Streit über die weitere Entwicklung der Zilog-Linie mit dem U8000 - hier favorisiert insbesondere von den einflußreichen Numerik-Leuten, oder die Umorientierung wieder auf INTEL mit der 8086 usw. Verfechter dieser Line war ROBOTRON. Als Kompromis kam dann das MMS-16- System als Nachfolger des so erfolgreichen K1520-Systems. Der erste 16Bit-Computer auf Basis dieses Systems war der AC7100 - wie richtig angegeben, bereits 1985 vorgestellt.
(5) Das wird schon so gewesen sein. Während es in den 70ern offensichtlich noch relativ einfach war, entsprechende Unterlagen von INTEL zum I8008 zu "besorgen", scheint die Begündung der Schwierigkeiten mit dem späteren Hauptkonkurrent AMD doch recht plausibel. Aber man hatte ja viele andere "Quellen": SIEMENS, ZILOG, TI, IBM usw.
(6) Die Beschaffung von Entwicklungsmustern ist vergleichsweise einfach. Jeder Entwickler namhafter westlicher Elektronik-Konzerne konnte Entwicklungsmuster bestellen, sobald diese zur Verfügung standen. Das ist auch heute noch so. Anders bei Entwicklungsunterlagen, die muß man wirklich "klauen/kopieren" (lassen). Daß Ende der 80er schon solche Muster vom 386, bzw. 486 in der DDR waren - zu "Untersuchungszwecken", ist durchaus denkbar. Schließlich gab es bereits Anfang der 90er die ersten 486er PC's.
(7) Es ist richtig, daß bereits Anfang der 90er der BND in den Halbleiterbetrieben der DDR Informationen sammelte, um herauszubekommen, wer die "Quellen" insbesondere bei SIEMENS gewesen sind. Das ging damals lang und breit durch die Presse. Die "Firma" hatte aber vorgesorgt - bis auf wenige Ausnahmen gab es keine belastenden Unterlagen mehr, so daß die "Quellen" weitestgehend geschützt schienen. Allerdings gab es auch ehem. Mitarbeiter der "Fima", die ihr Wissen zu Kapital machten und somit konnten doch einige der "Quellen" enttarnt und in Folge gerichtlich belangt werden.
Eine historische Übersicht der INTEL-Produkte kann man hier finden: http://download.intel.com/museum/research/arc_collect/timeline/TimelineDateSort7_05.pdf
Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! - Wissen ist Macht, wer glaubt, der weis nichts! - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! - Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht! PS Dieser Beitrag wurde am 24.09.2010 um 10:25 Uhr von P.S. editiert. |